Die Himmelsscheibe gilt als einer der wichtigsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts und wurde 2004 unter Mellers Leitung in der Landesausstellung „Der geschmiedete Himmel – Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren“ erstmals präsentiert. In dieser Ausstellung habe ich sie zum ersten Mal kurz gesehen, wir waren gemeinsam mit Wolfhard Schlosser nach Halle und später nach Goseck gefahren. Der mittlerweile leider verstorbene Astrophysiker Wolfhard Schlosser war als Archäoastronom maßgeblich an der Entschlüsselung ihrer astronomischen Informationen beteiligt, wir hatten ihn auf der Starkenburg-Sternwarte zweimal zu Vorträgen eingeladen und lauschten ihm andächtig (Da die Starkenburg-Sternwarte Kleinplaneten-Entdeckungen sammelt wie andere Leute Briefmarken oder Primzahlen-Pärchen, ist nach ihm ein Asteroid benannt: (58896) Schlosser).
An der astronomischen Erforschung der Himmelsscheibe beteiligt war auch die bereits genannte Mechthild Meinike. In enger Zusammenarbeit mit Wolfhard Schlosser und den ArchäologInnen arbeitete die versierte Amateurastronomin mit daran, die Astro-Rätsel aufzuspüren und ihnen mehr Informationen aus der Lebewelt unserer VorfahrInnen zu entlocken. Die Himmelsscheiben-Forschung war auch der Startschuss, mit moderner Technologie alte Grabungen und Grabungsfunde in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus noch einmal zu überprüfen und immer mehr bis dahin übersehene Details zusammenzufügen.
So wurde die durch Luftbilder in den 1990er Jahren entdeckte Kreisgrabenanlage von Goseck 2003 freigelegt – sie stellte sich als das älteste Sonnenobservatorium Europas heraus, etwa 6900 Jahre alt. Bei unserem Besuch 2004 war das Gelände noch ein matschiger Acker, auf dem man selbst mit viel gutem Willen kaum etwas erkennen konnte. Darum planen wir längst einen weiteren Besuch, direkt in Goseck und in der dazu gehörigen Ausstellung im Schloß Goseck. Als Ortsansässige machen die Merseburger Sternfreunde dort zur Winter- und auch Sommersonnenwende astronomische und archäoastronomische Führungen unter freiem Himmel. Auch das Ringheiligtum Pömmelte ist mittlerweile erforscht.
Die beiden Kreisanlagen blieben so lange verborgen, weil sie, anders als etwa Stonehenge, aus Holz gebaut waren. Hölzerne Konstruktionen überdauern keinesfalls Jahrtausende. Erst auf Luftbild-Aufnahmen war am Wachstum der Pflanzen die darunter liegenden Reste zu erkennen, durch Grabungen konnten die Holzkreise und viele Funde als Kontext erkundet werden.
Das Landesmuseum, das Sonnenobservatorium Goseck, das 4000 Jahre alte Ringheiligtum in Pömmelte, die Arche Nebra und die Dolmengöttin bei Langeneichstädt bilden heute die touristische Route „Himmelswege“. Die fünf Stationen, in deren Zentrum die Himmelsscheibe von Nebra steht, erzählen von der Astronomie unserer Vorfahren und archäologischen Spuren aus über 7000 Jahren. Offenbar war diese Gegend fruchtbar und schon sehr lange besiedelt.
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