Gestern haben wütende Bauern den (noch) amtierenden Vizekanzler Habeck nach seinem Inselurlaub attackiert, ihn am Verlassen der Fähre gehindert, Feuerwerkskörper abgeschossen und versucht, die Fähre zu stürmen. Wenn solche Sachen in Berlin passieren, da, wo Merz die Grenze Deutschlands vermutet, ist gewöhnlich von „gewaltbereiten Chaoten“ die Rede, die unsere Demokratie gefährden.

Und jetzt? Auch! Der Ministerpräsident von Schleswig Holstein, Daniel Günther, liberale CDU-Zukunftshoffnung: „Diese Chaoten schaden dem eigentlichen Anliegen.“ Ups. Und dann dankt er auch noch den Polizisten vor Ort, dass sie Schlimmeres verhütet haben. Darf der das?

Aiwanger bleibt dagegen auch hier seiner Linie treu, sieht den Mob, wie Trump beim Sturm auf das Kapitol, als lobenswerten Versuch, die „Demokratie zurückzuholen“. Die Bauern sind schließlich gefühlt im Recht. Aiwangers Meinungskommentar:

„Die Schuld für die Bauernwut liegt allein bei der existenzgefährdenden Ampelpolitik. (…) In meinen Augen sind das gezielte gesellschaftspolitische Verschiebungen Richtung links. Man will diese bürgerlichen Bevölkerungskreise schwächen und auch dieses Höfesterben forcieren.“

Ob er sich daran erinnert, was er zu anderen Polit-Feuerwerkern gesagt hat, ist nicht bekannt. Immerhin sind bisher keine Flugblätter der Brüder Aiwanger dazu aufgetaucht. Ministerpräsident Söder hat daher auch keine Fragen an Herrn Aiwanger. Für Landwirtschaft und innere Sicherheit ist der übrigens auch gar nicht zuständig.

—————
Nachtrag 6.1.2024: Das ganze Interview mit Aiwanger ist bei MSN online.

Kommentare (152)

  1. #1 Alisier
    5. Januar 2024

    Ich wurde vor genau drei Tagen mit einem solchen Wutbauern konfrontiert, und war eher zufällig zur falschen (oder richtigen) Zeit am falschen Ort.
    Da er alleine war und ich gar nicht direkt gemeint, konnte ich immerhin noch zwei Fragen zu seiner Wut loswerden.
    Von blanker Desinformationshetze war er getrieben, und genau sowas war zu befürchten und das hat mir vor(!) der Habeck-Geschichte die ganze Woche verhagelt.
    So gehts nicht weiter, gar nicht.
    Und konstruktive Politik, die wirklich was verändern will, wird inzwischen extrem erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht, wenn populistische Thesen von unverantwortlichen Scharfmachern regelmäßig einfach mal eben so in die Gegend geworfen werden und dazu dann höchstens gegrinst wird.
    Die Bauern als Speerspitze des europäischen Trumpismus. Wer hätte das gedacht.

    • #2 Joseph Kuhn
      5. Januar 2024

      @ Alisier:

      Ich verstehe ja diese ganzen identitätspolitischen Spiegelfechtereien eh immer weniger: Hat man nicht all die Jahre den linksgrün Versifften nachgesagt, sie hingen an einer unökonomischen Romantik kleiner Höfe, vor allem wenn es um Bioanbau ging, gegen wirtschaftlich rentable Agrokonzerne?

      Jetzt sagt Aiwanger, die Ampel betreibe ein “Höfesterben” durch “Verschiebungen Richtung links”. Ausgerechnet die Ampel, dieses orientierungslose liberalhalbökologischunsozialdemokratische Konstrukt im demoskopisch luftleeren Raum?

      Aber links und rechts hängen ja von der Blickrichtung ab. Schaut man nach vorn, ist links da, wo rechts ist, wenn man nach hinten schaut. Wer schaut jetzt wohin?

  2. #3 hto
    wo Schaden und Schadenfreude ...
    5. Januar 2024

    XXX

    [Kommentar gelöscht. Sie sind immer einer der Ersten, und immer mit den gleichen Phrasen. Eine verbale Zwangsstörung? JK]

  3. #4 Alisier
    5. Januar 2024

    @ Joseph Kuhn
    Eigentlich möchte weder nach links noch nach rechts sondern einigen Bauern ganz direkt in die Augen schauen und sie fragen, was sie denn eigentlich erreichen wollen.
    Auch im Hinblick auf Deine überaus berechtigte Frage das real existierende Höfesterben und Agrokonzerne betreffend.
    Noch ein bedenklicher Artikel:
    https://taz.de/Extremisten-wollen-Agrarproteste-kapern/!5981385/

    • #5 Joseph Kuhn
      5. Januar 2024

      @ Alisier:

      Auch der Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein sagt: “Wir merken, dass wir unterwandert werden sollten”

      Der von dir verlinkte taz-Artikel beschreibt das vermutlich nicht falsch. Dass Aiwanger die Bauernproteste unterwandert und dazu später mal ein Flugblatt auftaucht, hoffe ich mal nicht. Aber man sieht, wie sich die Grenzen zwischen rechts und bestimmten Fraktionen des bisher “bürgerlich” titulierten Milieus auflösen.

  4. #6 DH
    5. Januar 2024

    In diesem Fall ist Aiwanger geschickter als bei seinem plumpen Auftritt bei Markus Lanz der ihn nach Strich und Faden aus der Reserve gelockt und letztlich zerlegt hat.
    Er spricht nur über die Wut und nicht die Aktionen der Bauern und das ist eine legitime Aussage, vergleichbar mit Leuten die Verständnis haben für die Wut die hinter linker Militanz steckt.
    Da hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf, Aiwanger würde den Teufel tun und diese Maßstäbe auch bei Linken anwenden, die obige Kritik ist völlig berechtigt, das Messen mit zweierlei Maß, typisch Populisten und sogar ein wesentliches Kernelement derselben.
    Auch die Art wie das formuliert und vorgetragen wird, lässt eben doch durchblicken daß man auch die Militanz gutheißt und vielleicht sogar noch mehr gutheißen würde.
    Alisier hat recht, das hat was von Trumpismus, was daran aber überraschend sein soll erschließt sich mir nicht.
    Wer Bauern (und Arbeiter) nicht ständig romantisiert weiß schon lange daß es da einen breiten reaktionären Sockel gibt.

  5. #7 Alisier
    5. Januar 2024

    @ DH
    “Wer hätte das gedacht?” darf ruhig mit einer Prise Ironie verstanden werden.

  6. #8 DH
    5. Januar 2024

    @Alisier
    Dann hab ich wohl die Ironie nicht verstanden…naja, bin halt auch ein Kind meiner Zeit.

  7. #9 Alisier
    5. Januar 2024

    Am Montag gibts hier groß angekündigte Bauernproteste mit zentraler Kundgebung.
    Da ich kurz vorher einen Termin in der Innenstadt habe gehe ich mal hin, gucke was sie plakatieren und höre ein wenig zu.

  8. #10 Joseph Kuhn
    5. Januar 2024
  9. #11 RGS
    5. Januar 2024

    Wachse oder stirb, das ist das Gesetz das die Agrarpolitik Deutschlands und der EU seit Jahrzehnten bestimmt. Die CDU/CSU und die Freien Wähler sind die letzten, die das ändern werden.

    Was die bayerische Staatsregierung seit Jahren nicht ändert ist dass sie Winzer vor Schäden durch Wildschweine schützt oder entschädigt.
    Das habe ich vor ein paar Wochen bei meinem Besuch beim Winzer in Randersacker erfahren.
    Weinbau ist in Bayern nämlich keine Landwirtschaft, sondern Sonderkultur und da werden Schäden nicht entschädigt.
    Siehe: https://www.ardmediathek.de/video/quer-mit-christoph-suess/wildschweine-zerstoeren-fraenkischen-wein/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvL2I5NTUwN2M4LWI1MzktNDUzMC1hYmM1LTcxOGU2MWY5ODI0OA

    • #12 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ RGS:

      Die Quer-Sendung hatte ich auch gesehen und manche der dort Aufgetretenen kenne ich sogar. Vertrauenswürdige Leute.

  10. #13 Alisier
    5. Januar 2024

    @ RGS
    Oh, das mit den Winzern und den Wildschweinen wusste ich gar nicht.
    Danke für die Info.
    Allerdings sind auch die Winzer keine Waisenkinder wenn es um die Kontamination der Böden mit Schwermetallen geht. Auch die Biowinzer nicht.
    Trotz allem Verständnis für die Zwänge (falscher Mehltau etc.) kann es so nicht weiter gehen.
    Auch da kommen wir um gute Diskussionen und neue Regelungen nicht herum.

  11. #14 RGS
    5. Januar 2024

    @Joseph Kuhn
    Aiwangers Zuständigkeit

    Ihr in Bayern habt das mit der Demokratie immer noch nicht so richtig verstanden. Die Partei, die die Regierung stellt, kann durchaus und sollte durchaus manchmal wechseln.
    Ich finde ihr solltet für das von Seehofer und Aiwanger verbockte Stromdesaster in Bayern mal blechen mit höheren Netzentgelten.

    • #15 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ RGS:

      Ts ts. Daran ist allein die Ampel schuld! 😉

  12. #16 Alisier
    5. Januar 2024

    Und für die unerträgliche Dominanz von Bayern München wäre auch längst eine empfindliche Strafe fällig. Ich mein ja nur……

  13. #17 noch'n Flo
    Schoggiland
    5. Januar 2024

    @ Alisier:

    Und für die unerträgliche Dominanz von Bayern München wäre auch längst eine empfindliche Strafe fällig. Ich mein ja nur……

    Dafür hat ja “mein” FC St. Pauli schon vor gut 20 Jahren einen eigenen Titel geschaffen: “Bayern-Bezwinger”.

    Hmmm… der FC Bayern nun schon im dritten Jahr in Folge früh raus im DFB-Pokal… Pauli aber wieder einmal im Viertelfinale…

    Honi soit, qui mal y pense!

    Berlin! Berlin!! Wir fahren nach Berlin!!! 😛

  14. #18 Alisier
    5. Januar 2024

    …..rufen die Bauern unisono, und schärfen ihre Mistgabeln jetzt schon.
    Und ich bin endlich zuhause und hab Feierabend 🙂

  15. #19 RGS
    6. Januar 2024

    @Alisier
    „Und für die unerträgliche Dominanz von Bayern München wäre auch längst eine empfindliche Strafe fällig. Ich mein ja nur……“

    Da hätte ich Einwände. Bayern München hat es geschafft Fußball zu einem „Gesellschaftlichen Ereignis“ zu machen. Da muss man dabei sein. Dazu hat maßgeblich auch die „Lichtgestalt“ und „Kaiser“ Franz Beckenbauer beigetragen.
    Mit dem Abtritt der Generation Beckenbauer, Hoeneß und Rummenigge wird es spannend ob der Übergang erfolgreich gelingt.
    Hoeneß und Rummenigge mussten jetzt wieder einspringen, nachdem es mit Kahn und Salihamidzic nicht geklappt hat.
    Mal sehen ob Hainer und Dreesen das hinbringen. Dressen, der den Laden lange kennt, wollte eigentlich ausscheiden und zur DFL und ist jetzt in der Not als Vorstandsvorsitzender doch geblieben.
    Mal sehen, ob der FCB da gut durchkommt.
    Eine sehr gute Reportage läuft gerade beim BR über Franz Beckenbauer. Echt sehenswert. Aber das gehört hier ja eigentlich nicht hin. 🙂
    https://www.ardmediathek.de/sendung/beckenbauer/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNlcmllcy9GMjAyM1dPMDIyNTYyQTA

  16. #20 Alisier
    6. Januar 2024

    @ RGS
    Na gut……alles besser als RB sowieso. Da lasse ich “gesellschaftliches Ereignis” dann nicht mehr durchgehen.
    Vielleicht gehört das doch hier hin, denn das Hardcore-Fansein führt auch zuweilen zu Gröhl- und Zusammenrott-Exzessen.
    Nur dass es beim Fußball größtenteils ritualisiert ist, und die Bauern irgendwie gerade teilweise frei drehen.
    Etwas mehr Rituale, eventuell mit zünftigen Gesängen (“Wir sind die Kaaartoooofffeln, ihr seid nur Gemüüüüüse”…oder so ähnlich) könnte vielleicht etwas Druck und Aggressivität rausnehmen.

  17. #21 Joseph Kuhn
    6. Januar 2024

    Grundkurs Aiwanger

    Aiwangers Rhetorik folgt immer dem gleichen Strickmuster. Hier ein schönes Beispiel aus ganz anderem Kontext:

    “Mich verwundern die aktuellen Versuche des Landwirtschaftlichen Wochenblatts, mich bei den Waldbauern in ein schlechtes Licht zu rücken.”

    Kritik bedeutet: Es gibt eine Kampagne gegen mich.

    “Ich bin selbst Waldbauer und habe mich immer für deren Belange eingesetzt”

    Ich bin authentisch. Daher ist Kritik an mir absurd.

    “Die in der Fragestellung getätigten Unterstellungen, ich würde mit zweierlei Maß messen, sind unzutreffend. Das trifft eher auf Ökoideologen zu (…).”

    Gegenangriff: Die Kritik ist an genderökolinken “Ideologen” zu richten.

    “Die Lösung des Problems beim Fischotter wie beim Wolf liegt tatsächlich in Berlin (…).”

    Berlin ist immer schuld.

    “Aber in Berlin erklärt man ja eher eine Wildsau zu einem Löwen, als zuzugeben, dass man Wolf und Fischotter endlich bejagen müsste.”

    In Berlin können und wollen sie nicht. Dazu immer ein Schenkelklopfer.

    Auch seine Solidaritätsadresse an die Wutbauern am Fähranleger ist aus diesen rhetorischen Legobausteinen zusammengesetzt.

    Was in den Interviews fehlt, ist der Aufruf, nach Berlin zu fahren und sich die Demokratie zurückzuholen. Aber am Montag bei der nächsten Bauerndemo will er ja eh dabei sein.

