Packard hatte einfach Pech
Der Buckelwal hat den Taucher versehentlich verschluckt, erklärt auch Jooke Robbins gegenüber der Presse. Robbins leitet die Buckelwal-Forschung am Center for Coastal Studies in Provincetown. Obwohl sowohl Buckelwale als auch Fischer oft sehr nahe beieinander in den gleichen fischreichen Gewässern auf der Jagd sind, sind solche Unfälle bisher so gut wie noch nie berichtet worden. Buckelwale sind gegenüber Menschen nicht aggressiv und falls sie kämpfen – etwa mit Schwertwalen – setzen sie die Schwanzflossen als Waffen ein. Der Buckelwal hat den Taucher also keinesfalls angreifen wollen.
Mayo hatte den Buckelwal, der Packard verschluckt hatte, beim Auftauchen gesehen und beschreibt ihn als mittelgroß. Robbins vermutet, dass es ein junger, vielleicht noch unerfahrener Wal war. Vielleicht hätte ein älterer Wal vorher seine Umgebung noch einmal überprüft.
Zwischenfälle, in denen fressende Buckelwale Schwimmer oder Taucher verletzen oder verschlucken seien jedenfalls extrem selten, meint Robbins. Weder sie noch ihre Kollegen wie der erfahrene Walexperte Charles „Stormy“ Mayo, Josiahs Vater, haben von so einem Fall jemals gehört. Außerdem können Buckelwale Menschen gar nicht schlucken, weil ihr Schlund viel zu eng ist (das habe ich in diesem Meertext-Artikel ausführlich beschrieben). Ins Maul des Wals passen Menschen allerdings schon, wie Packard jetzt erfahren hat.
Kamera filmt Wal-Tauchgang mit Sandaalen
Nördlich der Halbinsel Cape Cod treffen auf der sandigen, flachen Stellwagen Bank und den davor liegenden tiefen Unterwasser-Canyons kühles Tiefenwasser und wärmeres Oberflächenwasser aufeinander, es gibt starke Strömungen und darum ein reiches Nahrungsangebot. Aus diesem Grund ist an dieser Stelle das Stellwagen Bank National Marine Sanctuary eingerichtet worden. Der Reichtum sind die kleinen Sandaale, sie sind die Basis der Nahrungskette und aufgrund ihrer Masse eine wichtige Nahrungsressource für größere Meeresbewohner – „klein, aber gewaltig“. Das zieht auch viele Buckelwale an, darum ist die Stellwagen Bank ein gutes Walbeobachtungsgebiet, sowohl für die Wissenschaftler als auch für Whale watching-Touren aus der nahe gelegenen Großstadt Boston.
Wie genau ein Wal am Meeresgrund frißt, ist nicht einfach zu beobachten. 2009 hatte ein Biologen-Team um David Wiley, der Forschungskoordinator des Meeresnationalparks Stellwagen Bank, auf Buckelwalen sogenannte DTAGs mit verschiedenen Beschleunigungsmessern und anderen Meßgeräten angebracht. Der DTAG wird mit einer langen Stange per Saugnapf auf den Walkopf gesetzt und dokumentiert so die Dreh- und Schüttelbewegungen des Kopfes. 2013 konnten sie dann mit einer neuartigen kleinen Unterwasserkamera – eine „CritterCam“ einem Meeressäuger dann tatsächlich beim Fressen zusehen.
Diese spektakuläre Kamerafahrt lieferte die ersten Aufnahmen, wie ein Buckelwal zum Sandboden abtaucht. Beim Abtauchen schwindet das Sonnenlicht, der Meeresboden liegt im grünlichen Dämmerlicht. Auf dem Sand schimmern hell einige Muschelschalen, über dem Grund sind die dahinhuschenden kleinen Sandaale zu sehen. Sandaale leben auch in der Nordsee, sie sind eine extrem wichtige Nahrungsquelle auch für Seevögel.
Hier ist das atemberaubende „Video Reveals Surprising Humpback Feeding Behavior“ des National Geographic. Unbedingt angucken!!!
Mehr zu DTAGS und wie sie genau funktionieren, ist in diesem Meertext-Artikel über jagende Pottwale näher beschrieben.
Hummertaucher sind walfreundlich
Hummer werden meist mit Hummerkäfigen gefangen, die vertäut und mit Bojen markiert sind. Diese Taue aus unzerreißbaren Nylonschnüren werden den jagenden Walen oft zum Verhängnis, sie verheddern sich darin. Auch in diesem Seegebiet müssen regelmäßig Walretter ausrücken und die verhedderten Meeresriesen von Fischereileinen befreien, manchem Wal wird solch ein Unfall zum Verhängnis: Die Kunststoff-Filamente wickeln sich um Brust- oder Schwanzflossen und schnüren den Meeressäugern langsam und qualvoll die Flosse ab. Sie können auch mit einer amputierten Flosse noch weiterschwimmen, haben aber ein schwerwiegendes Handicap. Oft vergiftet eine solche Nekrose den gesamten Körper, der Wal siecht langsam dahin. Oder er kann nicht mehr ausreichend Nahrung fangen, etwa wenn die Schwanzflosse als Tiefenruder fehlt, und verhungert langsam. Andere Wale schleppen das schwere Fanggerät auf ihrem weiteren Weg mit sich durch den Ozean. Es wirkt wie ein Treibanker, verlangsamt und schwächt den Meeressäuger, der dann letztendlich entkräftet stirbt.
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