Die großen Haie reißen ihr besonders großes Maul so weit auf, dass neben der großen dreieckigen Rückenflosse und den Schwanzflossen oft auch noch die Nasenspitze dieses großen Fisches über die Wasseroberfläche hinausragt. Durch das weit geöffnete Maul fließt Meerwasser voller Plankton in den Schlund und durch die ebenfalls weit geöffneten Kiemenspalten wieder hinaus. Die Kiemenspalten sind auf der Schlundseite mit einer Reihe Reusendormen (Branchiospinen) besetzt (Kiemenreuse), wie ein Kamm. Diese kammartigen Leisten sind übrigens fossil erhaltungsfähig, im Gegensatz zum restlichen Knorpelfisch. Etwa im Mainzer Becken kann man sie regelmäßig finden.

Früher wurden sie wegen ihrer riesigen fettreichen Leber in Nordeuropa gejagt, für die Lebertran-Gewinnung. Seit 2006 ist ihr Fang nun auch in Norwegen verboten. Da sie sich wie alle Haie nur langsam reproduzieren, ist ihr Bestand durch die Bejagung klein geworden. Sie stehen auf der “Roten Liste“ der IUCN als „stark gefährdet“ (Endangered). Ihr Schutz ist schwierig, da sie eine über lange Strecken wandernde Art sind, die sowohl internationale als auch nationale Gewässer durchquert. Darum fallen sie unter Richtlinien der Convention on Migratory species (CMS) und sind global geschützt. Zusätzlich sind sie in den verschiedenen europäischen Ländern auch noch durch nationales Recht vor Fang und Verletzung geschützt, wie auch ihre Fortpflanzungs- und Ruhezonen. Die Irischen Gesetze wurden erst dieses Jahr in Kraft gesetzt.

Simon Berrow (Irish Basking Shark Group), der an der Feldforschung beteiligt ist, meint dazu gegenüber der Presse: „Unsere Entdeckung wichtiger Balzplätze für Riesenhaie in Küstengewässern vor Westirland macht es noch dringlicher, dass diese Art in irischen Gewässern Schutz vor potenziellen Bedrohungen wie Kollisionen mit dem Schiffsverkehr und den Auswirkungen erneuerbarer Offshore-Energien erhält.“ (“Our discovery of important basking shark courtship grounds in coastal waters off western Ireland makes it even more urgent that this species gains protection in Irish waters from potential threats, such as collisions with marine traffic and the impact of offshore renewables.”)

Diese Beobachtungen zur Reproduktion der geschützten Haie sind jedenfalls ein wichtiger Beitrag zum Schutz dieser großen Meereswanderer, da sie für das Überleben der Art wichtige Meeresregionen identifizieren.

Die BBC Northern Ireland stellt in diesem Video einen rudernden Herren namens Colin vor, der an einem sonnigen Tag vor der Irischen Küste begeistert ein Hai-Trio beobachtet:

Colins Begeisterung kann ich vollkommen verstehen: Vor Nordnorwegen habe ich Riesenhaie beobachtet, sowohl von Land aus, in einem Fjord, als auch vom Krähennest unseres Whale-Watching-Schiffes aus. Damals gewann ich den Eindruck, dass die Knorpelfische das Maul so weit aufreißen, dass man fast schon wieder das Licht am anderen Ende sehen kann.
Neben dem oberen Teil der Schwanzflosse ragt dabei auch die gewaltige dreieckige Rückenflosse aus dem Wasser, und dürfte schon vielen Menschen Angst eingejagt haben. Manchmal schaut sogar noch die „Nasenspitze“ des Knorpelfischs heraus.
Früher wurde der Hai-Aufenthalt an der Wasseroberfläche als Sonnenbad gedeutet, darum heißen sie im Englischen „Basking shark“ – sonnenbadende Haie. Heute wissen wir, dass dort die Planktondichte am höchsten ist.

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Kommentare (2)

  1. #1 RPGNo1
    20. September 2022

    Danke für die tolle Information.

    Mir ist auch bewusst geworden, dass ich über seinen planktonfressenden Kollegen, den Walhai, mehr Fernseh-Dokus gesehen oder Artikel gelesen habe. Der Riesenhai führt ein gewisses Nischendasein in der Öffentlichkeit.

  2. #2 Bettina Wurche
    20. September 2022

    @RPGNo1: Ja, nicht wahr? Er ist halt weniger hübsch und in weniger bunten Gewässern unterwegs. Der blaue Walhai mit den weißen Tupfen in seinen warmen tropischen Gewässern voller bunter Fische ist viel photogener und im warmen Wasser ja auch einfach zu filmen. Der graue Riesenhai mit dem seltsam aussehenden Kopf in küheren Nordatlantik ist halt weniger zuschauerträchtig, darum lungert er in einer Nische herum : )