  18. #22 RGS
    6. Januar 2024

    @Alisier
    Ja, Ritualisierter Wettkampf im Sport ist wichtig. Sehr treffend historisch hergeleitet vom Soziologen Norbert Elias in seinem Buch Sport im Zivilisationsprozess.

    Besonders ist auch, dass der FCB sich nicht finanziell abhängig macht von einem Grosssponsor, Unternehmen, sondern die Einnahmen sehr gut verteilt auf die Bereiche: Eintrittsgelder, Fernsehgelder, Sponsoren und Franchise.
    Leider kriegt das in Deutschland kein anderer Klub so gut hin.

  19. #23 Alisier
    6. Januar 2024

    @ Joseph Kuhn
    Danke fürs nochmal deutlich machen.
    Ist das denn wirklich so sehr schwer derartige Muster zu erkennen?
    Oder reicht es sich irgendwie geschmeichelt oder gar irgendwie verstanden und bestätigt zu fühlen um solchen Figuren automatisch zuzujubeln?
    Rhetorische Fragen, beide?

  20. #24 RGS
    6. Januar 2024

    @Josef Kuhn
    Aiwanger ist ein Politiker der aufhetzt, sein Fähnchen schon bei kleinen Lüftchen nach jedem Wind dreht und sich bei Kritik als Opfer inszeniert.
    Von dem würde ich kein Stück Holz kaufen. Ich halte ihn für einen niederbayerischen Hallodri.

    • #25 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ RGS:

      “Aiwanger ist ein Politiker der aufhetzt”

      So ist es. Er pflegt nicht einfach eine derbe “volksnahe” Sprache, er hetzt. Das sieht man sehr schön an der Art, wie er in dem FAZ-Interview über die “Letzte Generation” spricht:

      “Die Bevölkerung erkennt sehr wohl den Unterschied zwischen einer hart arbeitenden Gesellschaftsschicht, die seit Jahrhunderten das Volk ernährt, und diesen Typen, die meistens nur vom Geld der Eltern oder des Staates gelebt haben und den Wohlstand unserer Gesellschaft gefährden. Auch in der Zielsetzung gibt es Riesenunterschiede: Die Letzte Generation will das Land noch mehr herunterfahren, die Bauern kämpfen dafür, dass es am Laufen gehalten wird.”

      Auf der einen Seite “die Bauern” (waren “die Bauern” am Landesteg?), die seit Jahrhunderten in harter Arbeit das Volk ernähren, auf der anderen Seite “Typen”, die von anderer Leute Geld leben und das Land kaputt machen wollen. Das hätte Trump nicht viel besser hingekriegt, an andere Vorbilder wird sich Aiwanger vermutlich nicht erinnern. An Stelle der “Letzten Generation” würde ich Strafanzeige stellen, deren Ziele verunglimpft er ja regelrecht.

  21. #26 RGS
    6. Januar 2024

    …ich denke die Inszenierung als Opfer ist das womit er sich Zustimmung erschleicht: Ich bin Opfer, ihr seid Opfer, wie ich. Als Opfer dürfen wir uns wehren und draufschlagen. Schuldige finden wir immer irgendwo.
    Das macht Trump genauso. Der hat noch immer das Heulsusengesicht aufgesetzt, damit es besser wirkt.

  22. #27 Alisier
    6. Januar 2024

    @ RGS
    Zustimmung.
    Zum Fussball: Was ist mit Freiburg, meinem Verein seit einer gefühlten Ewigkeit?
    Ok, keine europäische Spitze…..
    Aber wenn jamand Norbert Elias in dem Zusammenhang kennt und nennt ist das schon mal sehr angenehm und recht unerwartet in einer solchen Diskussion.

  23. #28 Alisier
    6. Januar 2024

    @ Joseph Kuhn
    An der Verunglimpfung der “Klimachaoten” führt im konservative Spektrum anscheinend sowieso kein Weg vorbei.
    Da hat man sich wohl festgelegt.

  24. #29 RPGNo1
    6. Januar 2024

    „Die Schuld für die Bauernwut liegt allein bei der existenzgefährdenden Ampelpolitik. (…) In meinen Augen sind das gezielte gesellschaftspolitische Verschiebungen Richtung links. Man will diese bürgerlichen Bevölkerungskreise schwächen und auch dieses Höfesterben forcieren.“

    Wenn der Landmann wirklich wütend wird

    Der motorisierte Mistgabelmob ist nur schwer vom Kurs abzubringen, aber wird mitunter zum Aufstand der Geknechteten hochgejubelt. Fast scheint es, als wäre der Bauer ein »edler Wilder« – und kein Profiteur der Agrarlobby.
    https://archive.is/0EeBn

    Ja, ja, der arme Landmann, der im Schweiße seines Angesichts mit Sense, Ochs und Pferd die fruchtbare teutsche Erde beackert, nur um von “denen da oben” geknechtet zu werden.

    *Sarkasmus off*

  25. #30 Joseph Kuhn
    6. Januar 2024

    Die Ampel und ihre Folgen

    “Die Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe sind im Wirtschaftsjahr 2021/22 sehr kräftig gestiegen.”

    https://www.agrarheute.com/management/finanzen/bauern-haben-sehr-gut-geld-verdient-einkommen-steigt-um-32-prozent-605835

    “Für Landwirte war das Wirtschaftsjahr 2022/23 ein Ausnahmejahr. In allen Betriebsformen wurden Spitzengewinne erzielt. Trotz der hohen Kosten.”

    https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/rekordgewinne-fuer-landwirte-extrem-schwierigen-zeiten-612819

  26. #31 Alisier
    6. Januar 2024

    Das war das Wetter!
    Nur deswegen konnten trotz der Ampel Gewinne erwirtschaftet werden.
    Ohne Ampel wären die Erträge und Gewinne allerdings wesentlich höher gewesen.
    Hat man sich erstmal an diese Art der Schuldzuweisung gewöhnt wird das Verstehen selbst komplexer Zusammenhänge sehr einfach.
    Und dann ist auch klar was zu tun ist.Das Narrativ üben gerade sehr viele und hoffen gerade wegen derart vereinfachter Weltsichten gewählt zu werden.
    Sind die Wähler wirklich so strohdoof?
    Wir werden sehen.

  27. #32 RPGNo1
    6. Januar 2024

    Dreist, dreister, Bauernlobby

    Ein Kommentar von Markus Becker

    Landwirte kämpfen mit teils brachialen Methoden für ihre Interessen, obwohl kaum eine andere Branche derart mit Steuergeldern gefüttert wird. Höchste Zeit für die Politik, eine andere Gangart ihnen gegenüber zu wählen.

    https://archive.is/91aNS

  28. #33 Ludger
    6. Januar 2024

    Wenn es an die Existenz geht, reagieren die Leute je nach Art der Organisation sehr unterschiedlich. Und die Sympathien sind je nach Lage der Dinge auch ungleich verteilt.
    Beispiele:
    Polsterer und Dekorateure (Beispiel von Herrn Möllemann, dessen Vater Polsterer und Dekorateur war): Direkt nach dem Krieg waren sie wohlhabend, weil die Menschen ihre Möbel herrichten ließen. Möllemanns konnten sich einen DKW Sonderklasse leisten. In den Wirtschaftswunderjahren kauften die Leute stattdessen neue Möbel und die Polsterer und Dekorateure mussten reihenweise ihre Geschäfte aufgeben. Davon hat man kaum etwas gemerkt. Ähnlich bei den Sattlern. Nach dem Krieg mussten die Pferdegeschirre für die Landwirtschaft repariert oder neu gemacht werden. Dann kauften alle Bauern Traktoren und für Sattler gab es kaum noch Arbeit (bis zum Boom des Reitsports). Die kleinen Handwerksbetriebe waren nicht ausreichend organisiertum, sich effektiv zu wehren. Die starben still.

    Ganz anders bei den Stahlkochern. Die waren in der IG-Metall und hatten die Politik auf ihrer Seite, als das Hüttenwerk Duisburg Rheinhausen zugemacht werden sollte. Die konnten es sich leisten Rheinbrücken zu blockieren und die Autobahn 40 dicht zu machen. Siehe https://www.demokratie-geschichte.de/karte/6560

    Am 2. Dezember 1987 riegelten mehrere Tausend Stahlarbeiter die Rheinbrücke Rheinhausen-Hochfeld ab, hinzu kamen die Blockade der A40 und die Besetzung der Krupp-Zentrale auf der Villa Hügel in Essen. 164 Tage dauerte dieser Arbeitskampf. Der Höhepunkt des Protests war am 20. Januar 1988 der Zug von 5000 Stahlkochern zur zuvor besetzten Brücke. Sie brachten an diesem Tag das von Auszubildenden gefertigte Namensschild mit der Aufschrift “Brücke der Solidarität” an. Die Stadt Duisburg übernahm kurze Zeit später offiziell den Namen. Zwar konnte der Protest die Schließung nicht verhindern. Der breite gesellschaftliche Druck ließ jedoch die Politik reagieren. Bund und Land stellten zusätzliche Mittel bereit, um im Ruhrgebiet den Strukturwandel zu begleiten.

    Bei einer Blockade der später so genannten “Brücke der Solidarität” marschierten Spitzenpolitiker aus der SPD in der vordersten Reihe mit, z. B. der Landesvater und spätere Bundespräsident Johannes Rau.

    Den protestierenden Bauern wird für den Fall einer ähnlichen Blockade laut Tageszeitung vom NRW-Innenminister Reul mit Odnungsgeldern bis 50.000€ gedroht.
    In Frankreich sind bei solchen Demonstrationen Autobahnblockaden üblich (Stichwort Gelbwesten).
    Wir sollten uns darüber einig sein, dass Bedrohungen von Politikern sogar in ihrem privaten Umfeld nicht toleriert werden können. Weder bei Herrn Habeck oder Herrn Kretschmer (MP. Sachsen) oder anderen. Bedrohungen von Politikern sind strafbare Nazimethoden und müssen auch so behandelt werden.
    Bei den Traktor-Demos bin ich mir nicht sicher.
    Auf jeden Fall scheint mir ein eklatantes Kommunikationsversagen der Bundesregierung vor zu liegen. Sie waren gewarnt, dass ihr Haushalt vom Bundesverfassungsgericht gekippt werden könnte hatten aber keinen Plan B. Dann sparte man eben mal etwas CO2-Subvention bei den Bauern , fühlte sich gut dabei und erklärte nichts. Dabei brauchen die Ackerbauern für die Herstellung ihrer vegatarischen Produkte viel mehr Diesel als die Besitzer von industriellen Großställen mit ihrem importierten Kraftfutter.
    Politische Schnellschüsse gehen manchmal nach hinten los.

  29. #34 RGS
    6. Januar 2024

    Danke für die Links. Da hat die Agrarlobby tolle Arbeit geleistet. Die Sitten in der politischen Auseinandersetzung sind seitens der Opposition und ihrer Lobbyisten ins bodenlose abgesunken.
    Für die Landwirtschaft sollte man eher eine Übergewinnsteuer einführen. Sie bereichern sich auf Kosten der Menschen mit durchschnittlichen Einkommen und darunter.

    • #35 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ RGS:

      Naja, das müsste man sich sicher genauer anschauen, nach Betriebstypen, Region usw.

      Aber Aiwangers Sprüche erscheinen durch solche Meldungen erst mal in einem anderen Licht.

  30. #36 PDP10
    6. Januar 2024

    @Ludger:

    Dabei brauchen die Ackerbauern für die Herstellung ihrer vegatarischen Produkte viel mehr Diesel als die Besitzer von industriellen Großställen mit ihrem importierten Kraftfutter.
    Politische Schnellschüsse gehen manchmal nach hinten los.

    Schnelldenken manchmal auch. Besonders, wenn es schludrig ist.

    Möglich, dass die Ackerbauern mehr Diesel brauchen als die industriellen Viehhalter. Aber brauchen sie auch insgesamt mehr Energie, produzieren sie mehr CO2? Das wage ich zu bezweifeln.

    Das gleiche gilt für den Vergleich Polsterer, Sattler, Stahlarbeiter. Wie viele Arbeitsplätze – sprich Existenzen – hingen nochmal jeweils an diesen drei Branchen?

  31. #37 PDP10
    6. Januar 2024

    @RPGNo1:

    Den Satz von Markus Becker wollte ich auch schon zitieren. Er bringt es auf den Punkt. Heute sind nicht die Bauern die dümmsten, die die dicksten Kartoffeln ernten sondern die, die es nicht schaffen – oder sogar bewusst darauf verzichten, Gott bewahre! – das letzte aus den Agrar-Subventionen raus zu holen. Die großen Betriebe und Agrarkonzerne können sich da eine Armee von Beratern leisten um das zu optimieren. Die meisten Kleinbauern nicht. Viele lassen sich aber trotzdem – oder gerade deswegen? – meinem Eindruck nach, gerne vor den Karren der Lobby und der Populisten spannen.

  32. #38 Ludger
    6. Januar 2024

    @PDP10
    zum Dieselverbrauch: Der Diesel soll versteuert werden, der international verteilte CO2-Fußabdruck der Massentierhaltung nicht. Man spart das Geld dort, wo es einfach erscheint.
    Zur Zahl der Existenzen: jeweils tausende.
    Zum Vorwurf der Schluderigkeit mit der Begründung, dass man zu bezweifeln wage. Was oll das geben? Ad-Hominem-Argumente sind keine gute Dikussionsbasis.

  33. #39 RGS
    6. Januar 2024

    @Josef Kuhn
    Eine faire Übergewinnsteuer würde ja auf Betriebsebene ermitteln ob und wie hoch Übergewinne erzielt wurden.

    Mir war nicht so richtig klar, dass auch die Landwirtschaft in Deutschland zu den Krisengewinnlern zu zählen ist.
    Obwohl ich mir das hätte denken können, da auch die Lebenmittelproduzenten ihre Preise über die krisenbedingten Kostensteigerungen hinaus steigern konnten und wohl weiter können. Die Lebensmittelinflation ist ja weiter überdurchschnittlich.
    Das gleiche gilt für die Energiebranche und aktuell die Reedereien. Die verdoppeln die Frachtpreise wegen der unsicheren Passage zum Suezkanal obwohl sie für die Fahrt um Afrika herum nur 75% höhere Kosten haben.
    Wer zahlts? Wir Endverbraucher.

