Der New Scientist hat gerade den Artikel “Polar bears caught feeding on a whale carcass in breathtaking photos” mit spe( c )ktakulären Bildern gebracht, wie Eisbären auf einem treibenden Pottwalkadaver sitzen und sich vollfressen. Dass hier gleich mehrere erwachse Bären einträchtig nebeneinander sitzen, zeigt den Nahrungsüberfluß, sie sind eigentlich Einzelgänger.

Dieser Pottwalbulle ist schon länger tot, wie daran zu sehen ist, dass die dunkle Epidermis vollständig abgeschält ist. Die Aufnahmen stammen von dem norwegischen arktischen Svalbard-Archipel und sind beim Dreh des Disneynature Films Polar Bear entstanden. Der Filmdirektor Jeff Wilson beobachtete sogar, dass diese satten Bären miteinander spielten, was wirklich außergewöhnlich ist.Außerdem denkt er, dass der Kadaver noch für ein weiteres Jahr Bärenfutter sein wird – im Herbst wird er unter dem Eis verschwinden und dann im nächsten Frühjahr wieder auftauchen. Wilson schätzt, dass ein Pottwalbulle drei Milliarden Kalorien bedeutet.

Normalerweise jagen Eisbären meist Robben, denen sie auf Eisschollen auflauern. Im abtauenden arktischen Eis schwindet dieser Lebensraum dahin, weshalb die Eisbären wohl um 2100 als Art verschwinden dürften. Die großen weißen Bären hungern jetzt bereits oft, dringen deshalb immer weiter und häufiger in menschliche Siedlungen ein und sind die prominentesten Verlierer der Klimakrise.
Fette Meeressäuger sind jedenfalls genau die Sorte Nahrung, die diese arktischen Weißpelze brauchen.
Bären machen sich gern über gestrandete Wale her, egal, ob lebend, frischtot oder schon gut durch.

In der Arktis und Subarktis sind auch häufig Kodiak- und Grizzly-Bären an Walkadavern zu sehen, wie etwa beim Bartenwal-Massensterben 2015 vor Alaska.

Dieses Video zeigt eine Bärin und ihr Junges an einem Buckelwal, den Orcas 5 Monate zuvor getötet hatten, so Mike Haskins. Die Bären blieben über 2 Wochen am Kadaver, ihren Durst stillten sie mit Schnee.
Das dunkle Walfleisch ist mit Pflanzenfasern verklebt, allerdings ist durch den fortgeschrittenen Verwesungsprozess auch die faserige Struktur des Bindegewebes zu erkennen.

Weißwale schwimmen oft Flüsse hinauf und kommen auch in flache Buchten, dabei stranden sie bei Ebbe manchmal. Sie geraten nicht in Panik, sondern warten dann einfach ab, bis die Flut wieder kommt. Hungrigen Eisbären sind sie in dieser Situation allerdings hilflos ausgeliefert.

Weiterhin erbeuten Eisbären auch oft Belugas, die in Atemlöchern im eis Luft holen. Dann springen die großen Landraubtiere, die auch ausgezeichnete Schwimmer sind, auf die weißen Meeressäuger, tauchen mit ihnen ab und versuchen, sie zu töten. Einen toten Wal kann ein Eisbär dann an die Oberfläche und aufs Eis ziehen, um dort in Ruhe zu fressen:

Da spielen sich, meist ungesehen von menschlichen Augen, Megafauna-Titanenkämpfe ab.

Kommentare (13)

  1. #1 RPGNo1
    10. Juni 2022

    Ich wünsche gesegneten Appetit, liebe Bären.

  2. #2 Bettina Wurche
    10. Juni 2022

    @RPGNo1: Da sie alle am gleichen Buffet naschen, kann sich glücklicherweise auch niebär am Mundgeruch des anderen stoßen : )

  3. #3 Joseph Kuhn
    12. Juni 2022

    Demnach sind Bären recht widerstandsfähig gegen fleischzersetzende Bakterien? Surströmming werden sie ja nicht betreiben.

  4. #4 Bettina Wurche
    13. Juni 2022

    @Joseph Kuhn: Viele Wildtiere (Land- und Meeresbeutegreifer, Vögel, Krebse, u a ) fressen Kadaver, mich überrascht das auch immer wieder. Egal, ob mariner Foodfall oder terrestrische Aasoase. Vielleicht neutralisiert Magensäure jegliche Bakterienlast? Ich denke, dass wir einfach total verweichlicht sind.

  5. #5 rolak
    13. Juni 2022

    Viele Wildtiere

    Auch solche, die schon lange nicht mehr wild sind – wie zum Beispiel bei den Deklarationen dortiger Zutaten zu sehen ist: selbst für uns Weicheier viel zu riskante Teilstücke bzw Verschmutzungsgrade sind in gewissen Grenzen problemlos an die Liebsten verfüttertbar.

    Durchzuschmorendes wie Ochsenschwanz etc kann sogar auch ‘für uns’ zubereitet werden…

    einfach total verweichlicht

    Ach, das dürfte eher die faule Effizienz evolutionärer Systeme sein: brauche mehr nit mieh – fott domet!

  6. #6 RPGNo1
    15. Juni 2022

    BARF ist tiergefährdender Blödsinn.

    Kein Hundebesitzer mit Verstand würde sein Tier so ernähren. Denn der Hund hat sich im Laufe seiner Coevolution mit dem Menschen über tausende Jahre hin ernährungstechnisch längst an diesen angepasst, z.B. bei der Verdauung von Kohlehydraten. So schreibt es u.a. auch der Archäogenetiker Johannes Krause in seinem Buch “Die Reise unserer Gene”.

