Nudibranchen sind eine Gruppe von Meeresschnecken mit über 3000 verschiedenen Arten. Ihre Farben- und Formenpracht ist ideal für etwas farbige Abwechslung im grauen November.
Nudibranchia bedeutet „Nacktkiemer”. Bei diesen Schnecken ist die Mantelhöhle mit den Kiemen zurückgebildet.
Als Larve tragen diese Meeresbewohner noch eine Schale, die erwachsenen Tiere haben allerdings keine mehr. Frei im Meer schwimmend und schwebend, äsen sie Algen, lecken Schwämme oder beklauen Nesseltiere. Auffallend bunt, klein, langsam und scheinbar schutzlos scheinen sie der ideale Snack für andere Meeresbewohner zu sein. Darum hat die Evolution sie mit ein paar Superkräften ausgestattet: Tarnung und Gift.
Passend zum heutigen Freitag dem 13. gibt es 13 Nudibranchen-Fakten:
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- Anders als die meisten Schnecken, haben sie keine schützende Schale, sondern sind „nackt“.
Dadurch sparen sie Gewicht und sind meistens freischwimmend in den Ozeanen unterwegs.
Ohne Schale sind sie sehr biegsam und ondulieren beim Schwimmen. Eine größere, rote Schnecke bewegt ihre abgeflachten Körperlappen so temperamentvoll wie eine Flamenco-Tänzerin ihren gerüschten Rocksaum – darum heißt sie „Spanische Tänzerin“. - Am Kopfende sitzen Augen und meistens ein Paar fiedriger Fühler. Den Kopf mit den Fühlern strecken die Schnecken oft hoch, Menschen interpretieren, dass sie mit nach vorn gereckten „Ohren“ aufmerksam „zuzuhören“ scheinen. Dieser Eindruck trügt. Vielmehr sind die Fühler Chemorezeptoren – sie riechen also eher zu. Diese sogenannten Rhinophoren helfen der Schnecke, ihren Weg zum Futter zu finden.
Außerdem kommunizieren Nudibranchen chemisch und benötigen auch dafür ihre Chemorezeptoren.Die kleinen schwarzen Punkt am Vorderende sind die Augen. - An manchem Nudibranchen-Hinterteil sitzt ein sternförmiger Aufsatz: die Kiemen.
Die Doridae atmen über sekundäre Kiemen am Fußende, die ein sternförmiges Büschel bilden.
Andere Nudibranchen atmen einfach durch die Haut (Hautatmung). - Mit ihren fadenförmigen Körperanhängen sehen die Fadenschnecken, eine große Gruppe der Nacktkiemer, puschelig-pelzig aus.
Der Schein trügt, sie sind keinesfalls wuschelig. Ihr Pseudopelz besteht aus Körperanhängen.
Diese fadenförmige Körperanhänge sind sogenannte Cerata.
Das „Häschen“ Jorunna hat sehr feine Cerata, die wie ein Pelz wirken.
Die in der Nordsee lebende Breitwarzige Fadenschnecke hingegen hat wesentlich gröbere solcher Fäden. - Nudibranchen sind Hermaphroditen – also Zwitter.
Jedes Tier produziert gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsprodukte. Allerdings können sie sich nicht selbst befruchten, sondern müssen sich mit einem Partner paaren.
Ihre Eier legen sie in spiraligen Strukturen ab. - Die meisten Nudibranchen sind extreme Nahrungsspezialisten – sie sind stenophag.
Viele von ihnen sind Jäger, andere ernähren sich von Algen.Die Analyse einiger Nudibranchen-Arten vor British Columbia, Canada ergab, dass sie nur wenige Schwämme fraßen, bevorzugt seltene Arten. Die häufig vorkommenden Schwammarten hingegen verschmähten sie. Die Ernährung unterschied sich nicht nur von Ort zu Ort, sondern hing zusätzlich noch von der Skelettstruktur der Schwammnadeln ab.
Die Schnecken lecken mit ihrer kräftigen Raspelzunge Schwammpartikel ab. Diese Raspelzunge kann einen oder viele Zähne haben, je nach Nahrungspräferenz.Manche Nacktkiemer ergänzen ihre Fleischnahrung mit Photosynthese. Dazu fressen sie die pflanzlichen Endosymbionten (Zooxanthellen) von erbeuteten Seeanemonen und lassen diese für sich weiter arbeiten – die Breitwarzige Fadenschnecke kann ihre gefressenen Zooxanthellen bis zu elf Tage in ihren Cerata zu speichern. Die pflanzlichen Einzeller betreiben weiterhin Photosynthese und versorgen die Schnecke mit zusätzlichen Nährstoffen. - Jorunna dürfte eine der knuffigsten aller Nudibranchen sein – als Sea Bunny hat sie in den Social Media eine große Karriere gemacht. Weiß oder gelblich mit feinen Körperanhängen, die an ein zartes Fell erinnern hoppelt sie auf den Wellen ihres Hypes entlag.
