Mitten in der SARS-CoV 19-Pandemie wirken mögliche Gefahren einer Kontaminierung mit außerirdischen Keimen nicht mehr nur hypothetisch. Darum fordert ICAMSR NASA und ESA auf, die Mars-Proben zur Analyse in ein Labor in einer Mondumlaufbahn oder auf dem Mond selbst zu bringen, für deren Bau sei ja noch 10 Jahre Zeit. “Wir unterstützen eine Mars-Probe-Rückkehrmission als Teil der Raumstation Lunar Gateway, wenn Proben zu einem speziell entwickelten Biohazard-Labor-Modul in der Mondumlaufbahn gebracht werden oder Teil eines größeren Mondbasis-Konzepts sind, wie es im Artemis-Programm der NASA vorgesehen ist”, meint Barry DiGregorio, Direktor von International Committee Against Mars Sample Return (ICAMSR). “Dies sei die einzige Möglichkeit des 100-prozentigen Schutzes der Erde und ihrer Biosphäre.“
NASA und ESA beharren darauf, die Proben zurück zur Erde zu bringen, weil der Aufwand und die Schwierigkeiten beim Betrieb eines komplexen BSL-4-Labors im Weltraum zu groß seien. Außerdem würde die Schwerelosigkeit “die Art und Weise, wie wir Proben analysieren, gefährden”.
Außerdem ergänze ich als Paläontologin noch, dass gerade der Nachweis so alter möglicher Fossilien extrem schwierig ist. Da sind dann manchmal noch andere Belichtungen, Probenaufbereitungen oder noch ganz neue Ideen gefragt. Solche spontanen, nicht vorherzusehenden Methoden-Änderungen wären nur in irdischen Labors und mit absoluten Experten für die jeweilige Methoden möglich. Außerhalb der Erde muss man alles im Voraus planen und die Analysen von astronautischem Personal durchführen lassen, das schränkt dann die wissenschaftlichen Analysen möglicherweise ein.
Das akzeptiert die ICAMSR natürlich nicht.
Die ESA überdenkt offenbar tatsächlich noch Alternativen: “Die Orbitalproben in einer stabilen Marsumlaufbahn zu lassen, ist eine von mehreren alternativen Strategien, die möglich sind, nachdem die Proben von der Marsoberfläche gestartet wurden”.
Ich ergänze hier mal, dass bereits einige Gesteinsproben von Mond und Mars auf der Erde liegen und es bislang weder Funde aktiver Lebensspuren noch irgendeine Kontamination der Erde gab.
Soweit der Diskussionstand nach dem New Scientist-Artikel.
Eine interessante und sicherlich angemessene Diskussion.
Schließlich gibt es dazu bereits eine illustre Reihe möglicher unglücklicher Szenarien im Science Fiction-Genre. Manche davon, wie Crichtons „Andromeda“ finde ich erschreckend plausibel.
Eure Gedanken, Einwände und Argumente dazu würden mich interessieren:
Sollten unter den zurzeit höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen Proben vom Mars zurück auf die Erde gebracht werden?
Ich bitte um Kommentare!
PS: Danke für die vielen Kommentare und interessanten Gedanken!
PS 2: Aufgrund des großen Interesses habe ich noch zwei ESA-Mitarbeiter interviewt und einen Artikel für heise dazu geschrieben:
https://www.heise.de/hintergrund/NASA-Rover-Perseverance-Gefaehrden-Mars-Gesteinsproben-die-Erde-6047962.html
Kommentare (61)