Auf der griechischen Ägäisinsel Kos, direkt vor der türkischen Küste gelegen, spielt sich im Moment ein entsetzliches Flüchtlingsdrama ab. Mitten in Europa verdursten Menschen. Es ist die Insel des Hippokrates, des berühmten Arztes (etwa 460 bis 370 vor Chr.), mit dessen Namen sich bis heute ein grundlegender Ethikkodex für das ärztliche Handeln verbindet. Die zeitgemäße Version, die Genfer Deklaration des Weltärztebundes, beginnt mit dem Satz: „Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich: mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.“ Auf der Ursprungsinsel der Medizinethik wird derzeit die Menschlichkeit verdrängt, nicht von der griechischen Bevölkerung dort, sondern von Europa. Ärzte, schaut nach Kos! Und vor allem Politiker, schaut nach Kos. Politik ist, wie Rudolf Virchow es formulierte, nichts anderes als Medizin im Großen. Politiker sind wir in gewisser Weise alle. Die Art und Weise, wie wir derzeit nach Kos schauen, ist ein Zuschauen. Wir schauen in den Nachrichten dem Elend zu. Armes Europa. Wenn wir schon nur noch Geld als Wert haben, sollten wir davon wenigstens etwas abgeben und uns zum Spenden aufraffen, z.B. an die Ärzte ohne Grenzen, die auch auf Kos aktiv sind.
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