Insgesamt stellt sich schon die Frage, warum so viele Mediziner, Chemiker, Pharmazeuten und andere Wissenschaftler an Schokolade forschen.

Dazu haben wir (in unserer universitären Arbeitsgruppe) folgende Arbeitshypothesen aufgestellt:

  • Diese Forschungen entstehen in der Frühstücks- bzw. Mittagspause.
  • Viele Wissenschaftler sind schwer schokoabhängig und schreiben dann auch über dieses Thema am liebsten.
  • Die Forschungen werden von der Schoko-Industrie gesponsert – da gibt es finanziellen Benefit.

Was meinen Sie dazu?
Haben Sie weitere Vorschläge?

Falls Ihnen spontan kein Geistesblitz kommt: Vielleicht ist Ihr Kakao-Pegel zu niedrig. Trinken Sie einen Kakao oder essen Sie ein Stückchen Schokli – dann fällt Ihnen sicherlich schnell etwas dazu ein.

 

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Kommentare (19)

  1. #1 Londo
    Darmstadt
    29. Oktober 2014

    Danke für diesen Artikel. Ich vermute übrigens, dass diese Forschungen von der Schokoindustrie gesponsort werden, daher gibt es hier so viele Studien.

    Noch eine sprachwissenschaftliche Anmerkung: “Schokolade” ist eins der wenigen Worte in modernen Sprachen, das aus dem Aztekischen stammt (dort hieß es “Chocolatl” und bezog sich auf einen Kakaotrank)

    Und jetzt brauche ich erst einmal ein Stück Zartbitter 🙂

  2. #2 Demolog
    29. Oktober 2014

    Also, dass man neben der eigentlichen Testsubstanzverabreichung den Probanden auch noch was machen lässt, ist keine falsche Strategie.

    Denn angesichts eines dopenden Sportlers, der dann auch keinen Sport treibt, machte das Dopen keinen Sinn.
    Beim Energie-Drink sehe ich gleiche logik. Ich kann ihn trinken, dann mich aber auf die Pritsche legen und den vermeindlichen Energie-Schub gar nicht nutzen.

    Und sportliche Tätigkeiten sind die Simmulation eines aktiven, sich bewegenden “Urmenschen” – so als zwar leider auch nur simmulierte, aber eben immerhin versuchte Darstellung eines Menschen, der in seiner maximalst natürlichen Lebenssituation lebt.
    Ausserdem ohne diese körperliche Aktivität sich meistens sehr wenig im Körper (und auch im Gehirn – was die physische Funktionen und Kondition angeht) tut – oder zumindest könnte ein übermäßiger geistige Bechäftigung aus guten Gründen (meiner Erfahrung) das Testergebnis in sein Gegenteil verdrehen.

    Es ist letztlich so, dass sich immer mehrere Wirkungen übverlagern. Auch ohne, dass man eine zweite Testbedingung mit einbezieht. Einen Menschen eben so von seiner Umwelt und seinen Gewohnheiten zu isolieren, ist kaum üblich. Irgentwie auch nicht gewünscht. Das Problem muß man also anders kontrolliert bekommen.
    Dieses hanebüchene ist also zwingend in jeder Studie in der Humanwissenschaft enthalten. Das wäre also im Grunde eine Rechtfertigung, um wirklich alle im und am Menschen gemachte Studien als nicht repräsentativ zu bezeichnen, weil eben keine eindeutige/ sichere Kontrolle möglich ist.

  3. #3 Demolog
    29. Oktober 2014

    Diese Forschungen entstehen in der Frühstücks- bzw. Mittagspause.

    -> Eher nicht. Schokolade liegt nicht auf den Pausentisch, sondern auf dem Schreibtisch, an dem die alle täglich sitzen und arbeiten.

    Und ausserdem haben sie bestimmt alle so eine kleine “alchemisten-Vision” und wollen auch mal göttliches bewirken – oder so.
    Eine Studie am Menschen kann nämlich auch mal zur “selbsterfüllenden Prophezeiung” werden. Dann nämlich, wenn sie alle daran glauben. Und dann plötzlich etwa glücklicher werden – was dann immer ein subjektiver Beweis darüber ist, dass etwas gewirkt hat. Dann ist nämlich nicht Gott der Schöpfer der Schöpfung, sondern die Schöpfung ist der Schöpfer.

  4. #4 Michael
    Frankfurt
    29. Oktober 2014

    GEIL!! Danke.
    Wurde durch diesen Artikel überhaupt erst wieder daran erinnert das es ja früher mal kritischen Journalismus gab.

  5. #5 Arnd
    29. Oktober 2014

    Ich vermute dass bei diesen Wirkungen Epicatechin eine große Rolle gespielt hat. Es gibt bereits viele Publikationen über die neuroprotektive Wirkung von Epicatechin (hier ein Beispiel: https://www.collectiveip.com/grants/NIH:8342662). Insofern wundern mich die Ergebnisse nicht. Trotzdem gibt es natürlich Gründe skeptisch zu sein, die hast du ja in deinem Artikel schön dargelegt.

