Hat ein schwäbischer Raketenkonstrukteur mit der Entwicklung seines Raketen-Modul-Baukastens ESA und NASA gezeigt, wo der Rechenschieber hängt? Oder hat er auf Kosten deutscher Steuerzahler günstige Mittelstreckenraketen für afrikanische Diktatoren konstruiert? War die Firma für Discount-Raketen nur eine Fata Morgana der Raumfahrt?

Das OTRAG (Orbital Transport- und Raketen-AG)-Projekt hört sich an, wie ein  Drehbuch für ein schlechtes B-Movie: Ein junger Raketentüftler aus Stuttgart hat Ende der 70-er Jahre Raketen zum Discountpreis konstruiert. Involviert waren namhafte Raketen-Experten, die einst in Peenemünde mit Wernher von Braun gearbeitet hatten. Erprobt wurden Raketen auf einem Gelände im Zaire des Diktators Mobutu, das zu seltsamen Bedingungen gepachtet worden war. Dieses erste privatwirtschaftliche Raketen-Projekt sollte bezahlbare Satelliten für Deutschland, selbst für kleinere Staaten und Entwicklungsländer ins All transportieren. Die Möglichkeit der militärischen Nutzung machte OTRAG für die Bundesrepublik Deutschland auch außenpolitisch explosiv.
Die Geschichte vom sparsamen und genialen Schwaben, der erst nach Afrika gehen musste, um seine Raketen bauen zu dürfen entspricht den höchsten Anforderungen des aktuellen Storytelling.

Der Dokumentarfilm “Fly Rocket Fly – From the Jungle to the Stars” (2018) von Oliver Schwehm stellt das Projekt vor.
Hier der Trailer:

Raketentüftler mit guten Kontakten: Private Raketenindustrie, finanziert mit deutschen Steuergeldern
Es war einmal in Afrika…
Aber eigentlich fing die Geschichte in Stuttgart an.
Oder sogar noch früher in Peenemünde.
Wernher von Braun und ein Heer von Ingenieuren hatten bis 1945 Raketen konstruiert – die Vergeltungswaffe V2 hatte in London und anderen Städten für Angst und Schrecken gesorgt. Das Zentrum der Raketentechnologie war Peenemünde, Abschußrampen standen auch an zahlreichen anderen Orten.
Nach Kriegsende 1945 hatten vor allem die USA und die UdSSR die deutschen Ingenieure an ihre eigenen Raketenprogramme gesetzt. 1969 besiegten die USA im Space Race des Kalten Krieges die Sowjetunion: Die erste Mondlandung von Astronauten im Rahmen des Apollo-Programms.

Lutz Kayser experimentiert schon als Teenager mit Raketentreibstoffen. Der Vater, der schließlich um die strukturelle Integrität des elterlichen Hauses fürchtet, stellt seinem Sohn einen Platz in einem Steinbruch zur Verfügung (Papa Kayser war Chef der Südzucker AG und hatte das entsprechende Kleingeld). 1955/56 ist Lutz Kayser Gründungsmitglied der von Eugen Sänger geleiteten Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt an der Universität Stuttgart e. V. Der Österreicher Eugen Sänger hatte bereits vor dem Krieg an Raumfahrzeugen getüftelt, zunächst am Amerikabomberprojektes, später an „der Entwicklung einer Raumfähre, die er Raumboot nannte und die zum Transport von Personen und Fracht zwischen Erdboden und Orbit bzw. Raumstationen dienen sollte“ (Wikipedia: Eugen Sänger). Von 1954 bis 1961 ist Sänger Direktor des Instituts für Physik und Strahlenantriebe an der Universität Stuttgart, dabei baut er das Institut sowie das Raketenversuchsgelände Lampoldshausen auf. Seine Forschungen an einem Raumgleiter sind u. a. die Grundlage für das spätere Space Shuttle (ein Sänger-Gleiter ist im Technikmuseum Speyer ausgestellt, direkt unter der russischen Raumfähre Buran).
Verheiratet ist er mit der ebenfalls raumfahrtbegeisterten Physikerin und Mathematikerin Irene Sänger-Bredt, seiner ehemaligen Assistentin. Sie hatte u. a. an der Entwicklung eines Raumgleiters mitgearbeitet und war Expertin für Raketen-Flüssigtreibstoffe („Dann wäre Deutschland führend in der Welt“, Spiegel, 1977) , später hat sie als Consultant die junge Raumfahrtindustrie beraten (Wikipedia: Irene Sänger-Bredt)
Nach seinem Ingenieursexamen in Stuttgart gründet Kayser die Technologie- und Forschungs GmbH. Das BMF (Bundesforschungsministerium) bewilligt ihm 3,5 Millionen DM für die Entwicklung eines neuen Triebwerks. Sein Konzept: „Nicht High Tech, sondern Low cost”, wie er im Film „Fly Rocket fly“ (2018 )erklärt.

Der Kreis der alten Kameraden aus Peenemünde – Sänger, Sänger-Bredt, Debus und andere – unterstützen den jungen Ingenieur, nicht nur mit Raketenkunde, sondern auch mit hervorragenden Kontakten. Braun-Vorstand und OTRAG-Aufsichtsrat Albrecht Schultz bringt das Anliegen gewisser Kreise auf den Punkt: „Kayser erreichte, was Peenemünde nicht schaffte. Jetzt müssen wir klären, welche Industrie sich mit einem Konsortium beteiligt“ („Dann wäre Deutschland führend in der Welt“, Spiegel, 1977).
Nach erfolgreichen Tests kommt die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt – die Vorgänger-Institution der DLR – 1974 zu dem Ergebnis: „Konzept ist grundsätzlich durchführbar“, daraufhin gründet Kayser die OTRAG mit Sitz in Stuttgart und Neu-Isenburg (Hessen).
Ein finanziell kluger Schachzug, denn dort hatten viele Abschreibungsgesellschaften eine Zweit-Niederlassung. Das Konzept: Anleger unterstützen innovative Firmen finanziell, anstatt Steuern an das Finanzamt zu zahlen. Im gleichen Jahr gewinnt Kayser mit Kurt Debus einen prominenten und erfahrenen Unterstützer, Debus ist ehemaliger Direktor des Kennedy-Raumfahrtzentrums.
Ein weiterer wertvoller Kontakt: Für seinen ehemaligen Peenemünder Kollegen Debus verfasst Wernher von Braun die Broschüre „Wie Satelliten Entwicklungsländern helfen können“.

