Das mit Roskosmos geplante ESA Mars-Projekt ExoMars war bereits am 17. März 2022 ausgesetzt worden:
“Nach der Entscheidung von Roscosmos, sein Personal vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana abzuziehen, wurden alle für den Start von Sojus geplanten Missionen ausgesetzt. Diese betreffen im Wesentlichen vier institutionelle Missionen, für die die ESA die Startdienstbeschaffungsstelle ist (Galileo M10, Galileo M11, Euclid und EarthCare) und einen weiteren institutionellen Start. Folglich hat der ESA-Generaldirektor eine Bewertung möglicher alternativer Startdienste für diese Missionen eingeleitet, die eine Überprüfung der ersten Betriebsflüge der Ariane 6 umfassen wird. Den Mitgliedstaaten wird ein robustes Startmanifest für den Startbedarf der ESA-Missionen vorgelegt, einschließlich für Raumfahrzeuge, die ursprünglich für den Start durch Sojus von Kourou geplant waren.”
Insider gaben zu bedenken, dass das ExoMArs-Projekt bereits jetzt so oft verschoben worden sei (seit 2018), dass es mittlerweile Probleme mit der veralteten Softwäre gäbe. Raumfahrtprojekte haben ja immer Software-Status, der bei der Planung vorlag. ExoMars ist natürlich seit vielen Jahren in der Planung und dementsprechend wird es nun allmählich eng mit dem Softwarestatus.
Gestern habe ich mitbekommen, wie nationalistisch, geschichtsklitternd und unverschämt eine russische Wissenschaftlerin den Namen und die Leistungen des deutschen Naturforschers Georg Wilhelm Steller bei der Erforschung Sibiriens durch den seines russischen Kollegen ersetzte und Steller aus Texten einfach herausstrich. Geschichtsrevision zum Ruhme des großrussischen Reichs, im Sinne von Novorossiya. Da bis zu dem Zeitpunkt eine konstruktive gemeinsame Forschung stand, waren die deutschen Partner wie vor den Kopf geschlagen und bekamen auf ihren höflichen Protest hin eine derartig unverschämte Antwort der russischen Seite, wie ich es in wissenschaftlichen Projekten selten erlebt habe.
Russische WissenschaftlerInnen zerschlagen gerade voller Elan technische, wissenschaftliche und kulturelle Kooperationsprojekte, die über Jahrzehnte hinweg aufgebaut worden sind. Das zementiert die entsetzlichen Folgen des “heißen Kriegs” auch für die Zivilgesellschaft und wird Rußland und Russen für lange Zeit international ins Abseits stellen. Mir ist bewußt, dass abgesagte wissenschaftliche Projekte nichts im Vergleich zu den tausendfachen Morden, Folterungen, Vergewaltigungen, Plünderungen russischer Soldaten sind. Es ist nur eine weitere Perspektive der verheerenden Auswirkungen unserer modernen, auf internationale Kooperation ausgelegten Zivilgesellschaften. In einer Zeit von Pandemie und Klimakrise, in der nur gemeinsame Anstrengungen uns allen helfen können, entfaltet dieser Krieg eine noch entsetzlichere Zerstörungskraft, als die Kriegsverbrechen und das Leiden der ukrainischen Bevölkerung ohnehin schon sind.
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