Experten meinen, dass die derzeitig weiträumig lodernden Brände eine direkte Folge von Bolsonaros Politik sind. Die Brandstifter müssen kaum Strafverfolgung fürchten. 70 von ihnen hatten sich recht offen per Chat zum gemeinsamen Abfackeln verabredet. Da scheint sich nun allerdings doch mal die Strafverfolgung einzuschalten.
Ein Löschen der Brände ist wegen der Unwegsamkeit und riesigen Entfernungen und Regionen illusorisch. Einmal begonnen, dehnen sich die Feuer aus. Da im Regenwald als Folge der Klimakrise mittlerweile der Regen oft ausbleibt – wie jetzt gerade – lodern die Brände weiter und greifen nun auch auf Teile des Primärwalds über. Die Ausdehnung der Feuerkatastrophe ist aus dem Weltall auf Satellitennaufnahmen zu erkennen – etwa bei der Feuerüberwachung über den europäischen Umweltsatelliten Sentinel.
Waldverlust mit weitreichenden Folgen
Der Verlust der Biodiversität durch Brandrodung mag sich eher ökologisch interessierten Menschen erschließen – er ist aber auf jeden Fall da.
Die Brände SIND eine Katastrophe.
Ein intakter Wald bedeutet eine langfristige Nutzung von Holz und anderen Ressourcen des Wald-Ökosystems. Dazu kommen oft beträchtliche Einnahmen aus dem Tourismus und viel nicht direkt bezifferbarer Nutzen.
Säugetiere wie Jaguare, Brillenbären, Ozelots, Gürteltiere und Große Ameisenbären, Wasserbewohner wie Schildkröten, Kaimane, Flußdelphine und Seekühe, dazu jede Menge anderer Tierarten und natürlich Pflanzen – ihre Daseinsberechtigung erschließt sich offenbar nicht Jedem. Genausowenig wie indigene Völker.
Allerdings spielen Regenwälder eine Rolle im Weltklima – etwa als CO2-Senken. Ihre Pflanzen und Böden binden enorme Mengen davon. Beim Abbrennen der Pflanzen wird viel CO2 abrupt freigesetzt, so steigt sein Gehalt in der Atmosphäre schnell an. Und natürlich auch im Klimahaushalt Brasiliens und Südamerikas.
Primärwald ist Wald, der in Jahrhunderten oder Jahrtausenden gewachsen ist. Er lässt sich nicht so einfach wieder aufforsten. Aber auch Sekundärwald ist ein wichtiges Ökosystem, er erhält großflächig den Boden und das Klima. Falls eine Erhaltung des Primärwalds nicht mehr möglich ist, ist die Aufforstung also unbedingt sinnvoll!
Solange die gerodeten Flächen nicht zu groß sind, kann der umliegende Wald sie wieder bewachsen, Pflanzen und Tiere wandern wieder ein. Das Mikroklima des Waldes mit seiner hohen Feuchtigkeit bleibt zunächst erhalten. Werden die Rodungen aber zu großflächig, ist das nicht mehr möglich.
Dann bricht auch das Regenwald-eigene Klima zusammen.
Langfristig, so warnen Forst-Ökologen, kann an diesen Stellen Steppe oder gar Wüste entstehen. Experten schätzen, dass dieser Umkehrpunkt erreicht ist, wenn nur noch 40% des ursprünglichen Waldes erhalten ist. Diesen sogenannten Tipping-Point kann man sicherlich diskutieren, aber fest steht, dass sich ab einem gewissen Grad der Abholzung der Wald nicht mehr regenerieren wird.
Eine Fernwirkung der Brände am Amazonas ist, dass sie für schwarzen Regen über der Millionenstadt Sao Paulo sorgen.
Der volkswirtschaftliche Schaden der gesundheitlichen Folgen dürfte erheblich sein.
Wird Wald in großem Maßstab abgeholzt, spülen und wehen Wasser und Wind schnell den freigelegten Boden weg. Der Regenwalt ist ein selbst erhaltendes System mit einem Kreislauf aus Nährstoffen. Fehlen die Bäume, sind die Nährstoffe schnell aufgebraucht.
So landen die Nährstoffe schnell in den Gewässern und letztendlich im Meer.
Der dort ansteigende Nährstoffgehalt sorgt dann für weitere Katastrophen-Szenarien: So versinken die Strände karibischer urlaubsparadiese neuerdings in meterdicken stinkenden Tangschichten, 2018 und 2019 wieder. Mit steigender Tendenz. Eine Katastrophe für die armen Karibikstaaten, für die Tourismus oft eine extrem wichtige Einnahmequelle ist. Auch die Fischerei dürfte dadurch erheblich beeinträchtigt werden.
Böser Bolsonaro, gute andere Staaten?
Eine großflächige Brandrodung wie am Amazonas erscheint uns Europäern aberwitzig und völlig unvorstellbar. Wald genießt heute in Ländern wie Deutschland oder Frankreich einen hohen Schutzstatus.
Darum hatte der französische Präsident Macron stellvertretend für die G 7-Staaten Hilfe angeboten. Die der brasilianische Staatschef Bolsonaro empört ausgeschlagen hat. Filmbösewichtreif.
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