XMasOrnament Robbe
(zumindest mit Katzen weitläufig verwandt)

Heute gibt es im Adventskalender #CatContent – einen Gastbeitrag von Andrea C. Schäfer. Sie ist Katzenexpertin und hat sich vor allem in afrikanische Katzen verguckt. Diesen Text hatte sich 2015 über ihre Begegnungen mit der Schwarzfußkatze in einer afrikansichen Katzen-Auffang und -Zuchtstation geschrieben. Die wunderbaren Bilder sind auch von ihr.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für die Vorstellung dieser hübschen Mieze an Andrea!(Schwarzfußkatzen leben übrigens in der Karoo, womit wir schon wieder bei Fossilien wären : ))

Die Schwarzfußkatze

Die Schwarzfußkatze (Felis nigripis) ist die kleinste Katze Afrikas! Selbst erwachsene Kater haben höchstens 2 kg Gewicht – und sind etwa so groß wie ein Erdmännchen. Ihr Name kommt von ihren schwarz gefärbten Fußsohlen (Katzen sind Zehengänger, somit reicht der „Fuß“ bis zum Sprunggelenk 😀 ). Die kleine Katze lebt in trockenen Gegenden, also in der Kalahari und der weniger bekannten Halbwüste „Karoo“. Die Gegend ist karg, es wächst wenig Gras, jedoch Dornbüsche, Kakteen und Dickblattgewächse. Die Schwarzfußkatze schläft tagsüber in alten Termitenhügeln oder Erdferkelbauten und geht nachts auf die Jagd. Sie ernährt sich von Mäusen, Reptilien, Eiern, kleinen Vögeln, Skorpionen oder was sie sonst überwältigen kann. Die Gegend ist karg, es wächst wenig Gras, jedoch Dornbüsche, Kakteen und Dickblattgewächse. Die fleißige Jägerin geht etwa zehnmal pro Nacht auf Beutezug. Dabei legt sie in schnellem Trab lange Strecken zurück, bis zu 16 km pro Nacht sind belegt. Wie die meisten Katzen lebt sie allein, wenn sie als Muttertier nicht gerade Junge führt. Jede Katze nimmt ein großes Revier in Anspruch: Kätzinnen etwa 10 km2, ein erwachsener Kater bis 22 km2, wobei er die Reviere verschiedener Weibchen aufsucht.

Die Art wird als gefährdet eingestuft (vulnerable) und gilt als die seltenste Katze Afrikas. Ihr Bestand, auch im Freiland, nimmt leider beständig ab.

Durch die Klimaveränderungen regnet es in der Karoo immer häufiger und die kleinen Katzen leiden darunter. Zum Einen ist ihr Immunsystem sehr anfällig für Krankheiten (selbst eine einfache Erkältung kann für sie tödlich sein), zum Anderen werden einwandernde anpassungsfähigere Arten (wie der Serval) zum Nahrungskonkurrenten und zur Gefahr. Ein Teil des Klimawandels ist sicher natürlich, denn in der Erdgeschichte gab es schon immer Warm- und Kaltzeiten. Aber wir Menschen haben die Erderwärmung beschleunigt und sind indirekt am Aussterben der Schwarzfußkatze mit schuld.

Ein weiterer Grund für ihre Bedrohung ist die Wilderei. Fallen werden gestellt, um sich etwas zu essen zu fangen oder um „Schädlinge“ (und hier sind Katzen und andere Raubtiere gemeint!) auszurotten – und im Zweifel noch etwas mit dem Verkauf des Tieres oder zumindest des Fells zu verdienen. Die eigentlich verbotene Fallenstellerei ist eine grausame Jagdmethode, denn die Tiere geraten mit dem Fuß in eine Schlagfalle oder dem Hals in eine Schlinge, verdursten, verhungern oder werden vom Wilderer getötet. „gin traps“ (Schlagfallen) sind eigentlich für größere Beutegreifer gedacht und werden mit Fleischködern bestückt. Dieses Fleisch ist auch für die Schwarzfußkatze interessant, gerne „angelt“ sie sich also die vermeintlich leicht zu bekommende Nahrung heraus. Durch die Schlagkraft wird eine Schwarzfußkatzenpfote nicht nur festgehalten, sondern das ganze Bein schwer verletzt. Solche Katzen haben in der Natur keine Überlebenschance, aber in Menschenobhut können auch behinderte oder dreibeinige „Schwarzis“ ein gutes und normales Katzenleben führen. Mittlerweile drei verletzte Schwarzfußkatzen haben ein neues Heim im Wild Cats World-Projekt gefunden. Sie wurden Wilderern abgenommen, vom Tierarzt operiert, gesund gepflegt und leben nun in schönen weitläufigen Gehegen. Vielleicht gibt es eines Tages Nachwuchs, der in die Freiheit entlassen werden kann.

