Es gibt gute Neuigkeiten der ESA-Mars Mission ExoMars!

  • Die erste Simulation, wie der ExoMars-Rover „Rosalind Franklin“ von seiner Landeplattform abfährt, hat gut geklappt.
  • Der ESA Rover hat 2021 erfolgreich seine Funktions- und Wartungstests bestanden.Alle Instrumente sind nun für den Flug freigegeben, nur einige kleine Anpassungen sollen noch im Januar abgeschlossen werden.
  • „Der Rover ist bereit, und zusammen mit dem jüngsten Abwurftest für die Fallschirme sind wir zuversichtlich, dass wir den Starttermin im September einhalten können.“, sagt Pietro Baglioni, Teamleiter des ExoMars-Rover-Teams der ESA.

Dieser 2. Teil der ExoMars-Mission sollte ursprünglich 2018 starten und war dann schon 2016 auf 2020 verschoben worden. Auch das klappte nicht. Aber 2022 soll der Rover nun wirklcih gestartet werden.
Wegen der Himmelsmechanik öffnet sich nur alle zwei Jahre ein Startfenster für Marsmissionen, die in nur neun Monaten Flugzeit den Roten Planeten erreichen können. Das ist die kürzestmögliche Flugzeit.

Die unten stehende ESA-Graphik zeigt die Flugbahn:

Von der Erde zum Mars

Copyright: ESA

Das Projekt ist eine Kooperation von ESA und Roskosmos, der Rover Rosalind Franklin wird auf seiner Landeplattform Kazachok stehend von russischen Weltraumbahnhof im kasachischen Baikonur gestartet.
Die Endmontage und abschließende Tests waren in einem hochsterilen Reinraum in Italien durchgeführt worden (Gelände von Thales Alenia Space in Turin, dem industriellen Hauptauftrgageber). Der kleine Rover ist also schon vor seinem Start gereist. Im April soll die letzte Überprüfung stattfinden, dann werden noch einmal alle Teile des kleinen Raumvehikels gecheckt: Rover, Abstiegsmodul, Landeplattform und Trägermodul. Danach reisen Rosalind und Kazachok zum Startplatz in Baikonur, weiter, dann geht an die direkten Vorbereitungen des Starts im September dieses Jahres.
Für den Start steht natürlich auch wieder ein ESA-Team im ESOC in Darmstadt bereit.

Auf zum Roten Planeten

Am Mars angekommen, wird das neue Raumvehikel vom Trace Gas Orbiter begrüßt, der neben seiner eigenen sehr erfolgreichen Mission auch als Relaisstation zwischen Mars und Erde dient. So überträgt TGO auch die Daten des NASA-Rovers Perseverance. Das Bremsen des Abstiegs in der dünnen Mars-Atmosphäre ist dann die nächste Herausforderung, an der schon mehrere Missionen gescheitert sind. Hoffen wir, dass es diesmal gut läuft.

Auf der Oberfläche angekommen, muss der Rover Rosalind erst einmal ausparken: Die Bewegungen folgen einer ausgetüftelten Choreographie und wird extrem langsam ablaufen. Auch wenn der Rover dabei insgesamt nur 15 Minuten fährt, wird dieses Manöver mehrere Tage in Anspruch nehmen. Das kommt unter anderem daher, weil der Funkverkehr zwischen Mars und Erde für jedes Kommando ca 20 Minuten Verzögerung hat (ja nach Konstellation). Dann muss der kleine Rover noch einige Tests durchführen und Räder und Mast ausklappen, bevor es endlich losgeht. Ebenfalls seeeehhhr langsam fährt er zunächst von der Landeplattform herunter. Diese hat gleich zwei Ausfahrtrampen, je eine vorne und eine hinten. Mit seinen sechs Rädern kann der Mars-Rover natürlich auch starke Steigungen der Rampen überwinden. Die Bodenkontrolle muss nach der Landung den sichersten Weg suchen, um dann endlich auf dem Boden des staubig-felsigen Roten Planeten dahinzurollen.

Amalia the rover

Amalia the rover in Mars Terrain Simulator (Copyright: ESA)

Zum Probefahren hat die ESA einen zweiten, baugleichen Rover namens Amalia in einer simulierten Marslandschaft schon alle Manöver durchprobieren lassen.
Dort hat Amalia auch schon das Bohren geübt: Das ESA-Vehikel soll tiefer bohren, als alle bisherigen Mars-Missionen. Amalia hat schon bis zu 1,7 Metern gebohrt und den Bohrkern entnommen, dabei hat sie auch die Instrumente gut bedient und die wissenschaftlichen Daten erfolgreich an das Rover Operations Control Centre (ROCC) übermittelt.
ROCC ist das operative Zentrum für die Kontrolle des Mars-Rovers.

Rosalind und Amalia

Der auf dem Mars eingesetzte Rover ist auf den Namen Rosalind Franklin getauft, nach der britischen Chemikerin und Mit-Entdeckerin der DNA-Doppelhelix.
Amalia ist nach der italienischen Astrophysikerin Prof. Amalia Ercoli Finzi benannt, die erste Frau in Italien mit einem Abschluss in Luftfahrttechnik. Sie ist wissenschaftliche Beraterin für die ESA und die NASA, hat den Bohrer für den Rosetta-Lander Philae entworfen und sich seit 20 Jahren für die Entwicklung des ExoMars-Bohrers eingesetzt. Die Benennung hat sie natürlich gefreut: „Ich fühle mich sehr geschmeichelt und geehrt, dass dieses wesentliche Element der ExoMars-Mission nach mir benannt wurde. Der Mars wartet auf uns“.

