Mysteriöse Schnabelwale
Schnabelwale sind schwierig zu sichten und zu erforschen. Ihr Leben findet in tiefen Gewässern, oft fern der Küsten, und vor allem überwiegend unter der Wasseroberfläche statt.
Dazu kommt noch, dass sie mit ihrem unauffälligen Schwimmstil nicht weit aus dem Wasser herausragen, sie springen und plantschen nicht. Auch das Auf- und Abtauchen ist unspektakulär: Schnabelwale gleiten in einem spitzen Winkel unter Wasser und tauchen auch wieder so auf – kein Vergleich mit dem unübersehbaren Fluke-up (Zeigen der Fluke) und dem prustenden Auftauchen der Pottwale, die an und durch die Wasseroberfläche nach oben schießen wie ein Sektkorken aus der Flasche.
Dazu kommt: Schnabelwale wahren in den oberen 200 Metern des Meeres Funkstille! Sie fürchten Orcas, denen die sie sich nur durch tiefes Abtauchen entziehen können.
Durch die optische und akustische Unauffälligkeit sind sie auch für Wissenschaftler schwierig aufzustöbern.
Schnabelwale und LFAS-Sonar
Traurige Berühmtheit haben die Cuvierwale und andere Schnabelwale durch ungewöhnliche Massenstrandungen, die offenbar durch Navy LFAS-Sonar ausgelöst worden waren.
Mehrfach waren ganze Wal-Familien in Panik aufgetaucht und sterbend oder schon tot gestrandet, mit blutenden Gehörgangen. Der griechische Wal-Experte Dr. Alexandros Frantzis hatte als erster den Bezug zum Marine-Sonar hergestellt (dazu mehr auf Meertext unter „1 Marinemanöver im Mittelmeer und 10 gestrandete Cuvier-Schnabelwale“ und „Update: Sonartod für Cuvier-Wale im Mittelmeer“)
Mittlerweile ist dieser Kontext wissenschaftlicher Konsens, viele andere Biologen hatten Frantzis Untersuchungen bestätigt. Die Laute des LFAS-Sonar, das der U-Boot-Abwehr dient, scheinen sich für Ziphiiden wie Orca-Rufe anzuhören – die Schnabelwale tauchen in Panik auf. Dabei erleiden sie typische Zeichen der Taucherkrankheit, die bis dahin bei Walen noch nie beschrieben wurde. Durch den Notaufstieg perlt im Blut gelöster Sauerstoff aus, die Gasblasen zerfetzen Blutgefäße im Kopf und den Innenohren. Normalerweise tauchen sie langsamer auf und brauchen diese Zeit offenbar für die Dekompressionspause.
(Schnabelwale sind auf Meertext oft zu Gast, unter dem Schlagwort sind noch mehr Artikel über sie zu finden).
Hier ist eine der raren Unterwasser-Aufnahmen eines Cuvierwals (mautuntun: 2008 Male beaked whale swimming at the surface that I filmed in the Mexican Pacific Ocean)
Quelle:
Jeanne M. Shearer, Nicola J. Quick, William R. Cioffi, Robin W. Baird, Daniel L. Webster, Heather J. Foley, Zachary T. Swaim, Danielle M. Waples, Joel T. Bell and Andrew J. Read: “Diving Behaviour of Cuvier’s Beaked Whales (Ziphius cavirostris) Off Cape Hatteras, North Carolina” Royal Society Open Science, Feb. 6, 2019. DOI: 10.1098/rsos.181728; https://doi.org/10.1098/rsos.181728
Ein Dankeschön an @beobachter für den Tipp : )
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