    Wen freust? Die vermögenden Aktienbesitzer. Rekordgewinne in der Krise.

    Wenn die Preise für Lebensmittel, Wohnen und Energie weiter so durch die Decke gehen ist das das Ende jeder Regierung.

    • #40 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ RGS:

      “Die Lebensmittelinflation ist ja weiter überdurchschnittlich.”

      Ja, und die zählt interessanterweise nicht zur sog. “Kerninflation”. Da fragt man sich, wen informiert die “Kerninflation”?

      “Wer zahlts? Wir Endverbraucher. Wen freust? Die vermögenden Aktienbesitzer.”

      Tja. Wobei man hier die Bauernhöfe in Schutz nehmen muss. Die gehören nicht vermögenden Aktienbesitzern.

      Derweil: Aiwanger hetzt weiter: “Ich sehe das als politische Notwehr der Bauern, was sie hier machen.” Meint er Leute wie die am Landungssteg? Oder prophylaktisch schon, was am Montag passiert, wenn er sich da “solidarisch” zeigt?

      Dass so jemand Bayern als stv. Ministerpräsident vertritt, ist eine echte Herausforderung für mich als bayerischem Beamten, hier in meinem privaten Blog das beamtenrechtliche Mäßigungsgebot im außerdienstlichen Bereich zu wahren.

      Für Minister gilt das beamtenrechtliche Mäßigungsgebot übrigens nicht, wobei auch sie nicht völlig regelfrei sind, vertiefend: Nellesen, Äußerungsrechte staatlicher Funktionsträger. Aber so was liest Aiwanger gewiss nicht, geschweige denn, dass es ihn interessieren würde.

      Manchmal hilft nur noch Frankenwein.

  34. #41 Alisier
    6. Januar 2024

    @ Ludger
    Dass die Ackerbauern mit der Herstellung ihrer “vegetarischen Produkte” in vielen Gegenden Deutschlands vor allem vegetarische Tiere, die nicht der Gattung Homo angehören füttern sollte trotzdem nicht unter den Tisch fallen.
    Und über die inzwischen erheblichen Schäden, die Forst- und Landwirtschaft an Grundwasser, Böden und Ökosystemen allgemein angerichtet haben muss in unser aller Interesse ebenfalls geredet werden.
    Schwarze Peter Hin- und Herschieben ist trotzdem ganz sicher die falsche Methode.
    Die ganzen Probleme müssen wir geneinsam lösen, und wenn sich jedes Grüppchen oder auch jede Großgruppe immer nur um den Kuchen streitet, so ist das kaum zielführend.

  35. #42 PDP10
    6. Januar 2024

    @Joseph Kuhn:

    Wobei man hier die Bauernhöfe in Schutz nehmen muss. Die gehören nicht vermögenden Aktienbesitzern.

    Naja …

    https://www.deutschlandfunk.de/ackerland-investoren-ostdeutschland-landgrabbing-100.html

    • #43 Joseph Kuhn
      6. Januar 2024

      @ PDP10:

      Spricht das denn gegen meinen Hinweis? Die Agrarstrukturen in Ostdeutschland waren immer anders als die in Süddeutschland, über die Zeiten hinweg. Mit “Bauernhof” meinte ich jedenfalls einen Betrieb, der von einem Bauern (und Familie) bewirtschaft wird, mit eigenem und gepachteten Land.

  36. #44 Alisier
    6. Januar 2024

    …..” geNeiNsam” ist eine Freudsche Fehlleistung, die mir auch noch nicht untergekommen ist. Nun ja…..

  37. #45 PDP10
    6. Januar 2024

    @Ludger:

    zum Dieselverbrauch: Der Diesel soll versteuert werden, der international verteilte CO2-Fußabdruck der Massentierhaltung nicht. Man spart das Geld dort, wo es einfach erscheint.

    Dieser Abatz ergibt keinen Sinn.

    Zur Zahl der Existenzen: jeweils tausende.

    In der Stahlindustrie waren es wohl eher Hunderttausende.

  38. #46 PDP10
    6. Januar 2024

    Uups .. “Abatz” 🙂 Schöne Wortschöpfung. Ist aber Unsinn. Sollte “Absatz” heißen.

  39. #47 Alisier
    6. Januar 2024

    “Abatz” oder “A batz” klingt trotzdem irgendwie bayrisch…passt scho…..

  40. #48 PDP10
    6. Januar 2024

    Noch einer zum Thema Investoren und Landwirtschaft:

    https://taz.de/Ausverkauf-der-Landwirtschaft/!5498480/

  41. #49 PDP10
    7. Januar 2024

    Noch einer ganz allgemein zum Thema “Wenn Chaoten die Demokratie zurückholen”:

    Heute, bzw. jetzt ist es schon Gestern (06.01.24), ist ein Jahrestag.

    Bewaffnete Dummbatzen aufgehetzt von Trump und seinen Speichelleckern und Lakaien stürmen das Kapitol. Und deren Definition von Demokratie ist: Ich will gefälligst meine Meinung sagen dürfen denn alles andere ist Diktatur und wer nicht meiner Meinung ist wird erschossen. Die Regierung soll gefälligst machen was ich will. Steuern dafür zahlen will ich aber nicht. Steuern und andere Meinungen als meine sind nämlich Faschismus.

    Oder so.

    Keine Parallelen zu Aiwanger und den Protesten der Bauern natürlich. Obwohl … Ich finde die Regierung doof, weiß aber nicht genau warum aber bringe bei den Demos schon mal einen Galgen mit (natürlich rein symbolisch!) zieht sich ja auch hier durch die jüngere Geschichte. Und das “ich will gefälligst alles von denen da oben haben aber keine Verantwortung tragen” auch. Und wenn “die da oben das nicht so machen wie ich will, gehören die halt weg!” ebenso.

    Das Problem ist: Manch einer verwechselt sowas mit Demokratie und Freiheit. Aber nur Egoismus kann man alleine haben. Freiheit nicht. Und Demokratie schon gar nicht.

    • #50 Joseph Kuhn
      7. Januar 2024

      @ PDP10:

      “Keine Parallelen zu Aiwanger und den Protesten der Bauern natürlich.”

      Obwohl die Vorstellung, Aiwanger würde zum Sturm aufs Kopitol aufrufen, durchaus filmreife Szenen hervorruft. 😉

      Aber schauen wir mal, was am Montag passiert und ob er wirklich dafür sorgt, dass die Bauern “die Plätze, auf denen sie protestieren, sauberer verlassen, als sie es vorher waren.” Vielleicht gibt es ja danach ein tolles Interview mit seinen Presseleuten dazu, ob es sauberer ist als vorher, analog zum Streit über die Zahl der Menschen bei Trumps Amtseinführung.

  42. #51 PDP10
    7. Januar 2024

    @Joseph Kuhn:

    Obwohl die Vorstellung, Aiwanger würde zum Sturm aufs Kopitol aufrufen durchaus filmreife Szenen hervorruft.

    Oh ja! Roland Emmerich, bitte übernehmen Sie! 🙂

    • #52 Joseph Kuhn
      7. Januar 2024

      … wäre wohl eher was für Herbert Achternbusch, Gott hab ihn selig, gewesen.

  43. #53 PDP10
    7. Januar 2024

    @Joseph Kuhn:

    … wäre wohl eher was für Herbert Achternbusch, Gott hab ihn selig, gewesen.

    Stimmt! Den hatte ich ganz vergessen.

    Und in dem Film würde er als Hubert Aiwanger übers Wasser gehen, eine Nonne schwängern und ihr Kind Markus Söder unterjubeln und der neue Bayerische Heiland wäre geboren und Scholz, Habeck und Lindner würden kommen (ist ja gestern erst Dreikönigstag gewesen) und Weihrauch, Myrrhe und Benzingutscheine verteilen … 🙂

  44. #54 RGS
    7. Januar 2024

    @Josef Kuhn
    „Dass so jemand Bayern als stv. Ministerpräsident vertritt, ist eine echte Herausforderung für mich als bayerischem Beamten, hier in meinem privaten Blog das beamtenrechtliche Mäßigungsgebot im außerdienstlichen Bereich zu wahren.“

    Besten Dank für den Hinweis auf Ihre Beamtentätigkeit. Weiß ich ja eigentlich. Und bitte gerne Hinweise an mich, wenn ich hier mit Äußerungen aus Ärger heraus Grenzen überschreiten sollte, was ich nicht will.
    Aber das oben war ja schon ein Hinweis. 🙂

    • #55 Joseph Kuhn
      7. Januar 2024

      @ RGS:

      “wenn ich hier mit Äußerungen aus Ärger heraus Grenzen überschreiten sollte”

      Für Sie gilt wie für alle Kommentatoren die Scienceblogs-Netiquette. Die haben Sie bisher nicht im Entferntesten tangiert.

      “Beamtentätigkeit”

      Die zwei wichtigsten Punkte dabei sind, erstens Rollen klarzustellen, also dass ich hier privat schreibe und meine Äußerungen nichts mit dem Amt zu tun haben, und zweitens das Mäßigungsgebot zu beachten, also z.B. bei den auch Beamten natürlich zustehenden politischen Meinungsäußerungen, die auch polemisch zugespitzt sein dürfen, nicht beleidigend oder menschenverachtend zu formulieren. Der Rahmen ist weit genug, um jedwede Kritik üben zu können.

      Aiwanger unterliegt dagegen keinen beamtenrechtlichen Regeln und Senecas Rat (“was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand”) kennt er vermutlich nicht. Aber jetzt schauen wir erst mal, ob und wie er seine Sauberkeitsversprechen am Montag einhält. Da bekommt der Begriff “Ordnungsdienst” bei Demos doch eine ganz neue Bedeutung. Mistgabeln zu Kehrschaufeln!

  45. #56 RGS
    7. Januar 2024

    @Joseph Kuhn
    „Mit “Bauernhof” meinte ich jedenfalls einen Betrieb, der von einem Bauern (und Familie) bewirtschaft wird, mit eigenem und gepachteten Land.“

    Ja, ich habe auch im entfernteren Verwandtschaftskreis einen „Nebenerwerbslandwirt“ der 50 ha Ackerland bewirtschaftet und noch halbtags bei der Gemeinde für die Landschaftspflege arbeitet. Üppig ist dort das Geld nicht. Auch einen Waldbesitzer mit 5-10 ha Wald kenne ich sehr gut und weiß, dass das sein Hobby ist und finanziell bestenfalls ein Nullsummenspiel.

    Übrigens habe ich im Studium gelernt, dass unsere Agrarstrukturen stark mit dem früheren Erbrecht korrelieren. In katholischen Gegenden galt, dass das Erbe also hier das Ackerland unter den Söhnen zu gleichen Teilen vererbt wurde während in protestantischen Gegenden der Erstgeborene das Land erbte.

  46. #57 Joseph Kuhn
    7. Januar 2024

    Florian von Brunn übt Attacke

    Florian von Brunn, Chef der bayerischen Kleinpartei SPD, beschwört den Konsens der Demokraten. Leider macht er es in Form einer ungeschickten Attacke. Klüger wäre gewesen, er hätte die Kritik der CSU an Aiwanger gelobt, statt die Regierungsparteien in ein Boot zu setzen. Im Spalten ist Aiwanger einfach besser.

    An anderer Stelle in seiner Pressemitteilung macht von Brunn einen guten Punkt: “Alle Fraktionen – auch die CSU und sogar die AfD – haben auf Vorschlag des Bundesrechnungshofs erst vor Kurzem im zuständigen Ausschuss des Bundestags für das Ende der KFZ-Steuerbefreiung gestimmt.”

    Wenn das stimmt, lässt die Kleine Anfrage 20/9863 der Union eine interessante Antwort der Bundesregierung erwarten. Aiwanger ist da allerdings außen vor. Die Freien Wähler hatten es 2021 ja nicht in den Bundestag geschafft, auch wenn sie mit 2,4 % etwas erfolgreicher gescheitert waren als die Spaßpartei “Die Partei” mit ihrem Wahlslogan “Bier statt Opfelsoft”*, die nur 1 % bekam.

    ——
    * (im bayerischen Wahlkampf 2023)

  47. #58 Staphylococcus rex
    7. Januar 2024

    Diese ganze Geschichte hat für mich drei Teilaspekte. Erstens geht es um Wutbürger, die sich bereitwillig instrumentalisieren lassen, um ihre Wut am vermeintlich Schuldigen auszulassen. Wutbürger kenn wir seit einiger Zeit (erstmals aufgetreten ist dieser Begriff im Zusammenhang mit Stuttgart 21). Öffentliche Beachtung erfahren haben Wutbürger im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen. Menschen, die bereitwillig auf ihr höchstes Gut, nämlich auf ihren Verstand verzichten und sich stattdessen lieber dem Gefühl kollektiver Wut hingeben, sind mir zutiefst fremd. Aktuell geht es um Bauern, aber das Phänomen Wutbürger ist weder auf einen Beruf noch auf eine soziale Schicht begrenzt. Nach meiner Einschätzung fehlt diesen Personen emotionelle und intellektuelle Reife oder sie sie sind in einer Phase emotioneller oder intellektueller Überforderung. In jedem Fall ist der Zugang zu diesem Personenkreis erheblich eingeschränkt, deshalb möchte ich mich zu diesem Teilaspekt nicht weiter äußern.

    Der zweite Teilaspekt sind die ideologischen Rattenfänger, die daraus politisches Kapital schlagen wollen. Hier helfen nur Aufarbeitung und Aufklärung. Dieselben Personen, welche jetzt die Bauernproteste instrumentalisieren wollen, haben noch vor kurzem dem Verfassungsgericht zugejubelt, welches der Politik der Sondervermögen (und damit der Sonderschulden und Schattenhaushalte) einen Riegel vorgeschoben hatte. Die Haushaltsprobleme der Ampel wurden von diesen Rattenfängern freudig begrüßt, weil Kürzungen im Haushalt immer jemandem weh tun. Ob die Entscheidungen der Ampel in Bezug auf Agrarsubventionen politisch weise sind, würde diesen Beitrag bei weitem Sprengen.