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Kommentare (66)

  1. #1 rolak
    9. April 2019

    Hey, das erweckt Erinnerungen aus dem DornröschenSchaf – damals las ich noch Spiegel und bin daher schon ein wenig vorinformiert. Aber dran gedacht? Schon lange nicht mehr…

    Jetzt aber abwarten und nicht hinter anderen Infos hinterherhecheln ;·)

  2. #2 Dampier
    9. April 2019

    Spannend. Ich hab auch irgendwann mal nebenbei davon gehört, und hatte es ganz hinten im Kopf unter “abgefahrene Story, dranbleiben” abgelegt. Freue mich auf Teil 2. Und danke für den Hinweis auf den Film!

    PS. Mobutu, nicht Mugabe 😉

  3. #3 Bettina Wurche
    9. April 2019

    qDampier: Danke, auweia. Ich entschuldige mich aufrichtig bei Herrn Mugabe! Im 2. Teil habe ich mindestens 20 Mal Mobutu geschrieben : )

  4. #4 ImNetz
    9. April 2019

    Danke für den informativen Artikel ;—))

    Damals(TM) wurde die Geschichte in den Printmedien noch so mit dem „Geschmäckle“ nach Abenteuer in den Weiten des Weltalls serviert, dass wir doch tatsächlich die Presseunterlagen und Anlegerinformationen im großen, dicken, grauen DinA4 Kuvert angefordert haben … Diese s/w Drucksachen der OTRAG liegen bei uns wohl noch im Keller in den Kartons und verstauben ….

  5. #5 RPGNo1
    9. April 2019

    Schon dieser erste Teil der Geschichte hört sich so fantastisch und wahnwitzig an, dass er aus einem Hollwooddrehbuch stammen könnte. Sehr spannend, ich freue mich auf den 2. Teil.

  6. #6 M
    Bolivien
    9. April 2019

    @BW
    Diesen Beitrag hätte ich hier nicht erwartet. Sehr informativ, danke!

    Es gab noch einen anderen Ingenieur, der zu der Zeit günstige Raketen privat konstruierte: Berthold Seliger

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berthold_Seliger_(Ingenieur)

    Soweit ich weiß, wurde der von Adenauer persönlich kaltgestellt, da müsste ich aber nochmal gründlich recherchieren woher ich die Info habe.

    Hier noch ein informativer Artikel zu deutschen Bemühungen (bitte nicht von der URL abschrecken lassen) (habe das gerade gegurgelt, nur quer gelesen):
    https://verschwoerungstheorien.fandom.com/de/wiki/Deutsche_Raketenforschung_seit_1945

    Dort werden auch die 2 interessanten Burschen erwähnt:
    https://www.jugend-forscht.de/stiftung-jugend-forscht-e-v/historie/erfolgreiche-ehemalige/700-meter-fuer-eine-mark.html

    Bin schon gespannt auf den 2ten Teil. Link auf SB Hauptseite funzt irgendwie nicht.

  7. #7 Bettina Wurche
    9. April 2019

    @M: Naja, manchmal schreibe ich schon über Raumfahrt : ) Danke für die Ergänzung. Da gab es noch weitere Raketen-Aktivitäten, etwa das Pilz-Projekt in Ägypten, was in einer der Quellen noch weiter ausgeführt wird. Das ist ganz undiplomatisch vom israelischen Geheimdienst per Briefbombe beendet worden
    https://de.wikipedia.org/wiki/Aff%C3%A4re_um_deutsche_Raketenexperten_in_%C3%84gypten

    https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46273399.html

    Den link auf der Hautpseite schaue ich mir morgen mal an.

  8. #8 gedankenknick
    10. April 2019

    Und dann gab es auch noch das HARP – https://de.wikipedia.org/wiki/High_Altitude_Research_Project

    Gerald Bull wollte ursprünglich Satteliten in den Weltraum schießen mit einer ziemlich großen Kanone. Das Projekt wurde wohl verschiedentlich beobachtet, da er ja auch hätte Satteliten mit der Kanone nicht nur in die Umlaufbahn hinein sondern auch solche schon im Ulauf befindlichen aus ihrer Umlaufbahn heraus schießen hätte können. Wenn er denn soweit gekommen wäre.

    Zum Schluss – nachdem ihm immer wieder die Mittel gekappt wurden – entwickelte er Kanonen, mit denen der Irak hätte Israel unter Beschuss nehmen können (Projekt Babylon), gegebenenfalls sogar mit kleinerer nuklearer Munition. Er wurde in seiner Brüssler Wohnung erschossen, vermutlich vom Mossad.

    Ich freue mich allerdings auch auf den zweiten Teil dieses Beitrags. Mir deucht, ich hätte davon schon einmal etwas gelesen, aber ich hab es halt wieder verdrängt bzw. vergessen…

  9. #9 tomtoo
    10. April 2019

    Sehr spannende Thema.

    “..gezeigt, wo der Rechenschieber hängt? ..”

    Den Spruch kannte ich noch nicht. : ))

  10. #10 M
    Bolivien
    11. April 2019

    Nachtrag: auf dem 31C3 haben David Madlener und Sayandeep Khan was über Raketentechnik und den FAR erzählt.

  11. #11 Bettina Wurche
    12. April 2019

    @M: Was ist 31C3?

  12. #12 Bettina Wurche
    12. April 2019

    @gedankenknick: Das Thema geht immer mal wieder durch die Presse, es ist halt echt schräg. Das mit den ballistischen Schüssen ins All hat ja schon Jules Verne so erdacht. Offenbar gab es da noch so einige Raketentüftler!

  13. #14 Bettina Wurche
    12. April 2019

    @M, @tomtoo: Danke!

  14. #15 Prof. Michael Schönherr
    55442 Stromberg
    9. August 2019

    Es ist schon seltsam mit der OTRAG: Laien, Lügner, Hochstapler und Regisseure diktieren die OTRAG-Geschichte und schaden damit der technischen Wahrheit, die sich im Grunde nicht zu verstecken braucht. Ich war 10 Jahre in Kaysers Firma, tätig, die letzten 7 Jahre als Leiter der Abteilung für Flugsimulation, Auslegung und Optimierung. Ich kündigte 1980, als feststand, dass das zivile Konzept für militärische Anwendung in Libyen umgewidmet werden sollte. Ich bin 75 und der letzte, der die ganze technische Wahrheit des OTRAG-Konzepts kennt, will aber hier erst mal einen Punkt setzen und die Reaktion der Leser abwarten.
    Mit besten Grüßen M.Schönherr

  15. #16 Bettina Wurche
    10. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Bei einem solch schillernden Themenkomplex mit einer derartigen politischen Dimension wie der OTRAG wundert es mich nicht, dass dort sehr unterschiedliche Wahrheiten und Mythen parallel existieren. Beim Sichten der älteren Zeitungsartikel waren die persönlichen Positionen der unterschiedlichen Autoren teilweise sehr stark, so dass die Gewichtung und Bewertung der OTRAG-Aktivitäten sehr unterschiedlich ausfiel. Für Außenstehende ist das nahezu unmöglich zu bewerten.
    Können Sie Ihre Version der Wahrheit denn dokumentieren? Das würde sicherlich ein interessantes Buch ergeben.

