Solche Inseln sind keine ganz neuen Ideen, sondern werden schon weltweit zur Verbesserung der Wasserqualität eingesetzt. Normalerweise wird die Basis der künstlichen Insel aus Kunststoff angefertigt. Kunststoffe werden natürlich durch UV-Strahlung Wind, Wellen und Eis abgerieben und verschleißen, so dass Mikroplastik in die Gewässer eingetragen wird. Kunststoffe sind nicht biologisch abbaubar, damit verursacht die Insel also ein neues ökologisches Problem. Darum wurde in diesem Fall als Insel-Basis Thermoholz (thermisch modifiziertes haltbares Holz) eingesetzt. Damit sind diese neuartigen Schwimminseln biologisch vollständig abbaubar.
Die Inseln sind mit vorkultivierten Pflanzenmatten bepflanzt worden und blühen schon im ersten Sommer. Die für die Erstbepflanzung ausgewählte Pflanzen-Community besteht aus heimischen mehrjährigen, feuchtigkeitsliebenden und salzwassertoleranten Gewächsen. Die Pflanzen können einfach nur zur Gewässersanierung eingesetzt oder auch geerntet und genutzt werden, für den Lebensmittel-, Medizin-, Kosmetik oder Baustoff-Bereich. Neben den traditionell genutzten Schilfröhrichten und Binsen als Auftriebskörper wurden zusätzlich auch mit traditionellen Heilpflanzen experimentiert: Kalmus, Mädesüß, Brunnenkresse und Wasserminze. Als besonderer Eyecatcher ist die heimische Schwertlilie geeignet.
Die Pflanzen nehmen Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor aus dem Wasserkörper auf. Durch ihr Wurzelsystem geben sie dann Sauerstoff in das Gewässer ab. Die grünen Inseln wirken zusätzlich strömungsberuhigend und dienen damit dem Küstenschutz, sie fördern die Sedimentation und führen zu einer höheren Durchsichtigkeit des Wassers, die auch Menschen gefällt. Da sie auf dem Wasser treiben, sind diese Biodiversitäts-Hotspots geschützt vor zufälliger Zerstörung, etwa durch unachtsame Touristen und deren Hunden, die in vielen Naturschutzgebieten Probleme verursachen.
Dieses Euronews-Video gibt einen guten Überblick über das Projekt:
Das “Live Lagoons“-Projekt wurde für drei Jahre (01. August 2017 – 31. Dezember 2020) mit 1,2 Millionen Euro gefördert, 1 Million Euro kam von der European cohesion policy.
Wer mehr über das Lagunen Projekt erfahren möchte: Hier geht es zur Broschüre, auch in Deutsch.
Das hier geschilderte Projekt ist in der litauischen Kurischen Nehrung bzw. dem Kurischen Haff (der Lagune) angesiedelt. Ein Teil des Projekts liegt direkt im urbanen Raum der Klaipeda-Lagune an der Mündung der Dange (litauisch Danė) in das Kurische Haff, gegenüber dem nördlichen Ende der Kurischen Nehrung.
In der deutschen südlichen Ostsee gibt es gleich drei solcher Lagunengebiete (Bodden) in an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gehört heute zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Das ohnehin schon brackige Ostseewasser ist hinter der langen Sandbank noch weniger salzig, flach und sehr gut geschützt. Darum brüten und rasten hier viele Vogelarten. Allein der Aufenthalt der großen Kranich-Scharen zieht mittlerweile viele Landschafts- und NaturliebhaberInnen an. Von solchen Projekten profitieren letztendlich auch Ostsee-Bewohner vor den Küsten wie Fische und Schweinswale.
Abbildungen der schwimmenden Inseln sind hier zu finden.
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