Am 4. Februar war Weltkrebstag. Aus diesem Anlass gingen Meldungen durch die Medien, dass der Lungenkrebs bei Frauen zunimmt und in einigen Industrieländern schon mehr Frauen an Lungenkrebs als an Brustkrebs sterben. In Deutschland ist es auch fast so weit: 2013 starben 17.853 Frauen an Brustkrebs, 15.129 an Lungenkrebs. Die Rate der Lungenkrebssterbefälle bei den Frauen steigt, die der Männer nimmt seit geraumer Zeit ab. Ein wesentlicher Einflussfaktor dabei ist das Rauchverhalten der Geschlechter in früheren Jahren. Männer rauchen auch heute noch häufiger, aber in der Nachkriegszeit kam, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Frauenemanzipation und der zunehmenden Frauenerwerbstätigkeit, das Rauchen auch bei den Frauen in Mode – mit erhöhten Lungenkrebszahlen als unerwünschter Spätfolge. Auch die Neuerkrankungen nehmen bei den Frauen derzeit noch zu, gut 16.000 waren es im Jahr 2011, ca. 40 % mehr als 2003. Die Neuerkrankungszahlen findet man online bei der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland. Neuere Daten gibt es noch nicht, bis die Meldungen einigermaßen vollzählig sind, dauert es immer eine Weile.
90 % der Männer und 60 % der Frauen, die an Lungenkrebs erkranken, haben aktiv geraucht, so das Zentrum für Krebsregisterdaten beim Robert Koch-Institut. Dort werden auch die 5-Jahres-Überlebensraten ausgewiesen: 21 % bei den Frauen, 16 % bei den Männern. Lungenkrebs gehört zu den Tumoren mit ausgesprochen schlechter Prognose.
Und weil in Bayern der Himmel bekanntlich weiß-blau und nicht rauchgrau ist: In Bayern wird dem Mikrozensus zufolge seit langem etwas weniger geraucht als im Bundesdurchschnitt. Dazu passend liegt auch die Lungenkrebssterblichkeit niedriger als im Rest der Republik (26,2 Lungenkrebssterbefälle je 100.000 Ew. in Bayern versus 33,7 je 100.000 in Deutschland, jeweils altersstandardisiert an der alten Europastandardbevölkerung). Ob die niedrigere Raucherrate in Bayern auch für die niedrigere Lungenkrebssterblichkeit verantwortlich ist? Es liegt nahe, zumal auch die Neuerkrankungsraten in Bayern niedriger liegen als im Bundesdurchschnitt (bei den Männern 2011: 44,6 Fälle je 100.000 in Bayern versus 56 je 100.000 in Deutschland, bei den Frauen 21,1 je 100.000 in Bayern versus 24,6 je 100.000 in Deutschland, wiederum altersstandardisierte Raten), aber es wirklich hieb- und stichfest nachzuweisen, dürfte nicht ganz einfach sein – letztlich aber auch nicht so richtig wichtig. Wichtiger wäre, angesichts der seit langem bekannten katastrophalen gesundheitlichen Folgen des Rauchens mit jährlich mehr als 100.000 vorzeitigen Sterbefällen allein in Deutschland die Tabakprävention konsequent weiterzuentwickeln und dabei den Spagat hinzukriegen, das Rauchen und die Tabakindustrie zu bekämpfen, aber nicht die Raucher/innen. Rauchen ist und war schließlich immer auch ein Reflex gesellschaftlicher Verhältnisse und ist kein ganz frei gewähltes Verhalten – wie man schon an der unterschiedlichen Häufigkeit des Rauchens nach Sozialstatus ablesen kann, aber das wäre eine andere Geschichte.
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