Ebenfalls typisch für kalte Gewässer ist der relativ geringe Bewuchs des Wracks. In tropischen Gewässern wäre es längst dick überkrustet mit Myriaden von festsitzenden Tieren wie Korallen, Schwämmen und anderen Organismen. In der Tiefe des eiskalten Polarmeeres ist die Endurance nur der feste Wohnsitz weniger Tiere geworden, die langsam wachsen und sich langsam vermehren.
Die Endurance22-Expedition hat eine gute Seite mit vielen weiteren Hintergrund-Informationen zu allen Aspekten dieser phantastischen Expedition und zu Shackletons Reise.
Die Endurance22-Expedition ist ein Projekt des Falklands Maritime Heritage Trust, der noch viele weitere spannende Geschichten von Schiffen und Flotten zu bieten hat, vom Handelssegler aus dem 17. Jahrhundert bis zu versenkten Schiffen der deutschen Kriegsmarine wie der SMS Scharnhorst.
Die Falkland-Inseln sind ein strategisch wichtiger Ort dieses riesigen und sehr abgelegenen Seegebiets, in dem die Royal Navy regelmäßig Präsenz zeigt. Mehr dazu auch in diesen Meertext-Artikeln über die Fahrt der HMS Enterprise und einen Wal-Survey vor South Georgia.
Hier ist eine ausgezeichnete Photostrecke der Endurance22-Expedition. Unter den begleitendne Medien waren mediale Schwergewichte wie die BBC und die Photographin Esther Horvath.
Die unterkühlte Wohngemeinschaft der Endurance
Als Zoologin fielen mir beim Blick auf die Endurance natürlich sofort die darauf wachsenden Tiere auf. Auf Twitter folge ich Huw Griffiths vom British Antarctic Survey. Er hatte sich bei den Unterwasser-Aufnahmen gleich daran gemacht, die Tiere darauf zu identifizieren.
Einige davon möchte ich hier vorstellen. Die Screenshots sind starke Vergrößerungen, um die Organismen besser zu erkenne und darum etwas unscharf.
Die drei großen weißen antarktischen Seeanemonen sind eine extravagante Heckverzierung. Sie gehören zur Gattung Hormathia oder ähnlichen und nutzen das Wrack, um ihre Tentakel in die Strömung zu halten und sich vorbeischwebende und -schwimmende Minitiere zu schnappen.
Der hohe Sitz über dem Meeresboden verbessert ihre Nahrungssituation, außerdem bietet das feste Holz einen guten Halt für ihre Haftscheibe am Unterteil.
Huge #Antarctic sea anemones (Hormathia or similar) dangle their tentacles in the icy water! All of the animals that I have spotted so far are filter feeding! (2) pic.twitter.com/Os7l9sd5OG
— Huw Griffiths (@griffiths_huw) March 9, 2022
Diese transparenten Ascidien (Seescheiden, Manteltiere) pumpen Wasser durch ihre Siphons Wasser durch ihre Körper und filtern die Nahrungspartikel dabei heraus, wie Plankton und Meerschnee. Meerschnee besteht aus von oben herab“regnende“ Flocken aus Kot, Bakterienflocken und anderen organischen Flöckchen.
A beautiful brisingid starfish or sea star reaches out into the darkness to filter feed (4) pic.twitter.com/tjW8Vgb2b4
— Huw Griffiths (@griffiths_huw) March 9, 2022
Hier sind einige gestielte Tiere zu sehen, wahrscheinlich Schwämme. Ihr Stiel ermöglicht ihnen einen möglichst hohen Ansitz zum Schnappen von Nahrungspartikeln. Die zusätzliche Höhe auf dem Wrack ist ein evolutiver Vorteil.
Stalked animals, probably glass sponges. Possibly similar to the life we found on the boulder under the Filchner ice shelf with @BAS_News (5) pic.twitter.com/4lNvBIpdDb
— Huw Griffiths (@griffiths_huw) March 9, 2022
“And my favourite @Endurance_22 spot so far is the bright yellow sea lily or stalked #crinoid! Sea lilies date back over 480 million years and used to be very common and diverse in all the world’s oceans until the Triassic period!” beschreibt Huw begeistert diese hellgelbe Seelilie. Die Seestern-Verwandte hat ebenfalls einen Stiel und fischt mit ihren Tentakeln in der Strömung. Die Tentakelkrone ist pentasymmetrisch (typisch für Stachelhäuter wie Seesterne, Seeigel und Seegurken) und erinnert an eine Blüte. Seelilien waren im Erdaltertum und Erdmittelalter sehr erfolgreiche Meeresbewohner, im Baden-Württembergischen Posidonienschiefer von Holzmaden und Dotternhausen sind besonders große Exemplare und Kolonien erhalten.
Heute sind sie eher Relikte ihrer vergangenen Größe und leben vor allem in Tiefsee-Ökosystemen.
And my favourite @Endurance_22 spot so far is the bright yellow sea lily or stalked #crinoid! Sea lilies date back over 480 million years and used to be very common and diverse in all the world’s oceans until the Triassic period! (7) pic.twitter.com/kQ8zrn1ddL
— Huw Griffiths (@griffiths_huw) March 9, 2022
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