Lewis Carroll Self Portrait 1856 circa (Wikipedia: Lewis Carroll (Charles Lutwidge Dodgson) )

Ich bin ein großer “Alice im Wunderland” und Lewis Carroll-Fan. Je mehr ich über ihn lese, desto interessanter finde ich den fantasievollen Autoren, Kunstphotographen, Mathematiker und Dozenten.

“Alice” ist eigentlich gar kein Kinderbuch, sondern eine fantastische Geschichte, die eine ganze Reihe von Spitzen gegen die damals regierende Königin Victoria und ihren Hofstaat enthielt. Charles Lutwidge Dodgson – so Carrolls bürgerlicher Name lebte und lehrte in Oxford. Mathematisch begabt, hatte er dort zunächst selbst Mathematik studiert, wurde dann Tutor und schließlich Dozent. Seine Fantasie und seine Liebe zur Literatur allerdiings lebte er in Gedichten und Geschichten aus.
Der erwachsene Mann freundete sich mit den Töchtern seines Dekans Liddell an und unternahm mit den Mädchen Lorina Charlotte, Alice und Edith Liddell unter anderem Bootstouren auf der Themse oder photographierte sie. Der empfindsame Mathematiker und Künstler fühlte sich in der Gesellschaft von Kindern offenbar wohler, als in der von Erwachsenen.
Dabei erzählte er ihnen selbst ausgedachte Geschichten. Die Geschichten hatten viele Bezüge zum echten Leben: So stand der Baum, in dem die Grinsekatze auftauchte, im Garten hinter dem Haus. Natürlich kamen auch die Mädchen, allen voran Alice, in den Geschichten vor. Außerdem soll Lewis Carroll an einer seltenen neurologischen Krankheit gelitten haben, die zu Halluzinationen und zur Fehleinschätzung der Größe der eigenen Person oder anderer Objekte führt: Todd´s oder Alice-in-Wonderland-Syndrom. Schließlich geht es im Buch umgenau solche Verzerrungen.

Auf die Bitte von Alice, der er besonders geneigt war, schrieb er die Geschichten schließlich für sie auf und illustrierte sie auch noch selbst – im November 1864 übergab er dieses kostbare Manuskript als Weihnachtsgeschenk an Alice.

Alice war erst acht Jahre alt, Carrolls Verhalten ihr gegenüber als obsessiv bezeichnet: Er verbrachte viel Zeit in ihrer Gesellschaft und photographierte sie in verschiedenen Gewandungen. Die Photographie war damal eine neue Kunstform und Carroll experimentierte damit, er pflegte vor allem zu den Präraffaeliten enge Verbindungen.
Kurze Zeit später zerbrach die Freundschaft allerdings, aus nicht geklärten Gründen. Die entsprechenden Seiten in Carrolls Tagebüchern sind nicht erhalten.
Manche Forscher unterstellen ihm pädophile Züge, andere vermuten, er habe Alices ältere Schwester heiraten wollen, allerdings vergeblich um deren Hand angehalten. Andere Carroll-Forscher meinen, dass diese Obsession der kindlichen Unschuld im viktorianischen Zeitgeist keine sexuelle Zuneigung, sondern nur sentimental war. Wir sollten uns hüten, aus heutiger Perspektive und vorschnell über das Verhältnis von Carroll und Alice zu urteilen. In der viktorianischen Zeit war das Verhältnis zu Sexualität ein vollständig anderes als wir es heute pflegen und auch anders, als es heute meistens kolportiert wird.

Alice und der Dodo, Zeichnung von John Tenniel (1865) (Wikipedia: Lewis Carroll)

Seine Bücher “Alice im Wunderland” und “Alice hinter den Spiegeln” hingegen überdauerten die Freundschaft und sind heute Klassiker der Literatur. In der Druckausgabe von 1865 wurden Carrolls eigene Zeichnungen dann durch John Tenniels geniale Illustrationen ersetzt, die bis heute untrennbar mit dem Werk verbunden sind.

In der Herzkönigin oder der Roten Königin und ihrem Hofstaat hat Carroll den Spott der akademischen Kreise über Queen Victoria und ihren Hofstaat manifestiert. Als Tutor und Dozent musste er viele Schüler unterrichten, die weder an Mathematik interessiert noch dafür intelligent genug waren, und in Oxford als adlige und oder reiche Kinder bedeutender Männer dennoch einen Oxford-Abschluß machen sollten. Diese desinteressierten, minder begabten Personen waren natürlich auch im Hofstaat vertreten. Da offene Kritik Majestätsbeleidigung gewesen wäre, verewigte Carroll seinen Spott in Fantasie-Geschichten.
Queen Victoria hat das aber gar nicht übel aufgenommen, sondern ihn gebeten, seine nächste Geschichte ihr zu widmen.

