Allein diese Publikation war mit 3 Blog-Posts wert:
Meertext: Zusammenhang zwischen der Ölpest in 2010 und Delphinsterben in 2011 im Golf von Mexiko?

Meertext: „Der perfekte Sturm“ für die Delphine des Golf von Mexiko: Kritische Diskussion der Publikation

Meertext: „Der perfekte Sturm“ für die Delphine des Golf von Mexiko: Kommentar

Die kleineren Tiere hat niemand gezählt, die Kadaver von Fischen, Krebsen und anderen Tieren bedeckten die Strände. Dabei sind nur die angespülten Kadaver überhaupt erfasst worden, die meisten sind einfach im Meer versunken.

In 87 Tagen waren aus dem Macondo-Ölfeld 4 Millionen Barrell Öl in den Golf von Mexiko geströmt. Was das bedeutet, schreibt Craig McClain auf DeepSeaNews sehr deutlich:“In an ecosystem that measures longevity in centuries and millennia the impact of 4 million barrels of oil continues to constitutes a crisis of epic proportions”.

Quellen:
Valentine, Marla M., and Mark C. Benfield. “Characterization of epibenthic and demersal megafauna at Mississippi Canyon 252 shortly after the Deepwater Horizon Oil Spill.Marine Pollution Bulletin 77.1-2 (2013): 196-209.

McClain, Craig R., Clifton Nunnally, and Mark C. Benfield. “Persistent and substantial impacts of the Deepwater Horizon oil spill on deep-sea megafauna.Royal Society Open Science 6.8 (2019): 191164.

 

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Kommentare (10)

  1. #1 ImNetz
    3. November 2019

    Google- und Bing-Maps stellen in dem zu Deepwater Horizon verlinkten Areal am Meeresboden interessante Strukturen dar. Sind diese „Buckel“ von Meeresbodenrutschungen in diesen Bereich?

    (https://maps.google.de/maps?ll=28.753833,-88.314833&z=15&t=h&q=28.753833,-88.314833)

  2. #2 Felix
    3. November 2019

    Was ich mich schon gefragt habe: was passiert eigentlich mit dem Öl in den Lagerstätten in geologischen Zeiträumen? Wandelt es sich weiter um (Kohle?).
    Bzw. weiß man von “natürlichen Ölpesten”?

  3. #3 Bettina Wurche
    3. November 2019

    @Felix: Natürlich gibt es auch natürliche Ölquellen. Gerade im Golf von Mexiko sind zahlreiche Seeps, wo Öl und Gas aus dem Meeresboden sickern.
    An diesen Stellen gibt es natürlich auch besondere Ökosysteme (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-1-4939-3447-8_5). Das ist aber keine Ölpest in dem Sinne. Dort sickern eher kleine Mengen über einen großen Zeitraum aus. Bei einer Ölpest wird auf einen Schlag eine extrem große Menge Öl über die Ökosysteme gekippt, was zu einer großflächigen Verschmutzung führt.
    Auch natürliche Ölvorkommen können für die meisten Lebensformen zu Todesfallen werden. Ein besonders schönes Beispiel sind die LaBrea Tar Pits in Los Angeles: Dort sickert seit 40.000 Jahren Asphalt an die Erdoberfläche, die darin stecken gebliebenen Tiere sind ausgezeichnet fossiliert.
    Was mit Erdöl in geologischen Zeiten passiert, weiß ich nicht, es ist über einen extrem langen Zeitraum hinweg im Erdölmuttergestein gefangen. Meistens sind es marine Ablagerungen.
    https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/erdoel/4254
    Zu Kohle wird es aber keinesfalls, die Inkohlung ist eine andere Form der Fossilisation und verläuft unter anderen Bedingungen, u. a. über den Umweg zu Torf. Meistens sind es lakustrine Ablagerungen.
    https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/inkohlung/7515

