Wie Albatrosse (und Satelliten) dabei helfen, illegale Fischerei im Südpazifik und Indik zu entdecken.
Der riesige weiße Vogel hängt scheinbar bewegungslos im Wind, kein Fisch entgeht seinem stechend-scharfen Blick. Der Wanderalbatros folgt in den Weiten des pazifischen Ozeans einem Fischereischiff, dort kann er leichte Beute machen. Fischerei ist ein Fest für Seevögel – dort gibt es viele gestresste, verletzte oder auch frischtote Fische, die die Vögel leicht erhaschen können.
Dieser Wanderalbatros ist allerdings nicht nur auf Nahrungssuche, sondern hat auch noch eine geheime Mission: Er trägt einen kleinen GPS-Sender auf dem Rücken. So geheim, dass nicht einmal der Vogel davon weiß.
Ein besenderter Seevogel ist nur einer von vielen gefiederten Follower der Schiffe, sein Sender ist für die Fischer unsichtbar.
Jedes Fischereischiff muss einen GPS-Sender an Bord haben, über den es via Satellit zu orten ist.
Damit können Fischereiaufsichtsbehörden kontrollieren, wer wann wo in ihrer EEZ (exclusive economic zones) fischt oder auch, wo gerade illegal gefischt wird.
Findige Fischpiraten stellen die Sender – das Automatic Identification System – unerlaubterweise einfach ab, damit man ihnen nichts nachweisen kann. Reiche Industrienationen können sich eine Fischereiaufsicht leisten, ärmere Länder nicht. Außerdem sind die Meeresgebiete auf der Südhalbkugel viel zu große für eine Überwachung per Schiff oder Flugzeug sind. So blieben die Fischräuber bisher zu oft unentdeckt, chinesische, portugiesische, griechische, italienische und spanische Industrie-Trawler konnten unbehelligt in westafrikanischen Gewässern räubern. Dabei geht es um mehrere Hundert große Trawler, die Schäden im dreistelligen Millionenbereich verursachen.
Aber mit der fliegenden Albatros-Fischereipatrouille können solche illegalen Fischer jetzt gezielt angepeilt werden. Fast 200 Albatrosse haben die Biologen mit winzigen GPS Trackern ausgestattet, die die Radar-Emissionen des Schiffsradars empfangen. Dann wird die Position des peilenden Vogels bestimmt und gesendet, auch bei Nacht und Nebel. Die Vögel mit der atemberaubenden Flügelspannweite von bis über 3 Metern folgen den Schiffen und lassen sich nicht abhängen, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h sind sie schneller als die Trawler.
Allerdings sind nicht alle Albatrosse gleich gewissenhaft: Ihre Aufklärungsquote ist je nach Lebensalter und Art unterschiedlich. Junge Vögel folgen nicht so oft Schiffen, sie müssen offenbar erst noch lernen, mit wenig Aufwand an viel Fisch zu kommen.
Mit ihren gefiederten Helfern haben die Biologen jetzt die Fischerei wieder kontrollierbarer gemacht: Albatrosse fliegen ohnehin dorthin, der Sender kostet nicht viel und die Satellitenüberwachung ist auch gegeben. Der Biologe und Studienleiter Henri Weimerskirch des French National Center for Scientific Research ist mit dem Ergebnis seiner geflügelten assistenten sehr zufrieden: „This study shows that the development of technologies offers the potential of implementing conservation policies by using wide-ranging seabirds to patrol oceans“.
Gleichzeitig bekommen die Biologen natürlich auch weiterhin die Daten, wo sich welcher Albatros herumtreibt, welche Strecken die einzelnen Tiere zurücklegen, wie lange sie auf See sind und alle anderen Fakten aus dem faszinierenden Leben der Röhrennasen.
Röhrennasen – so heißt die Ordnung der Vögel, zu denen auch Albatrosse und Sturmvögel gehören. Sie haben zwei knöcherne Röhren vor der Nase auf dem Schnabel, mit deren Hilfe sie Salz abscheiden. Jahrelang Nonstop auf See, schlafen sie auf den Wellen und trinken sogar Meerwasser – darum brauchen sie diese raffinierte Salzausscheidung-Vorrichtung.
Piratenjagd aus dem Weltraum – Sentinel und Copernicus gucken genau hin
Fischpiraten stehlen Fische, ohne dafür eine legale Quote zu haben. Fischereiquoten müssen gekauft oder ausgehandelt werden, diese Quoten sollen die Überfischung der Ozeane einschränken bzw. den Reichtum der Meere in der EEZ für die Eigentümer sicherstellen. Mit der modernen Satellitenüberwachung ist so etwa mit Hilfe der europäischen Sentinel 3A-Satelliten nachgewiesen worden, wie viele fremde Trawler in großem Stil vor Afrika fischen. Das ist für die afrikanischen Staaten und ihre Bürger nicht nur eine finanzielle Einbuße, für viele kleinere Fischer mit kleinen Booten und deren Dorfgemeinschaften geht es ums Überleben. Illegale Fischerei ist ein Verbrechen.
Die EU stellt den afrikanischen Staaten die Daten aus der Erdüberwachung (Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms) zur Verfügung, Staaten wie Ghana haben eine schlagkräftige satellitenbasierte Fischereiüberwachung aufgebaut.
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