Auf einen Wettlauf dieser Roten Königin mit Alice bezieht sich die evolutionsbiologische Hypothese der Roten Königin.

Red Queen-Hypothesis
Die Hypothese der Roten Königin besagt, dass die Evolution einer Art nicht nur im Zusammenhang mit ihrer Umwelt korrespondiert, sondern auch direkt mit den sie umgebenden Arten zusammenhängt. Eine Art entwickelt sich also in unmittelbarer Wechselwirkung mit anderen Arten.

Evolution ist eine Art Kopf-an-Kopf-Rennen.
Der Evolutionsbiologe Cockburn schreibt dazu: „Jede evolutive Angleichung an andere Arten kann durch die natürliche Selektion, die auf die Arten wirkt, aufgehoben werden. Van Valen (1973 a) verwendet daher die Metapher von der Roten Königin, um die biotische Evolution zu beschreiben. Eine ständige Veränderung ist notwendig, nicht um die Angepasstheit zu erhöhen, sondern um sie überhaupt aufrecht zu erhalten, genauso wie Alice und die Rote Königin rennen mussten, so schnell sie konnten, ohne irgendwo anzukommen.
[…]
Wir erwarten daher, dass in stabilen Habitaten im Laufe der Zeit Angepasstheit erreicht wird und daher ein evolutives Gleichgewicht vorherrscht. So ein Gleichgewicht wird jedoch durch die Evolution bei anderen Arten gestört, so dass physikalische Stabilität nicht zwangsläufig ein evolutives Gleichgewicht fördert.“ (Cockburn, s. u.)

Red Queen - Alice in Wonderland (2010 film).png

The Red Queen portrayed by Helena Bonham Carter in Tim Burton’s Alice in Wonderland. (Wikipedia: Red Queen)

Cockburn zitiert dabei Leigh van Valen (1973, s. u.), der die Metapher von der Roten Königin in einem Lehrbuch zur Evolution eingeführt hatte. Van Valen hatte 1973 seine Beobachtungen zum Überleben von Spezies mit Hilfe der Figur der roten Königin beschrieben.

Er bezog sich auf folgenden Passus im Buch:
„Wenn sie später darüber nachdachte, kam Alice nie dahinter, wie alles angefangen hatte: alles woran sie sich erinnern konnte war, dass sie Hand in Hand rannten und dass die Königin so schnell lief, dass sie alles geben musste, um mitzuhalten. Und trotzdem schrie die Königin ständig: „Schneller! Schneller!” Aber Alice hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr schneller rennen konnte, bekam aber nicht genügend Luft, um es zu sagen.
Das seltsamste dabei war, dass die Bäume und die anderen Dinge in der Umgebung nie ihre Position änderten: wie schnell sie sich auch immer bewegten, sie schienen nie irgendetwas überholen zu können. „Ich frage mich, ob sich alle Dinge mit uns bewegen“, dachte die verwirrte Alice. Und die Königin schien ihre Gedanken zu erraten, da sie schrie: „Schneller! Versuche nicht, zu reden!“
[…]… hier, [sagte die Königin] siehst du, musst du so schnell rennen wie du kannst, um auf derselben Stelle zu bleiben. Wenn du woanders hin willst, musst du zweimal so schnell rennen!“

„In einem evolutionären System ist ständige Entwicklung erforderlich, damit es seine Fitness relativ zu den Systemen halten kann, mit denen zusammen es sich entwickelt. Nicht die Umweltbedingungen setzen den Red-Queen-Effekt in Gang, sondern die Lebenskraft und der Überlebensdrang der Spezies selbst. Die Antilope muss schneller laufen lernen, um nicht vom Löwen erbeutet zu werden. Schnellere Antilopen erfordern die Entwicklung schnellerer Löwen usw. Die rote Königin und die anderen Lebewesen spornen sich beim Rennen also gegenseitig an. Jeder muss rennen, um nicht hinter den anderen zurückzufallen.“ wie Paul Bayer auf seinem Blog “wandelweb” ausführt.

