Mir macht es ja immer Spaß, eine Monstermeldung zu analysieren und herauszufinden, welches Meeresgeschöpf dahintersteckt.
Ein kleiner Teil von mir sieht der Aufklärungsarbeit allerdings mit Bedauern zu. Eigentlich würde es mir ganz gut gefallen, wenn das Meer zumindest noch ein paar Geheimnisse bewahren würde. Vielleicht würden wir es dann mir mehr Respekt behandeln?

Warmwasser-Blobs als tödliche Klimakrisen-Monster

Die einzigen wirklich bedrohlichen Blobs sind die Warmwasserblasen im Pazifik: Das sind warme Wassermassen, die sich vom Äquator bis nach Südchile und Alaska ausdehnen.
Das abnorm warme Wasser führt zu sehr starkem Algenwachstum, darunter auch giftige Rotalgen wie Pfiesteria. Diese Warmwasser-Blobs treten in den letzten beiden Jahrzehnten vermehrt auf, rufen Algenblüten hervor – darunter auch Blüten von Giftalgen, sogenannte Red Tides (Rote Flut). Diese Red Tides oder Harmful Algal Blooms (HABs) führen zu gigantischen Schäden in Aquakulturen und Wal-Massensterben. Die großen Bartenwale filtrieren ihre Plankton-Nahrung aus dem Meer, bei einer Rotalgenvermehrung nehmen sie diese Algen-Toxine ebenfalls mit auf und sterben daran. So sterben  dann Dutzende oder auch Hunderte großer Bartenwale im gleichen Zeitraum, viele der Kadaver stranden dann, etwa 2015 in Alaska und Chile (hinter den Links verbergen sich umfangreiche Meertext-Artikel dazu).
Mit der zunehmenden Erderwärmung nimmt natürlich auch die Erwärmung der Ozeane zu, gerade die Oberflächentemperaturen sind auch im Pazifik in den letzten Jahrzehnten signifikant gestiegen.
Das hat langfristig massive Einflüsse nicht nur auf Wale, sondern auch auf Fische und alle anderen Meeresbewohner und damit auch die Nahrungsressourcen von uns Menschen. Nicht nur NOAA-Wissenschaftler befürchten, dass Blobs und Red Tides das “New Normal” werden könnten.


Blobs in der Science Fiction

Die wabbeligen Blobs erscheinen seit 1958 auch immer wieder in Science Fiction-Filmen. In dem US-amerikanischen SF-Film „The Blob“ („Blob – Schrecken ohne Namen“ (Alternativtitel: Angriff aus dem Weltall)) verbreitet ein formloses Alien mehr Schrecken, als es einer überdimensionierten Menge Wackelpuddings eigentlich zusteht.  Das gruseligste an dem Film war wohl der evangelikale Filmemacher, der mit dem Blob vor Kommunismus warnen wollte.

Der derzeit bekannteste Blob unseres Raumquadranten dürfte Yaphit sein, der im 25. Jahrhundert im Maschinenraum der USS Orville seinen Dienst versieht. Privat ist er in die Schiffsärztin Dr. Claire Finn verliebt und hat mit ihr eine kurze Affäre – begrenzt auf den Zeitraum, den Claire Finn unter dem Einfluß von Pheromonen steht, die ein unachtsamer Retepsianer auf der Orville verbreitet.
Durch das abrupte Ende der Raum-Romanze bleibt die Frage nach der Vermehrung von Blobs leider ungeklärt.

 

Tipp:

Der oben zitierte Darren Naish ist an einer Meeresmonster-Ausstellung im National Maritime Museum Cornwall in Falmouth beteiligt: “Monsters of the Deep”. Auch wenn ein direkter Besuch wohl im Moment eher nicht in Frage kommt, sind die Bilder und die virtuelle Tour sehr inspirierend.

Außerdem gibt es auf Meertext noch viele Meeresmonster- und Seeschlangen-Artikel: z. B.:

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Kommentare (6)

  1. #1 Aginor
    29. Oktober 2020

    Danke für den Artikel!

    Fällt wieder ein bisschen in die Kategorie “Thanks, I hate it”, perfekt zu Halloween weil bissl eklig, aber das ist Biologie eben nunmal häufig. Eklig aber interessant.

    Denke z.B. auch gerne an einen Vortrag zurück, den mal ein Biologe über irgendwelche koprophagen Käfer gehalten hat, die Schafskot toll finden und daher bevorzugt dort ihre Eier ablegen.
    Oder an den Artikel über die abgefahrene Laus, die die Zunge eines Fischs auffrisst und ihre Stelle einnimmt. Nightmare fuel.
    😀

    Bei Walkadavern am Strand hoffe ich nur immer, dass nicht wieder jemand auf die stupide Idee kommt den Kadaver zu sprengen (wie die Typen in Oregon 1970). 😀

    Gruß
    Aginor

  2. #2 RPGNo1
    29. Oktober 2020

    Das gruseligste an dem Film war wohl der evangelikale Filmemacher, der mit dem Blob vor Kommunismus warnen wollte.

