Schon was vor heute abend?

hat mich eingeladen, heute, am 01.12.2022, um 19:00 Uhr meinen Online-Vortrag

zu halten.

Zum Themen-Talk mit dem Vortrag und anschließender Diskussion am 1.12. 2022 um 19:00 geht es hier:
https://www.whereby.de/ivfsf.com
.

Wir freuen uns über BesucherInnen!

Kommentare (4)

  1. #1 Oliver Berger
    Hamburg
    1. Dezember 2022

    Wir sind sehr gespannt und freuen uns, dass Du ein so wichtiges Thema mitbringst und etwas dazu erzählen kannst und magst!

  2. #2 Dampier
    3. Dezember 2022

    Danke für den Vortrag, ich fand viel Nachdenkenswertes. Leider konnte ich mich nicht durchgehend voll drauf konzentrieren, und mangels Mikrofon auch nicht mitdiskutieren, konnte nur Stichworte in den Chat schreiben 🙂

    Hab aber doch einiges mitgenommen, vor allem dein Plädoyer für das Erzählen von Geschichten hat es mir angetan – dass man auf einer emotionalen Ebene, in der Fantasiewelt (Kopfkino) des einzelnen, viele Denkweisen (Meme im Dawkinschen Sinne) neu einbringen kann (was Du “New Story” nanntest). Und dass der Mensch nunmal ein Geschichtenerzähler ist, und Geschichten oft besser memoriert werden als Fakten etc. Das finde ich ermutigend, da ich zum Beispiel nie ein guter Aktivist war, trotz Einsicht in die Notwendigkeit, sich hörbar zu machen, wenn man irgenwie Teil der Lösung sein will. Für mich ist das Erzählen und Fördern von guten Geschichten da ein denkbarer Weg, auch aus meiner Einsiedelei heraus.

    In dem Zusammenhang bin ich ja wahnsinnig gespannt auf das Buch “Erzählende Affen”, wo es um den Stellenwert des Geschichtenerzählens in der menschlichen Kultur geht. Auch viele Verschwörungsmythen sind letztendlich vor allem das: gut erzählte Geschichten. Viele Verschwörungsmystiker sind sehr gute Erzähler! (Das versuche ich gerade meinem Bekannten klarzumachen, der schon beunruhigend nah am Kaninchenbau rumlungert … ich hoffe, ihm das ein oder andere Bedenkenswerte unterbreiten zu können, ohne ihn mit meinen Ansichten zu bestürmen. Ich versuche statt dessen, selbst richtig gute Geschichten aus der Wissenschaft zu erzählen ;)) Zumindest hört er mir noch zu … )

    Den Teil mit den voraussichtlichen Folgen der Klimakrise in verschiedenen Szenarien fand ich schwer zu ertragen, aber das liegt in der Natur der Sache. Angesichts dessen erschienen mir die Appelle, was jetzt passieren müsste etc. als relativ hilflos, da wir alle wissen, wie träge der Mensch ist, und dass eine solche kulturelle Transformation zwar möglich ist, aber viel zu spät kommen wird. Too little, too late.

    Trotzdem sollte natürlich jeder bei sich selbst anfangen, und zumindest seinen Mikro-Anteil leisten. Und manchmal setzen sich ja “new stories” doch schneller durch als gedacht. „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ (Victor Hugo).

    Auch wenn ich persönlich immer noch sehr pessimistisch bin, was unsere Perspektiven als Zivilisation angeht, sehe ich jetzt einen (für mich) möglichen Weg darin, die guten Ideen bzw. ihre Geschichten zu identifizieren und gezielt zu stärken. Manchmal denke ich da auch an einen neuen Futurismus – ohne Bezug zu den Futuristen der 1930er Jahre mit ihren faschistoiden Tendenzen, und auch nicht so naiv fortschrittsgläubig wie die Jetsons, aber schon auch mit positiven Erzählungen. Den Afro-Futurismus, der zwar aus einer entrechteten und entfremdeten Perspektive erzählt wird, aber trotzdem wunderbar spielerisch und kreativ daherkommt, finde ich da sehr inspirierend.

    Zum Beispiel würde mich mal ein einigermaßen realistisches BEST-Case-Szenario für die nähere Zukunft interessieren. Was würde passieren, wenn wir alle auf einmal “vernünftig” würden, und nur noch gezielt das richtige täten (mit den einfachen Mitteln unseres Geistes und Willens, ohne irgendwelchen transzendentalen Voodoo dabei). Wie schnell könnten wir theoretisch/rein technisch eine Transformation bewerkstelligen, die die Welt wieder lebenswert macht? (ich habe kürzlich eine Rezension gelesen von einem deutschen Autor, der sich daran versucht hat in einem Sachbuch – finde ich gerade nicht wieder).

    Die Diskussion am Ende wurde mir auch schnell zu klein/klein, zuviel Parteipolitik (die ich verabscheue), da hätte ich gern obiges angesprochen. Da mich diese Gedanken offenbar nicht so schnell loslassen, reiche ich meinen Beitrag hiermit nach 🙂

    Gerade bin ich auf einen interessanten Podcast zum Thema gestoßen:

    Soziale Kipppunkte gegen die Klimakrise

    Die Wissenschaft beschäftigt sich schon lange damit, was gegen den Klimawandel getan werden kann. Ein Ansatz sind soziale Kipppunkte. Klimakipppunkte beschreiben normalerweise eine Art „Domino-Effekt“. Wenn etwa das Eis am Nordpol abschmilzt, dann lässt sich das nicht rückgängig machen. (…)

    Wie viele Menschen braucht es, um eine Bewegung zu starten?