Die Rote Königin ist eine schöne Metapher.
Sie erklärt sehr gut, dass eine Art nicht im Vakuum existiert, sondern immer im Beziehungsgeflecht mit anderen Arten.
Es geht also um ein evolutives Wettrüsten.

Mehr akademische Ehren, als ihm eine evolutionsbiologische Metapher zu widmen, kann man einem Oxford-Dozenten posthum kaum angedeihen lassen.

Tea with Alice

In England ist Carrolls Meisterstück bis heute sehr lebendig, Carrolls Werk wird bis heute in wissenschaftlichen Symposien gefeiert und es gibt Teegedecke in Anlehnung an “Alice im Wunderland”.
Anläßlich meines sehr runden Geburtstages vor eingen Jahren hatte ich tatsächlich eine “Alice and Mad Hatters Teaparty” veranstaltet, zu der alle Damen gewandet erschienen. Dafür habe ich echte englische Tee-Kultur gefertigt,

Tea with Alice

Tea with Alice

mich mit der Wissenschaft des perfekten Gurkensandwiches beschäftigt, aus in Deutschland erhältlichen Milch-Produkten eine akzeptable Clotted Cream für Scones und Erdbeermarmelade produziert und einen ganzen Nachmittag lang mein Patenkind zum bemalen von Keksen gedungen. Der Tee war natürlich Breakfast Tee und Lady Grey, die Limonadenflaschen trugen “Drink -me”-Schildchen und es fehlte nicht an Grinsekatzen und Uhren. Das englische Gedecke habe ich allerdings noch ergänzt um Quiche und Pasta-Salat, ich wollte nicht riskieren, dass jemand hungrig nach Hause gehen musste.
Das an das Gelage anschließenden Photoshooting auf der Streuobstwiese hat einige Wanderer höchst irritiert zu hemmungslosem Glotzen veranlaßt. Wir hatten jedenfalls Spaß.
Darum gibt es heute ausnahmsweise kein XMasOrnament sondern ein Photo eines Teils des Buffets.

Meine Tipps für die Feiertage:

  • “Alice im Wunderland” und “Alice hinter den Spiegeln” noch einmal lesen
  • eine Verfilmung schauen: Die Walt Disney-Verfilmung ist nett und kindgerecht. Tim Burtons Verfilmung mit  ist weniger kindgeeignet, teils etwas verstörend – und hat mir extrem gut gefallen! Helena Bonham Carter ist als Rote Königin einfach hinreißend, Johhny Depp gibt einen wirklich verrückten Hutmacher ab.
    Der 2. Teil davon lohnt sich eher nicht.
  • im Victoria & Albert Museum läuft gerade die Ausstellung “Curiouser and curiouser” – es geht um Alice. Ein digitaler Museumsbesuch lohnt sich sehr!

Quellen:

Bayer, Paul: wandelweb: „Die Rote Königin“, 4. December 2010 um 20:39

Cockburn, Andrew: “Evolutionsökologie” (1999)

van Valen, Leigh: “A new evolutionary law”. In: Evolutionary Theory. Band 1, 1973, S. 1–30.

Carroll, Lewis: ”Through the Looking-Glass, and What Alice Found There” (1871), Fortsetzung von “Alice’s Adventures in Wonderland (commonly shortened to Alice in Wonderland) ,1865. Ein phantastisches Buch aus der Feder des Mathematikers Charles Lutwidge Dodgson, Dozent in Oxford, veröffentlicht unter dem Pseudonym Lewis Carroll.

 

Kommentare (16)

  1. #1 Lercherl
    14. Dezember 2020

    Weitere Tipps für die Feiertage:

    * “The Three-Body Problem” von Catherine Shaw lesen. Shaw ist das Pseudonym der Mathematikerin Leila Schneps. Dieses Dreikörperproblem ist ein Krimi, der im 19. Jahrhundert in Oxford spielt, mit zahlreichen Anspielungen auf Lewis Carroll.

    * Und natürlich die klassische Vertonung von Alice in Wonderland!

  2. #2 Bettina Wurche
    14. Dezember 2020

    @Lercherl: Danke für Buch- und Hörtipps! Da kommen bestimmt noch ein paar dazu : )

  3. #3 gedankenknick
    14. Dezember 2020

    Ich bin mir nicht ganz sicher, meine aber irgendwo gelesen zu haben, dass im Original der Hutmacher nie “mad hatter” genannt wird, sondern nur “hatter”. Der “mad hatter” wurde (soweit ich mich erinnere) in kürzester Zeit von der Leserschaft daraus gemacht, wahrscheinlich auch unter Zuhilfenahme der englischen Redewendung “mad as a hatter”, welche sich vermutlich auf Nervenschäden bei Hutmachern durch den damaligen Quecksilber(salz)gebrauch in dieser Branche bezieht.

