Wichtig ist hier auch der vollständige Titel der ursprünglichen Publikation: „Search for past life on Mars: possible relic biogenic activity in martian meteorite ALH84001“. „possible […] biogenic activity“ heisst „mögliche […] biogene Aktivität“. Plakative Überschriften zu Reizthemen sind ein unter Wissenschaftlern nicht selten durchgeführter Kunstgriff, um eine Publikation ins Licht der Öffentlichkeit zu schubsen.
Eine spezielle Form diese Suche nach Leben ist das SETI-Projekt: SETI-Forscher horchen ins Weltall, um von extraterrestrischen Lebewesen erzeugten Lärm aufzuspüren. Genauer gesagt, suchen sie im
Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums nach möglichen Anzeichen und Signalen technischer Zivilisationen.
Die „Goldilocks-Zone“
Die Goldilocks-Zone (oder Green Belt) ist die sogenannte habitable Zone um eine Sonne herum.
Die dort kreisenden Planeten bzw. Monde sind weit genug weg, um flüssiges Wasser zu haben. Näher an der Sonne würde das Wasser verdampfen, weiter weg würde es gefrieren.
Das ist allerdings zu einschränkend gedacht.
Leben könnte nämlich auch außerhalb des Green Belts existieren – wenn der Planet oder Mond eine Schutzschicht gegen Hitze, Kälte oder Strahlung hat. Darum sind heute die Jupiter-Monde ein lohnenswertes Forschungsziel. Der Mond Europa beherbergt unter einem dicken Eispanzer einen flüssigen Salzwasserozean, Callisto und Ganymed möglicherweise auch. Europa ist zurzeit mein Favorit als möglicher Ort außerirdischen Lebens, ich halte dazu regelmäßig Vorträge.
Wie könnten außerirdische Lebensformen aussehen?
Die meisten Astrobiologen sind gar nicht der Meinung, dass außerirdisches Leben aussehen sollte, wie das, was auf der Erde herumkreucht und fleucht.
Sie halten das sogar meist für recht unrealistisch.
Stattdessen gucken sie auf der Erde in immer neuen extremen Lebensräumen nach und finden in den scheinbar lebensfeindlichsten Ökosystemen blühende Kolonien von meist einzelligen Organismen. Diese extremen Ökosysteme sind sehr heiß, stehen unter Druck, sind lichtarm oder lichtlos, extrem kalt oder extrem heiß und geben einen Einblick in ökologische Nischen, wie es sie vielleicht in der frühen Geschichte des Lebens gegeben haben könnte. Die dort existierenden Lebensformen heißen Extremophile. Sie leben in Habitaten, die vor 50 Jahren kein Mensch für bewohnbar gehalten hätte: In der Tiefsee, in Erdöl, in heißen Schwefelquellen, unter Eis und an vielen anderen scheinbar lebensunfreundlichen Stellen.
Vor einigen Jahren hatte ich den Astrobiologen Dale Andersen interviewt: Er forscht und taucht in extrem kalten Ökosystemen wie in antarktischen Seen und hatte wirklich Spannendes zu erzählen: Von kegelförmigen Bakterien-Hochhäusern, die in einem alkalischen, eiskalten See wachsen.
Das Haupt-Problem dieser basalen Lebensformen ist, dass sie absolut nicht sexy sind.
Nicht photogen und darum schwer verkäuflich. Darum tun viele Wissenschaftler gern so, als ob sie nach so richtigen Aliens suchen, die mindestens so photogen sind wie die Borg-Queen.
Oder wenigstens wie ein Twi`lek.
Der Beginn des Lebens auf der Erde
Fest steht: Die Entwicklung vom Einzeller zum Mehrzeller braucht Zeit.
Die Erde ist ca 4,5 Mrd Jahre alt.
Erste Bakterien sind fossil nachgewiesen und sind 3,8 Mrd Jahre alt.
Z. B. BIFs – Banded Iron Formations.
Und die entstehen so: Bakterien leben gern in Kolonien und bilden dann auf Gesteinen regelrechte Matten (bacterial mat). Auf diesen Matten fangen sich z. B. Metalle. Wenn die Bakterien absterben, bleiben die Metalle erhalten. In Sedimentgesteinen können die Eisenpartikel dann regelrechte rote Bänder bilden.
An anderen Stellen der Erde können auch die Bakterienrasen selbst fossilisieren.
Uralte fossile Bakterienrasen sind Stromatolithe (Blaualgen-Ablagerungen), die ältesten unter ihnen sind in Australien und werden auf ca 3,5 Milliarden Jahre datiert.
Wichtig: Die Interpretation dieser sehr alten Strukturen als Lebensspuren ist nicht unumstritten. Sie werden immer mal wieder auch als nicht biogen entstanden betrachtet. Im Moment ist die herrschende Meinung so, dass sie Bakterienspuren sind.
Nach der Entstehung von Bakterien hat es dann ziemlich lange gedauert, bis etwas mehr passierte.
Die ältesten Nachweise für mehrzellige Organismen kommen aus dem späten Präkambrium. Diese ältesten mehrzelligen Lebewesen sind wahrscheinlich um 599 Mio Jahre alt – sie sind in Ediacara in Australien gefunden worden.
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