  6. #6 sax
    29. Oktober 2014

    Den Artikel kann man sicher bei einer Uni-Bibliothek lesen, Nature-Neuroscience sollten die meisten in ihrem Bestand haben.

  7. #7 MartinB
    29. Oktober 2014

    Ja, ich wollte auch schon immer an der Wirkung der Nuss-teilchen-Verstärkung von Schokolade auf die mechanischen Eigenschaften forschen. Motivation wäre natürlich die Hoffnung, dass einem die Schoko-Industrie täglich ein paar 100 Tafeln vorbeibringt …

  8. #8 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ sax: Korrekt. Außerdem kann ich als Science-Writer auch die Autoren direkt anschreiben. Der Artkel musste aber JETZT spontan geschrieben werden. meine meinung wird sich wahrscheinlich durchd die Lektüre des papers nicht ändern. : )

  9. #9 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ Arnd: Korrekt. Deswegen fand ich ja die Schnecken/Epi-Studie so sauber und zielgerecht.
    Ich habe aber noch keinen überzeugenden Artikel zu Versuchen am Menschen dazu gelesen. Ist ja auch etwas tricky : )

  10. #10 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ Danke : ). Ich muss aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass Nina Weber ziemlich kritisch ist. Mit ihrem Interview mit dem Cochrane-Institut hat sie die Schoko-Forschung zerrissen. Als Einzige in der deutschen Presselandschaft.

  11. #11 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ Demolog: Ich mache im Moment kleinere Pausen meist am Schreibtisch, darum liegt die Schokolade auch dort. : )
    Diese selbst erfüllende Prophezeiung ist bei überraschend vielen medizinischen Studien eher der Regelfall. Und natürlich kann man mit Menschen keine solchen Laborversuche wie mit Sumpfdeckelschnecken machen. Aber dann sollte man vielleicht auch mal etwas vorsichtiger mit den “Ergebnissen” sein. Ich halte die Zuverlässigkeit von Studien in der Humanmedizin mittlerweile oft für eher marginal.
    Bei mehreren Einflüssen kann man jedenfalls die Ursachen und Wirkungen nicht mehr wirklich sauber trennen.

  12. #12 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ Londo: Jawoll, diese Forschung wurde von mars gesponsort. Wie viele andere auch.
    Und zur herkunft der Schokolade steht hier mehr:
    https://blog.meertext.eu/2012/04/02/schokooo-la-de-%E2%80%93-lecker-und-gesund/
    Wohl bekomms : )

  13. #13 Bettina Wurche
    29. Oktober 2014

    @ Martin: Eine ausgezeichnete Idee! Ich hätte dann gern ein Exklusiv-Interview : )

  14. #14 rolak
    29. Oktober 2014

    Leider finde ich jetzt nicht mehr den Text, aus dem mir dieses Ergebnis entgegensprang – doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (wollte ich immer schon mal benutzen..) stand da auch eine Ermahnung der Studien-Veranstalter drunter: ‘Jetzt essen sie aber bitte nicht frühstücklich eine halbe Tafel 70%ige, das macht nur dick, nicht klug’. Wurde ja auch nur ein Wirkstoff (bzw Wirkstoffkomplex) untersucht, nicht die Wirkung von ‘Schokolade essen’.

  15. #15 MX
    29. Oktober 2014

    Ich halte diese Forschung für absolut glaubwürdig. Es gibt so viele Sumpfdeckelschnecken …

  16. #16 Bettina Wurche
    30. Oktober 2014

    @ rolak: Naja, hier steht ja ausdrücklich dabei, dass es kein handelsüblicher kakao war, sondern ein extrem angereicherter Flavonoid-Cocktail.
    Es hat bloss jeder Schoko/bzw. Kakao geschrieben. Allerdings hast du mit dem Warnhinweis recht, in den USA kann man ja schließlich Nahrungsmittelproduzenten verklagen, wenn man an Adipositas und Diabetes leidet : )
    Was in Deutschland mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sofort abgeschmettert würde.

  17. #17 Werner Röpke
    30. Oktober 2014

    Dummerweise verursachen diese Polyphenole einen unerwünschten, bitteren Geschmack, durch entsprechend längere Fermentierung werden sie aber abgebaut. Ein “gesunder” in Bezug auf das Gedächnis angelegter Marsriegel muß also heftigst gesüßt werden, um den Bittergeschmack zu unterdrücken. Optimal in der Anwendung wäre ein hoch Polxphenolhaltiger Kakao als Getränk ohne alles, wie ihn schon die Azteken kannten.
    Ich bleibe aber lieber bei einer dunklen Mousse au chocolat!

  18. #18 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/09/17/bachblutenkritik/
    3. November 2014

    Diese schokokritischen Unterstellungen kommen doch sicher von einer gutzahlenden Vanilleeismafia!

  19. […] mit den positiven Wirkungen der Flavonoide überlagen. Dazu steht mehr in den Beiträgen “Neue Sensationsmeldung aus der “Schoko-Forschung”: Kakao macht Seniorenhirne wieder jung!” und “Schokoforschung im Sommerloch (2): Flavonoide gegen neurodegenerative […]