    Damit wären wir beim dritten Teilaspekt, es gibt nicht “den Bauern”, sondern es gibt Kleinbauern und Agrargroßbetriebe. Agrarsubventionen sind ein ganz großer Brocken beim EU-Haushalt. Kleinbauern brauchen Zuschüsse, um über die Runden zu kommen, Großbetriebe nehmen Extraprofite gerne mit. Ein Umbau der Agrarsubventionen ist seit Jahrzehnten überfällig (dafür sind auch die Parteien mit einem “C” im Namen mitverantwortlich). Aus meiner persönlichen Sicht sollte auf Agrarsubventionen komplett verzichtet werden und stattdessen sollten z.B. landwirtschaftliche Betriebe zusätzliche Einkünfte für ihren Einsatz in der Landschaftsgestaltung bekommen (Schlagworte Artenvielfalt, Hochwasserschutz etc.), Der Teilzeitbauer (wie weiter oben von JK beschrieben) sollte deshalb nicht weniger bekommen, aber salopp gesagt statt 50% Einkommen als Bauer sollten es dann 25% als Bauer und weitere 25% als Landschaftsgestalter sein. Dieser dritte Aspekt ist mir in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen.

  48. #59 RGS
    7. Januar 2024

    In der Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses vom 27.01.2023 stand der Punkt 15c auf der TO:
    https://www.bundestag.de/resource/blob/929228/961ae5123fe3941169a15ff0f56f257e/TO20WP09.pdf

    Und hier die zum Top 15c gehörige Bundestagsdrucksache 20/4880 mit der dazugehörigen Nr. 19
    https://dserver.bundestag.de/btd/20/048/2004880.pdf

  49. #60 RGS
    7. Januar 2024

    Bei dem von mir genannten Top in der Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses ging es allerdings um die „Überholten Vergünstigungen bei der Kfz-Steuer“ sehe ich gerade.

    Aber auch hier wäre interessant zu wissen, wie wer im Ausschuss abgestimmt hat.

  50. #61 RGS
    7. Januar 2024

    Hier ein Artikel aus der Schwäbischen Zeitung von gestern, dass der Rechnungsprüfungsausschuss das BMF einstimmig auffordert ihm einen Formulierungsvorschlag zur Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für Land- und Forstwirtschaftliche Fahrzeuge zum nächstmöglichen Zeitpunkt aufgehoben wird. Gleichzeitig fordert der Ausschuss das BMF und das BMEL auf zu prüfen ob und wie ggf. Ein Förderprogramm zur Kompensation aufgelegt werden kann. (Siehe Protokoll im eingebetteten Tweet des Artikels:
    https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/bauern-halten-suedwest-fdp-forderungen-vor-fdp-chef-verweist-auf-beschluss-2172850

    Damit ist für mich klar, dass CDU/CSU und AfD für die Abschaffung in dem Ausschuss gestimmt haben in der Sitzung am 15. Detember 2023.

  51. #62 Dr. Webbaer
    7. Januar 2024

    Das war, dezent formuliert, nicht in Ordnung, könnte auch den Straftatbestand mit dem Namen “Nötigung” erfüllen.
    Was einige aber ungut fickt, ist wenn gewohnte Maßstäbe und gesetzliche Regelungen selektiv angewendet werden.

    Mit freundlichen Grüßen und einen schönen Tag des Herrn noch
    Dr. Webbaer (der also das Recht sozusagen als heilig betrachtet, als in jedem Fall bestmöglich durchzusetzen, auch damit durch Selektivität nicht indirekt ein “Unrechtsstaat” entsteht)

  52. #64 Dr. Webbaer
    7. Januar 2024

    Dr. Webbaer meint, dass Politiker, bundesdeutsche Politiker nicht privatim belästigt werden sollten, dürfen, denn so wird das allgemeine Wesen der Demokratie in Frage gestellt, ungut.

    Ansonsten meint er ebenso, dass auch Bürger nicht ähnlich belästigt werden sollten, sollen dürfen, gar rekurrierend auf diesen Verfassungszusatz :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_20a_des_Grundgesetzes_für_die_Bundesrepublik_Deutschland (auch das terrestrische Klimasystem meinend)


    Denn Tagespolitik sollte nicht in Verfassungsrecht gegossen werden, wenn so zeitweise politische Mehrheiten bereit stehen.

    Denn die Verfassung ist sozusagen heilig, sie meint (nicht nur in der BRD) die liberale Demokratie.
    Und nicht den demokratischen Sozialismus, der bei der SPD und der Linkspartei (oder wie die gerade heißt, Dr, W verfolgt so nicht immer zeitnah)im Parteiprogramm steht und auch nicht ökologistische Expertorkratie, wie sie bei den bundesdeutschen “Grünen” im Wahlprogramm steht.

    Bleiben und fragen Sie gerne sachnah, Herr Dr, Joseph Kuhn.
    Sicherlich hat Dr. W gegen Exkurse : nichts.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  53. #65 Dr. Webbaer
    7. Januar 2024

    Kollektur :

    *
    Und nicht den demokratischen Sozialismus, der bei der SPD und der Linkspartei (oder wie die gerade heißt, Dr, W verfolgt so nicht immer zeitnah []) im Parteiprogramm steht und auch nicht ökologistische Exper[t]o[kr]ratie, wie sie bei den bundesdeutschen “Grünen” im Wahlprogramm steht.


    Ökologismus und neues linken, neulinkes Denken scheint ja auch nicht Ihr Ding zu sein.
    Freunde könnten sich auch parteiübergreifend, auch alte Dackel sozusagen, zusammen finden, Opa spielt gerne wie folgt ein :

    -> https://www.youtube.com/watch?v=Opxhh9Oh3rg

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der Argumente jeder Art mag, auch musikalische, Opa auch vely gut in diesen kleinen Auseinandersetzungen direkt mit zeitgenössischer AI sein, haben Sie so schon einmal probiert, lieber Herr Dr. Kuhn?)

  54. #66 Joseph Kuhn
    7. Januar 2024

    Macht Aiwanger nun auch gegen BKA und Bauernverband mobil?

    Befürchtungen einer Unterwanderung der Bauernproteste durch Rechte seien eine gezielte Verunglimpfung von links, soll Aiwanger gesagt haben.

    Hinweise auf eine solche Unterwanderung gab es u.a. vom BKA und vom Bauernverband.

  55. #67 Alisier
    7. Januar 2024

    Wenn er nicht mehr mit Rassismus durchkommt, switcht er halt rüber zum Schleimen und “Alles ist linksgrünversifft!”, der wb.
    Warum das nicht der Netiquette widerspricht wäre noch zu ergründen.
    Mal sehen wie oft der unsägliche Kampfbegriff Ökologismus morgen zu hören sein wird.

  56. #68 Alisier
    7. Januar 2024

    Mit solchen Vertretern der Bauernschaft kann man sich sicher unterhalten und auch streiten. Sollten wir auch, selbst wenn uns die Sichtweise teilweise gegen den Strich geht:
    https://taz.de/Landarbeiter-ueber-Bauernprotest/!5982047/

    • #69 Joseph Kuhn
      7. Januar 2024

      @ Alisier:

      “Sollten wir auch”

      Na dann mal los! Gerne berichten, wie es lief.

  57. #70 DH
    7. Januar 2024

    “Befürchtungen einer Unterwanderung der Bauernproteste durch Rechte seien eine gezielte Verunglimpfung von links, soll Aiwanger gesagt haben.”
    Da könnte er sogar teilweise recht haben, sollte es nicht nur zu einer Benennung von Teilen des Protestes kommen, sondern zu einer faktischen Gleichsetzung des gesamten Protestes mit rechten Kreisen.
    Da muß ich jetzt aber schmunzeln, die Methode ist nicht neu, nicht rechte Kritiker der Idenditätspolitik durften sich jahrelang mit dieser unverschämten Anmaßung herumschlagen, was Aiwanger und Co. erst dann interessierte als es das populistisch auszuschlachten galt.
    Jetzt darf es sich selber mal damit herumschlagen, viel Spaß dabei.
    Außerdem kommt das in diesem Fall nicht von links, sondern aus der sog. Mitte der Gesellschaft, insbesondere dem Teil der sich selber als “Elite” bezeichnet, oder dieser kritiklos hinterher hechelt.

  58. #71 Joseph Kuhn
    8. Januar 2024

    Morbus Aiwanger

    In einem lesenswerten Kommentar unter der Überschrift “Morbus Aiwanger” (leider hinter der Paywall) macht Detlef Esslinger in der Süddeutschen darauf aufmerksam, dass Söder und Merz auf den Spuren Aiwangers wandelnd in unguter Weise im Anschluss an den Bauernmob an der Fähre die Demokratie kritisiert haben. Söder mit seiner Bemerkung, dass “ein ganz großer Teil der Bevölkerung überhaupt keine Hoffnung hat, auf normalem Weg eine Veränderung zu erreichen”, Merz mit dem Satz: “Unsere Demokratie hat gewaltige Schwächen, und die werden im Augenblick sichtbarer denn je.”

    Damit hat Esslinger völlig recht, aus diesen Bemerkungen hört man regelrecht Aiwanger heraus.

    Man kann immer “mehr Demokratie wagen”, Regierungschefs und Parteichefs allemal. Aber dann sollte man das an konkreten Stellen mit mehr Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen und nicht nur den demagogischen Sprüchen Aiwangers hinterherlaufen.

    Der Morbus Aiwanger schadet der Demokratie und bringt sie in Misskredit, statt sie zu verbessern.

  59. #72 RGS
    8. Januar 2024

    Ich finde es übel, dass die CDU/CSU solch schwache Parteivorsitzende hat, die nicht in der Lage sind sachlich alternative Politik zu formulieren.

    Wir hatten 16 Jahre eine CDU/CSU geführte Bundesregierung, die die Versäumnisse zu verantworten hat: Marode Infrastruktur, eine zu stark exportabhängige Wirtschaft, zu geringe Einkommen und Vermögen für die unteren 50% der Bevölkerung zu geringe Investitionen in zukunftsträchtige Wirtschaftsbereiche.

    Ich frage mich was der neureiche Herr Merz bei Blackrock eigentlich gelernt hat? Scheinbar nichts außer sein eigenes Vermögen zu mehren. Dümmlich wirkende Reden hielt er schon früher. (Bierdeckel Steuererklärung)

    Um nochmal auf das Thema Proteste der Bauern zu kommen:
    Wie hier nachgewiesen, hat die CDU/CSU im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages für die Streichung der Kfz-Steuer für die Land- und Forstwirtschaft gestimmt.
    Es ist doch ein Witz zu behaupten, dass eine CDU/CSU geführte Regierung an der Regel „wachse oder weiche“ die das Sterben kleiner Bauernhöfe seit Jahrzehnten bewirkt etwas ändern würde.
    Im Gegenteil die CDU/CSU schiebt doch auch hier wie bei vielen anderen Problemen, deren Lösung sie sich verweigert, die Verantwortung an die EU nach Brüssel.
    Einer der Lieblingssätze der CDU/CSU ist doch auch: Dafür brauchen wir eine Lösung auf europäischer Ebene. Da ist sie dann fein raus und hat die Verantwortung abgeschoben.

  60. #73 RGS
    8. Januar 2024

    Korrektur: …hat die CDU/CSU im Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages für die Streichung der Kfz-SteuerBEFREIUNG für die Land- und Forstwirtschaft gestimmt…,

  61. #74 Staphylococcus rex
    8. Januar 2024

    Nur mal als Idee zum Nachdenken, die KFZ-Steuer wird fällig bei der Benutzung öffentlicher Straßen, Landmaschinen verbringen den Großteil ihrer Zeit abseits der Straße. Die meisten modernen Landmaschinen haben eine GPS-Steuerung für die Bearbeitung der Felder, wäre es da so schwer, eine Mautmodell anstelle der KFZ-Steuer einzuführen? Aus EU-Sicht ist jede Subvention kritisch wegen der möglichen Wettbewerbsverzerrung, eine (preiswerte) Maut würde hier mögliche Risiken umgehen.

    Der Agrardiesel ist ein großer Brocken, gerade auch unter dem Aspekt, dass die Landwirtschaft viel CO2 ausstößt. Ich würde aus ökologischer Sicht eine Abschaffung dieser Subvention sehr begrüßen, unter der Voraussetzung, dass den kleinen Bauern eine Kompensation gegeben wird. Die Höhe der Zuschüsse könnte man steuern z.B. über Nitratbelastung im Grundwasser, Verbrauch an Insektiziden und Herbiziden, über den Anteil der Flächen, die als Wasserspeicher dienen können. Wenn diese Zuschüsse pro Hof bezahlt würden (mit einer sehr geringen Steigerung für große Flächen) würden kleinere Betriebe überproportional profitieren.

  62. #75 Ludger
    8. Januar 2024

    Zitat von @RGS
    Ich frage mich was der neureiche Herr Merz bei Blackrock eigentlich gelernt hat? Scheinbar nichts außer sein eigenes Vermögen zu mehren. Dümmlich wirkende Reden hielt er schon früher. (Bierdeckel Steuererklärung)

    Wer so etwas schreibt, hat zu lange dem Wahlkämpfer Gerhard Schröder zugehört und nicht dazugelernt. Das “Steuerkonzept mit dem Bierdeckel” bezieht sich auf das Kirchhofmodell von “diesem Professor aus Heidelberg” (Wortwahl von Herrn Schroeder). Kirchhof ist aber nicht irgendwer im Steuerrecht, das wusste auch Schröder. Deswegen hat er sich nicht öffentlich mit den Inhalten des Steuermodells von Herrn Kirchhof auseinandergesetzt sondern es mit der o.a. Formulierung kleingeredet.
    Zitat aus Wikipedia zu Prof. Paul Kirchhof:

    Paul Kirchhof ist ein Jurist auf den Gebieten des Staatsrechts, der Finanzverfassung und des Steuerrechts sowie des Europarechts. Seine Forschungen und Arbeiten haben über Jahrzehnte die Entwicklung der Ertragssteuern, des Verfassungsrechts und der europäischen Integration Deutschlands geprägt. Er ist Mitherausgeber des zehnbändigen Handbuchs des deutschen Staatsrechts und eines Kommentars zum Einkommensteuerrecht.

