Bevor Juri Gagarin das Weltall eroberte, hatten vor ihm schon 29 Raketenstarts mit Hunden stattgefunden, mit den unbesungenen Helden der Raumfahrt der allerersten Stunde. Von 36 Hunden überlebten nur 15. Laika, die berühmteste tierische Allfahrerin, war übrigens nicht darunter.
Die Hundedamen Comet und Shutka hatten mehr Glück: Sie haben ein Raumfahrt-Unglück überlebt!
Comet und Shutka und ihr eisiges Abenteuer
Am 22. Dezember 1960 begann die Reise der beiden Caniden-Kosmonauten im Kosmodrom in Baikonur, an Bord einer Wostok 1. Comet war mit bereits zwei erfolgreich absolvierten Orbitalflügen schon ein Raumfahrt-Veteran. Diesmal ging allerdings etwas schief: Zu Beginn der Zündung der dritten Raketenstufe versagte der Antrieb. Das Kontrollsystem gab dann den Befehl, die Kapsel abzutrennen.
Das Raumschiff fiel aus einer Höhe von 200 Kilometern zurück zur Erde und landete in den Weiten der sibirischen Steppe, 3500 Kilometer von der Startbasis entfernt. Glücklicherweise aktivierte sich das Rettungssystem – genau das sollte bei diesem Flug nämlich erprobt werden. Der Raumfahrt-Ingenieur Arvid Pallo – ein enger Mitarbeiter des berühmten Sergei Korolev – erinnert sich daran: „War das Schiff beschädigt? Wie ist es nach dem Unfall gelandet? Was ist mit den Hündinnen passiert – die beiden waren in ihrem Behälter auf den gefrorenen Boden Yakutiens katapultiert worden“ – bei – 40 °C waren ihre Überlebenschancen recht gering.
Sofort wurde die Suche eingeleitet und vier Tage später war klar: das Raketenwrack war nahe des Örtchens Tura, zwischen den Flüssen Ognekte und Yukteken, eingeschlagen. Durch einen weiteren Fehler waren Comet und Shutka nicht aus ihrem Behälter katapultiert worden, wie es eigentlich vorgesehen war, und hatten dadurch die Minusgrade überlebt! Als die Retter am 25. Dezember die Kapsel öffneten, erwartete sie leises Hundegebell.
Ein paar Stunden später funkte die Station in Krasnojarsk: ‘Capsule with animals is fine. The dogs are inside’.
Die kleineren Tiere wie Mäuse, die ebenfalls in der Kapsel waren, hatten den Crash und die Kälte allerdings nicht überlebt.
Der für die Tiere Verantwortliche Gyurdzhian wickelte die durchgefrorenen erschöpften Hündinnen in seinen Mantel und brachte sie im Helikopter zunächst nach Tura, später dann nach Moskau. Der Raumfahrt-Mediziner Oleg Gazenko adoptierte Comet, sie lebte noch 14 Jahre und bekam selbst noch Nachwuchs. Gazenko war voller Respekt für die vierbeinige dreimalige Kosmonautin: “One cosmonaut, Comet, lived at my home. She was such a cute, fluffy, fair-haired dog with a sharp nose. She was a hero, flying as many as three times – twice in rockets, and a third on board the satellite, the forerunner of the ship, which was used for Yuri Gagarin’s flight.” Über Shutkas weiteren Werdegang ist leider nichts bekannt.
Der Leiter des sowjetischen Raumfahrtprogramms Korolev wollte eigentlich über den Fehlstart berichten, bekam aber von offizieller Seite einen Maulkorb. So verschwanden Comet und Shutka aus den offiziellen Raumfahrtberichten.
Für ihre Raketenprogramme hatten zumindest die Sowjets immer Straßenköter angeheuert – die waren robuster und streetwise, man trauet ihnen einen solchen Einsatz eher zu, als Rassehunden.
Der berühmteste sowjetische Raumfahrt-Hund war zweifelsohne Laika, die ihren Flug nicht überlebt hat.
Wer mehr über die vierbeinigen Helden der Raumfahrt wissen möchte, wird z. B. hier fündig, der Artikel nennt viele weitere Quellen.
Über zwei andere Raumfahrt-Versuchshunde – Belka und Strelka – gibt es sogar einen Film:
Auf diese Perle aus der Sibirian Times bin ich heute auf Twitter gestoßen – der Artikel ist schon vom 01. Mai 2013: The remarkable (and censored) Siberian adventure of stray dog cosmonauts Comet and Shutka, von Kate Baklitskaya.
Félicette – die Raketenkatze
Raumfahrende Katzen kamen sehr viel seltener zum Einsatz: die erste war 1963 die Französin Félicette. Sie blieb die einzige, die diese Raumfahrerfahrung auch überlebte.
Das französische Centre d’Enseignement et de Recherches de Médecine Aéronautique (CERMA) hatte 1963 ein Katzen-Trainingsprogramm begonnen, mit insgesamt sechs Katzen (andere Quellen nennen 14 Feliden). Die Tiere mussten sowohl in der Zentrifuge als auch in der Kompressionskammer trainieren für insgesamt zwei Starts mit der Höhenforschungsrakete Véronique AGI 47. Félicette führte den ersten Flug durch, sie war eine schwarz-weiße Europäisch-Kurzhaar und als Pariser Straßenkatze abgehärtet. Ihr Name war eine Verbeugung vor der famosen Comic-Figut Felix the Cat.
Die Véronique AGI 47-Rakete startete im algerischen Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux am 18 Oktober 1963 um 7:09 GMT.
Nach dem Start musste Félicette bis zu 9,5 g ertragen, dann war die Rakete in 157 Kilometern Höhe angekommen. Es war also kein Orbital-, sondern nur ein kurzer Parabelflug. Nach 5 Minuten Schwerelosigkeit kam der Rücksturz zur Erde mit heftigen Turbulenzen. Neun Minuten nach dem Start öffnete sich der Fallschirm der Landekapsel, weitere 10 Minuten später war Félicette wieder auf der Erde angekommen. Die Katze lebte noch einige Monate im Labor, wurde dann aber eingeschläfert, weil weitere Daten aus den implantierten Elektroden ausgewertet werden sollten.
Überlebt hat aber ihr eigener Verschwörungsmythos: Es gab Gerüchte, dass zunächst ein Kater namens Felix den Flug durchführen sollte. Der angebliche Felix soll aus dem Labor geflüchtet und dann durch die Katze Félicette ersetzt worden sein. Diese Geschichte wurde später von dem am Katzen-Raumfahrt-Programm beteiligten Dr. Gérard Chatelier widerlegt. Dennoch existieren Briefmarken aus dem Niger, Tschad und den Komoren, die sich auf das französische Raumfahrtprogramm beziehen und Félicette abbilden, sie jedoch als „Felix“ bezeichnen.
Am 24. Oktober 1963 wurde das Experiment beim Flug V50 mit einer anderen Katze wiederholt, diese überlebte den Absturz der Rakete allerdings nicht.
Mehr über Astro-Katzen dazu ist hier und hier zu finden.
Dieser Dog-and-Cat-Content soll etwas Licht in die düsteren Themenlandschaft aus Corona, Flüchtlingskatastrophe, Klimakrise, Delphinsterben und andere schreckliche Meldungen bringen.
Nach einer kurzen Auszeit kann man sich den ernsthaften Problemen dann wieder besser widmen.
Etwa der Frage, warum in der Raumfahrt viel häufiger Hunde als Katzen engesetzt worden sind.
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