Warum Rosalind und Amalia überhaupt einen Bohrer brauchen und was sie auf dem Mars suchen, hatte ich hier ausführlich beschrieben. Spoiler: Es geht um die Suche nach Spuren außerirdischen Lebens. Darum ist auch die Landestelle im Meridiani Planum ausgesucht worden, dessen Tonsediment sich im Wasser abgelagert haben muss.

Quelle: ESA-Pressemitteilung “Steady driving towards ExoMars launch” / “ExoMArs-Start in Reichweite” vom 18.01.2022

 

Kommentare (12)

  1. #1 grummbeermann
    18. Januar 2022

    Auf gutes Gelingen!
    Ich war vor etlichen Jahren mal in dem Raum des ESOC, in dem sie die Satelliten übernehmen und habe dort einen der wohl exklusivsten Fahrpläne der Welt gesehen: Shuttle, Ariane, Sojus…
    *Gänsehaut*

  2. #2 RPGNo1
    18. Januar 2022

    Kurzer Exkurs zum Namen des Rovers: Über Rosalind Franklins Beiträge zu Entschlüsselung der DNA-Struktur hatte ich im Biologie-Unterricht nie etwas gehört. Ich bin auf den Namen erst gestoßen, als ich vor vielen Jahren Bill Brysons vorzügliches Buch “Eine kurze Geschichte von fast allem” gelesen habe. Sie wird als brillanter, aber auch schwieriger sturer Charakter beschrieben, der sich zudem in einer misogynistischen Umgebung am King’s College zurechtfinden musste.

    Ich bin jedoch der Meinung, dass Rosalind Franklin zusammen mit Crick und Watson den Nobelpreis 1962 verdient hätte. Nur ihr früher Tod hat die Verleihung verhindert. Wenn sie jedoch zum Zeitpunkt noch gelebt hätte, dann wäre Maurice Wilkins meiner Einschätzung nach kein würdiger Nobelpreiskandidat gewesen.

  3. #3 Bettina Wurche
    18. Januar 2022

    @RPGNo1: Danke für diese Ergänzung! Frauen sind in dieser Zeit konsequent und systematisch übergangen worden. Natürlich hätte auch sie am Nobelpreis beteiligt sein sollen, da herrscht heute Einigkeit. Genau darum ist der Rover nach ihr benannt worden. Schwierig und stur wird vielen erfolgreichen ForscherInnen zugeschrieben, da wäre sie keine Ausnahme gewesen. Allerdings gelten Frauen, die ihren eigenen Weg verfolgen, bis heute in gewissen Kreisen ja gern als stur und schwierig.

  4. #4 Bettina Wurche
    18. Januar 2022

    @grummbeermann: (Krummbeere? Kartoffelmann?) Ja, so geht es mir auch immer – beim Blick in die Kontrollräume, die Starts im HAuptkontrollraum,… Bei den Fernseh-Aufnahmen für die Terra X-Folge zum Mars war ich erstmals mit im ESTEC. Die Filmaufnahmen fanden im Hangar statt, in dem auch ein Mars-Environment aufgebaut war – dort stand eine Rosalind-Rover-Ausfertigung. Mir wurde ganz andächtig! Ich habe einen Mordsrespekt vor Leuten, die damit arbeiten.

  5. #5 RPGNo1
    18. Januar 2022

    @Bettina Wurche

    Ich sehe das Attribut “stur” nicht unbedingt als negativ an. Wer wichtige Ziele erreichen will, muss auch stur sein und darf nicht bei Schwierigkeiten sofort einknicken.

    In der Zeit, in der Rosalind Franklin tätig war und wo Frauen im wissenschaftlichen Betrieb oft noch als schmückendes Beiwerk angesehen wurden, war dieser Charakterzug doppelt und dreifach so wichtig. Und so hatten die Wissenschaftlerinnen dann auch schnell die Beschreibung weg, schwierig zu sein, weil sie sich einer bestimmten Erwartungshaltung dieser Zeit verweigerten.

    Ich bin mir sicher, dass Özlem Türeci und Uğur Şahin bis vor gut 2 Jahren auch von einigen Seiten als stur und schwierig angesehen wurden, weil sie Millionen Euro in ein Projekt versenkt hatten (mRNA-Technologie), dass keinen sichtbaren Erfolg zeigte.

  6. #6 Bettina Wurche
    18. Januar 2022

    @RPGNo1: Ja, volle Zustimmung!
    Bei erfolgreichen Männern wird stur allerdings gern durch das positiver behaftete zielstrebig ersetzt : )

  7. #7 rolak
    18. Januar 2022

    auf seiner Landeplattform Kazachok

    ^^da hat man sich ja auf ein heißes Tänzchen vorbereitet…

  8. #8 Rembo
    19. Januar 2022

    Ist nicht dein Gebiet.
    Wo ist aldemarin?

  9. #9 RPGNo1
    19. Januar 2022

    @Rembo

    Ist nicht dein Gebiet.

    1) Ich denke nicht, dass es deine Aufgabe ist zu bestimmen, wer über was schreibt.
    2) Bettina Wurche berichtet sehr wohl regelmäßig über Raumfahrtthemen bzw. Astrobiologie, was man auch wissen könnte, wenn man sich den Blog informiert hätte.

    Wo ist aldemarin?

    Alderamin schreibt zur Zeit nur selten auf SB, da er mit seinen Artikeln auf heise zeitlich eingespannt ist.

  10. #10 Bettina Wurche
    19. Januar 2022

    @Rembo: An wen ist diese Bemerkung gerichtet?

  11. #11 Bettina Wurche
    19. Januar 2022

    @RPGNo1: Vielen Dank für Deine Reply.

  12. #12 grummbeermann
    20. Januar 2022

    @Bettina Wurche #2: “Krummbeere? Kartoffelmann?”

    genau 🙂