    Man muss Herrn Merz nicht mögen. Sein Job als Oppositionsführer ist es aber, Opposition zu machen. Wenn man die derzeitige Opposition der CDU/CSU mit der Fundamentalopposition vom damaligen SPD-Vorsitzenden Lafontaine vergleicht. können wir noch froh sein.

  63. #76 Alisier
    8. Januar 2024

    Kurze Zusammenfassung der Proteste hier vor Ort:
    Keine rechten Symbole, keine rechten Parolen.
    Insgesamt sehr ruhig und gesittet.
    Was die Bauern (und Handwerksbetriebe) genau wollen, war für mich nicht klar zu ergründen, trotz Gesprächen.
    Trotzdem habe ich Eindrücke sammeln können, die ich eher beunruhigend fand.
    Cliffhanger für morgen 😉

  64. #77 Joseph Kuhn
    8. Januar 2024

    Aiwanger und der Müll

    Weiß man eigentlich schon, wie die Bauern die Orte ihres Protestes verlassen haben? Aiwanger wollte ja persönlich (!) dafür sorgen, dass es nachher sauberer ist als vorher.

    Die Frage ist genau wie die nach der Zahl der Menschen bei Trumps Amtseinführung von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der alternativen Fakten!

    Gehört die Ampel auch schon zum Müll?

    Medien melden, dass angesichts des Protests SPD-Ministerpräsidentinnen und -präsidenten die komplette Rücknahme der finanziellen Kürzungen fordern. Dann kann Scholz einpacken, seine Regierung steht dann als Haufen da, der mal da, mal dort probiert, wo man Leute finanziell barbieren kann.

    Bundeskanzler Merz also ante portas? Weht ein Hauch Milei durch Deutschland? Das Recht des Stärkeren? Sozialstaat auf dem Bierdeckel? Ich kauf mir sofort einen neuen Weihnachtsbaum!

  65. #78 RGS
    8. Januar 2024

    @Ludger
    Die Polemik meinerseits gegen Herrn Merz? Geschenkt.
    Glauben Sie ernsthaft, dass unser Steuersystem grundlegend vereinfacht wird jemals? Da glauben Sie dann auch an den Weihnachtsmann. Eine Regierung, die das versuchen wollte kann sofort einpacken, denn die hätte einen Generalstreik zu bewältigen, jedenfalls in den gegenwärtigen Zeiten.

    Man sieht ja gerade was passiert wenn ein Steuerprivileg angetastet wird.

  66. #79 Fluffy
    8. Januar 2024

    Der Fakt, dass Bundeskanzler Scholz trotz der massiven Proteste durch sein Kabinett die Sparvorlage zum jetzigen Zeitpunkt in den Bundestag einbringt, zeugt von einer gewissen Entrücktheit.
    Aber warum sollter Merz nächster Bundeskanzler werden? Er hätte schon zur letzten Wahl aufgestellt werden können ? Mit deutlich besseren Chancen als Laschet damals.
    Es gibt Sachen, die sich mir nicht mit üblicher Logik erschließen. (Natürlich gäbe es alternative Theorien)

  67. #80 RGS
    8. Januar 2024

    Die nächste Regierung unter CDU Führung an der sich dann die SPD beteiligt als Splitterpartei mit 11% Wählerstimmen könnte dann wie folgt aussehen:
    Kanzler: Merz
    Außenminister: Dobrindt
    Finanzminister: Scholz
    Innenminister: Spahn
    Wirtschaftsminister: Scheuer
    Landwirtschaftsministerin: Klöckner

    Ein Dreamteam.

  68. #81 Alisier
    9. Januar 2024

    @ RGS
    Ah nee….
    Jetzt kann ich nicht einschlafen…..

  69. #82 ThS
    Franggn
    9. Januar 2024

    @RGS #80
    schönes Kabinett (inspiriert von Urban Priol, Tilt 2023?).
    Evtl. fehlt noch ein Bildungsminister. “Bernd” H., Thüringen. Als Geschichtslehrer migriert aus Hessen.
    Mir erscheinen auch Blau-schwarze Koalitionen als nicht ausgeschlossen.

  70. #83 Ludger
    9. Januar 2024

    Zitat @RGS:
    Glauben Sie ernsthaft, dass unser Steuersystem grundlegend vereinfacht wird jemals?

    Nein, glaube ich nicht. Für die Effizienz des Staates und der Volkswirtschaft wäre es möglicherweise nützlich, aber die Idee wurde bei der Bundestagswahl 1998 abgewählt. Trotzdem sind die Leute, die diese Idee vor 1998 entwickelt und vertreten haben nicht dümmlich (Ihre Wortwahl). Linke Comedians sehen das anders. Mit “Comedians” habe ich Sie natürlich nicht gemeint.

  71. #84 RGS
    9. Januar 2024

    @Alisier
    ich hoffe Sie konnten doch Schlaf finden. Entschuldigung.
    Die Kabinettsliste stammt so ungefähr von Urban Priols Jahresrückblick auf 3Sat.

    @Ludger
    Ich will hier nicht das Steuermodell von Herrn Kirchhoff kritisieren, sondern das was Herr Merz so äußert.
    Das fängt schon damit an, dass jemand wie er, der ein ordentliches Vermögen aufgehäuft hat sich zur Mittelschicht zählt. Das hat er soweit ich lese nicht geerbt, sondern „erarbeitet“. Wer sowas geschafft hat, sollte eine gewisse Demut entwickelt haben dafür, dass dazu auch andere beigetragen haben, die ihm ermöglichten Positionen zu erhalten, die ihm diesen Vermögenserwerb erlaubten. Da erkenne ich bei ihm nichts. Da bekommt er von mir schon mal einen Maluspunkt.
    Herr Merz ist auch einer der Menschen, die anderen Menschen mit niedrigen Einkommen gerne erzählt sie müssten sich mehr anstrengen. Und dass man das erreicht, wenn man denen die sich angeblich nicht genug anstrengen „die soziale Hängematte“ wegnehmen sollte.

    Es tut mir Leid, aber so jemanden möchte ich nicht als Kanzler.

  72. #85 Ludger
    9. Januar 2024

    @RGS
    Es tut mir Leid, aber so jemanden möchte ich nicht als Kanzler.

    Das ist ja das Dilemma. Es gibt wahrscheinlich 82 Mio. Deutsche, die man nicht als Kanzlerin oder Kanzler will. Schwieriger ist schon die Antwort darauf, wem man das Amt zutraut und den/die man auch ertragen könnte. Meine Erst-stimme hat er jedenfalls bei der letzten Bundestagswahl bekommen.

  73. #86 Alisier
    9. Januar 2024

    Etwas mehr zu den Bauern am gestrigen Tag:

    Die Präsenz in dieser mittelgroßen niedersächsischen Stadt war beeindruckend, die zahlreichen Gefährte durch die Bank auf den ersten Blick niegelnagelneu und hatten alle nichts mit den Klapperkisten zu tun, mit denen Bauern so in meiner Kindheit herumfuhren.
    Die Reden der Verantwortlichen waren schwach und außer eisigem Schweigen wenn Parteien und Politiker (egal welcher Partei) erwähnt wurden und hämischen, sehr lautem Pfeifen und Johlen wenn es irgendwie um Grüne und grün ging war nicht viel.
    Konkrete Forderungen? Weitestgehend Fehlanzeige, außer dass man doch bitte möglichst wenig Abgaben zu leisten haben sollte.
    Was ich sehr nachvollziehbar fand, war die Forderung nach Bürokratieabbau, da diese zunehmend unnötig viel Zeit bindet. Aber auch da sind die Bauern sicher nicht allein.
    Das Angebot zum Dialog kam während der Reden nicht, und war lediglich auf zwei Plakaten formuliert, die ich sah.
    Die anderen drehten sich darum, dass die Ampel weg muss, die Bauern die Melkkuh der Nation seien, ideologisches Denken den ganzen Berufsstand bedroht und wir ohne Landwirtschaft nackt, bloß und hungrig in der Gegend rumstünden, und dann auch noch ohne Bier…..
    Was mir persönlich schwer gegen den Strich ging (déformation professionelle wahrscheinlich) waren Behauptungen der Art, dass die Bauern die einzig wahren Naturschützer seien und sie die Landschaft pflegten, denn wie sähe das sonst wohl dort aus….ja wie wohl??

    Im persönlichen Gespräch wurde bei konkreten Nachfragen nach Bodenverdichtung, Nitratbelastung des Grundwassers, Insektenschwund, Verschwinden der Rebhühner……mehr oder eweniger ausgewichen oder gleich darauf hingewiesen, dass das alles Behauptungen der Grünen seien und die Bauern es doch wohl besser wüssten.

    Auf mich wirkten die Leute aber vor allem hilflos, hilflos und wütend. Wenn die ein Demagoge abzuholen versuchte hätte er leichtes Spiel.
    Warum noch keiner versucht hat eine Bauernpartei nach Vorbild der sehr erföolgreichen niederländischen BBB zu gründen ist mir ebenfalls ein Rätsel.

  74. #87 Staphylococcus rex
    9. Januar 2024

    @ Alisier, die mittleren und kleinen Bauern stecken aus meiner Sicht in einem unlösbaren Zielkonflikt: Die Marktpreise werden von den Großbetrieben/Agrarindustrie diktiert, mit denen kleinere Betriebe mit ihrer geringeren Produktivität nicht konkurrieren können. Die Förderpolitik Deutschlands und der EU ist inkonsequent und halbherzig und nicht in der Lage, den mittleren und kleinen Bauern langfristig planbare Nischen zu schaffen.
    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/bauern-eu-bruessel-100.html
    Geld für ökologische Zusatzleistungen der Landwirte (Schlagworte Nitratbelastung, Wasserspeicher, Bienensterben) wären ganz wichtig, es fehlt aber ein langfristiges Konzept zur Finanzierung, Umfang und Kontrollmechanismen (ohne dabei neue bürokratische Monster zu erschaffen).

    Im Augenblick kompensieren kleine Agrarbetriebe die fehlende Produktivität zumindest teilweise durch Raubbau an der Natur, dieser Zielkonflikt muss durchbrochen werden.

    Ein hilfreiches Element wäre z.B., wenn Kleinbetriebe als Erzeugergemeinschaften im Einkauf, bei der Bewirtschaftung und beim Vertrieb als virtueller Großbetrieb agieren könnten, auch hier könnte die Politik ggf. die Rahmenbedingungen vereinfachen.

  75. #88 Staphylococcus rex
    9. Januar 2024

    PS: Bildhaft gesprochen hat sich eine Menge Sand im Getriebe des Wirtschaftsmotors Deutschland angesammelt. Man kann zusätzliches Geld als Schmiermittel verwenden, dies hilft aber nur kurzfristig.

    Die langfristige Lösung wäre, das Getriebe grundlegend zu reinigen und nach der Reinigung punktuell Schmiermittel als Starthilfe einzufüllen. Auf gut Deutsch bedeutet dies, den Reformstau aufzulösen, viele neue Detaillösungen zu finden, darauf zu achten, wie diese Detaillösungen miteinander wechselwirken und all die kleinen Reformen mit der passenden finanziellen Starthilfe abzusichern.

    Im Augenblick scheitert dies am Ego und der Inkompetenz der Ampelparteien und der Entscheidungsträger in den Ampelparteien. Ich habe bei der letzten Bundestagswahl eine der Ampelparteien gewählt und bin entsprechend frustriert. Allerdings sehe ich auch außerhalb der Ampelparteien die gleichen Probleme bei Inkompetenz und Ego. Das hebt aktuell nicht gerade meine Stimmung.

  76. #89 RGS
    9. Januar 2024

    @Alisier und Staphylococcus rex

    Danke für den Bericht über den Protesttag in der niedersächsischen Stadt. Ich habe auch den Eindruck, dass die Bauern keinen Plan haben, was sie eigentlich wollen. Auch der Verbandspräsident Ruckwied hatte da nichts gesagt gestern in den Nachrichten.
    Die Bauern werden eine Woche protestieren. CDU/CSU und alle, die sich was davon versprechen klatschen Beifall – ähnlich den Pflege- und Medizinberufen bei Corona – und dann geht’s weiter wie gehabt, egal wer regiert.

  77. #90 Staphylococcus rex
    9. Januar 2024

    Aktuell gibt es bei Spiegel online einen Artikel hinter Paywall zum Thema Landvolkbewegung und deren Querverbindungen zum Nationalsozialismus. Alternativ zur Paywall hier der Wikipedia-Artikel:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Landvolkbewegung_(Schleswig-Holstein)

  78. #91 Alisier
    9. Januar 2024

    Zum gerade verlinkten Wikipedia Artikel:
    “Lewer duad üs Slaw” kam durchaus in zwei Varianten, aber ich unterstelle da eher keine gewollte Nähe zur prä-nationalsozialistischen Landvolk-Bewegung

  79. #92 RPGNo1
    9. Januar 2024

    @Staphylococcus rex

    Hier ist der Spiegel-Artikel ohne Paywall.
    https://archive.is/G4f1Y

  80. #93 RPGNo1
    9. Januar 2024

    @Alisier

    … die zahlreichen Gefährte durch die Bank auf den ersten Blick niegelnagelneu und hatten alle nichts mit den Klapperkisten zu tun, mit denen Bauern so in meiner Kindheit herumfuhren.

    So etwa?

  81. #94 Ludger
    9. Januar 2024

    … Klapperkisten

    Die Bauernfamilien haben bis Mitte der 60-er Jahre ihre Höfe von z.B. 30 Ha (120 Morgen) mit der Familie und wenigen Angestellten bewirtschaftet. Die “Klapperkiste” wurde dafür benutzt, den Mähbinder zu ziehen oder die Dreschmaschine über Treibriemen zu betreiben. Die Garben wurden auf dem Feld von Hand zum Trocknen aufgestellt, später auf den Hänger geladen und auf dem Hof in die Dreschmaschine befördert. Dafür reichten 34 PS Traktoren. Diese Welt ist untergegangen.
    Heute bearbeitet ein Bauer einen Hof mit 50 Ha alleine. Das geht nur mit Diesel betriebenem Großgerät.
    Der Strukturwandel ist in dem Buch des Historikers Ewald Frie, “Ein Hof und elf Geschwister”, C.H.Beck Verlag beschrieben. Des Buch beschreibt die Entwickelung des elterlichen Hofes im Münsterland. (Deutscher Sachbuchpreis 2023)
    Diesel ist für einen Bauern essentiell. Was würde passieren, wenn man der Stahlindustrie den Koks besteuern würde oder der Chemieindustrie das Erdöl, den Kupferhütten den Strom oder der Glasindustrie das Erdgas? Deswegen mag der Bauer die plötzliche Besteuerung des Diesels auch nicht.

