Der Winter ist grau und feucht – genau die richtige Zeit zum Schmökern!
Hier kommen ein paar Lese- und Gucktipps:
Was haben fossile Korallen mit aktueller Klimaforschung zu tun?
Im Sommer hatte ich im Auftrag der Volkswagenstiftung den Paläontologen Herr Prof. Kiessling interviewt – er ist als erster Paläobiologe ein Hauptautoren des Weltklimarats IPCC für den nächsten Weltklimabericht. An fossilen Korallen hat er frühere Klimakatastrophen erforscht und dabei ein gigantisches Datenarchiv aufgebaut. Das Massensterben an der Perm-Trias-Grenze wurde durch eine Klimakatastrophe verursacht, deren Ursache war der damals extreme Vulkanismus Sibiriens. Dabei sind 1000 Meter Basalt abgelagert worden! Im Interview erzählt er, was genau er gefunden hat und an welchen Mini-Fossilien die fossilen Meerestemperaturen ablesbar sind. Das Interview “Mit Urzeitwissen der Klimakrise begegnen” (ab S. 43) zeigt klar die aktuelle gesellschaftliche Relevanz der Paläontologie und gibt der Menschheit mal wieder die Chance, aus dem Datenarchiv der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu lernen.
Hier kann man das pdf herunterladen oder sich ein gedrucktes Heft bestellen.
Übrigens: Der Schwerpunkt des Heftes ist Künstliche Intelligenz – ausgesprochen lesenswert!
Wie Buckelwale sich ein Blasennetz blubbern
Wal-Forscher der Universität Hawaii haben Buckelwale beim Fressen gefilmt, aus mehreren Perspektiven gleichzeitig: Einige Kameras (und Sender) waren mit Saugnäpfen direkt an den Walen befestigt, außerdem filmte eine Drohne die Freßorgie noch von oben. Die Walkamera zeigt erstmal, wie diese großen Bartenwale ihre Blasenreihe unter Wasser absetzen. Die Drohne mit der Aufsicht zeigt, wie mehere Wale sich die beiden Netze teilen – in perfekter Choreographie.
Beim Auftauchen kann man deutlich sehen, dass die Meeressäuger ein ganzes Maul voll mit Fisch und Wasser haben, ihr gefurchter Kehlsack ist prall gefüllt. Um den Fisch noch besser ins Maul zu schaufeln, benutzen einige Buckelchen sogar noch zusätzlich ihre extralangen weißen Flipper, die bis zu 3 Meter lang werden. Da die Brust- und Schwanzflossen durch starkes Bundegewebe bretthart sind, verdreschen sie damit sogar Orcas. Oder jagen den schwarz-weißen Zahnwalen einen ganzen Fischschwarm ab.
100 Jahre alte Antarktis-Photos der “Endeavour”-Expedition
Dass Ernest Shackletons Antarktis-Expedition (1914 – 1917) scheiterte und der unerschrockene Engländer mit seiner Mannschaft zuletzt auf Elephant Island überwinterte, bis er selbst Hilfe organisieren konnte, ist nicht neu. Bei der Aufgabe ihre im Eis zerbrechenden Schiffes, der “Endurance”, mussten sie vieles hinter sich lassen. Auch der Photograph Frank Hurley durfte nur einen Teil seiner Photographien mitnehmen – die markanten Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren die Entbehrungen der Expeditionscrew eindrucksvoll.
Jetzt ist eine ganze Kiste weiterer Photographien aufgetaucht – oder vielmehr aufgetaut. Ein neuseeländischer Photographie-Konservator konnte die noch nicht entwickelten, nur leicht beschädigten Bild-Dokumente entwickeln.
Gerade die Beschädigungen machen sie noch eindrucksvoller, denn sie betonen das Alter und die Entstehungsgeschichte der Bilder.
Hier geht es zum illustrierten Beitrag: “100-Year-Old Negatives Discovered in Block of Ice in Antarctica”.
Die Geschichte ist schon von 2013, wurde mir aber gerade mal wieder in die Timeline gespült.
Wer mehr über die Expedition erfahren möchte, dem sei das ausgezeichnet geschriebene und grandios illustrierte Buch “Endurance” von Caroline Alexander empfohlen.
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