  16. #17 Prof. M.Schönherr
    Stromberg
    10. August 2019

    Liebe Frau Wurche,
    es geht nicht um Außenstehende und Mythen, sondern um einen Innenstehenden, der über 10 Jahre die OTRAG-Rakete(n) ganz wesentlich (mit)entwickelt hat. Dazu gibt es viele dokumentierte Tatsachen und leider auch wohlfeile Lügen unserer Hochstapler, aber unterschiedliche Wahrheitsversionen sind das nicht! Wenn Sie die ganz untenstehende Zeile kopieren und bei Google ganz oben eingeben, können Sie mich auf dem Abschussplateau in Zaire sehen (43 Jahre jünger) und daneben die tolle Flugbahn der ersten Rakete, die planmäßig auf 12km Höhe kam und nicht auf 37 km, wie es ein Stapler angab!

    https://www.facebook.com/profile.php?id=100009968922277

  17. #19 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    11. August 2019

    @Bettina Wurche,
    Es gibt offenbar hier mehrere parallel laufende Diskussionsrunden zum Thema OTRAG. In einer dieser Runden findet sich nachfolgender Link zu Sven Grahn, den Sie auch kommentieren:
    https://www.svengrahn.pp.se/histind/Swefirst/Soundingrocketdetails/OTRAG/OTRAGEsrange.htm

    Sven Grahn verweist darin auch mehrmals auf mich und zeigt zwei Diagramme von mir aus der Flugauswertung des “OTRAG-Nachtschusses” vom Mai 1978. Kennen Sie eine andere Version der Wahrheit?

  18. #20 Bettina Wurche
    11. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr: ICH bin mit der Außenstehenden gemeint, Ihre Insider-Rolle habe ich Ihnen nicht abgesprochen. Sie müssen mir auch nichts beweisen. Ich habe allerdings noch nicht verstanden, was Sie von mir möchten?

  19. #21 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    11. August 2019

    Liebe Frau Wurche,
    offenbar sind Sie Gründerin und Leiterin der sience blogs, eines wissenschaftlich unzensierten Forums, was ich sehr begrüße! Wenn Sie hin und wieder Ihre Ansicht miteilen und der Angesprochene antworten kann, dann ist das doch in Ordnung!
    Zurück zur OTRAG. Ich habe im Alter von 28-38 Jahren meine kreativste Arbeitszeit in die OTRAG-Projekte gesteckt und deren multi-Modularität zu 100% kreiert – aber als betriebsinterne Zielrichtung und nicht so als ob man schon in 2 Jahen den ganzen Weltmarkt beliefern könne, wie Kayser und sein Wukasch warben.
    Damit will ich heute schließen.

  20. #22 RPGNo1
    12. August 2019

    @Prof. M.Schönherr

    Bettina Wurche ist eine von vielen Blogerinnen auf ScienceBlogs. Sie ist weder die Gründerin noch die Leiterin desselbigen.

    Die Konradin Mediengruppe betreibt den Blog. Die redaktionellen Geschicke betreut Jürgen Schönstein.
    https://scienceblogs.de/geograffitico/kontakt-impressum/

  21. #23 roel
    12. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr

    Kurz über die scienceblogs.de: “Auf ScienceBlogs schreiben Forscher, was sie bewegt. Journalisten veröffentlichen unredigiert. Das ist die Basis für einen neuen Dialog aus erster Hand über die Rolle der Wissenschaft in Politik, Religion, Philosophie, Kunst und Wirtschaft.” Die scienceblogs sind seit 11 Jahren insgesamt knapp 100 Blogs, von denen zur Zeit ca. 16 mehr oder weniger aktiv sind.

    Die Blogger schreiben jeweils in ihrem eigenen Blog innerhalb der scienceblogs über alles, was sie bewegt.

    Bettina Wurche ist seit 2013 mit ihrem Blog Meertext auf den sciencblogs vertreten.

    Kurz zu mir, ich erweitere hier sehr gerne mein Wissen, kommentiere und diskutiere – bin also nur interagierendes Publikum.

    Zu Ortag hat Bettina Wurche, denke ich, sehr gute Artikel geschrieben, die auch mein Interesse wieder geweckt haben.

    Als Insider haben Sie natürlich mehr und bessere Informationen, als Sie Externe zusammen suchen können. Sie haben auch den besseren Überblick, was passt und wo etwas falsch dargestellt wird.

    Vielleicht können Sie auf weitere Literatur verweisen oder vielleicht in den Kommentaren oder als Gastbeitrag (falls Bettina Wurche dem zustimmt) Ergänzendes beitragen. Ich würde mich freuen!

  22. #24 Bettina Wurche
    12. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Wie @RPGNo1 und @roel (Danke Euch beiden!) schon schrieben – ich schreibe “nur” den Meertext auf der Science-Blogs-Plattform von Konradin (Bild der Wissenschaft). Ich bin nicht weder Gründerin noch Leiterin der gesamten Science-Blogs-Plattform, unser redaktioneller Administrator ist. Einen Leiter in dem Sinne haben wir hier nicht, jeder ist für seine Themen verantwortlich. Dazu kommen unsere Kommentatoren für wunderbare Diskussionen und Denkstöße. Die Science-Blogs sind nicht kommerziell, wir schreiben unbezahlt.
    Ich habe immer noch nicht ganz verstanden, was Sie von mir möchten. Ich schreibe zwar manchmal über Raumfahrt, habe aber in nur wenige Projekte einen tieferen Einblick. Falls Sie einen Platz für Ihre Geschichte suchen, wäre es vielleicht sinnvoll, einen Fach-Journalisten für Raumfahrt zu kontaktieren. Einen kurzen Beitrag könnten wir vielleicht auch auf Meertext setzen. Dann müssten aber Ihre Aussagen gut strukturiert, dokumentiert und belegt sein.

  23. #25 RPGNo1
    12. August 2019

    @roel

    Vielleicht können Sie auf weitere Literatur verweisen oder vielleicht in den Kommentaren oder als Gastbeitrag (falls Bettina Wurche dem zustimmt) Ergänzendes beitragen. Ich würde mich freuen!

    Ein guter Vorschlag, den ich unterstütze.

  24. #26 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    13. August 2019

    Oh je, habe eine Stunde lang formuliert und geschrieben und nun ist alles weg und nicht rückholbar.Ich hatte versehentlich wohl eine falsche Taste gedrückt. Rückholzeichen und Pfeile links oben helfen auch nicht.