    “Soziale Kipppunkte” klingt ein bisschen nach “Idee, deren Zeit gekommen ist” …

    https://www.spektrum.de/podcast/detektor-fm-soziale-kipppunkte-gegen-die-klimakrise/2071395

    ich habe es noch nicht gehört, bin mal gespannt.

    Zu Kim Stanley Robinson verfasse ich evtl .noch einen Beitrag, das wird sonst zu lang hier 🙂 Grüße

  3. #3 Dampier
    3. Dezember 2022

    Nachtrag: Zum “neuen Futurismus” möchte ich noch den Begriff “positiver Eskapismus” einbringen. Nämlich dass Eskapismus nichts schlechtes ist, sondern ja gerade ein Anzeichen dafür, dass Science-Fiction bzw. Erzählen generell funktioniert! Eskapismus bedeutet ja auch Verinnerlichung eines Mindsets, in dem man sich gern aufhält. Wenn da das Mindset (Kopfkino) und dessen Ideen positiv und inspirierend sind, kann das ja auch ein Umdenken in der “realen Welt” bewirken.
    (etc. – alles noch halbgar, aber spannend, wie ich finde)

  4. #4 Bettina Wurche
    4. Dezember 2022

    @Dampier: Vielen Dank, dass Du dabei warst! Und dann war ich so mit Technik, Vortrag und Diskussion ausgelastet, dass wir persönlich gar kein Wort mehr gewechselt haben – schade! Sorry, den Chat habe ich zu wenig beachtet.
    Aber ich habe mich echt gefreut, Deinen Namen da zu sehen, genauso wie andere Bekannte.
    Vielen Dank für Deinen herrlich langen Kommentar, der mir aus dem Herzen spricht.
    Ja, mir ging es auch zu schnell ins Kleinteilige und in die Parteipolitik. Und ja, ich denke auch, dass gerade Verschwörungsmythen die Bedürfnisse nach Geschichten viel besser bedienen, als Fakten. Und dass zu viele WissenschaftlerInnen und andere AkteurInnen leider sehr schlechte Geschichtenerzählende sind.

    KSR ist nicht einfach zu lesen, aber er bietet mit seinen vielen Ideen und Denkanstößen sooooo viel Gesprächsstoff – ich würde mich freuen, mehr von Dir zu ihm zu lesen.
    Ich arbeite mich so allmählich auhc durch sein älteres Werk, “Der Schamane” fand ich auch lesenswert. Gerade jetzt im Kontext mit der Schamanin, die ich in Halle besuchte (Teil 3 des Reiseberichts, kommt noch)

    Ja, das Geschichten erzählen müssten wir alle viel stärker nutzen! Es wäre so wertvoll in der Bewältigung gegen Klima-, Öko- und soziale Krise.
    Zu Climate Fiction ist im nächsten Jahr eine Veranstaltung in der Phantastischen Bibliothek Wetzar geplant. Ich bin auf jeden Fall dabei, habe schon als Referentin zugesagt.
    Danke für Buchtitel und Podcast-Tipps!

    Der Begriff “New Story” und die Forderung danach sind nicht von mir, sondern von Margaret Atwoood.Sie hat damit einen extrem wichtigen Punkt angesprochen. Solche New Stories sehe ich eigentlich überall: Ein neu entsandenes Stadt-Quartier neben unserem hat eine exzellente Fahrradstruktur (in den letzten 10 Jahren hat sich in vielen Städten was geändert), finanziell schwach gestellte Familien können sich Lastenfahrräder zum Transport von Sachen und Kindern bei einer städtischen Stelle ausborgen und dann hat ein FDP(!)-Verkehrsminister ein 9 €-Ticket und seitdem eine mächtige Diskussion in Umlauf gebracht. Mittlerweile fahren gerade im Stadtverkehr extrem viele Leute mit dem Fahrrad ins Büro. Deutsche Städte liegen allerdings weit zurück hinter Städten wie London oder Barcelona. Dennoch sind das zumindest schon mal kleinere New Stories.
    In größerem Umfang werden solche New Stories in Solarpunk-Szenarien vorgestellt, die ich mittlerweile extrem interessant finde. Auf der ElsterCon in Leipzig hatte ich ein langes Gespräch mit Uwe Post dazu, er gibt das Future Fiction-Magazine heraus und er hat selbst Solarpunk geschrieben. Sein “KlimaKorrekturKonzern” hat mir gefallen, er bringt nämlich noch Humor in die Geschichte. Er ist selbst IT-ler und beschreibt seine Helden aus IT und Biologie liebenswürdig und verschroben, an einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass ich die AkteurInenn persönlich kenne : )

    Ein Best CAse-Szenarion wäre mal eine schöne Idee! KSR “New York 2140” geht in die Richtung und ich würde eigentlich sehr gern in den MetLife-Tower einziehen : )