Weiterhin haben viele Menschen entweder durch Corona-bedingte finanzielle Einkommens-Engpässe oder freiwillig erheblich weniger konsumiert als sonst. In manchen Kreisen wird dieser Konsumverzicht gerade als neues Lebensgefühl gefeiert. Ein Beispiel für positive Corona-Nebenwirkungen in Deutschland ist der veränderte Tonfall um die Debatte des Billigfleisch-Konsums und der Ausbeutung osteuropäischer Arbeitskräft.

Weiterhin war in der Corona-Epidemie an vielen Orten eine stärkere Solidarität etwa in Nachbarschaften oder in Stadtvierteln zu erleben – jüngere Menschen boten ihren älteren Nachbarn an, den Einkauf zu erledigen oder anderweitig zu helfen. Manche Restaurants und Cafés erfuhren Unterstützung durch Nachbarn, Freunde oder Stammkunden, die dort Take-away-Mahlzeiten orderten. Nachbarschaften sprachen auf einmal viel mehr miteinander, als sonst üblich, man kam überall schneller ins Gespräch. Viele Menschen nähten für andere Menschen Gesichtsmasken. Nach einigen gespenstischen Tagen wurde ein neuer Umgang miteinander und mit der neuen Situation gesucht. Und es wurde offenbar insgesamt deutlich weniger gefahren, geflogen und konsumiert, was den CO2-Abdruck erheblich verringerte.

Klimaschützer fordern, diese klimafreundlichen Corona-Folgen unbedingt zumindest teilweise beizubehalten.
In der Nach-Corona-Zeit haben wir so auf jeden Fall schon einmal auch positive Geschichten für ein Leben mit weniger Konsum, mehr Miteinander und Solidarität.

Dass die Covid 19-Pandemie eine direkte Folge der Klimakrise und ihrer Auswirkungen wie Ökokrise und Biodiversitätsverlust ist, ist allerdings immer noch viel zu wenigen Menschen bewusst.
Ein aktuelles UN-Statement (30. September 2020) anläßlich des Biodiversitäts-Gipfels fast zusammen: “The COVID-19 pandemic has further highlighted the importance of the relationship between people and nature. We are reminded that when we destroy and degrade biodiversity, we undermine the web of life and increase the risk of disease spillover from wildlife to people. Responses to the pandemic provide a unique opportunity for transformative change as a global community. An investment in the health of our planet is an investment in our own future.”

Ob jetzt diejenigen, die zurück zum „Weiter so!“ wieder auf ihren SUVs im Stadtverkehr und ihrer täglichen Fleischmahlzeit beharren, oder die wachsende Zahl der Klimaschutz-AktivistInnen die Oberhand bekommen, bleibt abzuwarten.
Ich hoffe dringend, dass wir in Zukunft signifikant mehr Klimaschutz schaffen, auch wenn ich befürchte, dass zu wenig Menschen in Deutschland zu solch radikal erscheinenden Einschnitten bereit sind.
Ich bin gespannt, wie sich das Thema im politischen Bereich durchsetzen wird – bis jetzt hat Deutschland alle einst vereinbarten Ziele zum Klimaschutz und anderem Umweltschutz voll verfehlt.
Ich bin gespannt, ob wir so starke PolitikerInnen bekommen werden, die nicht mehr der Autoindustrie Geld für ihre traditionellen CO2-Schleudern geben, sondern dafür echte Innovationen zum Klimaschutz fordern. Mit dem gleichen Geld für ein „Weiter So!“ hätte die gleiche Autoindustrie Deutschland mit neuartigen Ideen zum Weltmarktführer für klimafreundliche Mobilitätslösungen machen (s. Teil 3) können.
Chance vertan.

Winter is coming! Was George R. R. Martins Game of Thrones mit der Klimakrise zu tun hat

Vielleicht wird die Menschheit die Kurve in der Klimakrise auch gar nicht mehr bekommen. Dann könnte vielleicht ein anderes Szenario eintreten, das ebenfalls Climate Fiction ist:
Das Lied von Feuer und Eis des Fantasy- und SF-Großmeisters George R. R. Martin (*1948), verfilmt als Game of Thrones.