  25. #27 roel
    13. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr

    Das passiert hier jedem einmal. Manchmal bleibt der Kommentar aber auch nur wegen eines bestimmten Wortes oder zu vieler Links in der Moderation hängen. Dann muss er in diesem Fall von Bettina Wurche frei geschaltet werden. Vielleicht haben wir Glück.

    Lange Texte schreibe ich mit einem anderen Programm und kopiere sie dann in das Kommentarfeld hier. Dann gehen sie nicht verloren.

  26. #28 Bettina Wurche
    13. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Das tut mir leid. Das ist wohl jedem schon einmal passiert. Bei größeren Kommentaren ist es manchmal eine gute Idee, erst ein Textprogramm zu nutzen und vorsichtshalber abzuspeichern.

  27. #29 Bettina Wurche
    13. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Im SPAM war tatsächlich ein Kommentar von ihnen, aber kein längerer.

  28. #30 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    14. August 2019

    liebe Blogger,
    10 Jahre war ich an der Entwicklungsfront der OTRAG-Raketen, habe aber keine Ahnung von Eurem Wissensstand. Deshalb eine Testfrage, über deren Beantwortung ich mich freuen würde!
    Frage: Wie wurden die OTRAG-Raketen gesteuert?

  29. #31 Spritkopf
    14. August 2019

    10 Jahre war ich an der Entwicklungsfront der OTRAG-Raketen, habe aber keine Ahnung von Eurem Wissensstand.

    Das sollte aber für die Abfassung eines Gastartikels (wenn Sie denn so etwas machen wollen) keine Rolle spielen.

    Wie wurden die OTRAG-Raketen gesteuert?

    Laut Bernd Leitenberger über das Drosseln einzelner Triebwerke.

  30. #32 Bettina Wurche
    14. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr, @Spritkopf: Ein Gastbeitrag müsste für Laien verständlich sein. Bitte nicht zu lang und technische Details bitte erklären. Sie können Texte auch auf Ihre eigenen Seiten stellen (die sind ja angelegt), dann können Sie es häppchenweise und strukturiert aufbauen – ich könnte dann von Meertext aus gern verlinken.

  31. #33 roel
    14. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr Normalerweise ignoriere ich solche Wissensabfragen. Aber ich bin unheimlich an einem Gesamtbild über die OTRAG interessiert.

    Ich habe auch, wie @spritkopf, den Artikel von Bernd Leitenberger gelesen. Die Steuerung erfolgte danach über das Drosseln einzelner Triebwerke.

  32. #34 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    14. August 2019

    @Spritkopf: Ja, Leitenberger hat das so geschrieben, es war auch so geplant, wurde aber nie verwirklicht, weil der von Kayser und im Film hochgelobte Scheibenwischermotor ungeeignet war und schon beim Start oft versagte, siehe Unglücksflug in Anwesenheit von Mobutu. Nie ist eine OTRAG-Rakete im Fug aktiv gesteuert worden, aber die Legende vom genialen Kayser und seiner Steuerung per bewährtem Scheibenwischermotor wird bleiben, auch wenn später ein Maxon-Getriebemotor zum Einsatz kam. Aber da waren nur noch kleine 1-Modul-Raketen im Einsatz, die nur ein Triebwerk hatten ohne die Möglichkeit der Richtungssteuerung.(Libyen und Esrange). Legenden zu entlarven gehört auch zur “science”, auch wenn sie noch so gut erfunden sind!
    Ich bin kein Kayser- oder OTRAG-Feind, im Gegenteil, alle Typen sind nach meiner Gestaltung und Berechnung gebaut worden und wenn Kayser davon abwich, gab es flugmechanischen Ärger. Wenn er von Reisen zurückkam, besuchte er mich zuerst und fragte “was gibt es Neues?” Ohne Kayser und seine Chuzpe hätte es die OTRAG nie gegeben und ohne seine Charakterfehler auch nie den schnellen Niedergang.

  33. #35 Spritkopf
    14. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr

    Ja, Leitenberger hat das so geschrieben, es war auch so geplant, wurde aber nie verwirklicht, weil der von Kayser und im Film hochgelobte Scheibenwischermotor ungeeignet war und schon beim Start oft versagte

    Wenn diese Information nie öffentlich war, dann verstehe ich nicht, warum Sie überhaupt eine entsprechende Testfrage stellen. Diese kann dann doch kein Außenstehender korrekt beantworten, schon prinzipiell nicht.

    Warum stellen Sie den Sachverhalt nicht einfach richtig und gut is’?

    aber die Legende vom genialen Kayser und seiner Steuerung per bewährtem Scheibenwischermotor wird bleiben

    Aber sicherlich nicht durch Bernd Leitenberger, denn er geht auf seiner Webseite sehr kritisch mit dieser Art von Steuerung ins Gericht. Haben Sie sie nicht gelesen?

  34. #36 Spritkopf
    15. August 2019

    Bettina, meine Antwort an Prof. Schönherr scheint ebenfalls im Spamfilter gelandet zu sein. Könntest du bitte mal nachschauen? 🙂

  35. #37 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    15. August 2019

    @Spritkopf

    https://video.golem.de/wirtschaft/20117/absturz-einer-otrag-rakete-in-zaire.html

    Den Link bitte kopieren und ganz oben eingeben!

    Die Rakete startet korrekt, wenn alle 4 Triebwerke gleichzeitig zünden. Dazu müssen 4 Scheibenwischermotore gleichzeitig 4 Kugelhähne aufdrehen, damit die Treibstoffe simultan in die Brennkammern einströmen. Hier haben aber offenbar 1 oder 2 Scheibenwischermotore versagt, so dass 1 oder 2 Triebwerke nicht zünden konnten. Durch den einseitigen Schub vollführt auch der schlanke Raketenkörper einen vertikal-Kurvenflug von etwa 180° in etwa 20 Sekunden. Wenn zufällig eine andere Kombination von Scheibenwischermotoren ausgefallen wäre, dann hätte es Mobutu samt Tross uns Kayser erwischen können und das war allen Anwesenden klar und Kayser hätte doch so gern eine im Himmel verschwindende Rakete präsentiert, und statt dessen ein dreckiger Schlag am Fluss unten und aufsteigende Schwaden der rotrauchenden Salpetersäure.
    Es war der Anfang vom Ende der OTRAG.

  36. #38 tomtoo
    16. August 2019

    Spannend war dieser Herr Kayser auf jeden Fall. Sowohl Techniker als auch Marketingmensch. Da hatte er mit Musk ja etwas gemeinsam.

