Die Schallkanone ist ein interessanter Ansatz, das würde das Fressen so agiler und intelligenter Jäger wie Tintenfische sicherlich erleichtern. Aber stimmt das auch?
Mohl und Norris hatten mit Loligo und Sepia im Aquarium experimentiert: Die Tiere waren erst ab 260 dB akustisch „gelähmt“. Einen so hohen Schalldruck schaffen allerdings selbst Pottwale nicht. Fais, Johnson und Madsen sind sich sicher: Das besonders leistungsstarke Sonarorgan der Pottwale ist für eine extrem leistungsfähige Echolokation gebaut, nicht aber als Schallkanone.
Schnelle Bewegungen sind ein Indikator fürs Zuschlagen
Viele Zahnwale, wie Schnabelwale, Delphine und Schweinswale verschlucken ihre Beute im Ganzen durch Einsaugen. Dazu öffnen sie den Schnabel und erweitern mit Muskeln den Kehlbereich. Da ihr Mund- und Kehlraum geschlossen ist entsteht ein Unterdruck, mit dem sie die Beute einsaugen. Die Zunge spielt bei der Positionierung der Häppchen oft eine wichtige Rolle.
Bei den Pottwalen vollführen dass am Ende ihrer Jagd, während des besonders intensiven Akustik-Scans des Wals, dem Buzzing, ruckartige Bewegungen mit dem Kopf (jerks): Die Walbiologen interpretieren dies als das letzte Zustoßen auf die Beute mit schnellen Bewegungen des Unterkiefers oder der Erweiterung der Mundhöhle zum Einsaugen der Nahrung. Pottwale sind also keinesfalls ruhig lauernde Jäger, sondern akustisch und motorisch sehr aktiv. Ihr Sonarorgan ist keine Schallkanone, sondern der leistungsstärkste bekannte Biosonar und dient zum akustischen Verfolgen und Erlegen der Beute.
Wie dieser Wal nun aber die Beute in die Mundöffnung befördert, bleibt weiterhin ungeklärt.
PS: Am Verlauf des Klickens ist der Verlauf des Tauchgangs zu hören. An Bord der „REINE“, des Schiffes der Hvalsafari Andenes konnten wir über ein Hydrophon direkt verfolgen, wie der Wal sich am Meeresgrund in verschiedene Richtungen wendet und bewegt, seine nach vorn gerichteten Sonarklicks machen die Kopfbewegungen hörbar.
Kalmar versus Pottwal
Erwachsene Pottwalbullen jagen u. a. riesige Kalmare wie den Riesenkalmar Architeuthis spec. oder den Koloss-Kalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni). Kalmare sind zwar weiche Tiere, aber mit ihren scharfen Schnäbeln und den saugnapfbewehrten Tentakeln können sie sich so manche Gefahr vom Leib halten und sich auch gegen Pottwale zur Wehr setzen. Ob sie damit einem hungrigen Zahnwal entkommen können und wie häufig dem Pottwal seine Mahlzeit letztendlich erwischt, weiß niemand.
Möglicherweise liegt die beste Überlebenschance eines Kalmars in seiner Flucht.
Der dänische Meeresbiologe Dan Lund meint, dass diese Kalmare ihre extrem großen Augen – größer als die jedes anderen Tieres – als Pottwal-Abwehr entwickelt haben. In diesem BBC-Beitrag wird seine Forschungsarbeit ausführlich und gut bebildert erklärt.
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