VirologInnen wie Isabella Eckerle meinen, dass eine Isolierung der Affenpocken-PatientInnen in Krankenhäusern besser sei, als häusliche Quarantäne. Damit würde zu Beginn des Ausbruchs sichergestellt, dass das Virus andere Menschen, Haustiere und die Umwelt erreicht und sich dort nicht ungesehen einnisten und möglicherweise unentdeckt weiterverbreiten kann.
Wichtige detaillierte Empfehlungen für den Umgang mit #Affenpocken für bestätigte Fälle & Kontaktpersonen. M.E. könnte aufgrund der Komplexität der Empfehlungen auch die Hospitalisierung oder Angebot einer vorübergehenden Aufenthaltsmöglichkeit sinnvoll sein. https://t.co/73JLAATKDE
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) May 30, 2022
Mein persönliches Statement: Affenpocken oder Corona?
Affenpocken in Europa machen erst einmal etwas Angst, schließlich waren die Pocken eine entsetzliche Krankheit, die gerade unter Kindern verheerend gewütet hat, die Überlebenden waren durch ihre pockennarbigen Gesichter entstellt. Außerdem machen wir ja noch mit der letzten Zoonose (SARS Cov2) immer noch schlechte Erfahrungen.
Was nicht so gut ist:
– dieser Affenpocken-Ausbruch ist anders, darum muss man ihn gut beobachten
– der Übertragungsweg ist noch unbekannt
– hohe Dunkelziffer durch leichte Verläufe, lange Inkubationszeit und teilweise Tabuisierung.
Was gut ist:
– Affenpocken sind wesentlich weniger infektiös als etwas SARS Cov2
– es gibt Impfstoffe und Medikamente
– die Verläufe sind meist glimpflich und heilen meist von allein ab
– es gibt noch nicht so viele Fälle
– Pockenviren mutieren sehr langsam (im Gegensatz zu SARS Cov2, das praktisch einen evolutiven Warpdrive hat).
Update 01.06.2022: Mittlerweile gibt es erste Sequenzierungen: “An insgesamt 47 Stellen im Erbgut unterscheidet sich das aktuelle Virus von dem Affenpockenvirus, das nach 2017 in Singapur, Israel, Nigeria und Großbritannien aufgetaucht war und dessen Genom 2018 sequenziert wurde.” schreibt Lars Fischer in Spektrum.
Ebenfalls etwas Sorgen macht mir die irrationalen Reaktion zu vieler Menschen, nach der langen und verstörenden Corona-Pandemie. Mal ganz abgesehen von harten Querdenkenden ist durch das offizielle Ende wirksamer Hygienemaßnahmen für viele Menschen auch Corona vorbei. Aufgrund nur noch weniger Tests sinken die Inzidenzen, viele Menschen verstehen den Zusammenhang falsch. Die sinkende Inzidenz bedeutet eben nicht, dass Corona vorbei ist. Die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 sind nun auch in Deutschland nachgewiesen. Ich erwarte, dass wir im Herbst wieder in eine vollkommen vermeidbare „Welle“ hineinlaufen werden.
Gleichzeitig sind viele Menschen durch Corona-Infektionen gesundheitlich angeschlagen und damit anfällig für weitere Erkrankungen. Genauso überlastet ist unser Gesundheitssystem.
Darum hoffe ich, dass sich die jetzige Affenpocken-Infektion schnell eindämmen lassen und wir es nicht mit einer neuen, problematischeren Zoonose zu tun bekommen.
Genauere Aussagen sind zurzeit noch nicht möglich.
Dieser Beitrag ist aus gutem Grund nicht illustriert. Wer selbst Abbildungen recherchieren mag, wird das schnell verstehen.
Update: Die WHO hat gestern eine Warnung ausgesprochen, dass sommerliche Musikfestivals zu Superspreader-Events werden könnten. Das Virus könne zwar potentiell jede/n treffen. Aber auf Festivals und ähnlichen großen Events trifft eine große Menge junger, sexuell aktiver und mobiler Menschen auf engstem Raum zusammmen, damit besteht dort eine besonders große Gefahr der massenhaften Ansteckung.
Quellen und zum Weiterlesen:
- Lars Fischer und Tanya Lewis: „Affenpocken verbreiten sich weltweit“ (Spektrum, 17.05.2022)
- RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Affenpocken (27.05.2022)
- Gemeinsame Stellungnahme zum Ausbruch von Affenpocken in Deutschland der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften DAIG, DGI, DGPI und GfV, des Berufsverbands dagnä sowie des DZIF in Abstimmung mit der STIKO
- Fact Sheet der WHO zu Affenpocken
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