  82. #95 Alisier
    9. Januar 2024

    @ Ludger
    Verstehe ich alles und kann ich teilweise sehr gut nachvollziehen.
    Dennoch sollten wir auch über Subventionen reden und im Zusammenhang damit eben auch über Schäden, die durch Land- und Forstwirtschaft verursacht werden, und die die ganze Gesellschaft, eben auch zukünftige Generationen, werden berappen müssen.
    RGS und Stapylococcus rex haben dazu bereits Wichtiges gesagt.

  83. #96 Staphylococcus rex
    9. Januar 2024

    An der Dekarbonisierung werden weder Landwirtschaft noch Stahl- und Chemieindustrie vorbeikommen, auch wenn es in einigen Bereichen aufgrund fehlender technischer Lösungen etwas länger dauern wird.

    Einen Traktor mit Batterie kann ich mir schlecht vorstellen, eine Tonne mehr Last auf dem Boden dürfte den Äckern schwer zusetzen, ob der Diesel durch Wasserstoff oder Biogas oder was auch immer ersetzt wird, wird uns die Zukunft zeigen.

    Die großen Rückversicherer sind die ersten großen Wirtschaftsunternehmen, die uns zum Thema Klimawandel gnadenlos reinen Wein einschenken werden:
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/naturkatastrophen-ueberschwemmung-gewitter-erdbeben-munich-re-100.html

    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Benzin und Diesel in 20-30 Jahren einen derartig schlechten Ruf haben werden, dass sie wie Rauschmittel reglementiert werden und dass Besitzer von Oldtimern sich in einem offiziellen Programm registrieren müssen (analog zu einem Methadonprogramm), um limitierte Zuteilungen an Kraftstoff zu bekommen 😉

  84. #97 RGS
    9. Januar 2024

    @Alisier
    ich habe mich heute mit einem Verwandten unterhalten, der auf dem Land im Allgäu wohnt. Er meint – und er sei im Ort nicht allein mit der Meinung – dass die Bauern in den letzten Jahren nicht mehr wüssten wohin mit dem Geld. Es Würden Maschinenhaljen gebaut, die seien größer als der ganze Hof und da stünden überall neue Traktoren zum Stückpreis von 200.000€.
    Er und viele in seinem Umfeld fragten sich wo da die Verhältnismäßigkeit sei, wenn pro Traktor 2-300€ Kfz Steuer und 2000€ Dieselsteuer bezahlt werden soll.

  85. #98 Alisier
    9. Januar 2024

    @ RPGNo1
    In meiner Heimat gab es irgendwann eine Vertretung von Lamborghini, nur für Traktoren.
    Spätestens da wurde mir klar, dass die Zeit des mit der Lanz zuckelnden Bauern definitiv vorbei war.
    Schon 10 Jahre alt, aber deutlich genug:
    https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/landtechnik/lamborghini-stellt-neue-traktor-baureihen-vor_article1381406775.html

  86. #99 Alisier
    9. Januar 2024

    @ RGS
    Überschneidung 🙂
    Das waren in der Tat größtenteils wahre Monster, die gestern auffuhren. Und das ist mit Sicherheit längst nicht nur Zwängen geschuldet, dass so auf die Kacke gehauen wird.

  87. #100 Joseph Kuhn
    9. Januar 2024

    Tage des Zorns

    In der Süddeutschen ist heute ein Kommentar von Sebastian Beck, in der Printausgabe unter der Überschrift “Tage des Zorns”, online leider hinter der Paywall. Er kommentiert die aufgeheizte Stimmung. Und zu Aiwanger:

    “Nutznießer und zugleich Förderer dieser Stimmung ist einmal mehr FW-Chef Hubert Aiwanger. Seine Anhängerschaft schaut großzügig darüber hinweg, dass er als bayerischer Wirtschaftsminister bisher auf ganzer Linie versagt hat und selbst zum politischen Establishment gehört, von dem er sich so distanziert. Dafür macht er weiter das, was er am besten kann: Er hetzt gegen die politischen Gegner, die er in seinen Reden stets außerhalb des ‘Normalen’ rückt. Den Bauern aber hat er nichts anzubieten (…).”

    Harte, aber wahre Worte. Genauso läuft es auch mit der AfD. Sie macht Stimmung, versucht die Unzufriedenheit der Leute abzugreifen und hat politisch keinerlei konstruktive Perspektive anzubieten. Das kann nach den Wahlen in Ostdeutschland was werden.

  88. #101 RPGNo1
    9. Januar 2024

    @RGS, Alisier

    In Ravensburg haben die Bauern und Landwirte gestern auch kräftig gestreikt. Bei Feierabend wurde die Veranstaltung aufgelöst, und ich konnte mir auf dem Heimweg so manche Traktoren anschauen.

    Einige wenige waren tatsächlich von der Art, wie ich sie noch in den 80er/frühen 90er Jahren beim Urlaub auf dem Lande in Erinnerung hatte: Knatternd, mittelgroß, mit einer Beule hier und einem Rostfleck da.

    Der überwiegende Teil entsprach aber so in etwa dem Typus Lamborghini: Groß wie Landschlachtschiff; glänzend, als ob sie aus der Waschstraße gekommen waren; aber motortechnisch (für mich) erstaunlich leise. Die Hupen waren SEHR viel lauter. 😉

  89. #102 Ludger
    9. Januar 2024

    Lamborghini

    Der Konstrukteur Lamborghini Trattori hat zuerst Traktoren gebaut, später auch Autos.
    Wikipedia:

    Lamborghini Trattori wurde 1948 von Ferruccio Lamborghini, dem späteren Gründer von Lamborghini Automobili, in Pieve di Cento gegründet. […] Lamborghini war bis 2023 eine eigene Marke der SDF-Gruppe und wurde zur Spezialausführung der Marke Deutz-Fahr herabgestuft.

    Ähnlich war es übrigens mit den Porsche Traktoren, deren Konstruktion auf 1937 zurückgeht und damit älter ist, als die der Sportwagen.
    Die Traktoren müssen groß und stark motorisiert sein, weil nur so mehrere Arbeitsschritte mit breiten Gerätschaften (z.B. Pflug und Egge) gleichzeitig durchgeführt werden können. Sonst wäre die anfallende Arbeit von 1 Mann/Frau auf einem 50Ha-Hof gar nicht zu schaffen.

  90. #103 uwe hauptschueler
    9. Januar 2024

    zu Joseph Kuhn #100

    hat politisch keinerlei konstruktive Perspektive anzubieten.

    “mehr Demokratie wagen” und “Basisdemokratie” ware n mal Perspektiven denen nichts gefolgt ist. Perspektiven, denen nichts folgt, sind auch nicht viel besser als keine Perspektiven.

  91. #105 Alisier
    9. Januar 2024

    @ Ludger
    Dass man den Weg der Firma Lamborghini kennen kann und auch die Art und Weise wie heutzutage Großflächen bewirtschaftet werden, heißt nicht, das man das alles gut finden muss und wir es hier mit Alternativlosigkeit zu tun haben.
    Genau so klingt das aber immer, nicht nur bei Ihnen.
    Ich wiederhole mich: extreme Bodenverdichtung, exzessiver Dünger und Petizideinsatz führen zu einer Situation, die u.A. für die extremen Überschwemmungen in Niedersachsen und woanders (Zusammen mit der zunehmenden Versiegelung) ganz direkt mit verantwortlich ist. Und indirekt auch durch den direkten Beitrag zum Klimawandel.
    Es geht so nicht mehr. Wir müssen reden.

  92. #106 Ludger
    9. Januar 2024

    Sinn eines Unternehmens ist es, Gewinn zu erwirtschaften, sonst kommt die Pleite. Für Bauern heißt das, dass sie mit einem vertretbaren Aufwand Produkte erzeugen müssen, die sich mit Gewinn verkaufen lassen. Deswegen müssen sie was gegen z.B. Unkraut tun.
    Gegen Unkraut hilft, vor der Aussaat tief zu pflügen, was viel Diesel verbraucht. Elektropflüge ( https://de.wikipedia.org/wiki/Dampfpflug#Elektropflug ) gibt es nicht mehr. Alternativ setzt man Glyphosat ein. Dann reicht Grubbern, was deutlich Diesel einspart. Zielkonflikte gibt es immer.

  93. #107 Alisier
    10. Januar 2024

    Ich finde, dass man auf Basis von #105 und #106 und einigem anderen, was hier schon gesagt wurde eine schöne, tiefer gehende Diskussion beginnen könnte wenn nicht müsste.

    • #108 Joseph Kuhn
      10. Januar 2024

      … mehr machen, weniger Haltungsnoten verteilen 😉

  94. #109 Uli Schoppe
    10. Januar 2024

    Darf ich noch mal kurz auf das “Wenn Chaoten die Demokratie zurückholen” zurückkommen?

    Von Mitgliedern einer Branche die nun mal weniger Steuern zahlt als sie Subventionen bekommt werden Passierscheine ausgestellt? Für Pflegepersonal? Geht´s noch? Den “Nötigern” von der LG wollten, auch hier, immer jede Menge gute deutsche Bürger an den Kragen.

    Da bin ich jetzt bei den Bauern mit dabei. Zerrt die Mitglieder dieser kriminellen Vereinigung mit terroristischem Charakter von den Traktoren (das die sich an der Fähre zu Landfriedensbruch, Beamtenbeleidigung, Widerstandshandlungen, Tätlichkeiten und Nötigung gemeinsam verabredet haben ist ja durch Videos gut belegt), direkt eine persönliche Ladung Erfahrung zum Thema Schmerzgriffe inkludieren. Vieleicht wird alles besser wenn es allen gleich schlecht geht…

    Rant Ende…

  95. #110 RGS
    10. Januar 2024

    @Alisier 107

    Ja, die Landwirtschaft kann in Deutschland, wenn sie dem Weltmarkt ohne Schutzzölle und Subventionen ausgesetzt zum großen Teil nicht überleben. Die Menschheit überlebt aber nicht, wenn wir die Lebensmittelproduktion dem Weltmarkt überlassen.

    Dann ruiniert die Landwirtschaft mit Glyphosat und ähnlichem unsere Lebensgrundlagen.

    In diesem Dilemma gilt es eine ausbalancierte Lösung zu finden.

  96. #111 Joseph Kuhn
    10. Januar 2024

    Aiwanger als Maaßen-Schüler

    “Es gab keine Hetzjagd in Chemnitz”, so der damalige Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, dem danach schrittweise die demokratische Farbe aus dem Gesicht gewichen ist.

    Gestern gab in der Sendung “Maischberger” Aiwanger in der Causa Wutbauern gegen Habeck den Maaßen: “Vielleicht hätten die Bauern ja gesagt: Robert, wir wollen nur mit dir reden.”

    ———————-
    Nachtrag 12.1.2024: Hat Aiwanger hier am Ende recht?

    In den ARD-Tagesthemen wurde heute hinterfragt, ob die Fähre wirklich gestürmt werden sollte oder ob es vielleicht nur etwas Gedränge gab. Lässt sich das nicht feststellen? Die Geschichte wird ominös.

    Nachtrag 21.1.2023: Oder doch nicht?

    https://www.welt.de/regionales/hamburg/article249580058/Habeck-Faehre-Weitere-Zeugenberichten-vom-Bauernprotest-in-Schluettsiel.html

  97. #112 Alisier
    10. Januar 2024

    @ Joseph Kuhn
    Ich sah meinen Einwurf (#108) als Anregung und Aufforderung, auch weil ich in anderen Kontexten und Situationen, die eben nicht hier im Blog stattfinden, meist große Wortanteile beanspruche, und das auch oft von mir erwartet wird.
    Es war ein Bitte angesichts der Präsenz von Menschen, die ich als fähig ansehe, Pause machen zu dürfen und der Ausdruck der Hoffnung, dass andere das Argumentieren vorübergehend kompetent übernehmen.
    Und jetzt warte ich auf Deinen Vorwurf, dass ich mich für unersetzbar oder Ähnliches halte…… 😉

    • #113 Joseph Kuhn
      10. Januar 2024

      @ Alisier:

      “Und jetzt warte ich auf Deinen Vorwurf, dass ich mich für unersetzbar oder Ähnliches halte”

      Interessant.

  98. #114 RPGNo1
    10. Januar 2024

    @Joseph Kuhn

    Gestern gab in der Sendung “Maischberger” Aiwanger in der Causa Wutbauern gegen Habeck den Maaßen: “Vielleicht hätten die Bauern ja gesagt: Robert, wir wollen nur mit dir reden.”

    Aiwanger macht den Trump. Er verharmlost und wiegelt ab, obwohl er es besser weiß.

    Es gab ein Gesprächsangebot von Robert Habeck, dass er mit 3 (?) Vertretern reden wolle. Dies wurde abgelehnt. Stattdessen drängten die Leute in Masse aggressiv auf die Fähre, so dass die Polizei Pfefferspray einsetzen musste und die Fähre schließlich ablegte.

  99. #115 RPGNo1
    10. Januar 2024

    In Ergänzung zu #113

    Hubert Aiwanger und sein Problem mit dem Rechtsstaat

    Was ist schon schlimm an einem Galgen am Traktor? Im Streitgespräch mit Omid Nouripour gibt sich Hubert Aiwanger zunächst ungewohnt milde – um dann am Ende doch noch den rhetorischen Mähdrescher anzuwerfen.

