Auch Curiosity hat die Mars-Bodenproben für die weitere Analyse erhitzt.
Dass bisher auf dem Mars keine Bio-Moleküle nachgewiesen werden konnten, kann also durch die Methode erklärbar sein. Die Sterilität des Mars-Bodens wäre dann ein anthropogenes Artefakt.
Darum wird ExoMars erstmals andere Untersuchungsmethoden einsetzen, ohne eine Erhitzung des Perchlorats und die mögliche Zerstörung möglicher Biosignaturen.
Können Mars-Fossilien irdisches Leben erklären?
Der Mars ist heute kalt, trocken und fast ohne Atmosphäre – er sieht wenig lebensfreundlich aus. Vor 3,8 Milliarden Jahren hat er seine Atmosphäre und dann auch sein Oberflächenwasser verloren.
Vor 4,3 Milliarden Jahren hatte der Rote Planet eine dichtere Atmosphäre und flüssiges Oberflächenwässer. Zu dieser Zeit könnte es, ähnlich wie auf der Erde, zu einer chemischen und dem Beginn einer biologischen Evolution gekommen sein.
Auf der Erde sind solche alten Fossilien nicht bekannt, weil Gesteine aus dieser Zeit sehr selten erhalten sind. Die Plattentektonik sorgt dafür, dass große Bereiche der Erdkruste immer wieder „überarbeitet“ werden. Dazu kommen die verschiedenen Verwitterungsprozesse durch Wetter, Klima, Wasser und Pflanzen, so dass alte Gesteine oft in schlechtem Zustand sind. So gibt es keine aussagekräftigen steinernen Zeugen aus der frühen chemischen und biologischen Evolution der Erde.
Auf dem Mars hingegen schon, erklärte mir Jorge Vago nach seinem Vortrag. Nicht an der Oberfläche, aber in tieferen Schichten. Mars hat keine Plattentektonik.
Wenn wir also annehmen, dass die Bedingungen für die Evolution in unserem Sonnensystem gleich waren, ist es nicht so unwahrscheinlich, dass es auch auf dem Mars Leben gab.
Aber wir müssen tief bohren! – „But we have to drill deep!”
Das wird die Aufgabe von ExoMars 2018 sein: Der Rover wird eine Bohrausrüstung haben, mit der er bis in 2 Meter Tiefe vordringen kann. Das ist wesentlich tiefer, als jede bisherige Mars-Bohrung.
In 2 Metern Tiefe ist der Bohrer unter dem „Verwitterungs“-Horizont (degradation horizon). Die Gesteine der obersten Mars-Schichten werden durch UV-Strahlung (bis in 1 Millimeter Tiefe), durch Oxidation (bis in 1 Meter Tiefe) und durch Ionisierende Strahlung (bis in 1,5 Meter Tiefe) zersetzt. Erst in unter 1,5 Metern Tiefe ist unverwittertes Gestein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung zu erwarten (im Vortrag, s. u., ist dazu eine sehr gute Graphik und Erklärung zu sehen).
ExoMars 2018: Baikonur (Erde) – Oxia Planum (Mars)
Den Landeplatz des ExoMars2018-Rovers haben die Projekt-Wissenschaftler sorgfältig ausgewählt. Schließlich soll der Rover nicht einfach irgendwo im Staub landen, sondern in anstehendem und möglichst altem Gestein.
Seit Oktober 2015 steht fest: Der Rover wird im Gebiet Oxia Planum landen.
Dort liegen ausgedehnte Ablagerungen von Tonmineralien und eine durch Wasser geformte Landschaft, die darauf hin deuten, dass hier einst Seen, Flüsse und ein Fluß-Delta waren.
Das Alter dieses Areals ist durch die übliche Methode bestimmt worden, mit der hohen Anzahl der Einschlagskrater.
Die Suche wird dann ganz gezielt an Bruchkanten von massivem Sedimentgestein stattfinden, genauso wie Paläontologen auf der Erde vorgehen.
Dann wird der Rover vor allem auf zwei Details achten:
1. auf die Oberflächentextur der Gestein
2. auf organische Moleküle, die im Kontext mit dem Gestein stehen könnten.
Falls auf dem Mars fossile Lebensspuren erhalten sind, dann sind die tieferen Schichten alter Tonmineralien, die sich im Wasser abgelagert haben, die allerbesten Plätze, um danach zu suchen. Mikroorgansimen kommen oft als Mikrofilme vor, dann überziehen sie als dichte Matten die Oberfläche eines Substrat. Besonders oft sind sie an feuchten Grenzflächen zu finden, etwa feuchten Steinen oder auch an Wasseroberflächen.
Und das ist die Mission des ExoMars 2018 Rovers: Die Suche nach Lebensspuren.
Die erste exobiologische Mission seit den Viking-Marssonden – Jorge nennt sie die “Cadillacs” der Mars-Forschung – in den 70-er Jahren.
Nach seiner Präsentation habe ich ihn noch etwas gefragt:
“Für wie wahrscheinlich halten sie es, Spuren fossilen lebens auf dme Mars zu finden? Was schätzen Sie“
Jorge antwortete: “50%!”
Das ist sehr viel mehr, als ich erwartet habe!
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