Vor allem Wale in Küstengewässern, also in der Nähe der Menschen mit ihrer Fischerei- und anderen Industrie sind gefährdet, da dort der menschliche Einfluss stärker und konzentrierter ist, als auf hoher See.
Mit dem Beginn des Anthropozäns, des Zeitalters der Menschheit und ihrer ungehemmten Konsumwahnsinns mit der entsprechenden Abfall- und Schadstofflast ist eine neue tödliche Gefahr im Meer nicht nur für Wale entstanden: Plastik.
Zumindest die Schweinswale der Ostsee scheinen bisher nicht so häufig durch das Fressen von Kunststoffmüll verstorben zu sein – zumindest ist es bis jetzt nicht als eine wichtige Todesursache bei der Untersuchung gestrandeter Schweinswale aufgetreten. Dafür enden erschreckend viele dieser kleinen Wale in den Stellnetzen der Fischerei, die unzerreißbaren Nylonschnüre hinterlassen tiefen Einschnitte in der Haut der Tiere. “Netzmarken” nennen die Biologen und Veterinäre solche charakteristischen Einschnitte.
Große Wale, große Lobby – kleine Wale, kleine Lobby?
Buckelwale, Pottwale oder Nordkaper sind den meisten Menschen bekannt, durch ihre Größe und Verhaltensweisen wie spektakuläre Sprünge fallen sie auf. Wenn solch ein Wal strandet, macht er Schlagzeilen. Auch Große Tümmler sind den meisten Menschen bekannt, ihre Sprünge sind spektakulär und weithin auffallend, außerdem suchen sie in größeren Gruppen oft die Nähe der Menschen, ob am Strand oder zu Schiffen.
Kleine und scheue Wale hingegen sind nicht sehr bekannt. In vielen Küstengewässern der Welt kommen die kleinen, scheuen Schweinswale vor. Zu weit entfernt und zu wenig auffallend für die meisten Menschen.
Ein Tier, das niemand kennt, hat keine Lobby.
Für einen starken Artenschutz müssten auch diese kleinen heimlichen Wale mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Welche Wege und Konzepte gibt es dafür?
Immerhin ist der 20. Mai seit 16 Jahren der Internationale Tag des Ostseeschweinswals. Allerdings ist der ähnlich bekannt wie der Schweinswal selbst – also eher regional.
Wie könnte man den Bekanntheitsgrad steigern?
Tiere, die gerade aussterben oder ausgestorben, bekommen eine hohe mediale Aufmerksamkeit, egal wo sie leben bzw. gelebt haben. Dieses Paradoxon hat dazu geführt, dass in den letzten Monaten in Deutschland mehr Berichte über den gerade akut vom Aussterben bedrohten Kalifornischen Schweinswal (Phocoena sinus) – aktuell gibt es etwa noch 12 Tiere, als über die einheimischen Schweinswale (Phocoena phocoena) in der zentralen Ostsee, deren aktueller Bestand auf etwa 300 Tiere geschätzt wird.
Beide sind akut durch Fischereiaktivitäten bedroht, sie enden als Beifang vor allem in Stellnetzen. Bei beiden haben alle Schutzmaßnahmen bisher versagt. Alle Experten sind sich einig, dass der Vaquita bald, also wahrscheinlich 2018, aussterben wird. Für den Schweinswal in der zentralen Ostsee ist die Zeit noch nicht abgelaufen, man könnte den Bestand noch retten.
Also: Wie also könnte man mehr mediale Aufmerksamkeit erreichen, bevor dieser Bestand ausstirbt?
„Firefly, Vaquita & Schweinswal“ – “Vaquitas are Browncoats”
Mit der Frage habe ich mich in den letzten Wochen intensiv beschäftigt und am vergangenen Wochenende einen Vortrag über einen ungewöhnlichen Ansatz vor einer ungewöhnlichen Zielgruppe gehalten. Mein Vortrag „Firefly, Vaquita & Schweinswal“ lief auf der FedCon, Europas größter Science Fiction-Veranstaltung und fand etwa 120 ZuhörerInnen.
Es wären mehr gewesen, hätte nicht zeitgleich ausgerechnet Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca der USS Discovery; Star Trek Discovery) ein Panel gegeben. Aber 120 ZuhörerInnen sind wesentlich mehr, als normalerweise zu meinen Vorträgen in Museen kommen. Mit dabei: Die grandiose Idee des kanadischen Biologen und Walexperten Dr. Andrew Wright, Ph. D. (Fisheries and Oceans, Canada, Bedford Institute of Oceanography, Dartmouth, NS, Canada & Gateway Antarctica, University of Canterbury, Christchurch, New Zealand) “Vaquitas are Browncoats”.
Was Andrew sich für den Vaquita-Schutz ausgedacht hat, was Vaquitas mit Browncoats und der Firefly gemeinsam haben, wer ASCOBANS ist und was das mit unserem heimischen Schweinswal zu tun hat, darum wird es in Teil 2 gehen.
Demnächst auf „meertext“.
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