  37. #39 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    16. August 2019

    Ich würde mal die Mutter von Kaysers Kindern fragen, die wird sicher was anderes sagen.
    Die OTRAG war ja für immer ambivalent – zweischneidig bis heute. Die Geschäftsleitung stand politisch immer rechts, währen ich mich als 68er eher links fühlte.Die Aufbruchstimmung hatte mich gleich mehrfach gepackt: in der neuen Musik und bei allem was fliegt. Ich baute Modellflieger, wurde Drachenflieger, Segelflugzeugpilot und entwickelte Modellraketen, die bis über Sichtweite hoch flogen und natürlich studierte ich Luft/Raumfahrt an der TU Suttgart. und nun sollte eine richtige Rakete gebaut werden, klar, dass ich dabei sein musste. Alsbald kam die Enttäuschung: Kaysers Entwurf wäre voll betankt eine unfliegbare 1000 Tonnen schwere Krücke.

  38. #40 tomtoo
    17. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr
    Wo lagen die Probleme? Ist das Konzept prinzipiell nicht geeignet für einen LEO? Oder gab es Probleme im Detail?

  39. #41 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    17. August 2019

    @tomtoo
    Danke, dass mal eine Frage kommt. Aber dazu muss ich Bilder zeigen, was hier nicht geht, also Hochladen auf Internetseiten. Ich hoffe, dass ich heute noch ein Zwischenziel schaffe. Das eigentliche OTRAG-Konzept stammt ja ausschließlich von mir, es gestattet eine Vielzahl von Versionen und Einsätzen, aber natürlich nicht sofort, sondern in einer vielleicht 10 Jahre dauernden Entwicklungslinie, die mit kleinen Projekten anfängt, unterwegs Modifikationen erlaubt und vielstufige Raketen ermöglicht, geeignet bis zur Ausführung von interstellaren Missionen. Nun die Ambivalenz auch hier: Es gibt bei dem Konzept viele Stolperstellen, an denen der schwäbische Tüftler seit Jahren immer wieder gearbeitet hat -aber zu wessen Nutzen? Wenn ich es publiziere, werden die K-s und W-s behaupten, dass es ihre Erfindung sei und Journalisten würden sich finden, die es bestätigen.

    Schlimmer wäre, wenn sich damit die Verbreitung von Fernwaffen erhöhen würde. So muss die Fertigstellung meines OTRAG-Buchs noch warten!

  40. #42 tomtoo
    17. August 2019

    @Prof. Michael Schönherr
    “..wessen Nutzen..?”
    Gut Frage. Nachdem Privateers die Möglichkeit besitzen High-Tech Raketen zu bauen? Wem würde es nutzen Low-Tech Raketen zu bauen?

  41. #43 Spritkopf
    17. August 2019

    Warum selber eine Rakete bauen, wenn man von der NASA eine Saturn I für lau kriegt?

    OK, man zahlt die Versandkosten und die sind, sagen wir, ein kleines bißchen höher.

  42. #44 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    17. August 2019

    @tomtoo:“..wessen Nutzen..?”
    Gut Frage. Nachdem Privateers die Möglichkeit besitzen High-Tech Raketen zu bauen? Wem würde es nutzen Low-Tech Raketen zu bauen?

    Antwort:
    Dem, der keine Privateers kennt!

    @Spritkopf
    Warum selber eine Rakete bauen, wenn man von der NASA eine Saturn I für lau kriegt?
    OK, man zahlt die Versandkosten und die sind, sagen wir, ein kleines bißchen höher.

    Antwort:
    Wenn du zwei Raketen willst

  43. #45 Spritkopf
    18. August 2019

    @Prof. Schönherr

    Ich fand die Frage von tomtoo ebenfalls interessant, wundere mich aber, dass Sie sie nicht beantworten wollen. Sie haben immerhin selber eine Webseite; da ein paar Bilder hochzuladen und hier in einem Kommentar zu verlinken sollte eigentlich keine große Schwierigkeit darstellen. Und falls das doch der Fall sein sollte, könnten Sie das Problem sicher auch durch eine kurze textliche Erklärung anreißen, wenn Sie nicht tiefer ins Detail gehen wollen.

    Dass das vielstufige Konzept der OTRAG-Rakete einen Haufen Hindernisse birgt, ist ja eh klar. Sie besteht aus vielen Teilen und viele Teile bedeuten viele Ausfallmöglichkeiten. Dann diese Raketen alle synchron zu steuern, also Schubdifferenzen zu erfassen und auszugleichen ist sicherlich gleichfalls eine Herausforderung.

    Aber der größte Mangel des Konzepts ist meiner Ansicht nach, dass man mit den vielen zusammengekoppelten Raketen viel mehr Hüllenmaterial ins All transportieren muss, als wenn man eine große Rakete mit nur zwei Tanks pro Stufe – einen für den Treibstoff und einen für das Oxidationsmittel – bauen würde. Das sind viele überflüssige Kilos, die einem beim Treibstoff und bei der Nutzlast fehlen. Bei Bernd Leitenberger wird ausführlich beschrieben, dass schon damals erhebliche Zweifel daran bestanden, ob die Rakete überhaupt in der Lage sein würde, eine nennenswerte Nutzlast in den Low Earth Orbit zu befördern. Und Sie reden in #41 von interstellaren Missionen, für die nochmals wesentlich höhere Geschwindigkeiten notwendig wären. Wie soll das bitteschön mit dem OTRAG-Konzept gehen?

  44. #46 tomtoo
    18. August 2019

    @spritkopf
    Ich sehe da noch ein Problem, und das ist der Preis. Immerhin sind die Erststufen von Musk wiederverwendbar. So wie ich das sehe ist sowas bei den OTRAG Raketen nicht möglich. Man hat ja nicht viel Infos, aber kann man die Triebwerke nicht nach jedem Flug wegwerfen? Ich frage mich also ob die einfache Herstellung da wirklich noch einen Preisvorteil bietet?

  45. #47 Spritkopf
    18. August 2019

    @tomtoo
    Klar, wenn man heute gegen SpaceX konkurrieren will, kommt man wahrscheinlich mittelfristig um wiederverwendbare erste Stufen nicht herum. Aber zuerst muss man überhaupt mal in der Lage sein, Nutzlast in den LEO zu transportieren, bevor man sich um solche Detailprobleme kümmern kann.

    Wer Raketen bauen will, kommt um einen Fakt nicht herum und das ist die Raketengrundgleichung. Das heißt, Leermasse der Rakete, Treibstoffmasse und Ausströmgeschwindigkeit des jeweiligen Treibstoffes bestimmen, auf welche Geschwindigkeit (und damit welche Höhe) die Rakete kommt. Grundsätzlich! Und da hat das OTRAG-Konzept gravierende Mängel im Vergleich zu anderen Raketen, egal ob wiederverwendbar oder nicht.