  4. #4 Bettina Wurche
    3. November 2019

    @Felix: Natürlich gibt es solche natürlichen Ölaussisckerungen, gerade im Golf von Mexiko sind sie gut untersucht:
    https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-1-4939-3447-8_5
    Das sind ganz eigene extremophile Ökosysteme. Allerdings sickert dort Öl und Gas in kleinen Mengen und über lange Zeiträume aus. Natürlich können dadurch auch Tiere zu Tode kommen, aber her einzelne Individuen und keine Masse. Eine andere Form natürlicher Ölaussisckerung ist ein Asphaltsee wie in LaBrea in Los Angeles: Dort sind über Zehntausende von Jahren Tiere hineingeraten, gestorben und hervorragend fossilisiert (Lohnt sich bei einem Besuch von Los Angeles unbedingt, anzuschauen!):
    https://de.wikipedia.org/wiki/La_Brea_Tar_Pits
    Eine Ölpest ist die plötzliche Einleitung einer sehr großen Menge Öl in Ökosysteme, das ist eine völlig andere Größenordnung.

    Die Entstehtung von Erdöl und Kohle sind unterschiedliche geochemische Prozesse: Die Inkohlung läuft über das Torf-Stadium und passiert i. d. R. durch Pflanzen im Süßwasser, etwa in Seen oder Sümpfen. Erdöl ensteht i. d. R. durch Mikroorganismen in Meeresablagerungen. Soweit ich weiß, verbleibt es auch für geologisch lange Zeiträume in seinem Muttergestein. Auf keinen Fall wird aus Erdöl und -gas Kohle.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%B6l

  5. #5 Bettina Wurche
    3. November 2019

    @ImNetz: Interessante Frage. Es sieht tatsächlich so aus.
    Eine schnelle Recherche hat viele Hinweise auf den extrem hohen Druck des Ölfelds ergeben, der für den Blowout wohl mit ursächlich war. Die Verantwortlichen haben das offenbar völlig unterschätzt:
    https://www.nature.com/articles/s41598-019-42496-0
    https://phys.org/news/2019-05-complex-geology-contributed-deepwater-horizon.html
    Davon habe ich aber zu wenig Ahnung, darum kann ich diese Frage nicht beantworten.

  6. #6 Felix
    3. November 2019

    Danke, interessanter Lesestoff.

  7. #7 ImNetz
    4. November 2019

    Danke für den Blogbeitrag und Antwort.

    Helfen bei der Bewältigung dieser Katastrophe eventuell die Erkenntnisse aus dem „zweitgrößten“ Ixtoc I Ölplattform-Unfall im Golf von Mexiko vor Campeche im Jahre 1979?

  8. #9 Bettina Wurche
    13. Februar 2020

    @dampier: Ohne den Artikel gelesen zu haben – Ja! Ich habe gerade alles noch einmal durchgearbeitet und auch die neuen Entwicklungen verfolgt, da ich ein Heft über die Deepwater Horizon-Ölpest für die Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen geschrieben habe. Der Text ist abgenommen, in den nächsten Tagen gibt es das o. k.; das Heft kommt dann im April ´raus. Mein Vortrag dazu bekommt auch gerade ein Update.
    Erstens ist viel mehr Öl ausgesickert und hat in der Tiefsee hohe Ölschlamm-Sedimente abgelagert. Zweitens sind auch die Küsten-Ökosysteme immer noch angeschlagen. Reduzierte Delphin-Bestände, Fische mit Neigung zur Herzschwäche, Zombiekrebse in der Tiefsee und eine geringere Fruchtbarkeit quer durchs Tierreich…nichts ist gut. Und wegen des maroden amerikansichen Gesundheitssystems hat niemand einen Überblick, wie es um die menschliche Gesundheit steht, welche Spätfolgen vor allem die Dispergenzien hinterlassen haben – Lungen- und Herzprobleme, Leberkrebs, frühzeitiger Tod. Da sind die Delphine besser untersucht.
    Und die Trump-Clique und andere verantwortungs- und hirnlose Personen haben längst alle Restriktionen wieder aufgeweicht, die nächste Ölpest kommt bestimmt, gern in Tiefsee oder Arktis.
    Das Ökosystemmonitoring war nur für 5 Jahre angesetzt, danach gab es nur noch für Delphine und Tiefseekorallen Gelder. Da es i d USA kaum Grundfinanzierungen gibt, war´s das.
    Es ist wirklich zum Verzweifeln.