Jorunna hat ihren eigenen Meertext-Beitrag: 11 Fakten über Sea Bunnies.Da Jorunna auf eine Spezialernährung von nur wenigen Schwamm-Arten angewiesen ist, eignet sie sich nicht für die Haltung im Heim-Aquarium, warnt das Meerwasser-Lexikon. - Nudibranchen kommen in allen Gewässern und Meerestiefen vor. Die meisten Arten gibt es in flachen und warmen Meeresgebieten.
Natürlich leben auch einige von ihnen in der Nordsee, etwa die zartviolette Flabellina mit den weißen „Haarspitzen“. - Ihre teilweise psychedelischen Farben dienen der Tarnung, denn auf den bunten Untergründen aus farbigen Algen, Kalkalgen, Schwämmen oder in der schimmernden Wasseroberfläche verschwinden sie geradezu.Diese drei quietschrosa Exemplare sehen auf den ersten Blick aus wie Seeanemonen – damit sind die Schnecklein perfekt getarnt. Da Seeanemonen stark nesseln können, ist das Weichtier vor Fressfeinden sicher.
Bei genauem Hinsehen sind bei dem größten Tier die Tentakel am Kopfende erkennbar.
Neben ihnen liegt übrigens ihr ebenfalls rosafarbenes spiraliges Eigelege. - Einige Nudibranchen (wie die Fadenschnecken) ernähren sich von Polypen, also giftigen Nesseltieren. Die Nesselkapseln fressen die Schnecken mit und speichern sie in Darmausläufern, den Cerata. Bei Bedarf können sie die geladenen Giftzellen zur Abwehr einsetzen – Kleptocniden heißen diese gestohlenen Nesselkapseln. Die Aufnahme, Einlagerung und Anreicherung von Giftstoffen aus der natürlichen Umwelt (z. B. mit der Nahrungsaufnahme) etwa zum Schutz vor Freßfeinden heißt Sequestrierung.
Die Breitwarzige Fadenschnecke, die die Tentakel von Seeanemonen frisst, umhüllt diese mit Schleim, und verhindert so ein Explodieren der Nesselkapseln.
Wie alle Fadenschnecken verstaut auch die Breitwarzige Fadenschnecke ihre geraubten Nesselzellen in ihren fadenförmigen Körperanhängen, den Cerata. An jeder Spitze ist ein Säckchen voller Nesselzellen, ein Cnidosac.
Die ultramarin-violett-durchsichtige Glaucus schwimmt in der Blauen Flotte an der Oberfläche des Meeres. Ihre Färbung ist typisch für das Leben in dieser Schicht und tatsächlich eine wirksame Tarnung. Falls die Tarnung mal nicht ausreichen sollte, hat Glaucus aber auch noch Kleptocniden an Bord. Da sie u. a. die Portugiesische Galeere mit ihrem extrem starken Gift frisst, kann Glaucus sogar für Menschen gefährlich werden.Mehr über diese auch Seeschmetterling genannte Kreatur und ihre Reisegesellschaft aus anderen Weichtieren und Nesseltieren in Meertext: Mysteriöse Kreaturen an australischen Stränden. - Symbiose mit Algen: Tarnung und Nahrung
Einige Nudibranchen sind kaum als Tiere zu erkennen, sondern sehen eher aus wie Stapel winziger Blätter. Keinesfalls zufällig…Diese „Blattschafe“ (Leaf Sheep) sind Schlundsackschnecken (Sacoglossa). Sie sind meist ziemlich klein und leben in den oberen, küstennahen Meereszonen – wo sie genug Algen finden. Sie ernähren sich vor allem dadurch, dass sie die Chloroplasten von Algen im Ganzen schlucken. Die Chloroplasten sind die „Energiezellen“ der Pflanzen und betreiben Photosynthese. Die Schneckenschäfchen nehmen die Chloroplasten in ihre Haut oder ihre Mitteldarmdrüse auf, diese Kleptoplastiden betreiben dann in der Schnecke weiter Photosynthese und gibt Nährstoffe an die Schnecke weiter. Nach Stunden oder Tagen sterben die Plastiden ab, dann muss die Schnecke neue schlucken. Diese Schnecken sind oft so grün gefärbt wie ihre Algennahrung und hat auch eine ähnliche Form – wieder eine perfekte Tarnung für die kleinen Weichtiere.(s. u. Video) - Eine außergewöhnliche Nudibranche ist die Häubchenschnecke Melibe: ihre Häubchen setzt sie zu einer Fischereitechnik ein, die an die Ringwade erinnert. Außerdem muss man zweimal hinschauen, um das Tier überhaupt als Schnecke zu erkennen.Mehr dazu hier: Meertext:Nudibranchen-Montag: Melibe – die jagende Häubchen-Nacktschnecke
- Der korrekte Begriff für eine im Meer lebende Schnecke ist im Deutschen Meereschnecke. Nicht „Seeschnecke“. Und bei im Meer lebenden Muscheln heißt es dementsprechend Meeresmuschel. Seemuscheln und -schnecken hingegen sind Tiere, die in Seen oder Teichen leben.
- Anders als die meisten Schnecken, haben sie keine schützende Schale, sondern sind „nackt“.
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