Darin beschreibt Martin das Leben und die Kämpfe zwischen Menschen und anderen Wesen verschiedener Königreiche einer fantastischen Welt. Das Epos beginnt im ausgehenden Sommer und gleich zu Anfang wird unheilvoll der drohende Winter angekündigt: „Winter is coming!“ – was schnell zum geflügelten Wort in die Populärkultur übernommen wurde. Die sieben Königreiche des Kontinents Westeros ähneln in Vielem dem europäischen Mittelalter.  Allerdings enden sie im Norden an einer gewaltigen Eismauer, die sie vor dem ewigen Winter und unheimlichen Bewohnern des hohen Nordens schützen soll. Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt es hier nicht innerhalb eines Jahres, vielmehr dauern diese Perioden über Jahre hinweg, ihre jeweilige Dauer ist nicht vorhersehbar.
Trotz des drohenden Winters und der aufkommenden Gefahr durch eine sich stetig vergrößernde Armee von Untoten, die aus der Kälte immer weiter auf die Reiche der Menschen zumarschieren und diese in ihrer Existenz bedrohen, geben sich die Herrscher und Adligen der Königreiche weiter ihren Machkämpfen und Kriegen hin – sie spielen das Spiel der Throne. Nur gemeinsam könnten sie die tödliche Gefahr bezwingen. Aber bis zuletzt schaffen sie es nicht, ihre Streitigkeiten um Macht und persönliche Vorteile dem höheren Ziel – nämlich dem Bekämpfen der Untoten und damit dem Überleben der Menschen – unterzuordnen (jedenfalls in der TV-Adaptation – die Romane sind noch nicht abgeschlossen und viele LeserInnen machen sich mittlerweile ernsthaft Sorgen, ob Martin das in diesem Leben noch schaffen wird).

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Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    16. Oktober 2020

    Eine Einteilung in Gut und Böse (..) gibt es in Westeros nicht

    Genau wie in der realen Welt auch – nur im Rahmen der Fantasy (und äquivalenten Konstrukten) ist dergleichen überhaupt akzeptabel.

  2. #2 UMa
    17. Oktober 2020

    Dass etwa in Indien die sommerlichen Temperaturen seit diesem Jahrzehnt regelmäßig 50 °C übersteigen und eine Arbeit im Freien für Menschen dann kaum noch möglich ist, es Hitzetote gibt und die Infrastruktur leidet, betrübt in Europa kaum jemanden. Noch ist es zu weit weg.

    Weit weg? Eher nicht.
    Infolge der Hitzewelle im August 2020 sind in Deutschland fast 5000 Menschen vorzeitig verstorben.
    2019 gab es mehrere Hitzewellen in der Ende Juli verstarben über 3000 Menschen in Deutschland zusätzlich.
    Und an der großen Hitzewelle im Juli/August 2018 verstarben in Deutschland über 8000 Menschen.

    Das kann man selbst an den Rohdaten sehen, wenn man sie plottet.
    https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html

  3. #3 Bettina Wurche
    28. Oktober 2020

    @UMa: In Indien waren gar nicht “nur” die Hitzetoten das Problem, sondern die Situation, dass bei diesen Temperaturen die Arbeit im Freien, etwa in der Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Damit steht ein zunehmend kleinerer Teil des Sommers/des Tages für die Bearbeitung der Felder zur Verfügung. Dass die Klimakrise auch noch den Monsun mit dem dringend nötigen Regen beeinflußt, kommt noch dazu. Der IPCC hatte speziell den Klimakrisen-Folgen auf die indische Wirtschaft ein Kapitel gewidmet. Dabei stehen die Gesundheit der Arbeitenden auf dem Spiel, die Ernährung der Bevölkerung ist gefährdet und natürlich Schlüssel-Wirtschaftsbereiche wie Baumwolle, Tee, u. a., auch für den Export. Es geht also um weitaus mehr als “nur” ein paar Tausend Hitzetote.
    (Sorry für die späte Antwort).