  46. #48 Spritkopf
    18. August 2019

    @myself

    Ausströmgeschwindigkeit des jeweiligen Treibstoffes

    Das muss natürlich heißen: “Ausströmgeschwindigkeit der Verbrennungsgase des jeweiligen Treibstoffes”

  47. #49 tomtoo
    18. August 2019

    @spritkopf
    Klar muss ich zuverlässig zumindest den LEO erreichen. Aber dann zählt der Preis. Ausser ich mach das für militärische Zwecke, da mag es anders aussehen. Für ein kleines Land wäre sowas evtl. als Kurz oder Mittelstreckenrakete denkbar? Also ein Land dass keine Turbopumpen selbst entwickeln oder kaufen kann? Gibts sowas noch?

  48. #50 tomtoo
    18. August 2019

    @spritkopf
    Naja, ich kenn mich da nicht aus. Aber irgentwie müsste man das Konzept ja verkaufen. Und da fällt bei mir noch nicht der groschen wie? Bei gleicher Leistung billiger ist immer ein Argument. Aber das wäre die Frage wenn es darum ginge etwas in den LEO zu schicken, wenn die Konkurrenz wiederverwendbar kann. Für’s Militär ist das kein Thema, die Rakete ist dann eh futsch. ; )

  49. #51 Spritkopf
    18. August 2019

    @tomtoo

    Nunja, als die OTRAG damals an den Start ging, war von Wiederverwendbarkeit einzelner Stufen noch nicht die Rede. Und selbst heute, vierzig Jahre später, ist SpaceX der einzige Anbieter, der das kann.

    Auch muss man berücksichtigen, dass bei Wiederverwendbarkeit die Nutzlast reduziert wird, weil die jeweilige Stufe zusätzlichen Treibstoff für die Rückkehr sowie ausfahrbare Landebeine und sonstige Mimik für die Landung transportieren muss, siehe den Wikipedia-Artikel zur Falcon 9. Eine Falcon 9 ohne Rückkehroption trägt knapp 23 Tonnen in den LEO, mit Rückkehroption sind es nur noch 15 Tonnen. Und wenn ich Satelliten in einen geostationären Orbit hieven oder gar Raumsonden zum Mond oder zum Mars schicken will, würde mir die Rückkehroption schon zuviel Tragfähigkeit für den dafür benötigten Treibstoff wegfressen, d. h., bei solchen Missionen könnte auch SpaceX nicht auf Einwegraketen verzichten.

    Bloß… wenn man erst gar nicht in den LEO kommt oder wenn überhaupt, dann nur mit wenigen hundert Kilogramm Nutzlast, dann nutzt einem auch ein noch so modulares und darum billiges Konzept nichts. Der Preis pro Kilogramm Nutzlast ist damit immer noch um ein Vielfaches höher als bei einer Rakete, die das 50- oder 100fache an Nutzlast schleppt.

  50. #52 Spritkopf
    18. August 2019

    Hat nicht direkt mit dieser Debatte zu tun, aber ist grundsätzlich lehrreich für die Frage, was es braucht, um eine bestimmte Masse ins Weltall zu befördern: Der Vortrag von Stan Love zu einem Flug zum Mars.

  51. #53 tomtoo
    18. August 2019

    @Spritkopf
    Nun es hindert ja niemand SpaceX darann das Ding bis zum letzten Tropfen auszunutzen.
    https://www.forbes.com/sites/jonathanocallaghan/2019/08/06/spacex-launches-israeli-satellite-to-geostationary-orbit-on-rare-expendable-rocket/amp/

    Dann ist die aber schon geflogen. Klar ist vor 40 Jahren war sowas nicht die Latte, aber jetzt ist es halt so. Deswegen würde mich ja interresieren in welchem Marktsegment,und wie, eine OTRAG konkurieren sollte? Kohle muss halt reinkommen.

  52. #54 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    19. August 2019

    @Spritkopf @tomtoo
    Hallo Ihr Raketenforscher,
    Der Raketenbau ist ja in Deutschland bei 0,0.
    Raketen bauten die Franzosen, wir durften dafür ein wenig beim Airbus mitmachen. Und die Amis? Die haben wohl auch keine Lust mehr, weil die Russen so billig sind – mit einem Typ, der noch aus der Sputnik-Zeit zu stammen scheint, das war 1957.
    Also: Alter schützt vor Nutzung nicht, die ersten Otragler flogen 1977/78. Was wäre heute wenn…?
    Thema Bilder: natürlich werde ich diese vermehrt hochladen, aber meine teils vor 20 – 30 Jahren eingestellten Seiten sind teilweise gestört worden oder nicht mehr erreichbar. Reparaturen werden nur mühsam vom Provider umgesetzt und immer wieder erscheinen die alten Fenster. Aber eine Domain funktioniert derzeit gut. Sobald ich Zeit habe, werde ich dort OTRAG-Bilder einstellen.

  53. #55 Spritkopf
    19. August 2019

    @Prof. Schönherr

    Hallo Ihr Raketenforscher,

    Danke für die süffisante Ansprache.

    Der Raketenbau ist ja in Deutschland bei 0,0.

    Das stimmt nicht. Lt. der Wikipediaseite zur Ariane 5:

    “Die Ariane 5 wurde von Raumfahrtunternehmen aus den ESA-Mitgliedstaaten im Auftrag der ESA entwickelt. Dabei stellte jeder Mitgliedstaat, der sich an dem Projekt beteiligen wollte, finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Industrie des jeweiligen Staates bekam dann Entwicklungsaufträge im Wert des von dem Staat gezahlten Entwicklungsbeitrages von der ESA.”

    Wenn Sie andere Informationen haben, bitte ich um die entsprechenden Quellen.

    Raketen bauten die Franzosen, wir durften dafür ein wenig beim Airbus mitmachen.

    Auch das stimmt nicht. Die Mitarbeiterzahlen der gesamten Airbus-Gruppe sind für Frankreich und Deutschland annähernd gleich.

    Und die Amis? Die haben wohl auch keine Lust mehr, weil die Russen so billig sind – mit einem Typ, der noch aus der Sputnik-Zeit zu stammen scheint, das war 1957.

    Wo haben Sie eigentlich Ihre Informationen her? Was ist mit dem SLS, was ist mit SpaceX, was ist mit Blue Origin?

    Also: Alter schützt vor Nutzung nicht, die ersten Otragler flogen 1977/78. Was wäre heute wenn…?

    Die OTRAG-Raketen haben es nie bis in den Orbit geschafft. Warum ich deren Konzept für mangelhaft halte, habe ich schon erläutert. Dass Sie darauf nicht eingehen wollen, OK, ich nehm’s zur Kenntnis.