    Auch im englischen Wiki-Artikel hat die Originalzeichnung die Bildunterschrift “The Hatter”. Die Hutgröße mit “10/6” ist im Disney-Zeichentrickfilm übrigends genau dieselbe – das weiß ich deshalb so genau, weil mir dies während meiner Bundeswehrausbildung auffiel, bei der ich im 10. Sanitätsbattalion 6 (oder auch kurz 10/6) stationiert war. Allerdings trugen wie diese Nummer weder an Schiffchen, Helm noch am dunkelblauen Barett.

  4. #4 RPGNo1
    14. Dezember 2020

    @gedankenknick

    Kurzes OT: Ah, du hast deinen Grundwehrdienst als Sanitäter abgeleistet? Selbiges ist bei mir der Fall. Die Grundausbildung hatte ich in Leer/Ostfriesland, die folgenden 9 Monate war ich dann bei den Heeresfliegern in Celle/Wietzenbruch.

  5. #5 Bettina Wurche
    14. Dezember 2020

    @gedankenknick: Ich meine, im Buch keinen Hinweis auf mad oder verrückt gelesen zu haben, bin aber nicht sicher. Ich glaube aber nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn Carroll den Hutmacher so verrückt dargestellt hätte, ohne es explizit zu benennen, weil damals jeder die Redewendungb kannte. Das trifft ja auch auf die unzähligen anderen Anspielungen zu.
    Solche Teapartys werden in England allerdings definitiv mit MadHattersTeaprty beworben. Das könnte auch ein Copyright-Problem mit Alice sein.

  6. #6 gedankenknick
    14. Dezember 2020

    @RPGNo1
    3 Monate im 10/6 ins Breitenburg/Itzehoe Grundausbildung als Sanitäter [unnützes Wissen am Rande: alle Sanitäter gehören zur Marine], danach 9 Monate “Flugabwehrraketenbataillon 610” im Heer (mir wäre im speziellen das “257. PzFlaRakBat 610”, aber da bin ich mir nach der langen Zeit nicht mehr sicher) in Rendsburg mit Unterbrechung betreffend Fahrschullehrgang in Flensburg. Ich bin damals aus Schleswig-Holzbein nicht rausgekommen. Man, ist das alles lange her….

  7. #7 Ursula P.
    14. Dezember 2020

    Grinsekatze und das weiße Kaninchen sind mir bis heute die liebsten Figuren aus der Geschichte – man muss es wirklich gelesen haben. Ein phantastisches Buch!

  8. #8 rolak
    14. Dezember 2020

    nie “mad hatter” genannt

    Allerdings, allerdings ist Kapitel 7 rsp Chapter VII mit ‘A Mad Tea-Party’ überschrieben. Darüber hinaus proklamiert die CheshireCat sogar noch “We´re all mad here” [Hervorhebung von mir] (src).

    On first sight the trapping hook for me was the hookah with the letter-smoke-ringing caterpillar, aber Burtons Film gefällt mir letztlich besser, obgleich er bei weitem nicht so kicher-entspanned angenehm ist.

  9. #9 Bettina Wurche
    14. Dezember 2020

    @rolak: “We are all mad here” ist eine der wichtigsten Aussagen des ganzen Buchs!

  10. #10 Bettina Wurche
    14. Dezember 2020

    @Ursula P.: Ich erinnere mich an ein hinreißendes Weißes Kaninchen mit plüschigen Pfoten : )

  11. #11 gedankenknick
    14. Dezember 2020

    @rolak
    Ob man etwas wirklich ist, oder sich selbst nur so bezeichnet (geschweige denn von anderen so bezeichnet wird), dies stellt im Leben einen geringfügigen Unterschied dar. In Hinblick auf “verrückt” fielen mir da sofort als Beispiel Fälle des Martha-Mitchell-Effekt ein, wo die Menschen nicht verrückt sind, aber so hingestellt werden. Andersherum, wie wäre es mit “Einer flog über das Kuckungsnest” – Die meisten Insassen, Mr. McMurphy, sind im Gegensatz zu Ihnen freiwillig hier.

