Dieser Artikel ist von 2013 und basiert auf dem Vortrag von Dr. Hubert Zitt, (Fachhochschule Kaiserslautern) im Planetarium Mannheim (Freitag, 29.11.2013, 19.30 Uhr). Hubert hat die Star Trek-Vorlesung in Deutschland begründet und etabliert – erstklassiges Science-Marketing und Edutainment!
Obwohl er Treckie ist, spricht er manchmal auch über Star Wars.
Ich stelle hier nur ein paar stark gekürzte Highlights vor:
Teil 1: Geschwindigkeiten, Entfernung, Raumschiffe, Droiden
Teil 2: Das Lichtschwert (morgen)
Star Trek und Star Wars repräsentieren zwei unterschiedliche Facetten der Sciene Fiction:
Star Wars ist eher ein opulentes Erzählwerk mit den definitiv cooleren Outfits, Star Trek-Fans tolerieren, dass ihre Helden in „Schlafanzügen“ herumlaufen und reklamieren für sich einen deutlich höheren wissenschaftlichen Anspruch.
Ist die berühmte Weltraum-Saga Star Wars nun wirklich nur ein Märchen?
Oder stecken doch ein paar technische Fakten dahinter?
In starken Bildern und blitzschnellen Rechenoperationen hinterfragt Hubert den Wahrheitsgehalt filmischer Aussagen. Ein Vortrag mit Formeln und großen Zahlen und alle hören zu…so geht Wissenschaftsmarketing!
Vorab entschuldigte sich der Referent dafür, dass der Vortrag möglicherweise die Gefühle sensibler Star Wars-Fans verletzen könnte.
Korsalflug und Parsec
„Man stelle sich mal vor, da fliegt jemand im Einmannjäger ohne Toilette mal eben über 10.000 Lichtjahre…also, wissenschaftlich erklären kann man das nicht wirklich.“ beginnt Hubert Zitt den Abschnitt über Geschwindigkeiten und Entfernungen.
Genau die Frage habe ich mir auch schon gestellt.
Zurzeit gibt es keine Antwort dafür (alle TIE-Piloten, die ich danach fragte, drehten sich idigniert um).
Dann zitiert er einen der berühmtesten Dialoge der SF-Filmgeschichte:
Han Solo (Captain des “Rasenden Falken” und Schmuggler, angeberisch): “Dieses Schiff machte den Korsalflug in weniger als 12 Parsec.”
Luke Skywalker ((Jedi-Ritter-Lehrling, streitlustig-abfällig): „Die Mühle ist doch nur Schrott!“
Star Wars spielt in einer weit, weit entfernten Galaxis, damit sind Entfernungsangaben oft etwas schwierig zu überprüfen.
Aber:
Parsec ist kein Zeit- sondern ein Längenmaß.
Außerdem ist Parsec ein Längenmaß, dass sich auf Entfernungen in unserer eigenen Galaxie bezieht:
Parsec = Parallaxe Bogensekunde.
Hubert Zitt rechnet vor, auf die Bogensekunde genau.
“Ein Parsec ist die Entfernung, aus der der mittlere Abstand der Erde zur Sonne (die Astronomische Einheit, AE) unter einem Winkel von einer Bogensekunde (1″ = 1°/3600) erscheint.“
Ob es im Star Wars-Universum wohl eine gleich lautende AE und daher ein Parsec gibt?
Unwahrscheinlich.
Es liegt auch kein Übersetzungsfehler vor, im Original wird der gleiche Sachverhalt so dargelegt.
“Das ergibt einfach keinen Sinn“ meint Hubert kopfschüttelnd.
In den Fan-Foren gibt es natürlich einige Erklärungsversuche dazu.
Z. B.: „Han testet Obi-Wan auf Leichtgläubigkeit und Bildungsstand, um mehr Geld ´rauszuholen.“
Ernsthafte Diskussionen unter Fans für den Sinn dieses Dialogs sind etwa hier zu finden.
Mit dem Korsalflug ist übrigens die „Kesselstrecke“ gemeint:
“Kessel ist der Planet(oid) auf dem “Spice” abgebaut wird. Die Kessel-Route ist der Weg, den ein Schmuggler (wie Han Solo) zurücklegen muss, um das „Spice“ zu den Zwischenhändlern zu bringen. Da auf der Strecke ein schwarzes Loch liegt, ist ein Direktflug unmöglich.“
Aber vielleicht sollte man, so der Referent, einfach bedenken, das Star Wars ein FILM ist?
