Die Kameras müssen aber immer noch an den Robben befestigt werden, dazu muss so ein Seeleopard betäubt werden.
Krause und seine Kollegen von NOAA arbeiten längst an Systemen, die die zu beobachtenden Tiere gar nicht mehr beeinträchtigen: Dronen und andere unbemannte Flugobjekte. Schon jetzt hat sich gezeigt, dass diese technischen Gimmicks völlig neue und unerwartete Einblicke in die Ökologie antarktischer Meeressäuger und ihrer Ökosysteme geben.
Hier ist ein Video des Teams um Doug Krause beim Feldeinsatz: “Through the Eyes of Leopard Seals”
Hexakopter – Robbenforschung aus der Luft
Um die Anzahl der Seeleoparden und ihre Größe sowie ihre relatives Alter zu untersuchen, setzen Wissenschaftler zunehmend unbemannte Dronen ein – so haben sie gar keinen direkten Kontakt mehr mit den großen Robben und sind außer Reichweite der Zähne.
So hat die NOAA-Arbeitsgruppe Antarctic Ecosystem Research Division (AERD) erfolgreich unbemannte Flugsysteme (Unmanned Aerial Systems) entwickelt. Besonders bewährt hat sich der Hexakopter APH-22 von Aerial Imaging Solutions (AIS), der zuverlässig und akkurat Daten zur Individuenzahl und zur Körpergröße von Robben und Pinguinen aufnimmt. In der Feldsaison 2016-17 haben die Wissenschaftler die Drone eine vorab einprogrammierte dreidimensionale Karte abfliegen lassen, um später Pinguinkolonien zu kartieren und die Individuenzahl schätzen zu können.
Wer mehr darüber erfahren möchte: Joel Stocker von AIS hat dazu ein Video produziert:
“Video illustrating the orthographic projection creation process and the level of detail that can be obtained from systematically collected two dimensional photographs.”
Statt Stunden damit zuzubringen, ein Tier zu finden, zu fangen, es zu betäuben und dann zu vermessen und zu wiegen und dabei auch das Risiko einzugehen, gebissen zu werden, lässt sich diese Arbeit nun mit einer Drone schneller und sicherer erledigen.
“We continue to develop technologies to gather the data we need to manage fish and wildlife in a safer, less expensive way,” erklärte Douglas Krause, vom Southwest Fisheries Science Center’s Antarctic Ecosystem Research Division (AERD) “We’re certainly excited because we can get that much more work done, in less time, and at lower costs than ever before.”
Für das Einfangen und Vermessen eines Seeleoparden mussten 5 Personen 4 Stunden arbeiten – jetzt können zwei Personen die gleichen Daten mit der Drone in zwei Stunden bekommen, beschrieb Krause mit seinem Team in der PLOS One-Publikation „An accurate and adaptable photogrammetric approach for estimating the mass and body condition of pinnipeds using an unmanned aerial system“ (Douglas J. Krause et al).
Der methodische Vergleich enthält die komplexen Messprotokolle und Berechnungen der Masse eines Tieres aus seinen äußeren Maßen.
Die von der Drone aufgenommenen Daten hatten eine Abweichung von 2 % bei der Längenmessung und eine Abweichung von 4 % bei der Gewichtsmessung. In Anbetracht der viel größeren Effektivität und der Ersparnis von Zeit, Personal und Geld ist das vernachlässigbar
Endverbraucher als Ökosystem-Indikator
Große Beutegreifer wie Seeleoparden stehen am Ende der Nahrungskette, ihr Ernährungszustand ist ein wichtiger Indikator für den Zustand ihres Ökosystems. Fehlt es an Nahrung, weil wichtige Beute-Arten in ihrem Bestand abnehmen oder ihren Lebensraum verlagern, hat dies schnelle und unmittelbare Auswirkungen auf die Jäger. Auch die Schadstoff-Belastung eines Lebensraumes lässt sich an den Endverbrauchern am schnellsten ablesen, weil er dort über die ganze Nahrungskette hinauf angereichert wird.
Glücklicherweise hat das bisher in der Antarktis keine sichtbaren Auswirkungen, anders als etwa in europäischen Gewässern, wo die letzte Orca-Gruppe vermutlich aufgrund der Schadstoffbelastung nicht mehr fortpflanzungsfähig ist und aussterben wird.
Große Beutegreifer sind auch Zeigerorganismen für große Veränderungen in den Ökosystemen, etwa durch den Klimawandel.
Das Abschmelzen des Eises hat auf Robbben und Pinguine enorme Auswirkungen, weil beide Tiergruppen auf dem Eis leben.
Aber das ist eine andere Geschichte…
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