Insgesamt sind in der Halle der Ozeane viele wunderbare Exponate ausgestellt. Aber die Ausstellung gefällt mir trotzdem nicht. Sie ist sehr modern und multimedial aufgemacht, aber es fehlt an didaktischer Struktur. Die Exponate sind wenig strukturiert zusammengestellt. Original-Tiere schwimmen in ihrer konservierenden Flüssigkeit, aber die Gläser sind rund: Damit sind die so wunderbar authentischen Exponate nicht gut zu erkennen. Der Kontext zwischen den einzelnen Exponaten erschließt sich nicht immer, die Bedeutung der Ökosysteme geht wird nicht deutlich.
Dafür sind andere Ausstellungsbereiche umso besser: Eine Präsentation zur Vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere ist vom Allerfeinsten. Ich stand lange und immer wieder vor einzelnen Exponaten und habe viel gelernt. Meine wichtigste neue Information: Jetzt weiß ich endlich, wo der Kranich seine endlos lange Luftröhre läßt. Die Trachea liegt zusammengerollt im hohlen und wirklich großen Brustbein. In der Ausstellung „Sammlungswelten“ war ich erstmals mit diesem enormen Organ einiger Vögel konfrontiert worden, damals hatten wir uns gefragt, wie eine 2 Meter lange Luftröhre in einen nicht mehr als 20 Zentimeter langen Gänsehals passt.
Die Präparate sind jedenfalls erstklassig, so etwas wird heute viel zu selten geboten. So ein Fisch- Skelett mit seinen unglaublich vielen Schädelknochenplatten und den fragilen Flossenstrahlen kostet einen Präparatoren extrem viel Zeit und erfordert exquisite Anatomiekenntnisse. Dagegen ist das Montieren eines Säugetieres wesentlich weniger kompliziert, aber auch immer noch eine Herausforderung. Diesen Ausflug in die Anatomie habe ich wirklich genossen.
Weiterhin sehr positiv überrascht war ich von der ausgezeichneten Ausstellung zur Evolution des Menschen. Sowohl die Präparate als auch die Didaktik und Ästhetik sind erstklassig. Ein anderes Highlight ist die Meteoritenausstellung, immerhin gibt es hier einen Nakhla-Meteoriten, also einen Meteoriten vom Mars.
Star Trek-Momente: Die echte “USS-Enterprise” und „Tea. Earl Grey. Hot.“
Unser nächster Gang führte natürlich in das Smithsonian National Air and Space Museum, ein Luft- und Raumfahrtmuseum der Extraklasse. Das Original-Kommandomodul von Apollo 11 und viele Exponate, die wirklich auf dem Mond waren. Das erste Flugzeug der Brüder Wright. Die Spirit of St. Louis, der erste Flieger, der die Atlantik-Überquerung geschafft hat. Auch das Treffen der Apollo-Vostok-Raumschiffe ist nachgestellt, mit zwei echten Raumschiffen.
Und dann ist da noch das frisch renovierte Studiomodell der echten “USS Enterprise“ aus den Filmen mit William Shatner und Leonard Nimoy. Nach einem lange unterschätzten Dasein als lieblose Dekoration im Gift-Shop erstrahlte das berühmte Raumschiff nach der sorgfältigen und umfassenden Restaurierung in neuem Glanz. Das Modell steht jetzt in einer eigenen Vitrine im Eingangsbereich des Museums. Tipp: Zur vollen Stunde gehen die Lichter an des Raumschiffes an, die rosa rotierenden Antriebsgondeln-Spitzen sind allerliebst.
Aus diesem Grund habe ich mir den Spaß erlaubt, in meiner Sternenflottenuniform gewandet und mit vollem Make-up mit spitzen Ohren ins Museum zu gehen. Die Sternenflottenuniform – ich trage „Classic“ – hat in den USA noch einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad als in Deutschland. Wir kamen deshalb mit etlichen Leuten ins Gespräch, natürlich wollten viele ein Photo haben. Star Trek steht aber für wesentlich mehr, als für eine gute SF-Serie: Star Trek hat das Ziel der friedlichen Erforschung des Weltraums, auf der Brücke der Enterprise arbeiteten in Zeiten des Kalten Krieges US-Amerikaner, Japaner und sogar ein Russe nebeneinander und waren ein Team. Und dann gab es zwischen all diesen männlichen Offizieren auch noch einen weiblichen Offizier, Lieutenat Uhura. Eine Afro-Amerikanerin, die mit weißen Männern zusammen arbeitete und Abenteuer erlebte. Eines der allergrößten Abenteuer im Star Trek-Universum war der erste angedeutete Kuß zwischen einem weißen Mann (James Tiberius Kirk) und einer afro-amerikanischen Frau (Nyota Uhura). Die Folge „Platons Stiefkinder“ haben mehrere Sendeanstalten im Süden der USA nicht ausgestrahlt, da sie gegen die Vorstellung der Rassentrennung verstieß. Als die Darstellerin Nichelle Nichols aufgrund ihrer doch eher kleinen Rolle keine Lust mehr hatte, nach der 1. Staffel noch weitere Folgen zu drehen, überzeugte der Bürgerrechtler Martin Luther King sie im persönlichen Gespräch, unbedingt Mitglied der Brückenbesatzung zu bleiben. Sie sei ein wichtiges Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die afroamerikanische Bevölkerung. Darum hat eine Star Trek-Uniform einen hohen Symbolwert.
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