Töten ist eine fragwürdige Tradition
Nicht jede Tradition ist erhaltungswürdig. Ein aufgeklärter Mensch sollte seine tradierten Verhaltensweisen kritisch hinterfragen. Selbst auf den Färöern ist diese Tradition mittlerweile umstritten, schließlich liefern auch die Schafshaltung und die Aquakulturen sowie die Fischerei ausreichende Nahrungsgrundlagen für die Insel-BewohnerInnnen.
Jetzt haben traditionsbewußte Färöer-Bewohner im Skálafjörður einen ganzen Superpod (ein Zusammenschluß mehrerer Herden) mit 1428 Weißseiten-Delphine auf einmal abgeschlachtet. Eine unvorstellbare Menge. Nach diesem Artikel im färingischen Online-Magazin in.fo hatte der Grind-Vormann Heri Petersen diesen Grindadrap nicht autorisiert.
BREAKING
According to reports the foreman of the grindadrap did not authorise last night’s hunt of a superpod of an estimated 1000 white-sided dolphins as there were too many animals and too few men to avoid unnecessary suffering. https://t.co/qUCsd0ge7s
— Blue Planet Society (@Seasaver) September 13, 2021
Bei über 1000 Delphinen, so Petersen, hätte die Manpower für ein schmerzloses schnelles Töten aller Tiere nicht ausgereicht. Dennoch haben die Insulaner 1428 Weißseitendelphine massakriert. Petersen hatte auch zu bedenken gegeben, dass solch ein Massaker so schlechte Presse und so viel Druck seitens der Welt-Öffentlichkeit erzeugen würde, dass dadurch möglicherweise die gesamte Tradition in Frage gestellt und vielleicht beendet würde.
Da hat er recht! Ich bin wirklich schockiert. Mir ist bewußt, dass auch diese Massentötung die atlantischen Weißseiten-Delphine nicht ausrotten wird und der Grindarap den Bestand der Pilotwale nicht gefährdet. Aber solch eine Massenschlachtung von in fast allen Teilen der Welt geschützten Meeressäugern und so ein absolut nicht nachhaltiges Vorgehen bei der Bewirtschaftung von Meerestier-Beständen ist einfach inakzeptabel.
Ein solcher Blutrausch ist selbst auf den Färöern beispiellos, der nächstgrößere Grindarap war 2013 die Schlachtung von 430 Weißseiten-Delphinen.
@Seasaver, der Twitter-Account der Blue Ocean Society, hat jedenfalls Recht mit dieser Forderung: “If Denmark and the EU don’t act after this then they’re complicit in the unsustainable massacre of protected species.
The aftermath.
Just a few of the 1428 white-sided dolphins massacred in one hunt by a reckless and irresponsible country with no thought for the future of this species. @Tinganes @VSinkevicius @denmarkdotdk pic.twitter.com/dGMQr3ATfe
— Blue Planet Society (@Seasaver) September 14, 2021
Auch wenn die Färöer einen besonderen rechtlichen Status haben und nicht Mitglied der EU sind – u. a. gerade wegen ihrer Wal- und Robbenschlachtungen – können Dänemark und die EU in diesem Fall wirklich nicht länger die Bewahrung regionaler Tradition und Identität direkt vor ihrer Haustür schützen. Auch wenn die Färöer einen Sonderstatus haben, ist jetzt die Rote Linie überschritten. Diese Tradition ist nicht mehr zeitgemäß! Der Grind muss mindestens begrenzt oder ganz gestoppt werden.
Kleinwalschutz in EU- und deutschen Gewässern
Btw: In Deutschland werden Wale zwar nicht mehr gejagt, sie landen stattdessen in d Netzen von Fischern, sterben an Traumata, vergiften sich an unseren Abwassern. Der #Schweinswal ist vor allem in der Ostsee stark bedroht, der Bestand der Zentralen Ostsee steht vor dem Aussterben.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Kleinwalschutz in den eigenen Gewässern den meisten Deutschen herzlich egal ist und auch kaum jemand über den Beifang in Ostsee, Nordsee und Biskaya spricht. Die einzige Politikerin, die mir bei meinen umfangreichen Recherchen zum Schweinswal-Status im vergangenen positiv aufgefallen ist, ist Steffi Lemcke von den Grünen. Das Klöckner-Ministerium hingegen hat alles unternommen, um die Umsetzung internationaler und EU-Vorgaben zum Kleinwalschutz zu unterlaufen und zu behindern (hier ist ein Hintergrund-Artikel dazu).
Ich werde bei der Bundestagswahl jedenfalls auch für den Walschutz stimmen.
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