  100. #116 RPGNo1
    10. Januar 2024

    Und hier ist auch der Link zum Spiegel-Artikel. 🙂

    https://archive.is/9tfje#selection-3811.0-3819.207

  101. #117 Staphylococcus rex
    10. Januar 2024

    Die Logik von Aiwanger ist einfach: Er ist das Volk. Wenn er gerade (im Bund) nicht die Macht in den Händen hält, dann wird das Volk um seine Beteiligung an der Macht betrogen und muss sich deshalb die Macht zurückholen. Und weil das Volk vorher betrogen wurde, muss es mit den (vermeintlichen) Betrügern auch nicht sonderlich zimperlich umgehen.

    In dieser Formulierung kann Aiwanger durch Trump oder einen beliebigen Populisten (bevorzugt aus dem nationalkonservativen Lager) ersetzt werden.

    Die o.g. “Kausalkette” hat nur einen Schönheitsfehler, um daran zu glauben, muss man mehrere kognitive Dissonanzen erfolgreich meistern: Aiwanger kommt zwar aus dem Volk, ist aber als Berufspolitiker schon lange Teil des Establishments. Und er ist für einen großen Teil der Reizthemen direkt oder indirekt politisch verantwortlich (und wenn es nur um das Nichtstun in Zeiten politischer Verantwortung geht). Die Selbstdarstellung als Opfer kann nur gelingen, wenn er seinen Anhängern Unterstützung beim Selbstbetrug leistet und wenn sie dabei das Gesamtpaket schlucken (Beihilfe zum Selbstbetrug plus Betrug bei der Täter-Opfer-Umkehrung). Wobei, in dem Augenblick, wo seine Anhänger aktiv werden und beim “zurückholen der Demokratie” juristische Grenzen verletzen, dann wird die Täter-Opfer-Umkehrung Teil des Selbstbetruges und damit zu einem weiteren Bestandteil der Realitätsverleugnung.

  102. #118 uwe hauptschueler
    10. Januar 2024

    “Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.”
    Dieses Kriterium für Demokratie wird und wurde in der BRD nie erfüllt.
    “Demokratie zurückholen”
    Etwas zurückzuholen, was es nie gab, wäre ein Versuch ohne Erfolgsaussicht.

  103. #119 RGS
    10. Januar 2024

    @Ludger #94

    „Heute bearbeitet ein Bauer einen Hof mit 50 Ha alleine. Das geht nur mit Diesel betriebenem Großgerät.“

    Ich empfehle zum Thema, wie es weitergeht in DEN Landwirtschaften eine aktuelle Folge des „Geladen Podcasts“ des Helmholtz Zentrums in Ulm auf YouTube zum Thema:
    Agrardiesel oder Batterie? Dr. Joachim Sobotzik (John Deere) & Roger Stirnimann (Berner Fachhochschule BFH)
    https://youtu.be/2c41T2nF_ZE?feature=shared

    Interessant auch die Forschungen zum Thema Robotik im Gemüsebau beispielsweise mit dem Biohof Westhoff in Schleswig Holstein:
    https://www.naiture.org/

    https://www.zdf.de/3sat/makro/westhof-hightech-auf-dem-bio-acker-100.html

    https://www.westhof-bio.de/

  104. #120 RPGNo1
    10. Januar 2024

    Die Wahrheit ist, dass in Schlüttsiel ganz offenbar eine Menge friedlicher Demonstranten mobilisiert wurde von einem Paar, das große Nähe zu rechtsradikalen Kreisen pflegt, verschwörungsideologische Botschaften teilt und rechtsradikale Symbolik verwendet. Und dass die friedlichen Bauern damit ganz offenbar kein Problem hatten.

    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-01/bauern-schluettsiel-habeck-rechte-demonstration

    Bei der Protestaktion gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an der Nordseeküste ist es zu strafbaren Handlungen gekommen. Das haben Erkenntnisse der Flensburger Staatsanwaltschaft ergeben.

    »Dass wir hier Straftatbestände haben, ist vollkommen unbestritten«, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp im Innen- und Rechtsausschuss des Kieler Landtags. Der Vorfall sei erschreckend, mittlerweile seien fünf Strafanzeigen eingegangen.

    https://www.spiegel.de/panorama/justiz/schluettsiel-staatsanwaltschaft-sieht-straftatbestaende-nach-protest-gegen-robert-habeck-a-1a55374b-675c-4352-8058-87f698d4f2cc

  105. #121 Ludger
    10. Januar 2024

    @RGS
    Danke für die Links.
    Ja, es wird technische Lösungen geben (müssen), mit denen Diesel ersetzt werden kann. Das geht aber nur mit denen, die es umsetzen sollen und nicht par ordre du mufti.

    • #122 Joseph Kuhn
      10. Januar 2024

      @ Ludger:

      “Das geht aber nur mit denen, die es umsetzen sollen und nicht par ordre du mufti.”

      Politisch mag das in dem Fall richtig sein, aber das Argument überzeugt mich nicht. Man übertrage das Argument probeweise auf andere regelungsbedürftige Tatbestände. Wo braucht es die Anweisung des Mufti, warum hier nicht? Bräuchte es nur ergänzende Anweisungen des Mufti?

      Im Grunde wäre es schön, wenn die öffentliche Diskussion sich mehr in Richtung Reform der Landwirtschaftspolitik insgesamt bewegen würde, aber sie klebt ziemlich fest am Showdown zwischen Wutbauern und Regierung. Die Probleme der kleinen Bauern und die Geldgier der Agrokonzerne werden nicht erledigt sein, wenn die Kürzung der Dieselsubventionen zurückgenommen wird.

  106. #123 Ludger
    11. Januar 2024

    @JK.
    Die Politik(-er/-erinnen) sollte(-n) immer versuchen, die betroffenen Menschen mit zu nehmen. Das ist aber nicht so einfach, weil die veränderlichen Parameter dynamisch-rückgekoppelt sind und damit zu chaotischem Verhalten neigen.
    Zur angeblichen “Geldgier der Agrokonzerne”: Das sehe ich nicht so. Die haben ein Geschäftsmodell und setzen das um. Die Bedingungen dazu haben sie vorgefunden. Das ist ok., solange sie sich an die Gesetze halten. Aber vielleicht sind die Gesetze nicht ok.?

  107. #124 Alisier
    11. Januar 2024

    @ Ludger
    Kurze Ergänzung zwischendurch:
    Manche entscheidenden Gesetze wurden oft auf im Laufe der Jahrzehnte auf zunehmenden Druck der immer stärker werdenden Agrarlobby hin gemacht.
    Und die Geldgier ist vor allem die der Aktionäre und der pfennigfuchsenden Kundschaft.
    Viele Gesetze sind weder ok noch sinnvoll.
    Wer sie zu ändern versucht hat aber unter Umständen ganz schnell den Mob an der Backe.
    Meine Sicht der Dinge.

  108. #125 Staphylococcus rex
    11. Januar 2024

    In der aktuellen Diskussion werden mittlere und kleine Bauern mit ihren glücklichen Kühen und Hühnern als Bewahrer der Heimat glorifiziert, werden aber im Regen stehen gelassen, wenn es darum geht, für diese kleinen Wirtschaftsbetriebe ein verläßliches ökonomisches Umfeld zu schaffen. Im Gegensatz dazu wird die Agrarindustrie dämonisiert, dafür hat die Agrarindustrie aufgrund ihrer bisherigen erfolgreichen Lobbyarbeit ein gutes Auskommen.

    Das Problem dabei ist, weder Tierschutz noch Umweltschutz noch Landschaftsschutz, und auch den Traum der bäuerlichen Idylle, all dies gibt es nicht zum Nulltarif. Wir müssen uns deshalb zwei unterschiedlichen Gruppen von Fragen stellen.

    Der erste Themenkomplex ist der wahre Preis für Lebensmittel. Die Agrarindustrie agiert wie auch die restliche Industrie im gesetzlich vorgegebenen Rahmen. Wenn der Agrarindustrie zusätzliche ökologische Vorgaben gemacht werden, dann werden die Preise für Lebensmittel steigen. Das muss allen Beteiligten klar sein und für sozial Schwache müssen Kompensationen gefunden werden.

    Der zweite Themenkomplex ist die Frage, was ist uns die bäuerliche Idylle wert? Wieviel Geld sind wir für zusätzlichen Umweltschutz, Tierschutz und Landschaftsschutz/Artenschutz bereit in die Hand zu nehmen? Diese zusätzlichen Gelder sind über die Lebensmittelpreise nicht refinanzierbar, werden also über einen langen Zeitraum als steuerfinanzierte Umweltausgaben zu Buche schlagen. Und wie üblich bei solchen Geldern, sollte Klarheit herrschen über Verteilungsschlüssel (innerhalb der Bauernschaft) und über Kontrollmechanismen, um Mißbrauch zu verhindern.

    Diese Fragen sind außerdem NIMBY-sensibel (not in my backyard). Die Bauern als klassische CDU-Wähler haben wenig Rückhalt in der Ampel, in der Regel wird dort am stärksten gekürzt, wo der Aufschrei am leisesten ist. Dafür war der sekundäre Aufschrei um so lauter.

  109. #126 Staphylococcus rex
    11. Januar 2024

    Auch wenn es etwas off topic ist, aber wenn man sich Gedanken um Bauern und Klimawandel macht, drängt sich mir der Gedanke auf, welchen Einfluss wird der Klimawandel auf den Städtebau der Zukunft haben? Ein Schlagwort, welches sich da in meinen Kopf drängt, ist das der Arkologie. Wer den Begriff nicht aus SimCity kennt, hier ein paar erklärende Quellen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Arkologie
    https://1e9.community/t/was-sind-eigentlich-arkologien-und-waeren-sie-die-besseren-staedte/1617

    Wobei mir hier weniger die autonomen Millionenstädte als Vorbild vorschweben, mir geht es eher um halbautonome Kleinstädte (für ca. 10 000 Einwohner) mit einer gemeinsamen Kuppelstruktur, um aufgrund des besseren Verhältnisses vom Oberfläche zu Volumen den Aufwand für Heizen und Klimatisierung zu verringern und um einen besseren Schutz vor extremen Wetterereignissen (Hitze, Hagel, Sturm, Starkregen etc) zu schaffen. In meinem Beitrag #96 hatte ich den Link zu den großen Rückversicherern gesetzt.

    Derartige Arkologien existieren bisher nur auf dem Papier, eine kleine Variante für ca. 10 000 Einwohner dürfte mit den jetzigen technischen Mitteln machbar sein. Aufgrund der Komplexizität dürfte eine Serie von vielleicht 10 Prototypen notwendig sein, um die Technologie zu meistern und um die Konsequenzen für die sozialen Interaktionen in derartigen Mammutgebäuden abschätzen zu können. Der Vorteil wäre der einer zunehmenden Sicherheit vor einer zunehmend feindlich agierenden Umwelt.

  110. #127 Alisier
    11. Januar 2024

    @ Staphylococcus rex #126
    Teilweise direkt mein Thema, respektive mein Bereich.
    Sobald ich kann steige ich gerne ein.

  111. #128 RGS
    11. Januar 2024

    Ich glaube wir „Normalbürger“ haben gar keine Vorstellung was alles möglich wäre in der Landwirtschaft.
    Wieviel Gemüse liesse sich in D. Nachhaltig zu günstigen Preisen in Bioqualität herstellen?
    Ich habe durch eine Unternehmensanleihe des Biohofs Westhof (Familienbetrieb) eine Ahnung bekommen wieviel Effizienter und nachhaltiger Landwirtschaft noch sein könnte, wenn alle in die Richtung arbeiteten wie dieser Betrieb.
    Es herrscht Unkenntnis.
    Der Biohof Westhof hat 2021 eine Unternehmensanleihe über die GLS Bank mit 10 Jahren Laufzeit angeboten. Es waren 15 Mio. € die zu 4,5% jährlicher Verzinsung gesucht wurden zur anteiligen Finanzierung einer neuen Biofrostanlage.
    Soweit ich weiß sind die 15 Mio. über die GLS-Crowd nicht mal ganz zusammengekommen und 2021 waren 4,5% Zinsen noch sehr viel und sind es immer noch.
    Ab 250€ konnte man investieren.

  112. #129 RGS
    11. Januar 2024
  113. #130 Alisier
    11. Januar 2024

    @ RGS
    Jetzt kommen alle Themen, die mich brennenst interessieren gleichzeitig, und ich habe in drei Stunden eine Gründungsversammlung zu leiten die sich genau damit beschäftigt.
    Mit der Möglichkeit wie Lebensmittel in der Stadt und darüber hinaus wirklich ökologisch produziert werden könnten.
    Mit sehr praktischen und wie ich finde, originellen Umsetzungsvorschlägen, die zusammen mit vielen Interessierten und Engagierten angegangen werden.
    Deswegen: hier wollte ich eigentlich diese Woche nur mitlesen…..

  114. #131 RGS
    11. Januar 2024

    Ich habe etwas Einblick in die Immobilienbranche.
    Für viele leerstehende Gewerbe- und Einzelhandelsimmobilien werden dringend Nutzungsmöglichkeiten gesucht.
    Eine Option sind sind Nutzungen für landwirtschaftliche Produktion: Da denkt man aktuell in Richtung eher teurer Kräuter, tropische Pflanzen (Abwärmenutzung), Garnelen, …
    Z.B.: https://honest-catch.com/pages/unsere-story

  115. #132 Alisier
    11. Januar 2024

    Ja, von den bayrischen Garnelen hatte ich gehört….
    Es gibt viele gute Ideen.
    Und das macht Hoffnung.
    Geld zum Investieren wäre eigentlich auch da, nur anscheinend nicht bei der Regierung.

  116. #133 Uli Schoppe
    11. Januar 2024

    Joseph Kuhn
    10. Januar 2024

    Im Grunde wäre es schön, wenn die öffentliche Diskussion sich mehr in Richtung Reform der Landwirtschaftspolitik insgesamt bewegen würde

    Ohne den Mufti? Ich bin da sehr skeptisch. Ich habe mir heute Morgen wären der Arbeit mal wieder eine Diskussion reingetan, die armen Landwirte und die bösen Klimakleber (die ja alle erst mal richtig arbeiten gehen sollen ^^ und das Auto wollen se mir auch wegnehmen die Grünen und die Klimakleber diese gewaltbereiten Chaoten ^^), das wird nichts mit dem nicht autoritären Ansatz.

