Seit einiger Zeit berichten die Medien regelmäßig über blinkende Scheindiagnostika wie Bioscan, dem Gerät, das auch dem Leberkäse sagt, ob er zum Arzt soll. Heute war dazu unter dem Titel „Abzocke mit Bioscannern in der Apotheke“ wieder ein Beitrag in der ARD, gefühlt zum zehntenmal. Manche Apotheken reden den Kunden mit den Bioscannern erst nichtvorhandene gesundheitliche Probleme ein und bieten dann dazu passend teure Mittelchen an. Wenn man Glück hat, verliert man nur Geld, wenn man Pech hat, seine Gesundheit. Im Plusminus-Beitrag heute wurde z.B. einer Testperson mit ganz normalen Eisenwerten ein Eisenmangel „diagnostiziert“ und ein entsprechendes Mittel empfohlen. Eine dauerhafte Eisenüberversorgung kann zu gesundheitlichen Beschwerden bis hin zu Gewebeschäden führen.
Der Hersteller des Bioscan-Geräts bewirbt es als „Skalarwellen-Analysator“. Skalarwellen gibt es nicht. Ob man sich für diese Aussage demnächst auch eine juristische Unterlassungsaufforderung einhandelt, weiß ich nicht, ich kann hier ja schon einmal vorsorglich sagen, dass ich nicht vorhabe, mich mit diesem Unsinn länger als unbedingt nötig zu beschäftigen.
Was mich interessiert: Wenn das Gerät in Apotheken eingesetzt wird, um den Absatz anzukurbeln, obwohl es physikalischer und technischer Unfug ist, warum werden dann die Apothekerkammern nicht aktiv? Und analog, wenn Ärzte damit arbeiten, warum nicht die Ärztekammern? Die Berufsordnungen der Landesapothekerkammern enthalten z.B. solche Formulierungen: „Der Apotheker hat im Rahmen seines Verantwortungsbereiches geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die der Sicherung der Qualität seiner Berufsausübung und seiner Arbeitsstätte nach dem Stand von Wissenschaft und Technik dienen“, die der Landesärztekammern solche: „Mit Übernahme der Behandlung verpflichten sich Ärztinnen und Ärzte den Patientinnen und Patienten gegenüber zur gewissenhaften Versorgung mit geeigneten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden.“ Und was sagt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dazu?
Was Herr Spahn dazu meint, will ich erst mal noch nicht fragen, er produziert schließlich selbst wie eine Art Bioscanner am laufenden Band fragwürdige Problembeschreibungen mit fragwürdigen Lösungsvorschlägen. Aber wenn ich die gefühlt 100.ste Sendung zu Bioscannern ansehen musste, gründe ich VEGIDA, die „Vernünftigen gegen die Irrationalisierung des Abendlandes“, kaufe mir einen Bioscanner und schicke jeden Montag die Befunde an Spahn.
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