    Aber selbst wenn der Hutmacher von der Grinsekatze – die er offfensichtlich kennt (und der er scheinbar auch freundschaftlich verbunden ist) – als “verrückt” bezeichnet wird, möchte er vielleicht doch von anderen nicht so explizit be- bzw. genannt werden. Ich selbst bezeichne mich auch oft genug als dumm, durchgedreht und auch unwissend. Es kommt auf dem Zusammenhang (Ironie, Themengebiete usw.) und das Umfeld des Gesprächs (Bekanntheitsgrad bei Gesprächspartner) an. Deswegen würde ich trotzdem ungern von mir unbekannten und mich nicht persönlich kennenden Menschen so bezeichnet werden… 😉

    Ach ja, und eine “verrückte Teezeremonie” (freiere Übersetzung von mir) kann auch von völlig ernsten Personen durchgezogen werden. Schau Dir zu dem Thema mal Monthy-Python-Sketche an. Ein verrückter Ablauf setzt nicht zwangsläufig verrückte Menschen dafür voraus. Ebenso kann eine toternste Zeremonie von an sich völlig “durchgeknallten” Personen abgehalten werden. Die berüchtigte Problematik mit (nicht-)Korrelation und (nicht-)Kausalität.

    Es ist halt schwierig, im Wunderland hinter die Kulissen zu schauen, weil man wirklich nie weiß, welche Überraschung im Kaninchenbau wartet.

  12. #12 rolak
    14. Dezember 2020

    moin gedankenknick, wenn ich das richtig gelesen habe, bist Du irgendwo falsch abgebogen: nirgends plädiere ich, der hatter sei ‘mad’ zu titulieren (oder ‘Don Martin’), auch wenn er noch so erratisch agiert. Die beiden ‘allerdings’e haben sehr verschiedene Bedeutungen, das erste bestätigt die Aussage des von Dir Zitierten, das zweite wirkt bestenfalls dahingehend das erste aufweichend, daß Deine darauf folgend abgegebene Etymologie des stehenden Begriffes ‘mad hatter’ imho gut anzweifelbar ist, zumindest in der Chronologie. Lewis, der ja nicht gerade für grobschlächtigen Umgang mit der Sprache bekannt ist, dürfte durch die bereits langfristig bekannten Idiome ‘mad as a hatter’ und ‘mad as a march hare’ zur ‘Berufswahl’ bzw Tischbesetzung inspiriert worden sein, das ‘mad’ intentionell ausklammernd bzw globalisierend. Der Übergang von ‘a mad tea party with the hatter and the march hare’ zu ‘mad hatter’ dürfte ein naheliegender, sich im Laufe der Zeit etabliert habender KontextGlitch beim Referenzieren bzw Nacherzählen gewesen sein.

    (es ist ein ‘imho’ eingebaut!)

  13. #13 gedankenknick
    15. Dezember 2020

    @rolak
    Na dann…. stimmen wir doch überein. 🙂

    Gerade weil

    Lewis […] ja nicht gerade für grobschlächtigen Umgang mit der Sprache bekannt ist

    wollte ich es halt nochmal auseinanderpuzzeln. Denn ich denke, er hat ganz bewußt weder den Hutmacher noch den Märzhasen direkt als “mad” bezeichnet, obwohl er dies (sicherlich auch ganz bewußt) implizierte. Aber dazu befragen werden wir ihn wohl nicht mehr können…

  14. #14 rolak
    15. Dezember 2020

    wohl nicht mehr

    hmmmm, nebenan war grad eben Tischrücken zu vernehmen…

  15. #15 gedankenknick
    15. Dezember 2020

    @rolak
    Ihr macht Sceancen mit ganzen Tischen, und nicht nur mit so einem komischen Alphabet-Brett? Ich staune jeden Tag mehr, was ich hier so lerne… 🙂

  16. #16 rolak
    15. Dezember 2020

    Ihr

    Das ‘nebenan’ war häuslich, nicht zimmerlich, was aber (thread)hier keiner erahnen konnte. Nee, wir sind übers Tischhüpfen lange hinaus, genauso wie damals übers OuiJa der 70er. Mittlerweile lassen wir Riesenteile hüpfen und genießen danach zur Entspannung einige ruhige Runden Karussell.

    Letzteres war, glaube ich, mein Erstkontakt, seitdem schau ich da ab+zu mal vorbei.