Meeresschutz ist auch wirksamer Haischutz – 300 Große Weißhaie vor Kalifornien

Ausgewachsen wird so ein Weißhai bis fast 7 Meter groß werden. Ihr Revolvergebiss mit den vielen  Zahnreihen voller großer Zähne mit gesägtem Rand hat in Schauergeschichten wie „Der weiße Hai“ Generationen von Menschen in Angst und Schrecken versetzt. In der Langzeitstudie von 2011 bis 2018 der Stanford University und dem Monterey Bay Aquarium kam allerdings ein anderes Bild der Knorpelfische heraus. Durch die individuelle Wiedererkennung anhand der individuell geformten Rückenflossen und mithilfe von Sendern konnten die Biologen die Wanderwege rekonstruieren und erhielten einen tiefen Einblick in das Leben und Lieben der großen Knorpelfische.

Die meisten Weißen Haie schwimmen im Kalifornienstrom (California Current), vor der Küste Zentralkaliforniens in einem Gebiet, im „Roten Dreieck“.

Durch mehr als 20-jährige Studien haben Forscher herausgefunden, dass diese Hai-Population etwa die Hälfte des Jahres in Offshore-Gewässern des Nordostpazifiks auf halbem Weg zwischen Hawaii und dem mexikanischen Baja und die andere Hälfte des Jahres entlang der Pazifikküste verbringt. Sie können weit nach Norden – bis Washington – und nach Süden – nach Mexiko -reisen, aber sie neigen dazu, sich um Inseln und Küsten vor der zentralen kalifornischen Küste und auf der Insel Guadalupe in Mexiko zu versammeln.

Risiko Hai-Attacke: 1 zu 17 Million

Ihr Bestand ist in dieser Zeit zwischen 2011 und 2018 leicht, aber stetig gewachsen, heute sind es vermutlich um 300 Exemplare. Die gute Entwicklung hat drei Gründe, erklären Haiforscher:
1. 1972 unterzeichnete der US-Präsident Richard Nixon den Marine Mammal Protection Act. Seitdem stehen alle Meeressäuger unter strengem Schutz, damit endete auch die Jagd auf Seelöwen, Seehunde, Seeelefanten und andere Meeressäuger wie Otter, die auf der Speiseliste der großen Weißen stehen.

  1. 1994 wurde in Kalifornien das Töten von Großen Weißen Haien in den Gewässern des Staates innerhalb der drei Meilenzone verboten.
  2. 1990 hatten die Wähler Kaliforniens für das Verbot der Stellnetzfischerei gestimmt. Bis dahin waren in den Stellnetzen neben Meeressäugern und Meeresvögeln sowie Fische aller Arten auch viele Haie verendet.
    Dadurch ist die kalifornische Dreimeilenzone faktisch ein Meeresschutzgebiet entstanden.
    Von diesem Meeresschutz profitiert auch der Weißhai.

Übrigens: Auch wenn das berüchtigte „Rote Dreieck“ ein bevorzugtes Areal für die Haiangriffe ist und es heute ein paar mehr Haie gibt, ist das Risiko, von einem Großen Weißen Hai gebissen oder gar gefressen zu werden, trotzdem extrem gering: Laut einer 2015 von Francesco Ferretti et al publizierten Studie beträgt die Wahrscheinlichkeit für Surfer 1 zu 17 Millionen.
Falls es doch passieren sollte, ist es übrigens auch für den Knorpelfisch meist eine große Enttäuschung – meistens beißen die Haie in der Erwartung auf eine fette Robbe zu. Neopren schmeckt ihnen nicht.

 

 

 

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Kommentare (4)

  1. #1 Christian
    18. Juni 2021

    Ich musste gerade Schmunzeln. Dass dem Hai das Neopren nicht schmeckt, ist im Eins-zu-siebzehn-Millionen-Fall vermutlich nur ein schwacher Trost. Jedenfalls tut so ein Biss mit dem Wissen darum bestimmt nicht weniger weh 🙂

    Was aber wirklich schade ist: Ein Video über Haie ist leider auch ein Video über Müll im Wasser 🙁

  2. #2 Bettina Wurche
    18. Juni 2021

    @Christian: Der Biß dieses Hais tut definitiv weh. Wenn er nach dem ersten Probebiß seinen Fehler am schlechten Geschmack bemerkt, läßt er meist von seinem Opfer ab. Dann ist die Überlebenschance für einen gebissenen Menschen groß, vor allem, wenn er von Begleitern schnell an Land gebracht wird. Schmeckt dem Hai seine Mahlzeit hingegen, würde er weiterfressen.

  3. #3 knorke
    19. Juni 2021

    Ich find die Bilder schon ganz schön kitzlig. Man stelle sich mal vor der Hai hätte doch mal Lust auf planschende Menschenbeine. Da schwebt da oben einer mit der Drohne und kann nicht mal ne Warnung raushauen. Andererseits ist sowas natürlich auch eine wohltuende Schilderung des Verhaltens, statt auf den JAWS-Nervenkitzel zu setzen. Verückt auch, dass die badenden die Haie gar nicht mitbekommen, während es von oben so aussieht, als wären die gar nicht zu übersehen. Ich glaube ich kann auf so eine Begegnung verzichten. Auch krass, wie flach das Wasser ist und trotzdem ein weißer Hai in der Nähe. Ich war mal auf Madeira im Meer schwimmen, da hüpft man ja praktisch von einem Steg überall mehr oder minder umstandslos vom Land in die Tiefsee. Jedenfalls ist da nur gähnende Schwärze unter einem zu sehen und der Phantasie somit Tür und Tor geöffnet. Da hab ich ehrlich gesagt auch ein bissel Bammel gehabt, obwohl ich bei freien Gewässern eigentlich sonst keinerlei Berührungsängste habe. Wie dem auch sein, vermutlich muss man mehr Angst haben, wenn einem ein Braunbär an Land so nahe kommt als bei einem weißen Hai im Wasser…

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