Was hat der Nordpazifik mit uns zu tun?
Was hat der Nordpazifik mit uns zu tun? Der ist doch so weit weg.
In unserer globalisierten Welt ist der Nordpazifik zwar geographisch weit weg. Aber seine Fischgründe sind ein Standbein auch unserer Fischversorgung: Fischstäbchen und Schlemmerfilet sind in Deutschland die beliebtesten Fischzubereitungen. Unter ihrer Panade versteckt sich Pazifischer Seelachs.
Da die nordatlantischen Bestände seit Jahrzehnten abgefischt sind, ist also mittlerweile der nordpazifische Alaska-Seelachs eine der beliebtesten deutschen Seefischarten. 2016 machte der leckere Dorschartige mit dem festen weißen Fleisch immerhin 18,3 % des Fischkonsums in Deutschland aus und stand damit auf Platz 2 hinter dem Lachs.
Auch Lachs kommt mittlerweile häufig aus dem Nordpazifik – Pazifische Lachsarten (Oxyrhynchus spec.) stehen nun oft neben dem europäischen Lachs Salmor salar in den Supermarktregalen, etwa als Räucherlachs.
Die Fischbestände des Nordpazifik sind also alles andere als uninteressant für uns in Deutschland.
Die beschriebenen Entwicklungen betreffen langfristig alle kommerziell befischten Arten – Heilbutt, Königskrabbe, Pazifischer Dorsch, Pazifischer Seelachs und Pazifische Lachse sowie andere Arten.
Jeremy Wade, DMAX, echte Kerle und der Klimawandel
Jeremy Wade hat mit seiner Aleuten-Alaska-Tour eine schöne Reportage geliefert, auf der Jagd nach dem Riesen-Heilbutt ist er auf ein viel fieseres Monster gestoßen: Den Klimawandel. Der Warm Blob hat im Nordpazifik ganz offensichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Fischerei, Angler und Fischer, Biologen und Ozeanographen beobachten seit einigen Jahren massive Veränderungen.
Jeremy hört zu, beobachtet mit, recherchiert und runzelt die Stirn.
In überwältigenden Bildern und vielen Gesprächen zeigt er, wie sich der abstrakte Klimawandel auf die persönliche Situation vorn Menschen, die vom Meer leben, auswirkt. Allerdings taucht das Wort Klimawandel im Film so nicht auf. Der Biologe Jeremy Wade kennt garantiert den Hintergrund der Veränderungen. Und ganz bestimmt haben die interviewten Biologen ihm das auch noch einmal erzählt – NOAA macht hervorragende Forschung und weist die Erwärmung der Meere seit Jahrzehnten in unzähligen Fakten nach. (Was dazu geführt hat, dass die Trump-Clique NOAA-Wissenschaftlern einen Maulkorb verpasst hat. Jetzt twittern, facebooken und posten sie in Rogue-Accounts weiter).
Dennoch erklärt er diesen Zusammenhang vor der Kamera nicht.
Ich frage mich, ob er diesen Begriff seinem Publikum wirklich nicht zumuten kann.
Die Zielgruppe für Jeremys Filme und für DMAX sind Männer – nach der DMAX-Eigenwerbung echte Kerle, die das raue Meer und den Kampf mit Fischen genauso klasse finden wie große Maschinen und viele PS.
Kann man echten Männern den Zusammenhang zwischen der exzessiven Nutzung fossiler Energien und den Veränderungen im Nordpazifik wirklich nicht zumuten? Sind darunter wirklich so viele Klimaleugner? Oder so empfindliche Gemüter und beschränkte Geister?
Das möchte ich nicht glauben.
Ich finde ja, dass ein cooler Typ wie Jeremy dazu durchaus ein paar Sätze hätte sagen können.
Niemand erwartet von echten Männern, dass sie sofort den Autoschlüssel wegwerfen und sich nur von Müsli und Rohkostsalat ernähren. Aber ohne Veränderungen auch für jeden Einzelnen bekommen wir die Folgen des Klimawandels nicht in den Griff. Um mit diesem gigantischen Problem fertig zu werden, brauchen wir alle Teile der Bevölkerung, das schaffen wir nur gemeinsam. Die Realität des Klimawandels wird jedenfalls an der Ozeanerwärmung im Nordpazifik, den dortigen Veränderungen der Fischfauna und dem Wegfall von Fischereijobs in Alaska sehr deutlich.
PS: Wer hier in eine Diskussion zum Klimawandel einsteigen möchte, möge sich erst einmal in den verlinkten Quellen auf Diskussionsniveau bringen und sich mit den fischereibiologischen und ozeanographischen Daten vertraut machen. Es geht hier um den Nordpazifik.
PS 2: Heute ist der Tag der Ozeane. Statt eines abstrakten Artikels zum kritischen Stand unserer geplagten Ozeane ist es hier einmal ein plakativer Erfahrungsbericht.
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