  54. #56 tomtoo
    19. August 2019

    @spritkopf
    Ich sehe das Problem auch so. Ohne Turbopumpen bleibt der Brennkammerdruck nieder. Oder ich erhöhe den Druck im Druckbehälter, und das macht das Ding schwer. Die OTRAG hat so ein ziemlich einzigartiges Design. Selbst die V2 war komplexer.

  55. #57 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    20. August 2019

    @spritkopf, @tomtoo
    Wenn man genau hinschaut, sind wir in Deutschland Zulieferer für Airbus und Ariane, aber keine Raketen- oder Verkehrsflugzeugbauer mehr, das sind die Franzosen (in Toulouse! )

    “Die OTRAG-Raketen haben es nie bis in den Orbit geschafft”
    Hat jemals jemand das Gegenteil behauptet, und wenn ja, wer?

  56. #58 Bettina Wurche
    21. August 2019

    @Prof Michael Schönherr: Sowohl an der Entwicklung von ESA/Ariane als auch bei Airbus sind natürlich auch deutsche Firmen und IngenierInnen, etc maßgeblich beteiligt. Solche Projekte werden von ganz Europa gestemmt, Industriekonsortien mit internationalen Belegschaften liefern zu einem Montageort die einzelnen Module. Selbstverständlich sind daran auch Menschen deutscher Herkunft und deutsche Firmen beteiligt. Gerade solche Projekte wie ESA stehen für die Überwindung nationalstaatlicher Schranken und sind das Fundament für ein starkes Europa (weshalb auch gerade so besonders viele dort Beschäftigte über die Regierungen ihrer Staaten die Köpfe schütteln, aber das gehört nicht hierher).
    Ariane 6 ist übrigens so stark an Energie- und Kostenersparnis orientiert und überarbeitet, dass es schon fast ein neues System ist. Der Einsatz des Wasser- und Sticktoffgemischs ist ein Statement zu einer weniger umweltschädigenden Raumfahrt.
    Im Benutzerhandbuch dürften Sie darüber mehr finden:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Ariane_6#cite_note-Manual2018-14

    Die Entwicklung der neuen Schwerlastrakete für die NASA – SLS, u. a. als Trägersystem für die bemannte Orion – ist innovativ. Auch wenn dort Elemente der nie realisierten Ares verwendet werden, ist es eine zeitgemäße, neue Rakete. Wenn etwas gut ist/war, muss man ja nicht zwangsläufig das Rad neu erfinden.
    Chinesen haben ebenfalls eigene Raketen und andere Raumfahrzeuge gebaut.

    Space X wurde bereits erwähnt – die Wiederverwendbarkeit ist ein absolut neues Konzept.

  57. #59 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    30. August 2019

    Liebe Blogger,
    vor wenigen Wochen war ich auf dieses Forum rein zufällig gestoßen und sah, dass die OTRAG-Geschichte dort ernsthaft und parteilos angegangen werden soll, angesichts der draußen vorhandenen Wirrnis. Ich hatte dann in meiner ersten Mail vom 9.August 1919 geschrieben:
    „Es ist schon seltsam mit der OTRAG: Laien, Lügner, Hochstapler und Regisseure diktieren die OTRAG-Geschichte“.
    Natürlich meinte ich damit das Geschehen draußen, und keinesfalls das Meertextforum, im Gegenteil! Ich hoffe, die Mißverständnisse mit Beate Wurche sind damit behoben. Sie hat zu Beginn die bestehenden OTRAG- Berichte korrekt zitiert, ohne zu bewerten und das ist schon mal sehr gut.
    Nun, die Mißverständnisse von Schreibern und Lesern gibt es schon auch in diesem Forum. Diese sind z.B. unvermeidlich, wenn die OTRAG-Leitung gelogen oder unzureichend informiert hatte. Einer in unsrem Forum wertet die OTRAG ab, weil sie es nie geschafft habe, in den Orbit zu kommen. Tatsächlich hat das auf der ganzen Welt noch nie eine einstufige Rakete geschafft oder schaffen wollen und die junge OTRAG hatte noch längst keine Mehrstufer, das Geld fehlte. Die Ariane bekam viele Milliarden, während die OTRAG sich die Millionen mühsam mit Steuertricks zusammenmauschelte, bevor sie in Libyen (nach meiner Kündigung)mit vielen Lügen Anfang der Achzigerjahre unterging.
    Aber die OTRAG hatte auch eine andere Seite, nämlich ein begeistertes Team, das einen zu 100% erfolgreichen Erstflug erzielte. Diese Rakete war aber eine ganz andere, als die 1000-Tonnen-Rakete, welche Lutz Kayser entworfen hatte, nämlch etwa 3 Tonnen schwer und der innerste Kern eines neuartigen Bündelkonzepts, das im Prinzip beliebig vergrößerbar war. Das Konzept stammt von mir und meiner neu entwickelte Software, die schon Anfang der Siebzigerjahre optimieren konnte, ich nannte das „Multi-Parameter-Optimierung“, spätere Erfinder nannten derlei Verfahren „evolutionäre Algorithmen“. Jede Veränderung eines Bauteils fordert Veränderungen in anderen Bauteilen, genau dies können die Programme, um sich ins Optimum der Synergie im Zusammenwirken aller Bauteile hineinzutasten, wenn Simulationsverfahren vorliegen. Die sogenannte „Zielfunktion“ soll dabei maximal oder minimal werden, diese kann das Gesamtgewicht bei gegebenem Aufgabenspektrum sein oder Gesamtkosten oder ein Tradeoff von Vielem: Es wird von denen festgelegt, die ein Projekt starten. Klar, dass alles nur dann gelingt, wenn die vorgegebenen Grenzen vom Startpersonal auch eingehalten werden. Beim ersten Flug im Mai 1977 war das gegeben, aber schon beim Nachtschuss im Mai 1978 war dies nicht mehr der Fall, Sorgfalt und Kommunikation hatten überall nachgelassen – Intrigen waren aufgeblüht.
    Trotzdem ist die durch Bündelung aufbaubare OTRAG-Raketenfamilie ein möglicher Meilenstein für zukünftige Raketenprojekte. Ich habe dies in der Abhandlung
    „Die OTRAG-Raketenfamilie“ vom 16.6.77 zusammengestellt und über 30 Raketentypen vorgerechnet, vom 1-Stufer bis zum 5-Stufer. Dies war ein betriebsinterner Bericht mit Aussicht auf eine mögliche Zukunft.
    Kayser hat daraus einen Liefer-Katalog gemacht und weltweit publiziert, wo noch fast nichts erprobt war. Aber statt neuem Anlegergeld oder gar Bestellungen kamen Angst und Hass aus aller Welt zurück, die Hochstapelei war ein Schuss nach hinten und Mobutu kündigte.