    BARF für den Hund oder Paleo-Diät für den Menschen beruht auf unbewiesenen Behauptungen. Beides ist mehr Marketinggag denn Wissenschaft.

  7. #7 rolak
    15. Juni 2022

    Kein Hundebesitzer mit Verstand

    Das kannst Du gerne mit den entsprechenden Menschen durchdiskutieren – mir ist jedenfalls noch kein ausgewildertes Haustier aufgefallen, daß sich draußen im dunklen Tann helle Brötchen bäckt.

    Doch wenn Dich dies Thema gar zu sehr reizt, um den Kern der Erzählung zu finden: während (auch) Haustiere problemfrei aus Pfützen et al saufen/trinken können, gäbe dergleichen ziemliche Probleme, täten wir Menschen es ihnen gleich.

  8. #8 RPGNo1
    16. Juni 2022

    @rolak

    Das kannst Du gerne mit den entsprechenden Menschen durchdiskutieren – mir ist jedenfalls noch kein ausgewildertes Haustier aufgefallen, daß sich draußen im dunklen Tann helle Brötchen bäckt.

    Dem widerspreche ich nicht.;)

    Aber ein verwilderter Hund wird jetzt auch nicht zum Rohfleischfresser, wie es das Barfen suggerieren könnte. Er hält sich immer noch in der Nähe der Menschen auf und ernährt sich von deren kohlenhydratreichen Abfällen.

    Doch wenn Dich dies Thema gar zu sehr reizt, um den Kern der Erzählung zu finden: während (auch) Haustiere problemfrei aus Pfützen et al saufen/trinken können, gäbe dergleichen ziemliche Probleme, täten wir Menschen es ihnen gleich.

    Auch da widerspreche ich dir nicht.

  9. #9 DasKleineTeilchen
    terra
    27. Juni 2022

    @rolak;

    während (auch) Haustiere problemfrei aus Pfützen et al saufen/trinken können, gäbe dergleichen ziemliche Probleme, täten wir Menschen es ihnen gleich

    rüdiger nehberg hat aus pfützen gesoffen. kniend und mit strohhalm. und bäcker wara obendrein.

  10. #10 Garcon
    Lahntal
    22. August 2022

    Gar nicht so ungefährlich.
    Durch die entstehenden Gase kann so ein Walkadaver, wenn noch relativ frisch, mit ziemlicher Wucht platzen.
    Menschen haben sich schon schwer verletzt, weil sie Souvenierfotos mit einem toten Wal machen wollten und ihnen der Kadaver im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren geflogen ist.

  11. #11 Bettina Wurche
    23. August 2022

    @Garcon: So ein Walkadavaer düfte sehr schnell Bären anziehen. Beim Fressen öffnen sie dann mit ihren gewaltigen Kiefern auch schnell die Bauchhöhle, dann entweichen die Gase. Im obigen Video sieht man, dass die Eingeweide des Wals schon ausgetreten sind. Wenn die Verwesungssäfte aus dem geöffneten Körper fließen, trocknen die Eingeweide schnell im salzigen Wind, auch das unterbindet die Bakterientätigkeit.

  12. #12 rolak
    23. August 2022

    dann entweichen die Gase

    Sozusagen the final fartdown. Trotzdem allerdings nicht einmal annähernd so gruselnd wie eine Schlagzeile à la “Verwesender Wal sprengte Wandergruppe”.

    (==zerstreute sich ob des unaushaltbaren Aromas reflexartig in alle Himmelsrichtungen)

  13. #13 Bettina Wurche
    23. August 2022

    @rolak: Ja. Die Aufgasung entsteht ja durch die Bakterienaktivität in den Eingeweiden, durch die wärmende Blubberschicht bleibt die Temperatur schön hoch. Das starke Bindegewebe hält dem Druck recht lange stand, so dass der Bauchraum wie ein Kessel immer mehr Druck aufbaut. Wird der Bauchraum geöffnet (ob durch ein Flensmesser pder Tiere), entweicht der Druck und kühle Luft/Wasser strömen ein. Die Temperatur sinkt, da kein “Dampfkessel” mehr besteht kann sich kein Druck mehr aufbauen.
    Bei einer Nekropsie eines Wals mit unverletztem Bauchraum lässt man immer erstmal vorsichtig “abgasen” – mit langem Arm/langem Stiel werden erstmal vorsichtig Löcher gebohrt.
    Das Aroma bleibt allerdings und setzt sich sich in Kleidung, Haaren und Haut fest. Bis in die Unterwäsche. Wenn man Pech hat, für mehrere Tage.
    Nach einer Schweinswalsektion hatte ich dreimal geduscht und Haare gewaschen, danach fühlte ich mich einigermaßen sauber. Als ich mit dem Bus nach Hause fuhr, stieg mir auf einmal “Walaroma” in die NAse. Meine hektische Suche ergab, dass ich das Haarband nicht mitgewaschen hatte. Als ich nach Hause kam, öffnete mir meine Lebensgefährte lächelnd die Tür. Innerhalb von Sekunden trat er ein paar Schritte zurück und sagte: “Ich mache Dir mal die Tür zum Badezimmer auf”.
    Und das war nur eine Schweinswalsektion unter kontrollierten Bedingungen (nicht im Wal ausgerutscht, keine Explosion).