So hat der tschechische Seismologe jetzt aus Störsignalen einen akustischen Schatz gemacht.
Quellen:
Scientific American: “Whales’ Long, Loud Calls Reveal Structure beneath Ocean Floor – Sound waves from fin whales can help scientists probe Earth’s crust” (Stephanie Pappas, 11.02.2021)
Václav M. Kuna, John L. Nábělek:Seismic crustal imaging using fin whale songs
(Science 12 Feb 2021: Vol. 371, Issue 6530, pp. 731-735; DOI: 10.1126/science.abf3962)
Die Rufe der Finnwale
Finnwale singen nicht wie etwa Buckelwale, sondern geben pulsartige Laute von jeweils einer Sekunde ab (mich erinnert das eher an die Echolaktions-Klicks der Zahnwale).
Da ihre niederfrequenten Lautäußerungen meistens zwischen 30 bis 15 Hertz liegen, heißen sie „20 Hertz Pulse“. Sie sind bis über 1000 km hinweg zu hören und können sogar die Lautstärke großer Schiffsmotoren erreichen.
Studien in mexikanischen Gewässern im Golf von Kalifornien hatten gezeigt, dass nur die Männchen rufen, und auch nur zwischen September und Mai. Vermutlich haben die laute also eine Funktion für die Partnersuche und Reproduktion der Finnwale haben: Die Bullen können so über weite Entfernungen hinweg Weibchen auf besonders nahrungsreiche Gewässer aufmerksam machen – und sie so anlocken.
Finnwale singen in lauten Impulsen von einer Sekunde. Gerade dieses Lautmuster eignet sich gut für die seismische Bildgebung, da Impulse einfacher zu analysieren sind als kontinuierliches Rauschen, meint der (nicht an der Studie beteiligte) Meeres-Geophysiker William Willcock (Universität Washington). Er habe seismische Instrumente schon zur Verfolgung von Walen verwendet.
Biologen nutzen diese weit hörbaren und charakteristischen Rufe schon regelmäßig zur Kartierung der Finnwal-Bestände in den Weltmeeren. Sie dürften allerdings noch wesentlich mehr Informationen enthalten. Die „Sprache“ dieser Meeresriesen ist noch nicht entziffert, bislang ist nur bekannt, dass es zumindest in kalifornischen Gewässern vier Song-Typen gibt – long doublet, short doublet, long triplet, und short triplet, dass diese „Lieder“ sich allmählich verändern und dass sich die Songs verschiedener Population offenbar unterscheiden.
Mit neuer Technologie und Computerprogrammen zur Analyse extrem komplexer Datenmengen wird es da sicherlich bald ähnliche Fortschritte geben, wie bei Pottwalen, Schweinswalen und zuletzt auch Schnabelwalen. Alle diese Zahnwale galten lange Zeit als nicht sozial kommunikativ, weil sie nicht wie beim Delphin-Lautrepertoire pfeifen. Stattdessen klicken diese drei Zahnwal-Arten „nur“, was bei Delphinen ja nur zur Echolokation eingesetzt wird. Mittlerweile ist bekannt, dass Pottwale, Schweinswale und auch Schnabelwale per Echolokationsklicks offenbar komplexe soziale Kommunikation betreiben und sich ihr Repertoire je nach Population stark voneinander unterscheidet. Hal Whitehead hatte auf der Basis dieser Erkenntnisse den Pottwalen eigenständige Kulturen zugestanden.
Ocean-Bottom-Seismometer
Ocean-Bottom-Seismometer (OBS) sind eine Kombination aus Hydrophon und Seismometer zur Erforschung des Meeresbodenuntergrundes anhand von unterseeischen Wellenmessungen und ihrer Auswertungen.
Das autonome System wird vom Explorationsschiff aus ins Wasser gesetzt und sinkt dann auf den Meeresboden. Dort empfängt sein Hydrophon den Wasserschall (Druckwellen) und das Seismometer Bewegungen des Meeresbodens (Druck- und Scherwellen oder auch P- und S-Wellen, s. Seismische Welle). Ist die Untersuchung abgeschlossen, sendet das Schiff ein akustisches Signal – daraufhin steigt das OBS zur Meeresoberfläche auf und kann eingesammelt werden. Anschließend werden die aufgezeichneten Daten ausgewertet.
Wie hören sich Finnwal-Rufe an?
Um 20 Hz Pulse der Finnwale für das menschliche Gehör hörbar zu machen, müssen sie mit 10-facher Geschwindigkeit abgespielt werden.
Hier ist ein Finwal-Song aus dem SOSUS-System im östlichen Nord-Atlantik.
Finnwal-Ruf „20 Hrtz-Pulse“:
Quelle:
Václav M. Kuna, John L. Nábělek: Seismic crustal imaging using fin whale songs
(Science 12 Feb 2021: Vol. 371, Issue 6530, pp. 731-735; DOI: 10.1126/science.abf3962)
Finnwal-Pulse aus dem Pazifik:
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