Fakten zum Rice-Wal (Balaenoptera):

  • sie können bis zu 30 Tonnen schwer werden und bis zu etwa 12 Meter lang
  • auf der Kopfoberseite tragen sie drei parallele Kämme (s. Bild)
  • ihre Lebenserwartung dürfte bei ca 60 Jahren liegen
  • sie sind bisher nur im Golf von Mexiko im Südosten der Vereinigten Staaten gesichtet worden
  • die größten Gefahren sind auch für diese Wale Schiffskollisionen, Unterwasserlärm und das Verheddern in Fischereigeschirr.

Taxonomischer und Schutz-Status

Taxonomische Arbeit ist immer noch langwierig, denn für die wissenschaftliche Beschreibung braucht es ein totes Exemplar, das in einer wissenschaftlichen Sammlung als Holotypus hinterlegt wird – sozusagen ein taxonomischer Urmeter. Von diesen taxonomischen Anforderungen sind bisher nur extrem wenige Ausnahmen gemacht worden – wie kürzlich bei der blobartigen Tiefsee-Rippenqualle. Genau solche Funktionen, nämlich das Aufbewahren von Originalen, ist bis heute eine der wesentlichen Funktionen von Museen – wenn wir Arten kennen und schützen wollen, brauchen wir diese wissenschaftlichen Sammlungen inklusive der Spezialisten unbedingt, sie bewahren unser natürliches und kulturelles Erbe.

Die Bestätigung des wissenschaftlichen Namens steht allerdings noch aus, bislang sind nur die Zuordnung zur Gattung Balaenoptera und der Trivialname Rice-Wal offiziell.
Die schlechte Nachricht ist, dass dieser Walart nur im Golf von Mexico vorkommt und es wohl nur diesen extrem kleinen Bestand von wahrscheinlich weniger als 100 Tieren gibt. Damit sind sie bereits jetzt bei ihrer Entdeckung vom Aussterben bedroht.
Bislang wurden diese Tiere als Sub-Spezies des Bryde-Wals geführt und war unter diesem Namen geschützt unter dem Marine Mammals Protection Act – als endangered species (stark gefährdet).
Nun muss der Rice-Wal auch formal von der Taxonomie vom Committee of Taxonomy der Society for Marine Mammalogy akzeptiert werden. Danach kann die NOAA den neuen Wal auch sofort auf die Roten Listen setzen lassen – aufgrund der winzigen Population wahrscheinlich in einer noch höheren Schutzkategorie.

Quellen

 

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Kommentare (5)

  1. #1 RPGNo1
    4. Februar 2021

    @Bettina Wurche

    Es ist toll, dass schon wieder eine neue Walart entdeckt wurde und zeigt auch die immer noch steigende Relevanz genetischer Untersuchungen, um solche Erkenntnisse erst zu gewinnen. Dass die Rice-Wale stark bedroht sind, ist eine sehr viel weniger erfreuliche Nachricht.

    um Mißverständnisse zu vermeiden – auch ein „sauberes“ Walskelett ist nur bedingt „sauber“. Den Geruch werden die Knochen nie los, das Fett dringt zu tief ein.

    Können die Knochen mit einem Klarlack/Kunststoff so konserviert werden (laienhaft ausgedrückt), dass sie nicht mehr vor sich hinmüffeln? Oder erträgt man den Geruch einfach, um mögliche weitere Forschungen nicht zu erschweren?

  2. #2 Bettina Wurche
    4. Februar 2021

    @RPGNo1: Ja, diese immer neuen Arten, Unterarten und Sub-Populationen sind für den Naturschutz eine große Herausforderung – damit wird immer klarer, dass es nicht um ARTENschutz, sondern um HABITATschutz geht. Das zeichnet sich gerade bei sehr vielen Walen und auch anderen Tieren ab.
    Wird ein frischer Wal sofort abgefleischt, kann nur wenig Öl in die Knochen einsinken. Das sauberste Walskelett habe ich mal bei einem Walfanger gesehen, der erklärte mir das. Museen lassen ihre Skelette meist erst einmal abgammeln – sie lassen die Weichteile verwesen und abfallen. Dabei sickern die Öle tief in die Knochen ein, nicht nur bei Walen. Skelette kommen normalerweise dann in die Mazeration/Entfettungsanlage. Wale sind dafür aber meist zu groß und haben wohl auch besonders aggressive Fettsäuren, hat mir jedenfalls mal ein Präparator erzählt (das Walfett hatte mit kupfernen Bestandteilen reagiert, die Knochen hatten curacao-farbene Flecken). Man kann sie mit Waschpulver abkochen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt – dann zersetzt sich der Knochen selbst. Zwischen Säubern und Beschädigen sind die Übergänge fließend, da muss man mit Fingerspitzengefühl bei.

    Hier ist der Projekt-Blog der Wal-Reinigung aus d Naturkunde-Museum in Bergen:
    http://thewhaleboneblog.blogspot.com/

    Ich weiß nicht, ob das Smithsonian da vielleicht schon neue Techniken entwickelt hat. Nach allem, was ich weiß und gesehen habe, bekommt man die Fette aus den Walknochen nie ganz heraus. Darum müffeln die Tierchen auch immer.
    Lack geht gar nicht, das verfälscht den Knochen und ist der Horror jedes Wissenschaftlers. Außerdem würde ich vermuten, dass sich unter der starren Oberfläche das natürliche Gewebe weiterhon bewegt, dann kann es zu Rissen kommen.

  3. #3 RPGNo1
    4. Februar 2021

    @Bettina Wurche

    Danke für die Aufklärung. 🙂

  4. #4 Bettina Wurche
    4. Februar 2021

    @RPGNo1: In Bergen durften wir in der geschlossenen Ausstellung nach oben auf das Gerüst, zum unter der Decke hängenden Wal. Das war so Hammer!!! Der Blog lohnt sich wirklich zu lesen, das war ein unglaubliches Projekt.

  5. #5 Bettina Wurche
    9. Februar 2021

    @RPGNo1: Schau mal hier: So wird ein Walskelett museumsreif gemacht
    https://www.hakaimagazine.com/videos-visuals/the-whale-bone-squatters/