Design, Mode und Medien in der Zukunft
Das Sitzmöbel “Djinn” von Mourgue fällt sofort ins Auge, allein schon durch die Farbe “Magenta”. In den künstlichen Licht flirrt der Farbton regelrecht. Die Original-Bezeichnung “Low fireside chair” wird oft durch “2001“-chair ersetzt, der Stuhl ist durch seinen Filmauftritt geradezu geadelt worden.
In einer Vitrine gegenüber liegt das Besteck des dänischen Designers Jacobsen, mit dem die Astronauten Bowmann und Poole ihren Nahrungsbrei aus flachen, kubischen Behältnissen löffeln. Das schnörkellose Design aus hochwertigen Materialien mit klaren Formen, oft geometrisch und meist in zurückhaltender Farbgebung, erschafft eine Szenerie der Modernität, die bis heute modern wirkt. Im Gegenzug für die Überlassung ihrer Produkte durften die Firmen ihre Logos im Film platzieren und mit ihrer Filmbeteiligung werben. „2001“ war ein Branding, das Firmen, die als hip gelten wollten, anzog. So gerierte sich PanAm als hippe Kult-Fluggesellschaft, die bereits den Weltraum-Linienverkehr plante.
Computerdisplays, ein Honeywell-Computer im Koffer als tragbares Heimbüro, ein Bild-Telefon und andere technische Gimmicks gaben 1968 einen Ausblick in zukünftige Formen der schnellen, schnurlosen Kommunikation für jedermann. Erstaunlich viel davon ist eingetroffen!
Gemeinsam mit Experten aus Forschungsabteilungen der NASA, IBM, Honeywell, PanAm und vielen hochkarätigen Designern erschuf Kubrick eine detailgetreue Vision einer modernen Welt und des Weltraums. Wie auch im Star Trek-Universum ist es atemberaubend, was 1968 noch als futuristisch galt und mittlerweile weltweit flächendeckend Alltags ist: Vom Laptop bis zur selbst öffnenden Tür, von der Spracheingabe beim Computer bis zum Telefon mit Bild. Allerdings sind die meisten dieser Tools heute wesentlich kleiner, als 1968 noch zu ahnen war. Dafür sind sie wesentlich bunter geworden, schließlich besteht die Kundschaft nicht nur aus älteren Herren, sondern aus allen Bereichen der Welt-Bevölkerung. (Was Kubrick und Clarke wohl beim Anblick eines rosa-glitzernden Smartphones mit einem Einhorn gesagt hätten? Vielleicht hätten sie einfach einen Herzinfarkt bekommen. Allerdings taucht im Film ja auch die Farbe Pink auf – bei der Stewardessen-Uniform.)
Für das Kostümdesign war zunächst die Mode-Ikone Mary Quant verantwortlich, deren Markenzeichen der Minirock und passend gemusterte bunter Strumpfhosen waren. Später kam britische Modedesigner Sir Hardy Amies dazu, der Hofschneider der Queen. Einige kolorierte Original-Skizzen aus seinem Nachlass sind in der Ausstellung zu sehen: Schlicht und geometrisch geschnittene Anzüge in gedeckten Farben für Wissenschaftler. Die Damenmode zeigt kurze Kleider und Strumpfhosen im Stil der 60-er Jahre, weiblich und praktisch gleichermaßen. Eines der gerade kurzen Kleidchen hat eine Kapuze, ein andere praktische Taschen. Dazu: farbige und passend gemusterte Strumpfhosen. Diese Kleidung ist so zeitlos, dass sie heute auf der Straße zwar als etwas extravagant aber absolut modisch auffallen würden. Die rosa Uniform der Stations-Stewardessen mit dem Minirock und der Pillbox als Kopfbedeckung ist sehr weiblich, der weich fallende Hosenanzug der Stewardessen im Raumgleiter Orion eher praktisch für die Schwerelosigkeit. Die ikonische Kopfbedeckung des gepolsterten Lederhelms wird als Kopfschutz gedeutet, für den eventuellen Fall im freien Fall.
Die Astronautenanzüge hingegen ließ Kubrick wieder von Experten der NASA entwickeln, hier stand die glaubhafte Funktionalität im Vordergrund. Sie ähneln stark den silbernen Anzügen der Gemini- und Mercury-Raumfahrtprogramme der 60-er Jahre. Diese Gemini- und Mercury-Anzüge waren eher Druckanzüge aus der Aeronautik, als Raumanzüge für das Weltall. Die charakteristischen umfangreichen EVA-Anzüge (EVA: ExtraVehicular activity) für die Apollo-Missionen mit ihren Schritten auf dem Mond und den Weltraum-„Spaziergängen“ waren zu dem Zeitpunkt noch in der Entwicklung.
Einer der silbernen Anzüge ist ausgestellt: Deutlich ist zu sehen, wie der Zahn der Zeit daran nagt. Die neuartigen verwendeten Kunststoff-Textilien des Original-Kostüms bekommen allmählich Risse. Gerade Kunststoffe, die eher zerfallen als Leder, Holz oder Metalle, sind für jedes Museum eine restauratorische Herausforderung. Das macht solche Exponate allerdings auch so authentisch.
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