  58. #60 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    2. September 2019

    Bildversuche
    Ja. mit den Bildern im Netz ist es schon so ein Problem. Alle haben einen Urheber und damit Urheberrechte, also den Autor fragen, wenn man Bilder oder Teile daraus verwenden will! Es gilt noch weit mehr zu beachten, Bettina Wurche hat deshalb ganz auf Bildzitate verzichtet, wie sie weiter oben mal geschrieben hat. Kommen wir zu meinem unten anklickbaren Bild. Es zeigt links den verunglückten Entwurf von Lutz Kayser, an dem wir in seiner ersten Firma “Technologieforschung GmbH” 3 Jahre lang quasi ergebnislos herumgebosselt hatten, unsere Amerikaner produzierten zentnerweise Computerlistings und Plots, die Kayser jedesmal erfreuten – er hatte von der Anwendung der neuen Großcomputer keine Ahnung und glaubte dass wir ständig einen neuen Schritt weiter gekommen seien. Dabei war nach 3 Jahren noch nicht einmal die Treibstoff-Förderung und Verteilung geklärt! Ich selbst kam unter Druck, denn die Optimierung des “Lowcost -Boosters” (so nannte man die Kayserrakete) war das Thema meiner Diplomarbeit geworden – jedoch, es gab an der Fehlkonstruktion nichts mehr zu optimieren. Ich schuf mir nun mein eigenes Raketenkonzept: Ich wollte wissen, wie die einfachst mögliche Rakete, gebaut nach unseren Möglichkeiten im Optimum aussehen soll: Aufgabe: Liefere eine Nutzlast von 100kg in einer Höhe von 300 km mit der Horizontalgeschwindigkeit von 200m/sec ab…es folgten noch weitere Bedingungen. Nach etwa 300 selbständigen Rechendurfläufen war die Konstruktion mit optimalen Abmessungen, Drücken, Betankungsgrößen usw. gefunden, weiteres steht im Bild:
    https://m-schoenherr.de/Diskurs/Buendelung.pdf

  59. #61 Spritkopf
    11. September 2019

    @Prof. Schönher #58

    Wenn man genau hinschaut, sind wir in Deutschland Zulieferer für Airbus und Ariane, aber keine Raketen- oder Verkehrsflugzeugbauer mehr, das sind die Franzosen (in Toulouse! )

    Dazu habe ich noch ein nettes Video gefunden, welches diese Unsinnsbehauptung widerlegt:
    Endmontage des Airbus A320 in Hamburg-Finkenwerder

    Ihr Narrativ, dass ohne Sie der Hightech-Standort Deutschland keine Flugzeuge und Raketen mehr bauen kann und dass man Sie einfach hätte machen lassen sollen, ist letztlich nur das: Ein nettes Histörchen mit wenig Bezug zur Realität.

  60. #62 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    12. September 2019

    Lieber Herr Spritkopf,
    es sind wunderschöne Werbefilmchen, aber es handelt sich eben um “Endmontage”, dem Zusammenfügen von meist fertigen Bauteilen, teils eingeflogen vom “Beluga”-Flieger. Das erfordert ganz hochgradige und sorgfältige Arbeit und kreative Ideen- aber Flugzeugbauer oder Flugzeughersteller sind die Finkenwerder damit noch nicht, das bleiben die Toulouser am Firmensitz, bei denen letztlich alle Daten zusammenlaufen und wo das Management und die fliegerischen Weiterentwicklungen geplant werden können. Einen vergleichbaren Verkehrsflugzeughersteller haben wir in Deutschland nicht!.

  61. #63 Bettina Wurche
    12. September 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Die internationalen Verflechtungen und Teams in der europäischen Luft- und Raumfahrt hatten wir doch bereits ausführlich erörtert. Z. B. Kommentar 55. Airbus etwa in Friedrichshafen, Astrium in Bremen oder auch kleine Firmen wie PT Scientists sind direkt in Deutschland angesiedelt, an anderen Standorten wird gemeinsam gebaut. Solche Groß-Projekte stemmt heute kein Staat allein. Gerade im europäischen Raum hat europäisches Denken und Agieren wesentlich größere Projekte ermöglicht, als es nationalstaatlich je möglich gewesen wäre.
    Airbus ist ein deutsch-französischer Konzern, aus einer Fusion mehrerer hochkarätiger deutscher und französischer Luftfahrtunternehmen. Wo auch immer die Endmontage stattfindet.

  62. #64 Spritkopf
    12. September 2019

    @Prof. Schönherr

    es sind wunderschöne Werbefilmchen, aber es handelt sich eben um “Endmontage”, dem Zusammenfügen von meist fertigen Bauteilen

    In #58 haben Sie noch geschrieben, Deutschland sei nur noch Zulieferer für die Franzosen. Jetzt zeige ich einen deutschen Standort, der wie Toulouse die Endmontage eines Fliegers macht, da heißt es auf einmal abwertend, dies sei nur das Zusammenfügen von fertigen Bauteilen. Sie drehen es sich, wie es Ihnen gerade in den Kram passt.

    aber Flugzeugbauer oder Flugzeughersteller sind die Finkenwerder damit noch nicht

    Wer das “Werbefilmchen” gesehen und die Komplexität der Endmontage verfolgt hat, kann diese Aussage nur für hanebüchenen Blödsinn halten.

    Und wie Bettina Wurche schon zu Recht geschrieben hat: Einen großen Flugzeughersteller aus dem Boden zu stampfen und den konkurrenzfähig gegen einen Riesen wie Boeing auf dem Weltmarkt antreten zu lassen, das ist fast nur noch arbeitsteilig machbar. Was hat es in den 50er- und 60er-Jahren an Flugzeugherstellern in den USA, in Großbritannien, Frankreich oder auch Deutschland gegeben, die Verkehrsflugzeuge herstellten? Alle weg! Fusioniert, von größeren Wettbewerbern aufgekauft oder schlicht pleitegegangen. Airbus ist noch da und floriert.

  63. #65 Prof. Michael Schönherr
    Stromberg
    13. September 2019

    “Raketen bauten die Franzosen, wir durften dafür (ein wenig) beim Airbus mitmachen.”
    Mein Gott, was hat dieses Sätzchen hier ausgelöst, darf man nicht mal etwas mit Augenzwinkern sagen, vergesst das “ein wenig” und gut isses. Es war doch hier die OTRAG.Diskussion!
    Durch meinen unnötigen Einschub war ja auch die Ariane berührt und Beate Wurche hatte auf Ihren Beitrag Nr. 55 verwiesen. Ich werde aber in den kommenden Tagen keine E-Mail lesen und keine Antworten geben können, da ich mit anderen Dingen befasst bin.

  64. #66 Bettina Wurche
    16. September 2019

    @Prof. Michael Schönherr: Das mit dem Augenzwinkern geht im Internet i. d. R. schief. q e d