  117. #134 Joseph Kuhn
    13. Januar 2024

    Sprüche und Daten

    Einer von Aiwangers Sprüchen im aktuellen Streit ist, dass in Berlin Entscheidungen von Leuten getroffen würden, “die eine Kuh von einer Sau nicht unterscheiden können“.

    Nun denn, das werden sogar Scholz, Habeck und Lindner hinkriegen. Aber richtig ist, dass in der Öffentlichkeit vieles über die landwirtschaftlichen Märkte, die Rahmenbedingungen der Produktion, nicht bekannt ist. So wie die meisten sicher auch keine Fachleute für Textilmärkte oder das Verlagswesen sind.

    Das geht mir nicht anders. Umso interessanter ist, sich das eine oder andere einmal näher anzuschauen, z.B. auf der Seite agrarheute des Deutschen Landwirtschaftsverlags, hinter dem u.a. der Bayerische Bauernverband steht.

    Man kann dort lernen, dass die Dieselsubventionen finanziell wirklich relevant sind, aber auch, dass Deutschland lange einer der größten Exporteure von Schweinefleisch in der EU war und noch immer mehr produziert, als im Land verbraucht wird, oder dass die Erlöse beim Weizen unter Weltmarktpreisen leiden, die zuletzt stark verfallen sind, zudem unter dem starken Euro, und dass derzeit fast zwei Drittel des produzierten Getreides an Tiere verfüttert werden. Dass die letzten zwei Wirtschaftsjahre für die Landwirtschaft Rekordjahre waren, darauf wurde oben schon hingewiesen.

    Nicht, dass ich die Politik der Ampel verteidigen will, die Ampelparteien überbieten sich ja wirklich immer neu in Politdilettantismus, ebenso will ich natürlich echte Probleme der Landwirtschaft nicht wegreden, dazu kenne ich mich, wie gesagt, in dem Bereich viel zu wenig aus, aber die Formel “die Ampel muss weg, sonst hungert Deutschland” ist doch etwas zu einfach. Ganz abgesehen davon glaube ich nicht, dass Merz von Landwirtschaft mehr versteht als Scholz. Eine Kuh von einer Sau unterscheiden, kann aber vermutlich selbst er.

  118. #135 Alisier
    13. Januar 2024

    @ Joseph Kuhn
    In der Öffentlichkeit ist leider auch herzlich wenig über Bodenmikrobiome, Grundwasserströme, die Folgen der Bodenverdichtung, Synergieeffekte beim Pestizideinsatz so wie die völlige Sinn- und Nutzlosigkeit von kosmetischen Maßnahmen wie Blühstreifen und anderen sogenannten Bienenschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft bekannt.
    Die Werbung ist toll und die Naturschutzverbände machen teilweise einfach mit statt sich um die ökologische Bildung der Bevölkerung zu kümmerrn, welche die wildesten Geschichten über die Naturschutzkompetenz der Landwirtschaft und der Forsten einfach zu glauben gewohnt ist.

    Wir haben es, wie Ludger schon richtig bemerkt hat, mit Geschäftsmodellen zu tun, und dazu gehört eben auch bunte Werbung, die oft mit dem was dort wirklich passiert nur am Rande zu tun hat.

  119. #136 RGS
    14. Januar 2024

    Ich fände es auch besser, wenn mehr Allgemeinwissen über Wirtschaft und Märkte in D. bestehen würde.
    Aber im Prinzip kann man, wenn man möchte, viele Informationen schnell über das Internet finden.

    Wenn man beispielsweise bedenkt, dass 2/3 des Getreides zur Tierfütterung verwendet wird, könnte man schon überlegen den Fleischverzehr zu reduzieren und die frei werdenden Flächen anders verwenden.

    Aus ökologischen Gründen wäre eine Verwaldung möglichst als Urwald sinnvoll, wie von Wissenschaftlern empfohlen.

    Eigentlich sollte die Gesellschaft viel stärker Einwirken auf die Landwirtschaft, weil die ohne Subventionen ja gar nicht funktionieren würde.

  120. #137 Alisier
    14. Januar 2024

    @ RGS
    Feldgehölze wieder zulassen, Wälder dort wo es geht und eh kaum Ertrag zu erwarten ist, gezielt wiedervernässen, Nasswiesen und Moore wieder entstehen lassen indem man Entwässerungsgräben wieder zuschüttet….vieles ginge schnell und würde kaum etwas kosten.
    Entspricht aber eben nicht der seit Jahrzehnten gängigen Praxis. Und das reicht manchmal schon um auf erbitterten Widerstand zu stoßen.
    Es ist ziemlich gut bekannt, was mittel- und langfristig sinnvoll wäre und was nicht. Aber das System ist zäh, wie eben fast in allen Bereichen.

  121. #138 Alisier
    14. Januar 2024

    @ RGS
    Nachtrag: Urwald in egal welcher Form ist nicht zu erreichen, aber eine echte Verwilderung würde manchmal schon enorm helfen.

  122. #139 RGS
    14. Januar 2024

    Ich meine die Ausweitung der Nationalparkflächen

    https://www.bfn.de/sites/default/files/2021-06/Argumente_fuer_NLP10_final.pdf

  123. #140 Alisier
    14. Januar 2024

    @ RGS
    Die Nationalparkdiskussion ist aus meiner Sicht eine andere und hat mit dem was sinnvollerweise zu tun wäre um Biodiversität, Landschafts- und Grundwasserschutz zu fördern nur bedingt zu tun.
    Wir sind damit zwar nicht off topic aber dennoch in Bereichen, die mal wieder sehr viel Diskussionsenergie erfordern würden.

  124. #141 Alisier
    14. Januar 2024

    Um es trotzdem nochmal zu verdeutlichen: Nationalparks und auch m.E. Naturschutzgebiete sind, so wie jetzt gerade mit dem Rest des Landes umgegangen wird, eher eine Art Museen, in denen man noch einige Zeit Überreste einer einst artenreichen und strukturreichen Natur wird betrachten können.
    Helfen, insbesondere uns als Menschen helfen grundlegende Probleme zu lösen wird die aktuelle Natur- und Umweltschutzpolitik kaum.
    Es sind Feigenblätter, aber auch die fliegen uns so irgendwann um die Ohren.

  125. #142 Staphylococcus rex
    15. Januar 2024

    Landschaftsschutz und Naturschutz sind in Deutschland prinzipiell machbar, sind aber nicht einfach umzusetzen, weil man sich dabei von gewohnten Verhaltensmustern trennen muss.

    Wer in einer kleinen Wohnung lebt oder ein Wohnmobil besitzt, kennt das Prinzip der Mehrfachnutzung des Raumes. Analog dazu sollte es zwischen den Bereichen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und den Rückzugsräumen für die Natur auch Zonen mit naturnaher Nutzung geben, die sowohl durch den Menschen als auch durch die Natur genutzt werden können.

    Politiker denken üblicherweise in konkreten Einzelmaßnahmen, für den Landschaftsschutz brauchen wir aber keine Einzelmaßnahmen, sondern abgestimmte Maßnahmenpakete, weil es hier um Biotope und Artengemeinschaften geht. Im Boden, auf der Wiese oder im Wald gibt es Artengemeinschaften, die auch nur im Ganzen funktionieren, die ihren Raum brauen, die mit anderen Artengemeinschaften kommunizieren müssen etc.

    Angesichts dieser Probleme könnte man in Pessimismus verfallen, muss man aber nicht. Aus meiner Sicht gilt auch hier das Pareto-Prinzip. Mit Fachwissen vor Ort lassen sich sicher etliche Effekte mit wenig Aufwand verwirklichen.

  126. #143 Staphylococcus rex
    15. Januar 2024

    Kleine Fehlerkorrektur: Artengemeinschaften brauchen Raum, das fehlende “ch” in brauchen war mir erst später aufgefallen.

    Noch eine Anmerkung zur Wut vieler Menschen: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Klimawandel und der zunehmende Protektionismus zwischen USA und China bilden eine toxische Mischung, welche über mehrere Jahre hinweg die Inflation in die Höhe treibt.

    Diese Inflation entwertet das Barvermögen vieler Menschen und das wäre schon schlimm genug. Noch schlimmer ist dagegen, dass als Folge der Inflation die Gehälter steigen, was erstmal gut klingt, aber weil die unterschiedlichen Berufsgruppen unterschiedliche Druckmittel haben, zwischenzeitlich zu erheblichen Verwerfungen zwischen den Berufsgruppen bzw. den Bevölkerungsgruppen führt. Das bisherige Lohn- bzw. Einkommensgefüge war das Ergebnis eines jahrzehntelangen Anpassungsprozesses. Dieses fragile Gleichgewicht ist erheblich gestört und wird noch viele Jahre brauchen, bis es erneut justiert ist. Das gestörte Einkommensgefüge führt zu Neiddiskussionen, Verlustängsten und zum Gefühl der Hilflosigkeit und ist der Nährboden für populistische Rattenfänger.

  127. #144 naja
    15. Januar 2024

    Es gibt im Grunde nur zwei Pfade: Entweder wir fangen jetzt an, den Gürtel enger zu schnallen, das wird schmerzhaft. Oder später, dann wird es noch schmerzhafter.

  128. #145 Alisier
    15. Januar 2024

    @ naja
    Verzicht: der verkörperte Gottseibeiuns des Kapitalismus. Und zwar oft selbst bei Menschen die es besser wissen.
    Aber Verzicht…? Sollen doch erst mal die anderen und im Zweifelsfalle die Chinesen…..
    @ Stapylococcus rex
    Bei deinen beiden letzten Kommentaren mag ich kaum widersprechen.

  129. #146 RPGNo1
    15. Januar 2024

    Berlin erwartet den Höhepunkt der Bauernproteste. Der bekannte Geflügelzüchter Lars Odefey hat sich bewusst entschieden, nicht zu demonstrieren. Im Interview erklärt er warum – und spricht über die wirklichen Herausforderungen der Landwirtschaft.

    https://www.stern.de/gesellschaft/bauernproteste–warum-vorzeige-bauer-odefey-nicht-demonstrieren-will-34363694.html

    Lesenswert!

    • #147 Joseph Kuhn
      15. Januar 2024

      @ RPGNo1:

      Lesenswert. Es gibt wohl bei Protesten auch so eine Art Selektionsmechanismus, der dafür sorgt, dass der Protest gegen das Einfache und Greifbare einen Vorteil gegenüber dem Protest gegen das Relevante hat.

      In dem Fall gewinnt der Protest gegen die Kürzungsbeschlüsse der Ampel, das andere ist vielen Bauern zu kompliziert und auch gegen ihre politische Prägung. Die werden von Aiwanger & Co. unterstützt. Und bei manchen geht es gerade auch darum, dass sich nichts ändert außer den Subventionskürzungen. Die werden von Schwesig & Co. unterstützt.

  130. #148 RGS
    15. Januar 2024

    Ich verstehe nicht warum hier am wissenschaftlich fundierten Konzept von Nationalparkkernzonen herumgekrittelt wird.
    Deutschland hat davon 0,25% seiner Landfläche und erzählt beispielsweise den Amazonasländern sie sollen den Urwald schützen. Lächerlich!
    Wir kriegen aber hier nichts zustande weil jeder Landbesitzer im besten Fall sagt prinzipiell sei er einverstanden aber bitte nicht bei mir. Gerade wieder zu beobachten gewesen im Spessart.

  131. #149 Alisier
    15. Januar 2024

    @ RGS
    Ich finde Nationalparkkernzonen sehr wichtig und bin mit dafür verantwortlich gewesen, dass in meinem Heimatland einer entstanden ist. Das war ein sehr langer Prozess und ich bin sehr froh, dass wir das irgendwann geschafft haben.
    Und habe dann in den folgenden Jahren Reaktionen der Art “Toll jetzt haben wir einen Nationalpark, und das reicht ja dann wohl!” erleben müssen.
    Genau, von der Fläche her ist es lächerlich und die Forderung an andere Länder sind nicht nur deswegen unverschämt. Und weil es sich um lächerliche 0,25% handelt, sollte der Rest möglichst so behandelt werden, dass die hier heimischen Arten nicht darauf angewiesen sind, sich auf solche Miniflächen zurückzuziehen. Das funktioniert nämlich nicht.
    Wir können viel mehr und solten uns nicht auf den Standpunkt zurückziehen mit Nationalparks wären wir fein raus und aus dem Schneider. Darum ging es mir.

  132. #150 RGS
    15. Januar 2024

    @Alisier
    Hut ab für die Nationalparksgründung. Ich habe mich zum Thema nur eingelesen. Man muss eigentlich nur mal in einen gehen und sich dort informieren, beispielsweise im Nationalpark Bayerischer Wald.

    Die Geschichte seiner Entstehung ist schon beeindruckend und vor allem der Kampf der Bewohner dagegen. Erst 50 Jahre nach Gründung sehen manche frühere Gegner, dass sie falsch lagen.
    Vermutlich ist der Film „Der wilde Wald“ über den Nationalpark Bayerischer Wald bekannt:
    https://youtu.be/fTrEkWXCxoE?feature=shared

  133. #151 Alisier
    15. Januar 2024

    @ RGS
    Schöner Film, immer wieder absolut empfehlenswert aus meiner Sicht!
    Dieses Jahr organisiere ich eine Exkursion in “meinen” Nationalpark. Sehr anders und mit einer völlig anderen Entstehungsgeschichte. Er entstand letztendlich aus einer riesigen Industriebrache über drei Ländergrenzen hinweg.
    Und ist somit ziemlich einmalig.
    Wenn wir verstehen wollen, und etwas zum Positiven hin verändern möchten, müssen wir uns alles genau anschauen und zusammenarbeiten.
    Eigentlich können wir das.

  134. #152 RPGNo1
    2. Februar 2024

    Ein Inselbegräbnis, zornige Landwirte und eine AfD-nahe Organistin: Wie kam es, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck Anfang Januar am Fähranleger von Schlüttsiel bedroht wurde?

    https://archive.is/Yti7q