In diesem Video der Sektion eines Octopus sind die inneren Organe zu sehen:
Haben Kraken 9 Gehirne?
Jaein.
Auch dieser Vergleich hinkt auf acht Beinen.
Kraken haben eine große Konzentration von Neuronen um die Speiseröhre herum und zwischen den Augen, dieses zentrale Ganglion wird analog zum Wirbeltiergehirn als Haupt-Schaltzentrale betrachtet. Ich würde dieses Zentralnervensystem nicht einfach „Gehirn“ nennen, denn es ist nicht ganz vergleichbar.
Dazu kommen noch kleinere Nervensysteme in den Armen: „Eine Cephalopoden-Arbeitsgruppe um Hochner von der Hebrew University hat herausgefunden, dass Octopusse ihre sehr komplexen Armbewegungen mit Befehlen steuern, die offenbar im Arm selbst gespeichert sind. Die Arme sind also, in begrenztem Umfang, autonom vom zentralen Nervensystem im Kopf des Kraken“.
Diese neuralen Geflechte sind auch nur sehr eingeschränkt Gehirne in dem Sinne, wie wir es uns vorstellen.
Auch wenn Kraken sehr intelligent und lernfähig sind, wäre es besser, von gehirnähnlichen Strukturen zusprechen, als von Gehirnen. Denn bei den meisten Fernsehzuschauern dürfte sonst ein falscher Eindruck entstehen. Und das sollte ein Experte eigentlich vermeiden. Ich denke, dass ein Experte so etwas in drei Sätzen erklären kann und das Publikum damit nicht überfordert. Die Leute sind ja schließlich nicht doof.
Haben Kraken 3 Penisse?
Kraken hätten drei Penisse und drei Klitorisse. Und sie seien die Hälfte ihres Lebens mit Sex beschäftigt und dann umschlingen sie sich mit acht Armen, erklärt Precht mit ausladenden Gesten.
Nein, nein, nein und nein.
Mit der Bemerkung über die drei Penisse des Kraken kommt jetzt endlich Sex in die Talkshow, das hören die Zuschauer gern und es treibt die Quoten in die Höhe. Quoten verhalten sich nämlich ähnlich wie erektile Gewebe, eine mediale Erektion sozusagen.
Gerade bei Kraken würde ich weniger von Sex, sondern eher von Reproduktionsverhalten sprechen. Es geht schließlich nicht um den lüsternen Zeitvertreib der Hominiden, sondern einzig und allein um die Fortpflanzung zur Arterhaltung. Ob und was die Wirbellosen dabei empfinden, wissen wir nicht.
Doch der Reihe nach… Alle Kopffüßer sind zweigeschlechtlich. Kalmare und Sepien haben ausgedehnte Balztänze, die an ein Wasserballett mit Lichtorgel erinnern. Ihre Farbspiele zur innerartlichen Kommunikation sind im Tierreich einzigartig.
Kraken haben einen nur schwach ausgeprägten Sexualdimorphismus und kein so ausgeprägtes Balzverhalten wie etwa Kalmare. Ihre Begattungs- und Geschlechtsorgane sind als Organsystem noch weniger vergleichbar mit denen der Wirbeltiere.
Männliche Kraken produzieren Spermien, die als Päckchen zu einer Spermatophore „verpackt“ werden. Die Spermatophoren bewahren sie in Needham´s Organ bzw. Sack auf. Die Spermatophoren sind komplexe Strukturen aus Strängen von Spermien, bei manchen Spezies enthalten sie auch noch einen Ejakulationsapparat und Zement. Needham’s Sack öffnet sich in die linke Seite der Mantelhöhle, die Spermatophore wird mit Pumpbewegungen des Mantels über das Terminalorgan herausgetrieben. Das Terminalorgan wird manchmal auch als Penis bezeichnet, es ist allerdings damit nicht vergleichbar, da es die Spermien nicht in das Weibchen überträgt.
Der Hectocotylus ist der modifizierte dritte linke Arm des männlichen Krakens und hat meistens auf der Unterseite, also ventral, eine Rinne. An der Spitze des Hectocotylus befindet sich die Ligula, die artspezifisch und oft löffelartig geformt ist. Sie bringt die Spermatophore sicher an ihr Ziel. Jede Spermatophore kann einzeln ejakulieren, dann liegt die Masse der Spermien frei zugänglich.
Normalerweise ist die Ligula ein kleines, weißliches Organ und kaum zu sehen. Sie besteht tatsächlich aus erektilem Gewebe und erigiert für die Begattung. Janet Voight und Joseph Thompson haben dieses Organ näher untersucht: Das erektile Gewebe ließ sich bei der Präparation klar unterscheiden vom restlichen Muskelgewebe der Oktopus-Extremität:
When it’s not aroused, the two-spot octopus (Octopus bimaculatus) “has an exceptionally tiny ligula that’s very hard to see”, says Janet Voight of the University of Chicago1. […] Its structure is remarkably similar to mammal penises and clitorises, Voight and her colleague Joseph Thompson found. It has cavities that fill with blood held together by collagen.
Male octopuses produce a packet of sperm and insert it into their mate using this specialized arm. When all goes according to plan, the ligula is deployed inside the female, obscuring its function and size. It might help to transfer sperm, or it might scrub out the sperm of previous mates.
The organ is bright white, lacking the colour-changing cells that camouflage the rest of the octopus. In the two-spot, which hunts by day, this might be a beacon to predators. Shrinking it away might minimize this risk.
“For defensive purposes, you want a tiny copulatory organ, but you also want to transfer large quantities of sperm,” says Voight. In most octopuses, which are nocturnal or live in the deep sea, the ligula is muscular, like a continuation of the arm, and comes in just one size.”
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