In den 60er Jahren verscheuchte noch die US Air Force vor Island mit Maschinengewehren, Raketen und Wasserbomben die schwarzweißen „Fischdiebe“ – diesen Hass auf Schwertwale haben manche Fischer beibehalten: In der Zoologischen Schausammlung in Hamburg steht ein Orca-Skelett eines erwachsenen Weibchens. Das Tier war in den 80/90-er Jahren tot auf Island gestrandet. Bei der Präparation stellte sich heraus, dass eine großkalibrige Gewehrkugel einige Halswirbel durchschlagen hatte, in der Stirn steckten Schrotkörner. Das zeugt immer noch vom Hass auf Orcas, etwa unter Fischern.

In den 1970-er Jahren kam es aber auch durch das Aufkommen der Umweltschutzbewegung zum Ende des kommerziellen Walfangs und dem zunehmenden Wal-Schutz.
Gleichzeitig begann die Erforschung lebender Wale, wie der Buckelwale und der Orcas.
John Ford und sein Mentor Michael Bigg begannen, die vor British Columbia lebenden Schwertwale systematisch zu beobachten, einen Photo-ID-Katalog anzulegen und die Tiere auch akustisch zu erforschen –  seitdem gibt es einen tiefen Einblick in die Familienstruktur dieser mittlerweile berühmten Southern Residents.
Mit dieser Revolution in der Walforschung wurden aus Killer-Walen sorgende Mütter, mutige Matriarchinnen und ein fideler Familienverband mit Hunger auf Fisch. Heute gestehen wir den in Clan-eigenen Dialekten pfeifenden Schwertwalen sogar eine Kultur zu. Diese friedlichen Orca-Familien sind die mittlerweile berühmten Southern Residents, also die ortstreue Orca-Population vor Vancouver Island, British Columbia.
Neuere Forschungsergebnisse über Orcas auch aus anderen Populationen bringen wieder andere Seiten der Schwertwale zum Vorschein: furchtlose Jäger, die im Rudel andere Meeressäuger erbeuten, auch große Wale und oft sogar nur die besten Stücke fressen.

Als Top-Prädatoren haben die Schwertwale keine natürlichen Feinde, sie snacken selbst Große Weiße Haie. Nur Menschen haben gezielt Orcas erlegt. In letzter Zeit setzen den schwarz-weißen Zahnwalen allerdings Schadstoffe aus menschlicher Produktion im Wasser zunehmend zu: Ölkatastrophen, PCBs, und andere Substanzen reichern sich im Speck der langlebigen Zahnwale ganz besonders stark an. Heute ist klar: Manche Familien oder Populationen können offenbar keinen Nachwuchs mehr hervorbringen und sind zum Aussterben verdammt. Der Grund ist die zu starke Belastung mit Schadstoffen, die zu Unfruchtbarkeit führt.
Die verbleibenden Orca-Populationen könnten zum Gewinner des Klimawandels in der Arktis und anderswo werden.

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Kommentare (5)

  1. #1 tomtoo
    7. Januar 2020

    Ein Säugetier das leben möchte? Wie eine Maus, ein Huhn, ein Mensch?
    Faszinierent angepasste Lebewesen.
    Ich denke das sollte reichen sie zu respektieren. Keine Killermärchen und auch keine Schmuspandamärchen. ; )

  2. #2 tomtoo
    7. Januar 2020

    Uhhps, da ist mir doch das Huhn durchgerutscht. Aber das zeigt das Säugetier allein auch nicht das Leben ausmacht. ; )

  3. #3 Bettina Wurche
    9. Januar 2020

    @tomtoo: Macht nix – diese kuscheligen Sauropsiden sind evolutiv so nahe an den Säugern ´dran : ) Hühner haben echt Konjunktur, oder? Irgendwie hält neuerdings jeder welche. Wir haben auch neuerdings welche in der Nachbarschaft, da ist immer was los.

  4. #4 RPGNo1
    13. September 2020

    Orcas beschädigen Sportschiffe vor der Küste Spaniens. Der Grund ist noch unklar, aber die Meeresforscherin Ruth Esteban vermutet, “dass alle Tiere aus derselben Gruppe stammen könnten. Möglicherweise stehen die Tiere in dem Verbund unter Stress und würde sich deshalb so verhalten.”

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/forscher-raetseln-ueber-orca-angriffe-a-bf665d9b-f113-4dd5-91b5-910253dc0320

  5. #5 Bettina Wurche
    14. September 2020

    @RPGNo1: Vielen lieben Dank! Das ist ja der Hammer!!