(In diesem Kontext ist natürlich auch der Film “Solo”, in dem Han Solos Vorgeschichte, wie er zum Millenium Falcon und seine Freundschaft mit Lando Calrission interessant. Den ich übrigens ziemlich gut fand. – BW, 2020)
Droiden und Drohnen
Hier erklärt der Referent zunächst den Unterschied zwischen einem Druiden und einem Droiden.
R2D2 ist der berühmteste und beliebteste Droide des Star Wars-Imperiums.
Er hat viele positive Eigenschaften:
- hoch entwickelte Technik
- er kann rollen, fliegen und Treppen steigen
- er kann Daten speichern und Raumschiffe fliegen
- er ist mutig
- er kann Getränke servieren.
Seine negativen Eigenschaften:
- er kann nicht sprechen, sondern nur piepsen
- er kann eine Steckdose nicht von einem Datenterminal unterscheiden.
Solche Roboter wie R2D2 und seinen goldenen nörgelnden Kumpel C3PO gibt es zurzeit noch nicht, die Roboterentwicklung schreitet aber stetig voran.
(Mir persönlich geht außerdem noch die Frage durch den Kopf, wieso ausgerechnet so wichtige Droiden über Jahrzehnte hinweg die gleichen geblieben sind. Der Generationswechsel der irdischen Technologie ist ungleich schneller. Wir würden heute schwerlich auch nur einen 30 Jahre alten Staubsauger benutzen, geschweige denn einen Computer.
Außerdem setzt das böse Imperium Aufklärungsdrohnen ein, um Rebellen aufzuspüren. In „Das Imperium schlägt zurück“ findet eine Drohne die Rebellen auf dem Eisplaneten Hoth und führt damit zur Zerstörung des Rebellenstützpunkts.
In diesem Fall hat die Realität uns längst eingeholt:
Im militärischen Bereich werden längst Aufklärungsdrohnen eingesetzt, die Menschen nicht nur suchen und aufspüren, sondern auch töten können. Mittlerweise gibt es Drohnen in unterschiedlichen Größenklassen, die im Schwarm auch synchron fliegen können.
Der imperiale Einmann-Jäger: TIE-Fighter (Abbildung s. o.)
Der berühmte imperiale TIE-Fighter fliegt mit einem Ionenantrieb: TIE bedeutet „Twin Ion Engines“.
Ionentriebwerke sind mittlerweile im Einsatz, z. B. bei der europäischen Raumsonde Smart 1. Smart 1 war 2003 zur Erforschung des Erdmondes gestartet.
Smarts Ionentriebwerke werden durch Solarenergie angetrieben, das Triebwerk entwickelt einen Schub von 70 mN.
Dadurch erhält Smart 1 eine Beschleunigung von 0.00002 m/s².
Damit kann die Sonde von 0 auf 100 km/h beschleunigen – in nur 38,5 Stunden…
Huberts Fazit: “Bis zu den TIE-Fightern ist es noch ein langer Weg, da müssen wir noch ´dran arbeiten“.
Mein Fazit: Die TIE-Piloten schieben offenbar doch eher eine ruhige Kugel, allerdings sehen sie wirklich todschick aus.
Kommunikation und Raketenrucksack
Kommunikation über Maschinen-Gehirn-Interface:
Obi Wan Kenobi steuert sein Raumschiff über ein neurales Interfaces.
In der Computerspiel-Branche hat sich da schon viel getan:
Spieler können mit Augenbewegungen (über Eyetracker) oder über Gedanken das Spiel dirigieren.
Auch der Raketenrucksack (Jet Pack) des Kopfgeldjägers Jango Fett ist schon längst Realität geworden. Diese tragbaren Antriebseinheiten ermöglichen allerdings bis heute eher kurze Flüge.
Diese Star Wars-Technologie ist also schon auf dem Weg in unsere Realität.
Das berühmte Lichtschwert, DAS Sinnbild der Star Wars-Saga und der ganzen Jedi-Ritter-Angelegenheit wird im nächsten Beitrag, Teil 2, besprochen.
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