Neben wilden Nagetieren wären als Wirte auch zahme „Schmuseratten“ und Mäuse oder andere Kleinsäuger denkbar, möglicherweise auch noch andere Tiergruppen.
Normalerweise sind Affenpocken-Übertragungen von Mensch-zu-Mensch selten, aber möglich, vor allem bei engem Körperkontakt. Jetzt scheint die Ansteckung in Europa und den USA erstmals in größerem Maßstab direkt zu geschehen, die ursprüngliche Infektionsquelle ist noch unbekannt. Vor allem das Sekret aus den Pusteln trägt eine hohe Virenlast, so kann es bei direktem Körperkontakt übertragen werden. Auch im Nasen- und Mundbereich können Pusteln entstehen, die von außen unsichtbar sind und die Virenlast dann über Aerosole übertragen können.
Aufgrund der spärlichen Daten aus Afrika gibt es keine zuverlässigen Zahlen zur Verbreitung der Affenpocken, zum Krankheitsverlauf und der Sterblichkeit (Angaben schwanken zwischen 5 und 10 Prozent). Zurzeit gibt es eine mildere westafrikanische Variante und eine stärkere zentralafrikanische. In Europa und den USA kursiert jetzt offenbar die westafrikanische Variante. Nacht Aussagen von Experten ist aber der direkte Körperkontakt oder eine Schmierinfektion durch die gemeinsame Nutzung von Gegenständen, Mobiliar, … die potenteste Ansteckungsquelle.
Affenpocken als sexuell übertragbare Krankheit
Die Einstufung der Affenpocken als sexuell übertragbare Krankheit hatte mich zunächst irritiert, das klärte sich dann aber schnell. Dieses Virus ist natürlich keine Geschlechtskrankheit in dem Sinne, verbreitet sich jedoch durch intensiven Körperkontakt – wie etwa bei sexuellen Handlungen. Nackte Haut, intensive Umarmungen, großflächiger Körperkontakt und Geschlechtsverkehr sind dafür perfekt geeignet.
Der erste Fall in Großbritannien wurde am 7. Mai 2022 bekannt, eine aus Nigeria eingereiste Person war erkrankt. Seitdem werden jetzt stetig neue Affenpocken-Fälle erkannt, diagnostiziert und gemeldet – was vorher eine unschöne nässende Pustel war, die nach einigen Wochen wieder verschwand, könnte jetzt eine fiese Viruserkrankung sein. Dabei trat vor allem eine Personengruppe überproportional stark hervor: Homosexuelle jüngere Männer. Eigentlich haben junge Menschen ein meist stärkeres Immunsystem und sollten seltener erkranken. In diesem Fall haben Menschen dieser diese Personengruppe aber gleich drei Risikofaktoren:
– sie sind nach 1976 geboren und nicht mehr gegen Pocken geimpft
– viele sind sexuell aktiver als andere Personengruppen
– Homosexualität ist immer noch zu häufig tabuisiert, so dass eine Krankheit zu oft im Privaten bleibt.
Wenig überraschend tobte sofort eine Diskussion um die Stigmatisierung schwuler Männer. Das ist leider kontraproduktiv, da diese Personengruppe wirklich überproportional gefährdet ist und darüber auch unbedingt sachlich informiert werden muss. Selbst wenn die jungen Männer selbst nicht schwer erkranken, können sie die Erkrankung natürlich auch an andere Personengruppen weitergeben, etwa innerhalb ihres Haushalts, der Familie oder am Arbeitsplatz. Dabei kann es dann natürlich auch vulnerable Personengruppen treffen.
„Dass Affenpockenfälle derzeit insbesondere (aber nicht ausschließlich) bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), diagnostiziert werden, und das Auftreten der Läsionen im Uro- und Anogenitalbereich in einigen Fällen deuten darauf hin, dass die Übertragung während des Geschlechtsverkehrs erfolgte.“ schreibt das RKI dazu.
Besonders tückisch ist auch die offenbar recht lange Inkubationszeit von bis zu drei Wochen. Das macht die Nachverfolgung und Vorsorge schwieriger.
Im Gegensatz zu den Coronaviren sind Pockenviren evolutiv sehr stabil, sie verändern sich nicht so schnell. Darum gibt es bereits jetzt viele zugelassene Impfungen und Medikamente. Erste Sequenzierungen des aktuell kursierenden Virus könnten darauf hinweisen, dass es gewisse Unterschiede zu älteren Varianten gibt. Aber zurzeit gibt es noch keine belastbare Einschätzung.
Das RKI empfiehlt:
- bei Symptomen, die Affenpocken sein könnten, sollte enge körperliche Kontakte vermieden und sofort ein Arzt/ eine Ärztin aufgesucht werden
- Erkrankte müssen sich physisch isolieren und Körperkontakt mit anderen Menschen vermeiden
- Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, sorgfältige Reinigung von gemeinsam genutzten Gegenständen, Mobiliar und Räumen sind nötig
- Ein größerer Ausbruch in Deutschland gilt zurzeit als unwahrscheinlich. Allerdings beobachtet das RKI u a Institutionen die Entwicklung genau, da Ursprung und Ausbreitung noch ungeklärt und dieser Ausbruch atypisch ist
- „Das Gesamtrisiko wird für Personen mit mehreren Sexualpartnern als moderat und für die breitere Bevölkerung als gering eingeschätzt.“ (RKI)
Maßnahmen und Medikamente zur Affenpocken-Eindämmung und -Behandlung:
- Wirksame präventive Hygienmaßnahmen (wie bei Corona)
- ein Pocken-Impfstoff (small pox) wirkt zu 85 % gegen Affenpocken (bei Neuer Impfung)
- vorhandene Pocken-Impfung senkt das Risiko der Erkrankung an Affenpocken erheblich
- wirksame Medikamente stehen zur Verfügung.
Hier ist ein Link zu dem ausgezeichneten Hygiene – und Quarantäne-Flyer des RKI für häuslcihe Quarantäne.
Kommentare (36)