Eine lustige Gruppe von Molekülen sind die Alkohole, zumindest einige davon haben das Potential, Menschen und Tiere ja zu „lustigem“ Verhalten bringen. Darum sind sie hier unsere Affen.
Glycin, die Aminosäure, die in Proteinen vorkommt und eine Grundlage für das Leben auf der Erde ist, sei hier der König der Tiere (- eher die Königin?-) – der Löwe. Der Löwe ernährt sich von Zebras. Darum nennen wir die Vorstufen des Glycins wie Ammoniak, Methylamin und Ethylamin die Zebra-Moleküle.
Einige andere unangenehm riechende Substanzen mit Schwefel seien hier die Skunks (Schwefelwasserstoff, Schwefelmonoxid, Schwefeldioxid, Kohlenstoffdisulfid) und der Pfeilgiftfrosch steht für die bunt gefärbten Schwefelverbindungen wie den blauen Schwefel S2, den gelben S3 und den roten S4. Einige giftige Verbindungen assoziieren wir mit Schlangen: Acetylen, Blausäure (Cyan-Wasserstoff) und Formaldehyd.
Der Pfau symbolisiert die schönen und solitären Edelgase: Argon, Xenon und Krypton.
Neben den flüchtigen Substanzen wirbelt der Sonnenwind auch noch Partikel von Natrium, Kalium, Silizium und Magnesium auf.
Chlorwasserstoff, der in der Reaktion mit Natrium zu Meersalz wird, und einige andere chemische Spezies haben wir als tropische Fische klassifiziert. In dieser Gruppe schwimmt auch der Phosphor mir, der als elementarer Bestandteil von DNA und Zellmembranen ein Schlüsselelement des Lebens ist.
Eine komplexe, schwierig zu klassifizierende Sauerstoff- und Wasserstoff-Verbindungen nennen wir exotische Vögel: Sie sind komplexer als andere Verbindungen, haben aber weder Ketten noch Ringe, sondern sind vielfach verzweigt.
Zuletzt gibt es noch das Dicyan, das sich in unseren Messergebnissen immer hinter etwas anderem versteckt hat – wir brauchten fast zwei Jahre, um es zu entdecken. Ein richtiges Chamäleon.
An den äußeren Rändern des Zoos sind Ohren, Geweihe oder Schwanzspitzen von anderen Tieren zu sehen, die wir noch nicht genau identifizieren können. Sie stehen für weitere chemische Verbindungen, die wir noch genauer untersuchen müssen.
Der Kometen-Zoo mit seinen bunten Bewohnern ist natürlich nur eine bunte Metapher. Denn, soviel ist sicher: Kometen enthalten kein Leben! Sie enthalten zwar biochemische Moleküle und Wasser, aber es fehlt ihnen die Energie!
Aber sollte ein Stück eines solchen Kometen, der so viele Ingredienzien für Leben enthält, ins Wasser fallen, könnte es wirklich interessant werden. Kometen haben das Potential, den Prozess der Entstehung des Lebens auf der Erde mit initiiert zu haben!”
Glycin – eine Ausnahme-Aminosäure
Kathrin Altwegg und ihr Team haben bis jetzt Glycin auf Tschuri nachgewiesen.
Glycin ist die ERSTE Aminosäure, die auf einem Kometen nachgewiesen werden konnte.
Moooment…da waren doch noch mehr Aminosäuren nachgewiesen worden? Oder?
Nein, erklärt mir Kathrin Altwegg, eben nicht. Das war zwar als Ergebnis des Stardust-Projektes so postuliert worden. Die NASA-Sonde Stardust war 2004 durch die dicke Staub- und Gaswolke, die den Kometen Wild-2 umgibt, geflogen und hatte einige Partikel in einer Probenkammer eingefangen. Zwei Jahre später waren diese Partikel per Fallschirm auf die Erde zurückgekommen und konnten analysiert werden.
Allerdings hatten die Forscher die biochemischen Verbindungen mit Wasser aus den Proben herausgelöst. Damit besteht die Möglichkeit, dass einige Verbindungen erst durch die Reaktion mit Wasser zu Aminosäuren reagiert haben. Der Beweis ist also nicht sicher.
Der Nachweis von Glycin in Tschuri ist hingegen sicher, weil durch die Untersuchung mit dem Massenspektrometer keine Kontamination und Reaktion mit Wasser erfolgt ist. Glycin ist die einzige bekannt Aminosäure, die sich ohne die Anwesenheit von flüssigem Wasser bilden kann!
Weitere Aminosäuren sind bis heute nicht sicher nachgewiesen. Allerdings gibt es in den Kometengasen eine ganze Reihe von Verbindungen, die bei Kontakt mit Wasser zu Aminosäuren reagieren könnten. Und so könnten, so Kathrin Altwegg, doch – auch – Kometen diese wichtigen Grundbausteine des Lebens auf die Erde gebracht haben. Schließlich gibt es auf der Erde wirklich viel Wasser, so dass die Kometentrümmer bei einem Impact sehr sicher mit diesem wichtigsten aller Lösemittel reagieren konnten.
In diesem Artikel steht mehr zum Glycin-Nachweis, auch die Publikation ist dort angegeben.
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