Wären wir 7 Tage später hinausgefahren oder über die Brooklyn-Brücke gelaufen, hätten wir dort einen Buckelwal getroffen! Direkt vor dem New Yorker Hafen im offenen Meer leben küstennah Buckelwale, es werden sogar Whale watching-Touren angeboten.
Die Buckelwal-Ansammlung in Sichtweite der Millionenstadt hat enorm zugenommen, seit der Fang von Atlantischen Menhaden (Brevoortia tyrannus) durch eine Fangquote erheblich eingeschränkt worden ist. Menhaden sind kleine Heringsartige, die das dort reichlich vorhandenen Plankton fressen. Der Stickstoffeintrag der Großstadt in den Atlantik dürfte dort für eine erhebliche Düngung des Wassers und reichlich Wachstum des Phytoplanktons sorgen und damit ein besonders reichliches Buffet für die höheren trophischen Stufen der Nahrungskette bieten.
2012 hatte die Atlantic States Marine Fishery Commission Fang den kleinen „Brotfisch“ der großen Wale, großen Fische und Seeadler, der mikroskopisch kleines Phytoplankton in fettes Fischfilets mit reichlich Omega-3-Fettsäuren umwandelt, unter Schutz gestellt. Menhaden waren zwar nie gut genug als Speisefisch, wurden aber kommerziell reichlich gefischt für Tierfutter, Hummerköder, Aquakultur-Futter und Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel.
Und nun, nach drei Jahren Fangbeschränkung, sind die Bestände der kleinen Fische offenbar enorm gewachsen, so dass sie eine erstaunlich große Menge Buckelwale anziehen. In diesem Herbst waren mehrfach Buckelwale von New York aus zu beobachten gewesen, dass es nun Gotham Whale gibt, die den Bestand dokumentieren, beobachten und Whale watching-Touren anbieten. Immerhin haben sie auch schon einen Photo-ID-Katalog mit den schönsten Fluke-ups vor New York.
Eines der Tiere hatte sich in den New Yorker Hafen verschwommen. Leider war der Wal gestrandet und, verletzt und halb verhungert, in einem so schlechten gesundheitlichen Zustand, dass er eingeschläfert worden ist. So traurig der Tod eines Wals für mich ist, so erleichtert bin ich, dass den Veterinären mittlerweile Möglichkeiten zur Verfügung stehen, ein 20-Tonnen-Tier mit Medikamenten sanft einschlafen zu lassen.
Das American Museum for Natural History (AMNH) in New York war für mich einfach überwältigend! Mein Interessensschwerpunkt lag natürlich auf den Dinosauriern und sonstigen Fossilien. Die Halle der Saurischier mit Sauropoden und einer ganzen Reihe Raptoren, die Halle der Ornitischier mit Parasaurolophus, Triceratops und den Entenschnabel-Dinos inklusive einer Mumie, eine Sonderausstellung zum Titanosaurus – dem Panorama-füllenden Riesen, eine Halle für Reptilartige Säuger und fossile Säuger und noch eine Halle mit Fossilien mariner Tetrapoden und der Dokumentation des Landgangs am Tiktaalik. Tiktaalik ist berühmt geworden durch Neil Shubins Buch „Der Fisch in uns“ und war für mich darum auch ein wichtiger Museumsinsasse, klein aber fein.
Die wunderschön restaurierten und sehr ästhetisch angelegten Dioramen in der Halle der Ozeane waren für mich natürlich auch ein absoluter Hingucker. Dioramen sind zwar eine Museumsmethode von gestern, haben aber nach wie vor eine große Anziehungskraft. Sie sind Schaufenster der einzelnen Ökosysteme, Guckkästen komplexer ökologischer Zusammenhänge mit künstlerischer Qualität. Die Meeresdioramen in diesem Museumsozean reichten vom Ästuar vor der Haustür bis zum Mangrovensumpf, vom Kelpwald der Sargassosee bis zur Hydrothermalquelle und einem Whalefall vor der kalifornischen Küste. Durchsichtige Meeresorganismen und eine ganze Schule Delphine. Didaktisch sehr sorgfältig ausgearbeitet, mit kurzen, knackigen Sätzen und aktivierenden Fragen und Arbeitsaufträgen. Oder auch einfach nur zum Angucken und Staunen. An fast jedem Diorama hing zudem eine kleine Plakette, wer die Restaurierung dieses Dioramas finanziell ermöglicht hatte.
Und über allem hängt der berühmte Blauwal! Sein Vorgänger war um 1907 einer der herausragenden Eyecatcher im Museum, schließlich war es eine Herkulesaufgabe, mit Holzgerüsten, Leinwand und anderem damals üblichen Material so ein gewaltiges Tier als Vollplastik nachzubilden. Das heute dort schwebende Wal-Modell ist deutlich eleganter und natürlicher, schließlich gibt es heute unzählige Unterwasser-Aufnahmen der Wale und moderne, leichter zu verarbeitende Materialien.
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