Dem Weißen Hai sei aus seinem Blickwinkel eine „eindeutige visuelle Unterscheidung zwischen Menschen und Flossenfüßern“ nicht möglich, meinen die BiologInnen.
Robben sind die bevorzugte Beute junger Weißer Haie von um 2.5 Metern Körperlänge. Für die erfolgreiche Jagd entwickeln sie ein Suchbild und kombinieren die visuellen Parameter mit anderen sensorischen Informationen wie dem Geruch. Laut Ryan ist es ein Lernprozess der jungen Knorpelfische, der anfällig für Fehler sein könnte. Solch ein Fehler kann dann zum Beißen eines Menschen fühlen. In dem Fall merkt der Hai-Youngster dann erst nach dem ersten Biß, dass er statt eines fetten Seelöwen einen nach Kunststoff schmeckenden Menschen erwischt hat. Das erklärt auch, warum viele Haie nach einem ersten Biß dann von dem im Ozean paddelnden Menschen ablassen. Wahrscheinlich überprüfen sie ihr Suchmuster dann erneut und beißen beim nächsten Mal wirklich in eine Robbe. Die geringe Anzahl der Hai-Angriffe auf Hominiden spricht dafür, dass so ein Versehen nicht oft vorkommt und eher die Ausnahme ist, meint Laura Ryan. Junge Haie üben noch und schärfen dabei ihr Beute-Suchschema.
Im vergangenen Jahr waren weltweit weniger als 60 Angriffe von Haien auf Menschen gezählt worden. Laut der Studie schüren diese Attacken ein unverhältnismäßig hohes Ausmaß von Ängsten. Mit der Erforschung, warum Haie überhaupt Menschen angreifen, wollen die Biologen zu mehr Aufklärung beitragen. Das Wissen, dass Große Weiße Haie eigentlich nicht auf Menschenjagd sind, sondern vielmehr versehentlich zubeißen, könnte zu einer Demystifizierung dieses großen Hochseehais führen, der seit dem Film „Der Weiße Hai“ regelrecht dämonisiert worden ist.
Quelle:
Laura A. Ryan, David J. Slip, Lucille Chapuis, et al: “A shark’s eye view: testing the ‘mistaken identity theory’ behind shark bites on humans”; 27 October 2021; https://doi.org/10.1098/rsif.2021.0533
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