    ABER: Mit diesem Film hat die Karriere des unvergesslichen Steve McQueen erst den richtigen Push erhalten. Sie brachte ihm nämlich eine Rolle in der Fernsehserie “Wanted: Dead or Alive” ein, die ihm einem breiteren Publikum bekannt machte.

    https://www.metv.com/stories/steve-mcqueen-s-performance-in-the-blob-got-him-his-role-in-wanted-dead-or-alive

    So kann aus etwas Schlechtem aus etwas Gutes entstehen. :

  3. #3 Dampier
    http://dampierblog.de/
    29. Oktober 2020

    Danke für den Hinweis auf das Netzwerk für Kryptozoologie! Das war mir bisher entgangen. Ich hab gleich mal den RSS-feed abonniert und das Jahrbuch auf meine Liste gesetzt!

    Vereinzelte Berichte sind älter – so wurden 1648 im mexikanischen St. Maria del Mar unidentifizierbare Überreste einer Meereskreatur angeschwemmt.

    Das interessiert mich besonders, hast du da eine Quelle für mich? (Zufällig versuche ich gerade, diverse Santa Marias aus der Zeit und der Region (Mittelamerika) ihren obskuren Quellen zuzuordnen und auseinanderzuhalten. Mein erster Gedanke war “oh nein, nicht noch ein Santa Maria!”)

    Unter historischen Seeungeheuer-Darstellungen auf Seekarten oder Gemälden fehlt diese amorphe Monsterkategorie allerdings – wahrscheinlich war sie zu diffus.

    Kennst Du “Seeungeheuer und Monsterfische – Sagenhafte Kreaturen auf alten Karten” von Chet van Duzen? Ein schöner Bildband und gleichzeitig ein gutes Nachschlagewerk zum Thema. Da hab ich eben mal geschaut, und auch keinen Blob gefunden. Die Darstellungen auf alten Karten sind ja nie aus erster Hand, und ich könnte mir vorstellen, dass ein eventueller amorpher Blob schon von Interpretationen überformt ist, wenn er die Feder des Kartographen erreicht.

  4. #4 Bettina Wurche
    29. Oktober 2020

    @Aginor: Och, das ist ja ein erheblicher Teil der Biologie. In den Planktonproben waren auch oft solche Partikel, die wurden als Indet. (Indeterminierbar) bezeichnet oder als Schlonz. Dabei war es der allgegenwärtige Meeresschnee. Solche Blobs sind halt einfach etwas größere amorphe Teile. Ich glaube, dass in den letzten Jahrzehnten niemand mehr versucht hat, einen Wal zu sprengen – die Videos davon sind mittlerweile einfach zu bekannt.
    Koprophage Käfer sind gar nicht selten, das sind doch die ganzen Scarabaeidae. Ein einziger Kuhfladen ist sogar ein ganzer Lebensraum. Gerade Dung von Pflanzenfresser ist ja letztendlich nur weiterverarbeitete Pflanzenmaterie.
    Über den Zungenparasiten hatte ich mal geschrieben… Und dann war da noch die Hirnauslutsch-Amöbe vor San Franciso
    Parasiten finde ich wirklich gruselig, die sind so ausgebufft.

  5. #5 Bettina Wurche
    29. Oktober 2020

    @dampier: Im Ellis habe ich es zumindest unter “Blobs” nicht gefunden, in die anderen Kategorien passt es nicht.
    “Unidentified carcass from Santa Maria del Mar, Oaxaca, Mexico (1648)” findet sich so in diversen Einträgen:
    Ich hatte es auf Wikipedia ohne weiter Quelle gefunden, jetzt nur noch im Archiv:
    https://www.youtubez.com/index.php?q=aHR0cDovL3dlYi5hcmNoaXZlLm9yZy93ZWIvMjAxMTA5MTgwNTM1NDMvaHR0cDovL2VuLndpa2lwZWRpYS5vcmcvd2lraS9HbG9ic3Rlcg
    https://itsmth.fandom.com/wiki/Globster
    https://hauntedauckland.com/site/globster
    Exakt der gleiche Wortlaut, ohne weitere Quelle.
    Vielleicht könnte man im Spanischen fündig werden?

    Seeungeheuer und Monsterfische – Sagenhafte Kreaturen auf alten Karten” von Chet van Duzen habe ich hier natürlich liegen : )
    Ja, die Mönsterchen sind sich immer wieder überraschend ähnlich. Wenn ich mich recht entsinne, hatte Gessner sie als erstes katalogisiert, in seinem Fischebuch sind auch viele der Monster.

  6. #6 Dampier
    29. Oktober 2020

    Danke @Bettina, für die Hinweise! Da werde ich bei Gelegenheit mal nach suchen (auch im Spanischen).