https://africanwildcatz.files.wordpress.com/2020/10/p1320629.jpg

Schwarzfußkatzen sind sehr schwer zu finden, weil sie auch kleinste Verstecke nutzen. Weil sie sich in der Natur vor größeren Beutegreifern (andere Feliden, Schleichkatzen, Wildcaniden, Mangusten, große Schlangen, Greifvögel…) in Acht nehmen müssen, sind sie besonders aggressiv und wehrhaft. Ob ihres Mutes werden sie in Afrikaans „Ameisen-Tiger“ (miershooptier) genannt, weil sie sich tagsüber häufig in alten Termitenbauten verstecken. Angriff ist für sie die beste Verteidigung und sie schrecken auch nicht vor weitaus größeren Gegnern zurück.

Auch in menschlicher Obhut werden sie nicht wirklich „zahm“ und leiden zudem häufig an einer speziellen Nierenerkrankung („Amyloidose“), die durch großen Stress begünstigt wird, so dass sie sehr heikle Pfleglinge sind. Für die Gewöhnung an Menschen muss man daher deutlich mehr Zeit einplanen als bei anderen Katzen, es dauert lange zumindest ein Grundvertrauen zu erreichen. Sie sind so sehr an aride Regionen angepasst, dass sie neben einem Außengehege unbedingt ein klimatisiertes Innengehege mit geringer Luftfeuchtigkeit zur Verfügung haben sollten. Um ihrem starken Bewegungs- und Explorationsdrang gerecht zu werden, müssen die Gehege zudem möglichst natürlich gestaltet werden, eventuell die Möglichkeit zum Lebendbeutefang bieten (alternativ mehrere in Zeitabstand programmierte Futterboxen) und auch groß genug sein, damit die Tiere nachts nicht nur im Kreis laufen müssen. Im Freiland nutzen sie gerne ausgetrocknete Bachbetten als „Rennstrecken“, da diese nicht bewachsen sind. Bietet man ihnen solche Strukturen im Gehege (beispielsweise sandige flache Gräben), nutzen sie diese ebenfalls.

Lediglich in derzeit 23 Institutionen werden Schwarzfußkatzen gehalten. Nur wenigen Zoos ist bislang die Nachzucht gelungen. Ein internationales Team von Forschern, das vom deutschen Biologen Alexander Sliwa (Kurator im Kölner Zoo) geleitet wird und in dem auch der Tierarzt und Direktor des Wuppertaler Zoos Arne Lawrenz mitarbeitet, besendert und beobachtet regelmäßig wilde Schwarzfußkatzen in der Gegend um Kimberley, um mehr über sie zu erfahren, zu ihrem Schutz beizutragen und sie der Nachwelt zu erhalten.

Andrea C. Schäfer ist Tierpsychologin und arbeitet seit 2012, soweit es die Berufstätigkeit in Deutschland zulässt, als freiwillige Mitarbeiterin („volunteer“) in einer Katzenauffang- und –zuchtstation in Südafrika. Im „Spotted-Cats-Conservation“-Projekt auf der Daniell Farm in der Nähe des Addo Elephant National Park können Gäste bei Führungen viel über die wilden Katzen erfahren. http://www.wildcatsworld.org/

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (8)

  1. #1 noch'n Flo
    Schoggiland
    8. Dezember 2020

    Jööööö! Härzig!

