Für mein ClimateFiction-Thema und speziell zu KSR war das Hirnkost-Buch „Kim Stanley Robinson – Erzähler des Klimawandels“ von Fritz Heidorn und KSA selbst eine exzellente Grundlage. Es ist eine Hybride zwischen Erzählungen von Robinson und einem sehr guten biographischen Sachteil sowie Interviews von Fritz Heidorn. Die beiden Autoren kennen sich schon sehr lange und haben das gleiche Anliegen: Klimaschutz. Dieses Buch war für mich ein seltener Glücksgriff und lässt sich gerade durch die Hybridisierung aus Science und Fiction sehr gut lesen.
Auf Initiative von Klaus Farin (Hirnkost Verlag), dem Klimahaus Bremerhaven und dem Autoren Fritz Heidorn wurde der Preis „Klimazukünfte 2050“ ins Leben gerufen, ein ClimateFiction-Schreibwettbewerb für junge und ältere Menschen. Heidorn und das Klimahaus zeigen damit, dass sie die ClimateFiction als wichtigen Beitrag zur Kommunikation der Klimakrise verstanden haben.
Auch der Austausch mit Uwe Post war genauso inspirierend, wie erwartet. Sein „Future Fiction Magazin“ mit einer Mischung aus Erzählungen und Sachtexten gefällt mir ausgezeichnet. Es geht um Solarpunk, also die Absage der Dystopie. Dafür werden SF-Geschichten abseits der üblichen Pfade vorgestellt, etwa afrikanische SF oder moderne SF, die über Gendergrenzen hinweg erzählt. Manche Menschen meines Alters sind mit dem Gendern-Thema heillos überfordert, ich möchte hingegen mehr darüber erfahren, denn es ist für jüngere Generationen ein wichtiges Anliegen – und ich möchte wissen, was jüngere Menschen bewegt.
Ich hatte für die 2. Ausgabe einen Beitrag zu Wal-Kommunikation beigesteuert. Die Mitautorin Aiki Mira ist in Leipzig mit dem Kurd Laßwitz-Preis 2022 für die beste deutschsprachige SF-Erzählung 2021 ausgezeichnet worden, für ihre Geschichte „Utopie 27“ . Das absolute Zugpferd der zweiten Ausgabe des Future Fiction Magazins ist natürlich Andreas Eschbach in gewohnter erzählerischer Höchstform.
Auf einer deutschsprachigen BuchCon darf natürlich das Perry Rhodan-Segment nicht fehlen, das mit gleich mehreren AutorInnen vertreten war: Robert Corvus, Leo Lukas und Lucy Guth. Ich muss zugeben, noch nie einen Perry Rhodan-Roman gelesen zu haben, die sehr spezielle Sprache und die umfangreiche Story haben mich nach einer halben Seite aufgeben lassen. Den Perry Rhodan-AutorInnen höre ich allerdings immer gerne zu, da sie mit viel Selbstironie über ihre Werke erzählen.
Zum 30. ElsterCon waren als Ehrengäste zwei Autoren aus England eingeladen, Martha Wells, Jasper Fforde, Ben Aaronovitch und anderen. Beim Rückblick auf 30 Jahre ElsterCon wurden dann die in den letzten 30 Jahren eingeladenen AutorInnen gezeigt, darunter Persönlichkeiten wie R. R. Martin und Jack McDevitt, letzterer ist mein absoluter Lieblings-SF-schriftsteller. Eine ganz schön illustre Reihe!
Am Sonntag wurde dann noch ein besonderer Mensch geehrt: Reinhard Rauscher, der fliegende SF-Händler, der auf keiner Con fehlt. Er ist am Sonntag 75 geworden! Ein Urgestein der Szene, klein und bescheiden, doch mit großer Wirkung: Nach der Wende brachte er günstige Second Hand-SF-Romane zu den neugierigen Lesenden im Osten der Republik, die so großen Nachholbedarf hatten.
Einige haben mir ihre Erstkontakte mit westlicher Zukunftsliteratur geschildert und ihre Begeisterung, auf einmal ein anderes Universum entdecken zu können. Diese Geschichten waren mal wieder ein schlagender Beweis für die Kraft von Büchern und gemeinsamen Interessen.
In mehreren Gesprächen erzählten mir Gleichaltrige, dass ihre Kinder jetzt teilweise in Klima-Depressionen versunken sind und daraus nur schwer wieder herausfinden. Eine konstruktive Auseinandersetzung damit könnte beim Schreiben geschehen. ClimateFiction kann auf jeden Fall ein Weg zur Krisenbewältigung gerade auch für Jugendliche und Kinder dienen.
Was mir auf dem ElsterCon durchweg sehr gut gefallen hat: Die meisten Gespräche waren eine Mischung aus sehr ernsten Inhalten wie der Klima- und sozialen Krise, Überlegung zur besseren Kommunikation von wissenschaftlichen Fakten und humorvollen sowie schönen Geschichten, aus denen man dann wieder Kraft schöpfen konnte.
Insgesamt besteht ein ungeheurer Gesprächsbedarf, gerade auch wieder mit echten lebenden Menschen. Das wurde auch in der Podiusmdiskussion zum Thema “Utopien” sehr deutlich: Dietmar Dath moderierte ein Gespräch mit Emma Braslavsky, Theresa Hannig, Isabella Hermann, Martha Wells und mir. Gern hätten wir wesentlich länger miteinander gesprochen und auch viel mehr mit dem Forum interagiert, aber in einer Stunde schafft man nicht mehr. Die Gespräche wurden dann in Grüppchen fortgesetzt – überall standen gestikulierende und zuhörende Menschen.
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