Nächste Woche gilt in allen Bundesländern Maskenpflicht, vor allem in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Darüber, ob ein einfacher Mund-Nasen-Schutz für die Bevölkerung die Verbreitung des Virus wirksam eindämmen hilft, gehen weltweit nach wie vor die Meinungen auseinander. In Deutschland hat sich die fachliche Bewertung des Maskentragens seit Beginn der Coronakrise um 180 Grad gedreht. Viele Experten waren anfangs der Meinung, Masken seien nicht sonderlich nützlich, viele sehen es jetzt anders. Das Robert Koch-Institut empfiehlt nun ebenfalls das Maskentragen: „Für die Bevölkerung empfiehlt das RKI das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (textile Barriere im Sinne eines MNS) in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum.“ Dass es in Deutschland allerdings bis heute, fast drei Monate nachdem das Virus bei uns ankam, noch immer an Masken mangelt, ist eine unschöne Begleitmusik dieser Entwicklung. Nicht jeder geht bei 25 Grad gerne ersatzweise mit dem Winterschal vor dem Mund einkaufen.
Auch wenn man die momentane Einschätzung des RKI teilt, dass ein Mund-Nasen-Schutz gegen die Verbreitung des Virus hilft, und sei es psychologisch, weil damit das Abstandsverhalten unterstützt wird, ist eine Maskenpflicht eine merkwürdige Maßnahme. Sie erinnert mich ein wenig an die Masernimpfpflicht. So sinnvoll die Masernimpfung ist, so zweifelhaft ist, ob das auch für die Masernimpfpflicht gilt. Aber in der Bevölkerung wird sie überwiegend akzeptiert. Auch für Maskenpflicht gibt es breite Unterstützung. Ich frage mich, wenn alle das Maskentragen für hilfreich halten, warum kann man die Leute dann nicht dabei unterstützen, es ohne Pflicht zu tun? Warum gibt es nicht am Eingang eines jeden Supermarkts Masken, oder in der U-Bahn, im Bus? Wer misstraut da wem? Die Regierung den Menschen, die Menschen sich selbst?
Vielleicht ist es aber auch wie bei der Straßenverkehrsordnung. Die meisten Leute halten sich freiwillig daran, weil sie die Gründe dafür einsehen. Sonst würde das nicht funktionieren. Die Wirksamkeit der Maskenpflicht wird ebenfalls davon abhängen, dass die Menschen wirklich Masken tragen und auch dafür dürfte eher die Zustimmung der Bevölkerung sorgen als die Androhung einer Strafe. Das ist ein Beispiel dafür, dass die Bewältigung der Krise nicht gegen die Bevölkerung organisiert werden kann. Man tut gut daran, das auch insgesamt bei der Vorbereitung der Zukunft mit oder nach Corona im Auge zu behalten, wenn die Demokratie nicht dauerhaft Schaden nehmen soll.
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