  2. #2 Dampier
    http://dampierblog.de
    8. Dezember 2020

    Die sieht ja aus wie eine Hauskatze. Von der hatte ich noch nie gehört, danke für den lehrreichen Artikel!

    Wie schaffen die es, Skorpione zu fressen, ohne gestochen zu werden??

  3. #3 Bettina Wurche
    8. Dezember 2020

    @Dampier: Ja, ich fand den Artikel auch klasse und habe mich darüber gefreut. Viele Wildkatzen sehen den Hauskatzen sehr ähnlich. Anders als Hunde, haben sie auch durch Züchtung ihr Äußeres nie so extrem verändern lassen.
    Da kam gerade eine gut Doku auf ARTE, die ist noch in der Mediathek:
    https://www.arte.tv/de/videos/086105-001-A/wie-die-katze-die-welt-eroberte/

    Sogar heute werden Katzenarten noch domestiziert, durch vorsichtiges Reinkreuzen:
    Bei uns bin ich kürzlich über eine Bengalin gestolpert, die hätte ich fast geklaut.
    Das Vieh war extrem desinteressiert und guckte mich nur arrogant an. Erst als ich beim 2. Treffen eine Katzenwurst aus der Tasche zog, hat sich Mieze fast um meinen Arm gewickelt. Daraufhin habe ich die mal recherchiert – Leopardette trifft es:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bengal_(Katzenrasse)

    Katzen sind wirklich irre schnell und planen ihre Pfotenhiebe ganz genau. Auf Youtube gibt es mehrere Videos davon:

  4. #4 Andrea
    Wuppertal
    8. Dezember 2020

    Schwarzis sind deutlich kleiner als Hauskatzen. Selbst “gestandene Kater” wiegen lediglich bis zu 2 kg.

    Die Schwarzfußkatze umkreist den Skorpion, der zur Abwehr den Stachel hebt. Da die Katze deutlich schneller ist als der Skorpion, haut sie ihn quasi tot und beißt ihm den Stachel ab. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, es sind auch schon Katzen tödlich gestochen worden. Den Umgang mit potentieller Beute lernen die Kitten von ihrer Mutter.
    (Übrigens sind auch Hühner großartige Skorpion-Jäger.)
    Ein Video: https://www.youtube.com/watch?v=MPIJ39dXDPY

  5. #5 Bettina Wurche
    8. Dezember 2020

    @Andrea: Danke, Andrea! Ja, wie schnell Katzen sind, habe ich bei einem jungen Kater gerade selbst beobachtet – er ist wesentlich schneller, als meine Augen arbeiten. Vögel und Säuger wissen ganz genau, wo sie ein Tier packen und treffen müssen, wo vorn und hinten ist.
    (Andrea ist die Autorin dieses Artikels und kennt sich nun wirklich mit Miezen aus)

  6. #7 Dampier
    <a href="Dampierblog">http://dampierblog.de</a>
    8. Dezember 2020

    Die Arte-Doku hab ich neulich gesehen, das war interessant mit den ganzen Kreuzungen und so. (Es wurde so dargestellt, als wäre es das höchste Ziel der Züchter, Katzen mit dem Charakter von Hunden zu züchten … WTF? Was für ein perverser Gedanke für jeden Katzenfreund 😛 )

    Die Leopardette ist wirklich unglaublich schön. Wär mir aber zu teuer, der Aufpreis ist leider nicht drin.

    In dem Video sieht es für mich aus, als würden die ziemlich planlos auf dem Skorpion rumhauen, manchmal sogar mitten auf die Schwanzspitze. Auf mich macht das eher den Eindruck, als würde sie ein Stich hier und da gar nicht stören. Da hätte ich mit mehr Respekt gegenüber dem Giftstachel gerechnet.

    In Südamerika habe ich gelernt, wie man einen Skorpion töten kann: in der prallen Sonne hält man ihn mit einem Stöckchen im heißen Sand (mehrmals wenden). Dann erleidet das Tier recht schnell einen Hitzeschock … Ich habe aber nur dabei zugesehen 😉

  7. #8 user unknown
    9. Dezember 2020

    Ein Glück, dass wir deutlich größer sind als Skorpione, sonst fänden wir Katzen wohl horrific 😉