Schließlich berief der Präsident der Fischerei der Universität Tokio nicht nur ein sondern sogar zwei Symposien ein, um die unbekannten Überreste zu identifizieren.
Auch wenn ein riesiger Hai wegen der Form den meisten Experten als plausibelste Erklärung galt, gab es aufgrund der Faserstruktur Zweifel. Einige japanische Wissenschaftler verfolgten dann ernsthaft die Plesiosaurus-Erklärung.
Schließlich brachte die sorgfältige Arbeit von S. Kimura und seinem Team die Aufklärung: Umfassende Analysen mit dem Rasterelektronenmikroskop, Gaschromatographe und anderen Geräten ergaben sowohl wichtige Übereinstimmungen mit den spezifischen Kollagenfasern von Haien als auch Abweichungen: Die hornigen Fasern des Blobs waren kleine nadelartige Strukturen mit einem transluzenten-bräunlichen Farbton. Absolut charakteristisch für das Bindegewebe von Haiflossen! Allerdings waren sie zu kurz. Auch die Analysen der Aminosäuren-Zusammensetzung des faserigen Gewebes zeigten große Übereinstimmungen mit den Proteinen der Haie, allerdings fehlten einige Aminosäuren. Wie war das zu erklären?
Kimura und seine Kollegen begannen zu experimentieren. Da sie es mit einem stark verwesten Gewebe zu tun hatten, versuchten sie, frisches Gewebe mit Bleiche aufzukochen und so künstlich zu altern. Und bei der Untersuchung des künstlich gealterten Gewebes fanden sie heraus: Durch die Verwesung waren nicht nur die Fasern geschrumpft, sondern auch einige der Hai-typischen Aminosäuren verschwunden.
Das unidentifizierbare Globster war also der Rest eines großen Hais! (Kimura S, Fujii K, and others. The morphology and chemical composition of the horny fiber from an unidentified creature captured off the coast of New Zealand. In CPC 1978, pp 67-74 (Mehr dazu auch auf talkorigins).
Die Haare und Mähnen der Meeresmonster
Die meisten dieser Globster und Blobs haben angeblich Haare, Mähnen oder Filamente, die an Angelgarne erinnern. Das ist auf den ersten Blick irritierend. Natürlich gibt es flauschige Meerestiere wie Meerotter oder Pelzrobben. Aber Wale, Haie und Fische sowie Tintenfische, als die sich die meisten Blobs herausstellen, haben kein Fell!
Dabei ist die Erklärung sehr einfach: Der Wal ist in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung.
Meeressäuger verrotten auf eine ganz eigene Weise, da ihre Gewebe anders strukturiert sind, als die von Landsäugern. Dazu kommt, dass Verwesungsprozesse im und am Wasser oft ganz anders verlaufen als an Land.
Gewebe verwesen und reißen, die verschiedenen Schichten lösen sich voneinander. Die Strömung reißt den sich auflösenden Körper weiter auseinander. Durch solche Auflösungserscheinungen zerfällt ein toter Meeresriese nach und nach, außerdem knabbern ihn viele hungrige andere Meerestiere an. So löst sich die äußere Form auf.
Gerade bei Walen lösen sich die oberen Gewebsschichten vollständig ab und werden weggeschwemmt. So ist ihre so charakteristische glatte Haut nicht mehr vorhanden. Die darunter liegenden Schichten aus Bindegewebe enthalten bei Walen extrem starke und recht große Bindegewebsfasern aus Collagen. Die Schichten mit den Collagenfasern liegen übereinander, ihre Laufrichtung ist versetzt. Wenn nun der Bindegewebsverband durch Verwesung aufgelöst wird, bleiben die zähen, widerstandsfähigen Collagenfasern länger erhalten als andere Gewebsstrukturen. Das Gewebe sieht zerfranst aus und erscheint eher wie Fell. Da die pigmentierte obersten Hautschichten fehlen, sieht solch ein Kadaver oft milchig-durchscheinend aus.
Da in den meisten Regionen Walkadaver wegen des strengen Eigengeruchs schnell vom Strand geräumt oder von Wissenschaftlern für ihre Sammlungen beschlagnahmt werden, sehen nur wenige Leute so etwas jemals mit eigenen Augen.
Die Entmystifizierung der Meeresmonster
Aktuelle Meldungen werden immer schnell ent-blobt, weil irgendein Experte die amorphen Spülsaumfunde schnell als Reste eines extrem vergammelten Wals, Tintenfischs, Hais oder eines anderen Meeresbewohners einordnet.
Mit dem Einzug der Smartphones hat jeder Fischer eine Kamera zur Hand, und kann so jeden ungewöhnlichen Fall dokumentieren. In Zeiten des Worldwideweb reisen Informationen und Photographien schnell um die Welt und erreichen, auch wenn sie aus entlegenen Regionen stammen, schnell Experten. So wird in der Informationsgesellschaft binnen Stunden oder Tagen nahezu jedes Geheimnis gelüftet. Bei den meisten Blobs reicht die genaue Betrachtung des Bildes, bei anderen führt erst eine körperliche Untersuchung und eine Probenanalyse auf ihre Gewebestruktur und DNA zur Entschleierung der wahren Blob-Identität.
Nur bei sehr wenigen Blobs und Globstern konnte die Identität nicht gelüftet werden – das lag dann allerdings daran, dass es an der Gelegenheit einer Untersuchung durch Experten fehlte.
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